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Energie & Management > Recht - Betrugsprozess gegen Ex-Chef der German Pellets läuft an
Quelle: Pixabay / Sang Hyun Cho
Recht

Betrugsprozess gegen Ex-Chef der German Pellets läuft an

Sieben Jahre nach der Insolvenz des damals größten Pellets-Herstellers Europas, German Pellets, hat jetzt in Schwerin der Strafprozess gegen die Geschäftsführung begonnen.
(dpa) − In Schwerin hat am 2. März der Betrugsprozess gegen die Geschäftsführung des 2016 insolvent gegangenen Holzverarbeiters German Pellets begonnen. Zu den Anschuldigungen der Staatsanwaltschaft Rostock sagte der Verteidiger des hauptangeklagten ehemaligen Geschäftsführers im Anschluss an die Verhandlung am Donnerstag: "Die Vorwürfe sind in der verlesenen Form unzutreffend. Insbesondere ist unzutreffend der Vorwurf, die drei Angeklagten hätten sich rechtlich zu einer Bande zusammengeschlossen." Die Staatsanwaltschaft bleibe eine tragfähige Begründung schuldig. Die drei Angeklagten äußerten sich nicht. 

Der Anklageschrift zufolge, die vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Schwerin verlesen wurde, werden dem Ex-Geschäftsführer und zwei Mitangeklagten unter anderem Insolvenzverschleppung, Betrug, Bankrott und Steuerhinterziehung zur Last gelegt. Das Wismarer Unternehmen war zum Zeitpunkt der Zahlungsunfähigkeit der größte Pellet-Hersteller Europas. 

Die German Pellets GmbH soll den Ermittlungen zufolge schon fast ein Jahr vor dem Insolvenzantrag am 9. Februar 2016 zahlungsunfähig gewesen sein. Der Unterschied zwischen den zu diesem Zeitpunkt vorhandenen Mitteln und den Verbindlichkeiten soll demnach schon 2015 mehr als 11 Millionen Euro ausgemacht haben. 

Durch falsche Angaben zur Situation der Firma beim Verkauf von Unternehmensanleihen soll Anlegern schlussendlich ein Schaden in Höhe von 7,2 Millionen Euro entstanden sein. Außerdem soll das Unternehmen trotz Zahlungsunfähigkeit 3,7 Millionen Euro für den beabsichtigten Kauf eines Steinkohle-Kraftwerks gezahlt haben, das im Anschluss zu einem geringen Preis abgegeben worden sei. Darüber hinausgehende etwaige Schäden lassen sich laut der Staatsanwaltschaft schwer beziffern, da Forderungen teilweise im Zuge des Insolvenzverfahrens beglichen worden seien. 

Forderungen über 2 Milliarden Euro in der Insolvenztabelle

Der Insolvenzverwalter von German Pellets, Nicolas Rebel, bezifferte die Gesamtsumme der von allen Gläubigern angemeldeten Forderungen gegenüber der Fuldaer Zeitung mit mehr als 2 Milliarden Euro. Insbesondere die rund 17.000 Privatanleger sollten sich den Aussagen zufolge nicht zu viele Hoffnungen machen, Geld zurückzuerhalten. Er schätzt, dass das Insolvenzverfahren noch drei bis fünf Jahre dauern werde. Einen Einfluss des Strafprozesses darauf sieht Rebel nicht. 

In der Eröffnung der Verteidigung des Hauptangeklagten gaben dessen Anwälte an, dass German Pellets gegenüber einem in Wien ansässigen Zwischenhändler - der MFC Commodities - in elf Jahren Geschäftsbeziehung "nicht einen Cent" schuldig geblieben sei. 

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Unternehmen hingegen vor, den Geschäftspartner beim Verkauf und Wiederankauf von Holzpellets über die tatsächlich in den Silos vorhandenen Rohstoffmengen getäuscht zu haben. Die Vorräte sollen zudem zeitgleich als Sicherheiten für ein Millionen-Darlehen der Commerzbank genutzt worden sein. Den Worten nach blieben zum Zeitpunkt der Insolvenz in mehreren Fällen Rechnungen für den Rückkauf offen. Aus Sicht der Verteidigung dagegen hat die Staatsanwaltschaft den "wirtschaftlichen Sachverhalt nicht richtig nachvollzogen". 

Die Anwälte des ehemaligen German-Pellets-Geschäftsführers werfen dem Partner MFC vor, Ende Januar 2016 überraschend einen Versuch unternommen zu haben, German Pellets zu übernehmen. Dies habe maßgeblich zur Zahlungsunfähigkeit geführt. Dass das Unternehmen schon weit vorher insolvent gewesen sei, wird bestritten. 

Die Verteidiger des Hauptangeklagten bezeichnen ihren Mandanten als den für die Geschäftsbeziehung mit den Österreichern "grundsätzlich" Verantwortlichen. Eine der Mitangeklagten nehmen sie diesbezüglich weitgehend in Schutz. Sie war der Darstellung nach nur punktuell ausführende Kraft, wie auch andere Beschäftigte. Eine "Bande" habe es nicht gegeben. Auch sei dem Hauptangeklagten die Liquiditätslage des Unternehmens jederzeit "tagesaktuell" bekannt gewesen.

Donnerstag, 2.03.2023, 18:00 Uhr
dpa
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Quelle: Pixabay / Sang Hyun Cho
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Betrugsprozess gegen Ex-Chef der German Pellets läuft an
Sieben Jahre nach der Insolvenz des damals größten Pellets-Herstellers Europas, German Pellets, hat jetzt in Schwerin der Strafprozess gegen die Geschäftsführung begonnen.
(dpa) − In Schwerin hat am 2. März der Betrugsprozess gegen die Geschäftsführung des 2016 insolvent gegangenen Holzverarbeiters German Pellets begonnen. Zu den Anschuldigungen der Staatsanwaltschaft Rostock sagte der Verteidiger des hauptangeklagten ehemaligen Geschäftsführers im Anschluss an die Verhandlung am Donnerstag: "Die Vorwürfe sind in der verlesenen Form unzutreffend. Insbesondere ist unzutreffend der Vorwurf, die drei Angeklagten hätten sich rechtlich zu einer Bande zusammengeschlossen." Die Staatsanwaltschaft bleibe eine tragfähige Begründung schuldig. Die drei Angeklagten äußerten sich nicht. 

Der Anklageschrift zufolge, die vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Schwerin verlesen wurde, werden dem Ex-Geschäftsführer und zwei Mitangeklagten unter anderem Insolvenzverschleppung, Betrug, Bankrott und Steuerhinterziehung zur Last gelegt. Das Wismarer Unternehmen war zum Zeitpunkt der Zahlungsunfähigkeit der größte Pellet-Hersteller Europas. 

Die German Pellets GmbH soll den Ermittlungen zufolge schon fast ein Jahr vor dem Insolvenzantrag am 9. Februar 2016 zahlungsunfähig gewesen sein. Der Unterschied zwischen den zu diesem Zeitpunkt vorhandenen Mitteln und den Verbindlichkeiten soll demnach schon 2015 mehr als 11 Millionen Euro ausgemacht haben. 

Durch falsche Angaben zur Situation der Firma beim Verkauf von Unternehmensanleihen soll Anlegern schlussendlich ein Schaden in Höhe von 7,2 Millionen Euro entstanden sein. Außerdem soll das Unternehmen trotz Zahlungsunfähigkeit 3,7 Millionen Euro für den beabsichtigten Kauf eines Steinkohle-Kraftwerks gezahlt haben, das im Anschluss zu einem geringen Preis abgegeben worden sei. Darüber hinausgehende etwaige Schäden lassen sich laut der Staatsanwaltschaft schwer beziffern, da Forderungen teilweise im Zuge des Insolvenzverfahrens beglichen worden seien. 

Forderungen über 2 Milliarden Euro in der Insolvenztabelle

Der Insolvenzverwalter von German Pellets, Nicolas Rebel, bezifferte die Gesamtsumme der von allen Gläubigern angemeldeten Forderungen gegenüber der Fuldaer Zeitung mit mehr als 2 Milliarden Euro. Insbesondere die rund 17.000 Privatanleger sollten sich den Aussagen zufolge nicht zu viele Hoffnungen machen, Geld zurückzuerhalten. Er schätzt, dass das Insolvenzverfahren noch drei bis fünf Jahre dauern werde. Einen Einfluss des Strafprozesses darauf sieht Rebel nicht. 

In der Eröffnung der Verteidigung des Hauptangeklagten gaben dessen Anwälte an, dass German Pellets gegenüber einem in Wien ansässigen Zwischenhändler - der MFC Commodities - in elf Jahren Geschäftsbeziehung "nicht einen Cent" schuldig geblieben sei. 

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Unternehmen hingegen vor, den Geschäftspartner beim Verkauf und Wiederankauf von Holzpellets über die tatsächlich in den Silos vorhandenen Rohstoffmengen getäuscht zu haben. Die Vorräte sollen zudem zeitgleich als Sicherheiten für ein Millionen-Darlehen der Commerzbank genutzt worden sein. Den Worten nach blieben zum Zeitpunkt der Insolvenz in mehreren Fällen Rechnungen für den Rückkauf offen. Aus Sicht der Verteidigung dagegen hat die Staatsanwaltschaft den "wirtschaftlichen Sachverhalt nicht richtig nachvollzogen". 

Die Anwälte des ehemaligen German-Pellets-Geschäftsführers werfen dem Partner MFC vor, Ende Januar 2016 überraschend einen Versuch unternommen zu haben, German Pellets zu übernehmen. Dies habe maßgeblich zur Zahlungsunfähigkeit geführt. Dass das Unternehmen schon weit vorher insolvent gewesen sei, wird bestritten. 

Die Verteidiger des Hauptangeklagten bezeichnen ihren Mandanten als den für die Geschäftsbeziehung mit den Österreichern "grundsätzlich" Verantwortlichen. Eine der Mitangeklagten nehmen sie diesbezüglich weitgehend in Schutz. Sie war der Darstellung nach nur punktuell ausführende Kraft, wie auch andere Beschäftigte. Eine "Bande" habe es nicht gegeben. Auch sei dem Hauptangeklagten die Liquiditätslage des Unternehmens jederzeit "tagesaktuell" bekannt gewesen.

Donnerstag, 2.03.2023, 18:00 Uhr
dpa

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