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Energie & Management > Windkraft Onshore - Beim Windkraftausbau ist noch ganz viel Luft nach oben
Bild: Lars Schmid, Fotolia
Windkraft Onshore

Beim Windkraftausbau ist noch ganz viel Luft nach oben

In den zurückliegenden zwölf Monaten sind zwar wieder mehr Windturbinen in Betrieb gegangen. Dennoch ist 2020 das Jahr mit dem zweitniedrigsten Zubau in den letzten 20 Jahren.
Zum Jubeln besteht kein Anlass: Im vergangenen Jahr sind, nach vorläufigen Zahlen, bundesweit 415 neue Windturbinen mit einer Bruttoleistung von zusammen 1.412 MW in Betrieb gegangen. Das teilte die Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind) nach Auswertung der bislang erfolgten Meldungen im Marktstammdatenregister auf E&M-Anfrage mit.

Im Vergleich zum Vorjahr mit einem Zubau von 1.078 MW (so die offiziellen Verbandszahlen) bedeutet das ein zweistelliges Plus von immerhin knapp 31 Prozent. Fakt bleibt allerdings, dass es in den vergangenen 20 Jahren nur einmal einen noch schwächeren Windkraftausbau als 2020 gegeben hat: nämlich 2019.

2020 ist das dritte Jahr in Folge, in dem der Windkraftausbau nicht einmal die von der schwarz-roten Bundesregierung 2017 als Zielmarke gesetzt Bruttoleistung von 2.800 MW erreicht. Was sowohl das mittlerweile beschlossene Ausbauziel eines 65-prozentiges Ökostromanteils an der Stromerzeugung als auch das nationale Klimaziel für 2030 gefährdet. Dafür müsste, so der übereinstimmende Tenor mehrerer Gutachten, jedes Jahr 5.000 MW Windkraftleistung an Land neu in Betrieb gehen – und zwar netto, sprich nach Abzug stillgelegter Altanlagen.

Was sich schon im Spätherbst angedeutet hatte, bestätigt die jüngste FA Wind-Analyse: Mit Nordrhein-Westfalen hat erstmals ein klassisches „Nichtwindland“ beim Ausbau mit einer neu installierten Leistung von 313 MW (brutto) die Nase vorn – ein Indiz mehr für die Ausbaukrise, in der Windbranche steckt. Mit NRW hat zum ersten Mal überhaupt ein anderes Bundesland außer Niedersachsen, Brandenburg oder Schleswig-Holstein die Pole-Position in der Neubaustatistik übernommen.

Apropos Pole-Position: Vestas hatte 2019 nach fast drei Jahrzehnten Enercon als größten Windturbinenlieferanten in Deutschland abgelöst. Diese Spitzenstellung konnte der dänische Weltkonzern mit einem Anteil von 35 % verteidigen. Nach den FA-Wind-Zahlen kommt Enercon mit 32 % auf Platz 2, gefolgt vom Hamburger Unternehmen Nordex, das seinen Marktanteil um gleich mehr als 5 Prozentpunkte auf 15 % ausbauen konnte.

Trotz der bescheidenen Ausbaubilanz für 2020 gibt es für die Windbranche erste Lichtblicke: Zuletzt wies das Marktstammdatenregister Genehmigungen für 678 neue Windturbinen mit zusammen gut 2.900 MW Leistung aus, rund 1.000 MW mehr als zum Vorjahreszeitunkt. Bei den Genehmigungszahlen führt Schleswig-Holstein mit rund 675 MW und großem Abstand das Länderranking an. Für das Land zwischen den Meeren ist das der zweithöchste Genehmigungswert seit sechs Jahren. Nur 2016 hatten die Behörden dort mit 868 MW mehr Windkraftleistung bewilligt als 2020.

Wie sich die Windkraftleistung hierzulande weiterentwickelt, hängt auch davon ab, wie viele der sogenannten Ü-20-Windturbinen weiterhin in Betrieb bleiben. Mit dem Kürzel Ü20 sind die Anlagen aus der Pioniergeneration gemeint, die nach teilweise über 20-jähriger Förderung seit dem Jahreswechsel keine EEG-Vergütung mehr erhalten. Betroffen davon sind nach vorliegenden Statistiken in diesem Jahr rund 4.000 Anlagen mit zusammen 3.600 MW Leistung. Nach der FA Wind-Auswertung sind im vergangenen Jahr allerdings nur 188 Maschinen mit rund 200 MW Leistung demontiert wird.

Wie viele dieser Altanlagen weiterlaufen, kann derzeit niemand seriös sagen. Bei der jüngsten EEG-Novelle ist die Bundesregierung den Altanlagenbetreibern mit einer befristeten Zusatzzahlung entgegengekommen, die ihnen für den Weiterbetrieb eine Vergütung in Aussicht stellt, die über dem Börsenstrom liegt. Wie viele Windmüller diesen Bonus nutzen wollen, ist unbekannt. Genau vor dieser Situation steht auch die Bundesnetzagentur. Auf eine E&M-Anfrage, wann eine Ãœbersicht zu den außer Betrieb genommenen Ãœ-20-Windturbinen zu erwarten sei, hieß es aus der Bonner Behörde: „Solide, vollständige Statistiken zu den Leistungszeitreihen sind mit ‚EEG in Zahlen 2021‘ zu erwarten und werden voraussichtlich im Jahr 2022 veröffentlicht.“
 
415 Windturbinen sind 2020 bundesweit neu errichtet worden
Foto: Nordex

 

Mittwoch, 20.01.2021, 16:56 Uhr
Ralf Köpke
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Bild: Lars Schmid, Fotolia
Windkraft Onshore
Beim Windkraftausbau ist noch ganz viel Luft nach oben
In den zurückliegenden zwölf Monaten sind zwar wieder mehr Windturbinen in Betrieb gegangen. Dennoch ist 2020 das Jahr mit dem zweitniedrigsten Zubau in den letzten 20 Jahren.
Zum Jubeln besteht kein Anlass: Im vergangenen Jahr sind, nach vorläufigen Zahlen, bundesweit 415 neue Windturbinen mit einer Bruttoleistung von zusammen 1.412 MW in Betrieb gegangen. Das teilte die Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind) nach Auswertung der bislang erfolgten Meldungen im Marktstammdatenregister auf E&M-Anfrage mit.

Im Vergleich zum Vorjahr mit einem Zubau von 1.078 MW (so die offiziellen Verbandszahlen) bedeutet das ein zweistelliges Plus von immerhin knapp 31 Prozent. Fakt bleibt allerdings, dass es in den vergangenen 20 Jahren nur einmal einen noch schwächeren Windkraftausbau als 2020 gegeben hat: nämlich 2019.

2020 ist das dritte Jahr in Folge, in dem der Windkraftausbau nicht einmal die von der schwarz-roten Bundesregierung 2017 als Zielmarke gesetzt Bruttoleistung von 2.800 MW erreicht. Was sowohl das mittlerweile beschlossene Ausbauziel eines 65-prozentiges Ökostromanteils an der Stromerzeugung als auch das nationale Klimaziel für 2030 gefährdet. Dafür müsste, so der übereinstimmende Tenor mehrerer Gutachten, jedes Jahr 5.000 MW Windkraftleistung an Land neu in Betrieb gehen – und zwar netto, sprich nach Abzug stillgelegter Altanlagen.

Was sich schon im Spätherbst angedeutet hatte, bestätigt die jüngste FA Wind-Analyse: Mit Nordrhein-Westfalen hat erstmals ein klassisches „Nichtwindland“ beim Ausbau mit einer neu installierten Leistung von 313 MW (brutto) die Nase vorn – ein Indiz mehr für die Ausbaukrise, in der Windbranche steckt. Mit NRW hat zum ersten Mal überhaupt ein anderes Bundesland außer Niedersachsen, Brandenburg oder Schleswig-Holstein die Pole-Position in der Neubaustatistik übernommen.

Apropos Pole-Position: Vestas hatte 2019 nach fast drei Jahrzehnten Enercon als größten Windturbinenlieferanten in Deutschland abgelöst. Diese Spitzenstellung konnte der dänische Weltkonzern mit einem Anteil von 35 % verteidigen. Nach den FA-Wind-Zahlen kommt Enercon mit 32 % auf Platz 2, gefolgt vom Hamburger Unternehmen Nordex, das seinen Marktanteil um gleich mehr als 5 Prozentpunkte auf 15 % ausbauen konnte.

Trotz der bescheidenen Ausbaubilanz für 2020 gibt es für die Windbranche erste Lichtblicke: Zuletzt wies das Marktstammdatenregister Genehmigungen für 678 neue Windturbinen mit zusammen gut 2.900 MW Leistung aus, rund 1.000 MW mehr als zum Vorjahreszeitunkt. Bei den Genehmigungszahlen führt Schleswig-Holstein mit rund 675 MW und großem Abstand das Länderranking an. Für das Land zwischen den Meeren ist das der zweithöchste Genehmigungswert seit sechs Jahren. Nur 2016 hatten die Behörden dort mit 868 MW mehr Windkraftleistung bewilligt als 2020.

Wie sich die Windkraftleistung hierzulande weiterentwickelt, hängt auch davon ab, wie viele der sogenannten Ü-20-Windturbinen weiterhin in Betrieb bleiben. Mit dem Kürzel Ü20 sind die Anlagen aus der Pioniergeneration gemeint, die nach teilweise über 20-jähriger Förderung seit dem Jahreswechsel keine EEG-Vergütung mehr erhalten. Betroffen davon sind nach vorliegenden Statistiken in diesem Jahr rund 4.000 Anlagen mit zusammen 3.600 MW Leistung. Nach der FA Wind-Auswertung sind im vergangenen Jahr allerdings nur 188 Maschinen mit rund 200 MW Leistung demontiert wird.

Wie viele dieser Altanlagen weiterlaufen, kann derzeit niemand seriös sagen. Bei der jüngsten EEG-Novelle ist die Bundesregierung den Altanlagenbetreibern mit einer befristeten Zusatzzahlung entgegengekommen, die ihnen für den Weiterbetrieb eine Vergütung in Aussicht stellt, die über dem Börsenstrom liegt. Wie viele Windmüller diesen Bonus nutzen wollen, ist unbekannt. Genau vor dieser Situation steht auch die Bundesnetzagentur. Auf eine E&M-Anfrage, wann eine Ãœbersicht zu den außer Betrieb genommenen Ãœ-20-Windturbinen zu erwarten sei, hieß es aus der Bonner Behörde: „Solide, vollständige Statistiken zu den Leistungszeitreihen sind mit ‚EEG in Zahlen 2021‘ zu erwarten und werden voraussichtlich im Jahr 2022 veröffentlicht.“
 
415 Windturbinen sind 2020 bundesweit neu errichtet worden
Foto: Nordex

 

Mittwoch, 20.01.2021, 16:56 Uhr
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