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Energie & Management > Wasserstoff - Bewährungsprobe für Wasserstoff in der Glasproduktion
Blick in die Schmelze: Spezialglas wird bei Temperaturen von bis zu 1.700 Grad Celsius geschmolzen, Quelle: Schott AG
Wasserstoff

Bewährungsprobe für Wasserstoff in der Glasproduktion

Der Spezialglaskonzern Schott will erstmalig die Beimischung von Wasserstoff in großtechnischen Schmelzversuchen an einer Wanne testen. Zur Seite stehen ihm die Mainzer Stadtwerke.
Gemeinsam wollen die beiden Mainzer Unternehmen an einem Strang ziehen: In einem Pilotprojekt testen der Spezialglashersteller Schott und die Mainzer Stadtwerke den großtechnischen Einsatz von Wasserstoff in der Glasproduktion − eine "absolute Pionierarbeit für die Glasindustrie", wie Schott mitteilt.

"Die technologische Transformation der Glasschmelze ist ein hochkomplexer Prozess und mit technischen Hürden und hohen Entwicklungs- und Investitionskosten verbunden", erklärt Jens Schulte, Vorstandsmitglied bei Schott. Ziel sei es daher, mit den Experimenten mehr über die Folgen des Wasserstoffeinsatzes auf Glasschmelzprozesse zu lernen. Der Glasproduzent hat sich ehrgeizige Ziele bei der Dekarbonisierung gesteckt: Bis zum Jahr 2030 − fünf Jahre früher als das Bundesland Rheinland-Pfalz − will Schott klimaneutral sein. Neben dem Technologiewandel in der Produktion zählt das Unternehmen die Verbesserung der Energieeffizienz, den Umstieg auf 100 % Grünstrom und die Kompensation verbleibender Restemissionen dazu.

Zum Hintergrund: Die Glasindustrie gehört zu den energieintensivsten Branchen. Der größte Anteil des Energiebedarfs und der CO2-Emissionen entsteht beim Schmelzprozess. Um Spezialgläser für Impfstofffläschchen, Handyschutzglas oder Mikrochips herzustellen, brauchen die Schmelzwannen bei Schott Temperaturen von bis zu 1.700 Grad Celsius. Bisher werden die Wannen vor allem mit dem fossilen Energieträger Erdgas sowie teilweise auch mit Strom beheizt.

Im Rahmen des gemeinsamen Forschungsprojektes, das im August dieses Jahres starten soll, wird das Erdgas sukzessive durch Wasserstoff ersetzt. Über einen Monat hinweg wollen die Partner in drei etwa zehntägigen Versuchsphasen den Wasserstoffanteil im Erdgas-Wasserstoff-Gemisch schrittweise hochgefahren − auf bis zu 35 Volumenprozent. 

Einzelfallprüfung des Wasserstoffeinsatzes

Den grünen Wasserstoff für das Pilotprojekt werden die Stadtwerke Mainz liefern. Für das Versuchsprogramm stellt der Versorger dem Glasproduzenten eine mobile Beimischstation bereit, in der das Erdgas-Wasserstoff-Gemisch erzeugt werden soll. Zudem bringen die Stadtwerke ihre Expertise aus dem Bereich Wasserstoff mit ein. "Wir betreiben seit 2015 mit dem Energiepark Mainz eine weltweit beachtete innovative Elektrolyseanlage", sagte Tobias Brosze, Technischer Vorstand und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Mainzer Stadtwerke. "Ein Teil des Wasserstoffs aus dem Energiepark wird von unserem Partner Linde bereits für industrielle Prozesse bei verschiedenen Kunden bereitgestellt." Der Einsatz von Wasserstoff in bisher erdgasbefeuerten Anwendungen müsse aber im Einzelfall erprobt werden, um die Prozessführung "H2-ready" zu machen. 

Die Kosten des Forschungsprojektes geben die Partner in Höhe von über 714.000 Euro an. Das rheinland-pfälzische Klimaministerium unterstützt das Projekt mit 338.000 Euro, die aus EU-Fördermitteln stammen. Den Förderbescheid überreichte am 2. Mai die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) am Stammsitz der Schott AG in Mainz.


Dienstag, 3.05.2022, 08:55 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Wasserstoff - Bewährungsprobe für Wasserstoff in der Glasproduktion
Blick in die Schmelze: Spezialglas wird bei Temperaturen von bis zu 1.700 Grad Celsius geschmolzen, Quelle: Schott AG
Wasserstoff
Bewährungsprobe für Wasserstoff in der Glasproduktion
Der Spezialglaskonzern Schott will erstmalig die Beimischung von Wasserstoff in großtechnischen Schmelzversuchen an einer Wanne testen. Zur Seite stehen ihm die Mainzer Stadtwerke.
Gemeinsam wollen die beiden Mainzer Unternehmen an einem Strang ziehen: In einem Pilotprojekt testen der Spezialglashersteller Schott und die Mainzer Stadtwerke den großtechnischen Einsatz von Wasserstoff in der Glasproduktion − eine "absolute Pionierarbeit für die Glasindustrie", wie Schott mitteilt.

"Die technologische Transformation der Glasschmelze ist ein hochkomplexer Prozess und mit technischen Hürden und hohen Entwicklungs- und Investitionskosten verbunden", erklärt Jens Schulte, Vorstandsmitglied bei Schott. Ziel sei es daher, mit den Experimenten mehr über die Folgen des Wasserstoffeinsatzes auf Glasschmelzprozesse zu lernen. Der Glasproduzent hat sich ehrgeizige Ziele bei der Dekarbonisierung gesteckt: Bis zum Jahr 2030 − fünf Jahre früher als das Bundesland Rheinland-Pfalz − will Schott klimaneutral sein. Neben dem Technologiewandel in der Produktion zählt das Unternehmen die Verbesserung der Energieeffizienz, den Umstieg auf 100 % Grünstrom und die Kompensation verbleibender Restemissionen dazu.

Zum Hintergrund: Die Glasindustrie gehört zu den energieintensivsten Branchen. Der größte Anteil des Energiebedarfs und der CO2-Emissionen entsteht beim Schmelzprozess. Um Spezialgläser für Impfstofffläschchen, Handyschutzglas oder Mikrochips herzustellen, brauchen die Schmelzwannen bei Schott Temperaturen von bis zu 1.700 Grad Celsius. Bisher werden die Wannen vor allem mit dem fossilen Energieträger Erdgas sowie teilweise auch mit Strom beheizt.

Im Rahmen des gemeinsamen Forschungsprojektes, das im August dieses Jahres starten soll, wird das Erdgas sukzessive durch Wasserstoff ersetzt. Über einen Monat hinweg wollen die Partner in drei etwa zehntägigen Versuchsphasen den Wasserstoffanteil im Erdgas-Wasserstoff-Gemisch schrittweise hochgefahren − auf bis zu 35 Volumenprozent. 

Einzelfallprüfung des Wasserstoffeinsatzes

Den grünen Wasserstoff für das Pilotprojekt werden die Stadtwerke Mainz liefern. Für das Versuchsprogramm stellt der Versorger dem Glasproduzenten eine mobile Beimischstation bereit, in der das Erdgas-Wasserstoff-Gemisch erzeugt werden soll. Zudem bringen die Stadtwerke ihre Expertise aus dem Bereich Wasserstoff mit ein. "Wir betreiben seit 2015 mit dem Energiepark Mainz eine weltweit beachtete innovative Elektrolyseanlage", sagte Tobias Brosze, Technischer Vorstand und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Mainzer Stadtwerke. "Ein Teil des Wasserstoffs aus dem Energiepark wird von unserem Partner Linde bereits für industrielle Prozesse bei verschiedenen Kunden bereitgestellt." Der Einsatz von Wasserstoff in bisher erdgasbefeuerten Anwendungen müsse aber im Einzelfall erprobt werden, um die Prozessführung "H2-ready" zu machen. 

Die Kosten des Forschungsprojektes geben die Partner in Höhe von über 714.000 Euro an. Das rheinland-pfälzische Klimaministerium unterstützt das Projekt mit 338.000 Euro, die aus EU-Fördermitteln stammen. Den Förderbescheid überreichte am 2. Mai die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) am Stammsitz der Schott AG in Mainz.


Dienstag, 3.05.2022, 08:55 Uhr
Davina Spohn

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