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Energie & Management > Bilanz - Bei Enercity in Hannover klingeln die Kassen wie noch nie
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Bilanz

Bei Enercity in Hannover klingeln die Kassen wie noch nie

Nach einem Rekordumsatz von 8,1 Milliarden Euro hat Enercity das Ziel von 220 Millionen Euro Gewinn vorzeitig erreicht. Die neue Vorgabe der Hannoveraner lautet nun 300 Millionen Euro.
In Hannover ist großes Schulterklopfen an der Tagesordnung. Mit Superlativen feierte der Vorstand des Energiedienstleisters Enercity AG den Jahresabschluss 2022 bei der Präsentation am 23. März. "Stolz" sei sie auf das Geleistete, sagte Vorstandschefin Susanna Zapreva vor Medien, weil Umsatz, Ergebnis vor Steuern und der Gewinn "sehr, sehr gut" ausgefallen seien. Finanzchef Marc Hansmann sprach von einem "Rekordjahr" angesichts des um 61 Prozent verbesserten Umsatzes von 8,1 Milliarden Euro.

Schon zur Präsentation des Halbjahreszahlen im Oktober hatte Enercity deutlich gemacht, unter den Verwerfungen auf dem Energiemarkt nicht sonderlich zu leiden. Seinerzeit hatte die Führungsriege sogar 10 Milliarden Euro Umsatz für möglich gehalten. Letztlich war der geringere Absatz (inklusive Handel) von Strom (minus 31,3 Prozent) und Gas (minus 15 Prozent, witterungsbereinigt minus 6 Prozent) sowie Fernwärme (minus 12,1 Prozent) ein bremsender Faktor für das besondere Wachstum.

Preisanstieg moderat: "In Krisenzeiten für die Kunden da"

Knappere Energiemengen und Sparverhalten in den Haushalten sind zugleich die Erklärung, warum Enercity trotz tausender neuer Kundinnen und Kunden sowie stark gestiegenen Preisen nicht ein noch besseres Ergebnis erzielte. Aber auch hier lobt das Unternehmen sich selbst. Zapreva betonte, die höheren Beschaffungskosten nur moderat an die Kundschaft weitergegeben zu haben. "Es ist gerade in Krisenzeiten wichtig, für die Kunden da zu sein", sagte sie wörtlich. Die Tariferhöhungen in der Grundversorgung für Strom und Gas habe Enercity unterhalb der für die Preisbremsen relevanten Grenze halten können. Das Unternehmen stehe mithin für die "Werte Sicherheit und Stabilität".

Der Gewinn nach Abschreibungen (Ebit) für 2022 beläuft sich nach Unternehmensangaben auf 218,5 Millionen Euro. Die Marke von 220 Millionen Euro und damit eine Verdoppelung des Ergebnisses von 2016 wollte Enercity eigentlich erst 2025 erreichen. Damit ist die Zeit für neue "ambitionierte Ziele" gekommen, so Zapreva. In den kommenden Jahren, hier blieb sie ungenau, sollen 300 Millionen Euro Gewinn beim städtischen Konzern übrig bleiben.

Auf diesem Weg werde Enercity "keinen Euro mehr in fossile Infrastruktur investieren", sagte die Vorstandsvorsitzende, auch werde das Unternehmen nicht in der Beschaffung von verflüssigtem Erdgas aktiv. Entsprechend sind die Pläne für die Umgestaltung der beiden Blöcke des Kohlekraftwerkes Stöcken ausgearbeitet. Hier entsteht ab 2024 Energie- und Wärmeproduktion über Müllverbrennung, Klärschlammverwertung oder ein Altholz-Heizkraftwerk (Block I) sowie einen Geothermie-Speicher (Block II), Groß-Wärmepumpen (Klärwerk und Kraftwerk Herrenhausen sowie Kraftwerk Linden).

Erneuerbaren-Anteil an Stromproduktion steigt erst 2023 deutlich

Der durch den Ukraine-Krieg erforderlich gewordene Schwenk von Gas zu Kohle hatte auch Einfluss auf die Energieträger-Bilanz. Enercity setzte etwa 30 Prozent mehr Kohle ein als 2021, aber zugleich 40 Prozent weniger Gas. Lieblingskinder allerdings sind und bleiben die erneuerbaren Energien. Die eigenen Erzeugungsanlagen produzierten 0,6 Prozent mehr Strom (3,313 Milliarden kWh), das ist ein leichter Anstieg auf 35 Prozent (2021: 34,7 Prozent) an der Gesamtmenge.

Die auf 283,9 Millionen Euro gewachsenen Investitionen (plus 66,1 Prozent) würden sich erst 2023 auf diese Bilanz niederschlagen, so Zapreva. Rechne man die gerade erworbenen 166 Windkraftanlagen der Norderland-Gruppe mit ein, machten die Erneuerbaren bereits jetzt mehr als 50 Prozent der Stromproduktion aus. Mit dem Bau eines Windparks in Rheinland-Pfalz, der im kommenden Jahr in Betrieb gehen soll, will Enercity dann über 1.000 MW Leistung an Land verfügen. Aktuell sind es 712 MW.

Auch im Bereich Solarenergie wachsen die Hannoveraner weiter. Dafür sorgen lukrative Verträge mit der Stadt Hannover und dem Land Niedersachsen. Ferner verspricht Enercity sich viel von einer Kooperation mit dem bundesweit tätigen Fertighaushersteller Schwörer-Haus. 1.000 Neubauten und 36.000 Bestandsgebäude könne Enercity hier im Idealfall nach und nach mit Solarmodulen ausstatten. Für Wind- und Sonnenenergieprojekte will Enercity bis 2025 1 Milliarde Euro in die Hand nehmen.

Schließlich sieht Enercity sich auch bei der Elektromobilität führend. Im ersten Halbjahr 2023 soll bundesweit der 5.000 Ladepunkte installiert sein, 3.000 davon befinden sich dann in Hannover. Wenn nicht in der absoluten Anzahl, so doch bei Lade- und Schnellladepunkten pro E-Mobilisten und öffentlich zugänglichen Punkten sei Niedersachsens Landeshauptstadt in der Kategorie der 500.000-Einwohner-Städte Deutschlands ganz vorne.

Donnerstag, 23.03.2023, 16:56 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Bilanz - Bei Enercity in Hannover klingeln die Kassen wie noch nie
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
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Bei Enercity in Hannover klingeln die Kassen wie noch nie
Nach einem Rekordumsatz von 8,1 Milliarden Euro hat Enercity das Ziel von 220 Millionen Euro Gewinn vorzeitig erreicht. Die neue Vorgabe der Hannoveraner lautet nun 300 Millionen Euro.
In Hannover ist großes Schulterklopfen an der Tagesordnung. Mit Superlativen feierte der Vorstand des Energiedienstleisters Enercity AG den Jahresabschluss 2022 bei der Präsentation am 23. März. "Stolz" sei sie auf das Geleistete, sagte Vorstandschefin Susanna Zapreva vor Medien, weil Umsatz, Ergebnis vor Steuern und der Gewinn "sehr, sehr gut" ausgefallen seien. Finanzchef Marc Hansmann sprach von einem "Rekordjahr" angesichts des um 61 Prozent verbesserten Umsatzes von 8,1 Milliarden Euro.

Schon zur Präsentation des Halbjahreszahlen im Oktober hatte Enercity deutlich gemacht, unter den Verwerfungen auf dem Energiemarkt nicht sonderlich zu leiden. Seinerzeit hatte die Führungsriege sogar 10 Milliarden Euro Umsatz für möglich gehalten. Letztlich war der geringere Absatz (inklusive Handel) von Strom (minus 31,3 Prozent) und Gas (minus 15 Prozent, witterungsbereinigt minus 6 Prozent) sowie Fernwärme (minus 12,1 Prozent) ein bremsender Faktor für das besondere Wachstum.

Preisanstieg moderat: "In Krisenzeiten für die Kunden da"

Knappere Energiemengen und Sparverhalten in den Haushalten sind zugleich die Erklärung, warum Enercity trotz tausender neuer Kundinnen und Kunden sowie stark gestiegenen Preisen nicht ein noch besseres Ergebnis erzielte. Aber auch hier lobt das Unternehmen sich selbst. Zapreva betonte, die höheren Beschaffungskosten nur moderat an die Kundschaft weitergegeben zu haben. "Es ist gerade in Krisenzeiten wichtig, für die Kunden da zu sein", sagte sie wörtlich. Die Tariferhöhungen in der Grundversorgung für Strom und Gas habe Enercity unterhalb der für die Preisbremsen relevanten Grenze halten können. Das Unternehmen stehe mithin für die "Werte Sicherheit und Stabilität".

Der Gewinn nach Abschreibungen (Ebit) für 2022 beläuft sich nach Unternehmensangaben auf 218,5 Millionen Euro. Die Marke von 220 Millionen Euro und damit eine Verdoppelung des Ergebnisses von 2016 wollte Enercity eigentlich erst 2025 erreichen. Damit ist die Zeit für neue "ambitionierte Ziele" gekommen, so Zapreva. In den kommenden Jahren, hier blieb sie ungenau, sollen 300 Millionen Euro Gewinn beim städtischen Konzern übrig bleiben.

Auf diesem Weg werde Enercity "keinen Euro mehr in fossile Infrastruktur investieren", sagte die Vorstandsvorsitzende, auch werde das Unternehmen nicht in der Beschaffung von verflüssigtem Erdgas aktiv. Entsprechend sind die Pläne für die Umgestaltung der beiden Blöcke des Kohlekraftwerkes Stöcken ausgearbeitet. Hier entsteht ab 2024 Energie- und Wärmeproduktion über Müllverbrennung, Klärschlammverwertung oder ein Altholz-Heizkraftwerk (Block I) sowie einen Geothermie-Speicher (Block II), Groß-Wärmepumpen (Klärwerk und Kraftwerk Herrenhausen sowie Kraftwerk Linden).

Erneuerbaren-Anteil an Stromproduktion steigt erst 2023 deutlich

Der durch den Ukraine-Krieg erforderlich gewordene Schwenk von Gas zu Kohle hatte auch Einfluss auf die Energieträger-Bilanz. Enercity setzte etwa 30 Prozent mehr Kohle ein als 2021, aber zugleich 40 Prozent weniger Gas. Lieblingskinder allerdings sind und bleiben die erneuerbaren Energien. Die eigenen Erzeugungsanlagen produzierten 0,6 Prozent mehr Strom (3,313 Milliarden kWh), das ist ein leichter Anstieg auf 35 Prozent (2021: 34,7 Prozent) an der Gesamtmenge.

Die auf 283,9 Millionen Euro gewachsenen Investitionen (plus 66,1 Prozent) würden sich erst 2023 auf diese Bilanz niederschlagen, so Zapreva. Rechne man die gerade erworbenen 166 Windkraftanlagen der Norderland-Gruppe mit ein, machten die Erneuerbaren bereits jetzt mehr als 50 Prozent der Stromproduktion aus. Mit dem Bau eines Windparks in Rheinland-Pfalz, der im kommenden Jahr in Betrieb gehen soll, will Enercity dann über 1.000 MW Leistung an Land verfügen. Aktuell sind es 712 MW.

Auch im Bereich Solarenergie wachsen die Hannoveraner weiter. Dafür sorgen lukrative Verträge mit der Stadt Hannover und dem Land Niedersachsen. Ferner verspricht Enercity sich viel von einer Kooperation mit dem bundesweit tätigen Fertighaushersteller Schwörer-Haus. 1.000 Neubauten und 36.000 Bestandsgebäude könne Enercity hier im Idealfall nach und nach mit Solarmodulen ausstatten. Für Wind- und Sonnenenergieprojekte will Enercity bis 2025 1 Milliarde Euro in die Hand nehmen.

Schließlich sieht Enercity sich auch bei der Elektromobilität führend. Im ersten Halbjahr 2023 soll bundesweit der 5.000 Ladepunkte installiert sein, 3.000 davon befinden sich dann in Hannover. Wenn nicht in der absoluten Anzahl, so doch bei Lade- und Schnellladepunkten pro E-Mobilisten und öffentlich zugänglichen Punkten sei Niedersachsens Landeshauptstadt in der Kategorie der 500.000-Einwohner-Städte Deutschlands ganz vorne.

Donnerstag, 23.03.2023, 16:56 Uhr
Volker Stephan

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