E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Geothermie - Bayern: Geothermie kann 40 Prozent des Wärmebedarfs decken
Quelle: Fotolia / Cardaf
Geothermie

Bayern: Geothermie kann 40 Prozent des Wärmebedarfs decken

Ein Gutachten der TU München bescheinigt Bayern gute Voraussetzungen für den Ausbau der Tiefen Geothermie, sieht aber auch Hemmnisse bei der Umsetzung.
Grundsätzlich, so schreiben die Forscher der Technischen Universität München (TUM) in ihrer nun veröffentlichten Analyse zum Masterplan Geothermie des Bayerischen Wirtschaftsministeriums, biete die Tiefengeothermie ein hohes Potential, um die Wärmewende erfolgreich mitzugestalten. Aber: „Ihre Einbindung in das Gesamtbild der Energielandschaft bedarf jedoch dem Vergleich und der individuellen Prüfung, die in Zukunft noch geleistet werden muss.“

Dem Gutachten zufolge könnten bis zu 40 Prozent des bayerischen Wärmebedarfs aus der Tiefen Geothermie bedient werden, so das Gutachten. Zwar werde die dafür notwendige Anzahl an Bohrungen in der Praxis nur schwer umsetzbar sein, trotzdem zeige sich, dass die Geothermie insbesondere in den Ballungszentren um ein Vielfaches stärker genutzt werden könnte als dies bisher der Fall ist.

Bei einer angestrebten Grundlastdeckung der Wärmenachfrage über Tiefengeothermie ließen sich fast 2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr einsparen. Bei angestrebter Abdeckung der Nachfrage von 70 Prozent wären bis zu 6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr an Einsparungen möglich. Dabei handle es sich um Schätzungen, die in einer zukünftigen Gesamtsystemanalyse genauer betrachtet werden müssten.

Ein wichtiger Faktor für die flächendeckende Nutzung des geothermischen Potentials sei der Bau von Verbundleitungen, so die Forschenden. Zum einen lägen Ballungszentren nicht immer in Regionen mit hohem geothermischen Potential, zum anderen habe die Nutzung von Verbundleitungen für den Wärmetransport von der Quelle zum Abnehmer den Vorteil, dass diese das Fernwärmenetz stabiler und weniger anfällig für Ausfälle machten. Dabei seien die hohen Kosten für den Bau von Geothermieanlagen und Verbundleitungen für viele Gemeinden allerdings ein Einstiegshindernis.

Die Technologie werde für Kommunen oder Investoren dann wirtschaftlich attraktiv, wenn die Anfangskosten insbesondere für Bohrung, Netzausbau oder Verbundleitungen geringer würden und gesellschaftlich mitgetragen werden können. Fernwärmenetze würden dann wirtschaftlich, wenn die hohen Vorlaufkosten für die Installation der Rohrleitungsinfrastruktur durch einen ausreichenden Wärmeverkauf über das Netz ausgeglichen werden könnten.

Umfassende Untersuchungen notwendig

Gleichzeitig sind nach Angaben der Forschenden noch weitere umfassende Untersuchungen notwendig, um auch in den bisher nicht genutzten Regionen neue Standorte für die tiefe Geothermie zu erschließen. „Trotz des aufgrund von Voruntersuchungen vermuteten Potenzials wird die tiefe Geothermie im Norden Bayerns bisher nur für Thermalbäder genutzt“, sagt Prof. Michael Drews von der Professur für Geothermal Technologies der TUM. Deshalb seien dringend weitere Erkundungsmaßnahmen wie zum Beispiel Testbohrungen notwendig, um festzustellen, inwieweit der nördliche Teil Bayerns die Voraussetzungen für eine Nutzung der tiefen Geothermie erfüllt. In Südbayern gelte das zum Beispiel auch für den Großraum Rosenheim, der eine große Nachfrage biete, geothermisch bisher aber komplett unerschlossen sei.

Insgesamt sehen die Forscher die Tiefe Geothermie als nachhaltige Alternative zur Fernwärme aus fossilen Heiz- und Kraftwerken und damit als wichtigen Baustein der Dekarbonisierung des Landes. 25 erfolgreiche Projekte gebe es bereits in Südbayern. Im Großraum München und im Südosten des Landes decke die tiefe Geothermie aktuell circa 0,5 Prozent des gesamtbayerischen Wärmebedarfs.

Hintergrund der Analyse, die im Auftrag des bayerischen Wirtschaftsministeriums durchgeführt wurde, ist das Ziel der Bayerischen Regierung, bis 2050 rund ein Viertel des Wärmebedarfs im Gebäudebereich in Bayern aus Geothermie zu decken. Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber bekräftigte dieses Ziel am 9. Dezember: „Ich bin ein Erneuerbarer und habe mich immer dafür eingesetzt, alle Ökoenergien zu stärken. Jetzt beschleunigen wir den Ausbau der Geothermie. Bayerns Alpenvorland verfügt über einen einzigartigen Bodenschatz – heißes Tiefenwasser. Unter unseren Füßen liegt eine große Wärmflasche. Die im Untergrund gespeicherte Wärme ist unerschöpflich. Wir machen den Weg frei, um die Wärme aus der Tiefe als Wärme für die Menschen zu nutzen.“

Das Gutachten der TUM ist im Internet abrufbar.

Montag, 12.12.2022, 09:00 Uhr
Katia Meyer-Tien
Energie & Management > Geothermie - Bayern: Geothermie kann 40 Prozent des Wärmebedarfs decken
Quelle: Fotolia / Cardaf
Geothermie
Bayern: Geothermie kann 40 Prozent des Wärmebedarfs decken
Ein Gutachten der TU München bescheinigt Bayern gute Voraussetzungen für den Ausbau der Tiefen Geothermie, sieht aber auch Hemmnisse bei der Umsetzung.
Grundsätzlich, so schreiben die Forscher der Technischen Universität München (TUM) in ihrer nun veröffentlichten Analyse zum Masterplan Geothermie des Bayerischen Wirtschaftsministeriums, biete die Tiefengeothermie ein hohes Potential, um die Wärmewende erfolgreich mitzugestalten. Aber: „Ihre Einbindung in das Gesamtbild der Energielandschaft bedarf jedoch dem Vergleich und der individuellen Prüfung, die in Zukunft noch geleistet werden muss.“

Dem Gutachten zufolge könnten bis zu 40 Prozent des bayerischen Wärmebedarfs aus der Tiefen Geothermie bedient werden, so das Gutachten. Zwar werde die dafür notwendige Anzahl an Bohrungen in der Praxis nur schwer umsetzbar sein, trotzdem zeige sich, dass die Geothermie insbesondere in den Ballungszentren um ein Vielfaches stärker genutzt werden könnte als dies bisher der Fall ist.

Bei einer angestrebten Grundlastdeckung der Wärmenachfrage über Tiefengeothermie ließen sich fast 2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr einsparen. Bei angestrebter Abdeckung der Nachfrage von 70 Prozent wären bis zu 6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr an Einsparungen möglich. Dabei handle es sich um Schätzungen, die in einer zukünftigen Gesamtsystemanalyse genauer betrachtet werden müssten.

Ein wichtiger Faktor für die flächendeckende Nutzung des geothermischen Potentials sei der Bau von Verbundleitungen, so die Forschenden. Zum einen lägen Ballungszentren nicht immer in Regionen mit hohem geothermischen Potential, zum anderen habe die Nutzung von Verbundleitungen für den Wärmetransport von der Quelle zum Abnehmer den Vorteil, dass diese das Fernwärmenetz stabiler und weniger anfällig für Ausfälle machten. Dabei seien die hohen Kosten für den Bau von Geothermieanlagen und Verbundleitungen für viele Gemeinden allerdings ein Einstiegshindernis.

Die Technologie werde für Kommunen oder Investoren dann wirtschaftlich attraktiv, wenn die Anfangskosten insbesondere für Bohrung, Netzausbau oder Verbundleitungen geringer würden und gesellschaftlich mitgetragen werden können. Fernwärmenetze würden dann wirtschaftlich, wenn die hohen Vorlaufkosten für die Installation der Rohrleitungsinfrastruktur durch einen ausreichenden Wärmeverkauf über das Netz ausgeglichen werden könnten.

Umfassende Untersuchungen notwendig

Gleichzeitig sind nach Angaben der Forschenden noch weitere umfassende Untersuchungen notwendig, um auch in den bisher nicht genutzten Regionen neue Standorte für die tiefe Geothermie zu erschließen. „Trotz des aufgrund von Voruntersuchungen vermuteten Potenzials wird die tiefe Geothermie im Norden Bayerns bisher nur für Thermalbäder genutzt“, sagt Prof. Michael Drews von der Professur für Geothermal Technologies der TUM. Deshalb seien dringend weitere Erkundungsmaßnahmen wie zum Beispiel Testbohrungen notwendig, um festzustellen, inwieweit der nördliche Teil Bayerns die Voraussetzungen für eine Nutzung der tiefen Geothermie erfüllt. In Südbayern gelte das zum Beispiel auch für den Großraum Rosenheim, der eine große Nachfrage biete, geothermisch bisher aber komplett unerschlossen sei.

Insgesamt sehen die Forscher die Tiefe Geothermie als nachhaltige Alternative zur Fernwärme aus fossilen Heiz- und Kraftwerken und damit als wichtigen Baustein der Dekarbonisierung des Landes. 25 erfolgreiche Projekte gebe es bereits in Südbayern. Im Großraum München und im Südosten des Landes decke die tiefe Geothermie aktuell circa 0,5 Prozent des gesamtbayerischen Wärmebedarfs.

Hintergrund der Analyse, die im Auftrag des bayerischen Wirtschaftsministeriums durchgeführt wurde, ist das Ziel der Bayerischen Regierung, bis 2050 rund ein Viertel des Wärmebedarfs im Gebäudebereich in Bayern aus Geothermie zu decken. Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber bekräftigte dieses Ziel am 9. Dezember: „Ich bin ein Erneuerbarer und habe mich immer dafür eingesetzt, alle Ökoenergien zu stärken. Jetzt beschleunigen wir den Ausbau der Geothermie. Bayerns Alpenvorland verfügt über einen einzigartigen Bodenschatz – heißes Tiefenwasser. Unter unseren Füßen liegt eine große Wärmflasche. Die im Untergrund gespeicherte Wärme ist unerschöpflich. Wir machen den Weg frei, um die Wärme aus der Tiefe als Wärme für die Menschen zu nutzen.“

Das Gutachten der TUM ist im Internet abrufbar.

Montag, 12.12.2022, 09:00 Uhr
Katia Meyer-Tien

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.