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Energie & Management > Leserbrief -
Quelle: Pixabay / E&M
Leserbrief

"Billliganbieter stehlen sich aus der Affäre"

Zu den Meldungen über die Insolvenzen von Dutzenden Billiganbietern von Strom und Gas in den vergangenen Wochen schrieb uns Justiziar Matthias Herglotz aus Zwickau folgendes:
„Im Grunde sehen wir aktuell einen Dominoeffekt mit Ansage und Vorsatz. Der von der EU gewollte und von den Verbraucherschutzverbänden hofierte Wettbewerb um Energiehaushalts- und Industriekunden zeigt nun seinen tatsächlichen Inhalt. Billiganbieter, die jahrelang, auch von den Verbraucherzentralen, geduldet und angepriesen wurden, stehlen sich in der Hochpreisphase aus der Affäre.

Jene Anbieter haben mit der eigentlichen Energieversorgung nichts gemein. Mehrheitlich handelt es sich hierbei um reine Energiehändler, deren Gesellschafter auf schnellen Gewinn aus sind. Diese betreiben Spekulationsgeschäfte, Gewinne werden in Niedrigpreisphasen mitgenommen und wenn es kritisch wird, verlässt man den Markt.

Wir können uns alle noch an die großen Insolvenzen von Teldafax, Flexstrom und Care Energy erinnern. Sie waren ebenfalls die Folge von Spekulationsgeschäften. Man setzt auf fallende Preise, um die Differenz als Ergebnis zu verbuchen. Die Einkaufsstrategie ist kurzfristig. Bei stark steigenden Preisen lässt sich das in den Endkundenverträgen offenbar nicht durchsetzen.

Bei fallenden Preise beginnt das Spiel von vorne

Vorsätzlich werden die Verbraucher gekündigt und in die Grundversorgung entlassen, welche in den letzten Jahren aufgrund ihrer Preise zu Unrecht oft angezählt wurde. Nun sollen die Stadtwerke beziehungsweise andere Grundversorger gewissermaßen die Kohlen aus dem Feuer holen. Ja, somit den Wettbewerb und vor allem die Versorgung retten. Die Grundversorger, welche in der Regel eine weitsichtige und konservative Beschaffungsstrategie verfolgen, um die Preisschwankungen im Markt den Kunden gegenüber abzufedern, sind bisher im Preis etwas höher als der fatale Dumpingwettbewerb gewesen, aber konnten damit bisher derartige Auswüchse verhindern.

Wenn die Preise perspektivisch wieder fallen, grasen jene Billiganbieter in anderer gesellschaftlicher Verpackung den Markt wieder ab und das Spiel beginnt von vorn. Die Kunden wandern wieder von den Grundversorgern ab und schwächen deren Wirtschaftskraft. So sieht keine solide und langfristig sichere Energieversorgungslandschaft aus.

Es ist nachvollziehbar, dass Wettbewerb gewollt ist. Aber nicht auf diese Art. Denn Grundversorger wollen gerade jene Billiganbieter nicht sein, da dies eine weitsichtige Strategie erfordert, die dann auch andere Energiepreise zur Folge hat. Hier muss eine grundsätzliche Lösung, auch auf gesetzlicher Ebene geschaffen werden, um künftig solche Auswüchse zu vermeiden.

Abschließend sei angemerkt, dass die staatlichen Behörden dieses Treiben seit mehr als zehn Jahren beobachten und im Krisenfall viel zu spät eingreifen. Die finanziellen Schäden bei den Endverbrauchern in den Fällen Teldafax, Flexstrom und Care Energy haben bis dahin nie dagewesene Ausmaße angenommen. Trotz Unterrichtung aus vielen Teilen der Branche gab es damals keine eingreifenden Reaktionen der Behörden.“

Montag, 10.01.2022, 12:26 Uhr
Redaktion
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Quelle: Pixabay / E&M
Leserbrief
"Billliganbieter stehlen sich aus der Affäre"
Zu den Meldungen über die Insolvenzen von Dutzenden Billiganbietern von Strom und Gas in den vergangenen Wochen schrieb uns Justiziar Matthias Herglotz aus Zwickau folgendes:
„Im Grunde sehen wir aktuell einen Dominoeffekt mit Ansage und Vorsatz. Der von der EU gewollte und von den Verbraucherschutzverbänden hofierte Wettbewerb um Energiehaushalts- und Industriekunden zeigt nun seinen tatsächlichen Inhalt. Billiganbieter, die jahrelang, auch von den Verbraucherzentralen, geduldet und angepriesen wurden, stehlen sich in der Hochpreisphase aus der Affäre.

Jene Anbieter haben mit der eigentlichen Energieversorgung nichts gemein. Mehrheitlich handelt es sich hierbei um reine Energiehändler, deren Gesellschafter auf schnellen Gewinn aus sind. Diese betreiben Spekulationsgeschäfte, Gewinne werden in Niedrigpreisphasen mitgenommen und wenn es kritisch wird, verlässt man den Markt.

Wir können uns alle noch an die großen Insolvenzen von Teldafax, Flexstrom und Care Energy erinnern. Sie waren ebenfalls die Folge von Spekulationsgeschäften. Man setzt auf fallende Preise, um die Differenz als Ergebnis zu verbuchen. Die Einkaufsstrategie ist kurzfristig. Bei stark steigenden Preisen lässt sich das in den Endkundenverträgen offenbar nicht durchsetzen.

Bei fallenden Preise beginnt das Spiel von vorne

Vorsätzlich werden die Verbraucher gekündigt und in die Grundversorgung entlassen, welche in den letzten Jahren aufgrund ihrer Preise zu Unrecht oft angezählt wurde. Nun sollen die Stadtwerke beziehungsweise andere Grundversorger gewissermaßen die Kohlen aus dem Feuer holen. Ja, somit den Wettbewerb und vor allem die Versorgung retten. Die Grundversorger, welche in der Regel eine weitsichtige und konservative Beschaffungsstrategie verfolgen, um die Preisschwankungen im Markt den Kunden gegenüber abzufedern, sind bisher im Preis etwas höher als der fatale Dumpingwettbewerb gewesen, aber konnten damit bisher derartige Auswüchse verhindern.

Wenn die Preise perspektivisch wieder fallen, grasen jene Billiganbieter in anderer gesellschaftlicher Verpackung den Markt wieder ab und das Spiel beginnt von vorn. Die Kunden wandern wieder von den Grundversorgern ab und schwächen deren Wirtschaftskraft. So sieht keine solide und langfristig sichere Energieversorgungslandschaft aus.

Es ist nachvollziehbar, dass Wettbewerb gewollt ist. Aber nicht auf diese Art. Denn Grundversorger wollen gerade jene Billiganbieter nicht sein, da dies eine weitsichtige Strategie erfordert, die dann auch andere Energiepreise zur Folge hat. Hier muss eine grundsätzliche Lösung, auch auf gesetzlicher Ebene geschaffen werden, um künftig solche Auswüchse zu vermeiden.

Abschließend sei angemerkt, dass die staatlichen Behörden dieses Treiben seit mehr als zehn Jahren beobachten und im Krisenfall viel zu spät eingreifen. Die finanziellen Schäden bei den Endverbrauchern in den Fällen Teldafax, Flexstrom und Care Energy haben bis dahin nie dagewesene Ausmaße angenommen. Trotz Unterrichtung aus vielen Teilen der Branche gab es damals keine eingreifenden Reaktionen der Behörden.“

Montag, 10.01.2022, 12:26 Uhr
Redaktion

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