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Energie & Management > Biomasse - Biomasse könnte 20 Prozent des Kohlenstoffs für Chemie liefern
Quelle: E&M
Biomasse

Biomasse könnte 20 Prozent des Kohlenstoffs für Chemie liefern

Eine Studie prognostiziert, dass Biomasse bis 2050 20 Prozent des Kohlenstoffbedarfs im Chemiesektor decken kann, ohne die Versorgung mit Lebens- und Futtermitteln zu gefährden.
Laut einem Bericht der Renewable Carbon Initiative (RCI) und des Biobased Industries Consortium (BIC) gibt es das Potenzial für eine signifikante Defossilisierung der chemischen Industrie durch Biomasse. In ihrem Auftrag berechnete ein Konsortium dreier deutscher Institute einen Anteil von 20 Prozent des globalen Kohlenstoffbedarfs im Chemiesektor bis 2050, der aus Biomasse nachhaltig zu decken wäre. Dies sei möglich, ohne die Versorgung mit Lebens- und Futtermitteln zu gefährden.

Die Auftraggeber unterstreichen das Potenzial für eine Defossilisierung der Chemiebranche, die derzeit zu mehr als 90 Prozent auf fossile Ressourcen angewiesen ist, um ihren Kohlenstoffbedarf zu decken. „Um bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen, muss der eingebettete Kohlenstoff in Chemikalien und Materialien defossilisiert und durch erneuerbare Alternativen aus biogenem Kohlenstoff, Kohlenstoff aus CO2 und Recycling ersetzt werden“, so RCI und BIC.

Im Jahr 2023 wurden demnach nur 5,5 Prozent (EU 27) und 10 Prozent (weltweit) des Kohlenstoffbedarfs aus erneuerbaren Quellen gedeckt. Die Studie wurde vom Nova Institut in Zusammenarbeit mit Euro CARE Agricultural Policy Research und dem Thünen-Institut für Forstwirtschaft (Ti-WF) durchgeführt. Sie entwickelten verschiedene Zukunftsszenarien, um eine Reihe möglicher Entwicklungen zu modellieren.

Sechs Szenarien modelliert

Diese Szenarien bestehen aus einem Business-as-usual (BAU), zwei grünen Low Resource Depletion (LRD) und drei grünen High Technology (HT) Szenarien. Zusammen mit Euro Care und Ti-WF wurden dann die Entwicklungen der Biomasse-Verfügbarkeit für diese Szenarien analysiert, sowohl für die Landwirtschaft als auch für die Forstwirtschaft.

Unter dem moderaten HT-Szenario, das die wahrscheinlichste Entwicklung darstellt, kann der Anteil von 20 Prozent erreicht werden, ohne die Versorgung mit Nahrungs- und Futtermitteln und Biokraftstoffen zu gefährden. Deutlich mehr als 20 Prozent des Kohlenstoffbedarfs aus Biomasse zu decken, wäre bei der derzeitigen Biokraftstoffpolitik und einem nur moderaten High-Tech-Szenario für die Landwirtschaft kaum möglich; stärkere Hightech-Szenarien könnten demnach bis zu 40 Prozent liefern.
 
Angebot und Nachfrage von Biomasse nach Wirtschaftsbereichen in der EU im Jahr 2050
(Zur Vollansicht bitte auf das Bild klicken)
Quelle: Nova Institut

In allen Szenarien wird davon ausgegangen, dass die landwirtschaftliche Biomasseproduktion bis 2050 stetig wachsen wird. Der Hauptgrund dafür ist die zusätzliche Nachfrage nach Nahrungs- und Futtermitteln aufgrund des Bevölkerungswachstums von 7,7 auf 9,6 Milliarden Menschen bis 2050. Technologische Innovationen spielen die wichtigste Rolle bei der Erreichung des Ziels. Gleichzeitig könne durch die effizientere Erzeugung und Nutzung von Biomasse in HT-Szenarien mehr Land für die Wiederherstellung der Natur zur Verfügung gestellt werden.

Mehr Biomasse nutzbar als bisher

Um den Anteil der verfügbaren Biomasse zu erhöhen, können mehr lignozellulosehaltige Rohstoffe wie Stroh, Holz und Bioabfall verwendet werden. Der Zugang zu diesen speziellen Rohstoffen steht jedoch in starkem Wettbewerb mit nachhaltigen Flugkraftstoffen (SAF), die durch Quoten politisch stark gefördert werden. Die Menge des verfügbaren Strohs könnte erheblich gesteigert werden, wenn neben Weizen-, Gersten-, Roggen- und Haferstroh auch Mais- und Reisstroh genutzt werden würde. Wenn diese Mengen zur Verfügung stünden, könnte sich Stroh zu einem wichtigen Rohstoff für die Chemie entwickeln.

Bei einer ganzheitlichen Betrachtung sei der zusätzliche Bedarf der chemischen Industrie an Biomasse zur Deckung von 20 Prozent ihrer Produktion bis 2050 selbst für Europa vergleichsweise gering. Der Bedarf an landwirtschaftlicher Primär-Biomasse in Europa würde etwa 8 Prozent des Gesamtangebots (30 von 390 Millionen Tonnen Trockenmasse, tdm) und etwa 3 Prozent des Angebots der europäischen Forstwirtschaft (Industrierundholz, Brennholz und industrielle Rundholznebenprodukte) erfordern, so die Studie.

Der vollständige Bericht zum EU-weiten Biomassepotenzial bis 2050 steht im Internet bereit.

Mittwoch, 19.02.2025, 13:51 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Biomasse - Biomasse könnte 20 Prozent des Kohlenstoffs für Chemie liefern
Quelle: E&M
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Biomasse könnte 20 Prozent des Kohlenstoffs für Chemie liefern
Eine Studie prognostiziert, dass Biomasse bis 2050 20 Prozent des Kohlenstoffbedarfs im Chemiesektor decken kann, ohne die Versorgung mit Lebens- und Futtermitteln zu gefährden.
Laut einem Bericht der Renewable Carbon Initiative (RCI) und des Biobased Industries Consortium (BIC) gibt es das Potenzial für eine signifikante Defossilisierung der chemischen Industrie durch Biomasse. In ihrem Auftrag berechnete ein Konsortium dreier deutscher Institute einen Anteil von 20 Prozent des globalen Kohlenstoffbedarfs im Chemiesektor bis 2050, der aus Biomasse nachhaltig zu decken wäre. Dies sei möglich, ohne die Versorgung mit Lebens- und Futtermitteln zu gefährden.

Die Auftraggeber unterstreichen das Potenzial für eine Defossilisierung der Chemiebranche, die derzeit zu mehr als 90 Prozent auf fossile Ressourcen angewiesen ist, um ihren Kohlenstoffbedarf zu decken. „Um bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen, muss der eingebettete Kohlenstoff in Chemikalien und Materialien defossilisiert und durch erneuerbare Alternativen aus biogenem Kohlenstoff, Kohlenstoff aus CO2 und Recycling ersetzt werden“, so RCI und BIC.

Im Jahr 2023 wurden demnach nur 5,5 Prozent (EU 27) und 10 Prozent (weltweit) des Kohlenstoffbedarfs aus erneuerbaren Quellen gedeckt. Die Studie wurde vom Nova Institut in Zusammenarbeit mit Euro CARE Agricultural Policy Research und dem Thünen-Institut für Forstwirtschaft (Ti-WF) durchgeführt. Sie entwickelten verschiedene Zukunftsszenarien, um eine Reihe möglicher Entwicklungen zu modellieren.

Sechs Szenarien modelliert

Diese Szenarien bestehen aus einem Business-as-usual (BAU), zwei grünen Low Resource Depletion (LRD) und drei grünen High Technology (HT) Szenarien. Zusammen mit Euro Care und Ti-WF wurden dann die Entwicklungen der Biomasse-Verfügbarkeit für diese Szenarien analysiert, sowohl für die Landwirtschaft als auch für die Forstwirtschaft.

Unter dem moderaten HT-Szenario, das die wahrscheinlichste Entwicklung darstellt, kann der Anteil von 20 Prozent erreicht werden, ohne die Versorgung mit Nahrungs- und Futtermitteln und Biokraftstoffen zu gefährden. Deutlich mehr als 20 Prozent des Kohlenstoffbedarfs aus Biomasse zu decken, wäre bei der derzeitigen Biokraftstoffpolitik und einem nur moderaten High-Tech-Szenario für die Landwirtschaft kaum möglich; stärkere Hightech-Szenarien könnten demnach bis zu 40 Prozent liefern.
 
Angebot und Nachfrage von Biomasse nach Wirtschaftsbereichen in der EU im Jahr 2050
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Quelle: Nova Institut

In allen Szenarien wird davon ausgegangen, dass die landwirtschaftliche Biomasseproduktion bis 2050 stetig wachsen wird. Der Hauptgrund dafür ist die zusätzliche Nachfrage nach Nahrungs- und Futtermitteln aufgrund des Bevölkerungswachstums von 7,7 auf 9,6 Milliarden Menschen bis 2050. Technologische Innovationen spielen die wichtigste Rolle bei der Erreichung des Ziels. Gleichzeitig könne durch die effizientere Erzeugung und Nutzung von Biomasse in HT-Szenarien mehr Land für die Wiederherstellung der Natur zur Verfügung gestellt werden.

Mehr Biomasse nutzbar als bisher

Um den Anteil der verfügbaren Biomasse zu erhöhen, können mehr lignozellulosehaltige Rohstoffe wie Stroh, Holz und Bioabfall verwendet werden. Der Zugang zu diesen speziellen Rohstoffen steht jedoch in starkem Wettbewerb mit nachhaltigen Flugkraftstoffen (SAF), die durch Quoten politisch stark gefördert werden. Die Menge des verfügbaren Strohs könnte erheblich gesteigert werden, wenn neben Weizen-, Gersten-, Roggen- und Haferstroh auch Mais- und Reisstroh genutzt werden würde. Wenn diese Mengen zur Verfügung stünden, könnte sich Stroh zu einem wichtigen Rohstoff für die Chemie entwickeln.

Bei einer ganzheitlichen Betrachtung sei der zusätzliche Bedarf der chemischen Industrie an Biomasse zur Deckung von 20 Prozent ihrer Produktion bis 2050 selbst für Europa vergleichsweise gering. Der Bedarf an landwirtschaftlicher Primär-Biomasse in Europa würde etwa 8 Prozent des Gesamtangebots (30 von 390 Millionen Tonnen Trockenmasse, tdm) und etwa 3 Prozent des Angebots der europäischen Forstwirtschaft (Industrierundholz, Brennholz und industrielle Rundholznebenprodukte) erfordern, so die Studie.

Der vollständige Bericht zum EU-weiten Biomassepotenzial bis 2050 steht im Internet bereit.

Mittwoch, 19.02.2025, 13:51 Uhr
Susanne Harmsen

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