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In Parndorf etwa 45 Kilometer südöstlich von Wien geht im April eine Anlage ans Netz, mit der sich rund 40 Prozent des regionalen Gasbedarfs decken lassen.
Der Verteilnetzbetreiber Netz Burgenland arbeitet am ersten Projekt zur Einspeisung von Biomethan in sein Gasleitungssystem. Das berichtete Geschäftsführer Florian Pilz bei einem Hintergrundgespräch des Verteilnetzbetreiber-Verbands Forum Versorgungssicherheit am 14.
Februar. Pilz zufolge bestehen im Burgenland, dem östlichsten Bundesland Österreichs, derzeit elf Anlagen zur Erzeugung von Biogas. Sie können pro Jahr etwa 350
Millionen
kWh bereitstellen und damit 20
Prozent des Gasbedarfs im Burgenland decken.
Im April möchte die Netz Burgenland nun eine Biogasanlage in Parndorf etwa 45
Kilometer südöstlich von Wien an ihr Netz anschließen. Sie erzeugt rund 600 bis 700
Normkubikmeter Biogas pro Stunde, die derzeit verstromt werden. Durch entsprechende Aufbereitung sollen daraus stündlich etwa 500
Normkubikmeter Biomethan entstehen und in der Folge in das Gasnetz eingespeist werden. Laut Pilz umfasst das Projekt auch den Bau einer Verdichterstation, um regional nicht benötigtes Gas „in die nächsthöhere Netzebene schieben zu können“, sowie eine 6
Kilometer lange Leitung. Die Kosten von rund 2
Millionen Euro trägt die Netz Burgenland und verrechnet sie ihren Kunden weiter. Mit dem Vorhaben können etwa 40
Prozent des Gasbedarfs in Parndorf sowie zwei weiteren Kommunen mit insgesamt knapp 17.000 Einwohnern gedeckt werden.
Grundsätzlich ist es weiterhin auch sinnvoll, Biogas respektive Biomethan regional zu verstromen und damit die übergeordneten Stromnetze zu entlasten, bestätigte Pilz auf Anfrage der Redaktion. „Beispielsweiese wäre es nicht zielführend, eine Gasleitung mit rund 15
Kilometern Länge zu errichten, um 150
Kubikmeter Gas pro Stunde einzuspeisen“, erläuterte Pilz.
Kostenregulierung für Wasserstoff fehlt nochPilz betonte, „grüne“ Gase seien für das Gelingen der Energiewende in Österreich unverzichtbar. Umso dringender müssten die rechtlichen Voraussetzungen für ihren möglichst breiten Einsatz rasch geschaffen werden. Dies betreffe sowohl den Beschluss des seit Längerem geplanten Erneuerbares-Gas-Gesetzes
(EGG) als auch eine Novellierung des Gaswirtschaftsgesetzes (GWG, siehe auch separate Meldung zur österreichischen Gesetzgebung).
Diese Gesetze würden den Netzbetreibern überdies ermöglichen, bestehende Infrastrukturen an den Transport von „grünem“ Wasserstoff anzupassen sowie Wasserstoffleitungen zu errichten, ergänzte Pilz. Als wesentlichstes Projekt in der Region gilt der 60
Kilometer lange „H2-Collector Ost“. Er würde dazu dienen, in Elektrolyseuren bei den leistungsstarken Windparks im Nordburgenland erzeugten „grünen“ Wasserstoff zur Raffinerie Schwechat des Öl-, Gas- und Chemiekonzerns OMV sowie zu den mit Gas betriebenen Kraft-Wärme-Kopplungen der Wien Energie zu bringen.
Zum aktuellen Stand des Vorhabens berichtete Pilz auf Anfrage der Redaktion, dieses befinde sich nach wie vor in Planung. Der Bau sei auf der Basis der derzeitigen Rechtslage nicht möglich, weil die Kosten nicht in den Tarifen für die Benutzung des Erdgasnetzes abgebildet werden könnten. Und die Investition in eine neue Wasserstoffleitung „wäre so hoch, dass sie sich für den ersten Einspeiser nicht rechnet“.
Zum Vergleich: Deutschland hat dieses Problem bei Wasserstoff mit dem sogenannten Amortisationskonto zu lösen versucht. Dieses hat den Zweck, dass die Investitionskosten nicht gleich in den Jahren darauf auf die Netzentgelte umgelegt werden müssen, sondern dies mit staatlicher Hilfe zeitlich gestreckt wird.
Ambitionierte ZieleDie scheidende österreichische Bundesregierung aus den Konservativen (Österreichische Volkspartei, ÖVP) und den Grünen hatte hinsichtlich „grüner“ Gase ambitionierte Ziele verfolgt: Schrittweise sollten die Gasversorger den Anteil „grüner“ Gase an der an die Endkunden abgegebenen Menge von 1
Prozent im Jahr 2024 auf 11
Prozent im Jahr 2030 steigern. Damit wären 2030 mindestens 10,5
Milliarden kWh an „grünen“ Gasen in die Netze eingespeist worden.
Ob es so kommt, ist offen. Wie berichtet, wurde das diesbezügliche EGG vor der Parlamentswahl im September 2024 nicht mehr beschlossen. Seit der Wahl laufen bislang ergebnislose Gespräche über die Bildung einer neuen Bundesregierung. Am 12. Februar legte der Obmann der rechtsgerichteten Freiheitlichen Partei (FPÖ), Herbert Kickl, seinen Regierungsbildungsauftrag nach dem Scheitern der Verhandlungen mit der ÖVP zurück. Nun sind neuerliche Gespräche zwischen der ÖVP, den Sozialdemokraten und den liberalen Neos anberaumt. Diese drei Parteien hatten bereits bis Jahresbeginn erfolglos verhandelt. Als Alternativen stehen die Einsetzung einer Expertenregierung durch Bundespräsident Alexander van der Bellen (Grüne) sowie erneute Neuwahlen im Raum.
Mit der geplanten Quotenregelung für die „grünen“ Gase war die Gaswirtschaft ohnehin nie glücklich gewesen. Sie forderte statt dessen die Einführung einer „Marktprämie“ nach dem Vorbild der Ökostromförderung.
Freitag, 14.02.2025, 15:04 Uhr
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