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Die bayerische Regierung hat neue Erneuerbaren-Ausbauziele beschlossen. Im Zentrum stehen jene regenerativen Quellen, die vom Bund ins Aussterbekloster geschickt wurden.
Das bayerische Kabinett hat am 1.
Oktober im Rahmen des „Energieplans Bayern 2040“ seine erste „Erneuerbare-Energien-Strategie“ beschlossen. Im Wesentlichen besteht diese aus Ausbauzielen für regenerative Quellen, bei denen Bayern führend ist, die aber teilweise vom Bund, vor allem von den Grünen, auf den Absterbeast gesetzt wurden.
Bayern hat sich schon länger für 2040 ein Klimaneutralitätsziel gesetzt, fünf Jahre früher als der Bund (zum gleichen Ziel von Schleswig-Holstein siehe separate Meldung). Mehr Erneuerbare sollen diesem Ziel dienen.
Bei dem von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) geforderten Windkraft-Ausbau dagegen relativierte sein Landeskollege Hubert Aiwanger (FW) das Ausbauziel, das sich seine Koalition mit der CSU 2022 gesetzt hatte. Damals hatte Bayern seinen besonders restriktiven Kurs gegenüber Wind aufgegeben und die sogenannte 10H-Regel, wonach WIndkraftanlagen zehn Mal so weit von Siedlungen entfernt sein müssen, wie sie hoch sind, eingeschränkt.
Im schwarz-blauen Koalitionsvertrag steht seitdem: „Unser erstes Ziel (...) sind 1.000 neue Windkraftanlagen im Freistaat bis 2030.“ In der Erneuerbaren-Strategie heißt es dagegen nur noch: „Bis 2030 ist ein Zubau von 1.000 neuen Windenergieanlagen angestrebt.“ Danach solle die Ausbaurate verstetigt werden.
Aiwanger erläuterte laut
BR, dass die neue Formulierung Absicht war: „Bis 2030 1.000 neue Windräder auf den Weg bringen, das heißt noch nicht automatisch, dass die fertig sind. Sondern die werden jetzt auf den Weg gebracht. Viele sind bis dorthin fertig, aber Sie wissen, dass von der Planung bis zum Bau eines Windrads in der Vergangenheit rund sechs Jahre vergangen sind.“ Die Grünen-Opposition sprach von „Rückschritt“.
Aiwangers Angaben noch zu optimistisch?Woher Aiwanger die sechs Jahre hatte, blieb unklar. Das reine Genehmigungsverfahren kann er nicht gemeint haben, denn das dauerte innerhalb Bayerns vom Antrag bis zum Bescheid nur 9,6
Monate, so die Fachagentur Wind und Solar auf Anfrage mit Bezug auf die sieben Quartale seit Anfang 2023. Insoweit ist Bayern sogar das fixeste Bundesland; der Bundesschnitt liegt bei 25,6
Monaten.
Nach der Genehmigung dauert es der FA Wind zufolge im Mittel nochmal zwei Jahre bis zum ersten Windstrom, in Bayern tendenziell etwas länger, so FA-Wind-Referent Jürgen Quentin, weil relativ viele Genehmigungen angefochten werden.
Bis zur Abgabe des Antrags, braucht ein durchschnittlicher Projektierer zudem vier Jahre, wenn auch die Datenlage dazu dünn ist. Zusammengezählt, wäre Aiwangers Angabe zu optimistisch.
Innerhalb der weiß-blauen Grenzpfähle sind im laufenden Jahr bisher lediglich 45 Windräder genehmigt worden. Das ist nur etwa ein Zehntel der Bescheide im dichter besiedelten und weniger als halb so großen Land NRW.
Die Staatsregierung gab sich optimistisch, dass das Ziel von 1.000
zusätzlichen Windrädern, was fast einer Verdoppelung entspricht, realistisch ist. Allein die Bayerischen Staatsforsten gingen, so eine Mitteilung, bis 2030 von einem Potenzial von 500 Windenergieanlagen im Staatswald aus. Das Kabinett sprach von einer „klaren Trendwende“ seit der Lockerung von 10H.
Spitzenplatz bei PV, Bio und Wasser ausbauenWährend Bayern bei der Windkraft auch mit der neuen Strategie unter den innerdeutschen Schlusslichtern bleibt, will es bei den anderen regenerativen Energiequellen aufdrehen: Die installierte Photovoltaik-Leistung im Freistaat soll bis 2040 auf 80.000
MW bis 100.000
MW mehr als verdreifacht bis vervierfacht werden. Auf den solaren Länderchampion entfallen jetzt schon 24
Prozent der 4,6 Millionen deutschen PV-Anlagen in Betrieb.
Auch bei der Biomasse liegt Bayern mit 1.900
MW
el unter den Ländern vorn. Sie soll bis 2030 um 15
Prozent gesteigert und danach weiteres Potenzial „ausgeschöpft“ werden. Die Ampelkoalition hatte die Bioenergie mit jährlich geringeren Ausschreibungsvolumina mittelfristig ins Aussterbekloster gesperrt; sie wird wegen der Konkurrenz zu Lebensmitteln von den Grünen kritisch beäugt. Der Klimabeitrag der Holzenergie wird von Teilen der Grünen bestritten. Bei CDU/CSU und den Freien Wählern dagegen, die eine land- und forstwirtschaftliche Klientel vertreten, steht Biomasse hoch in Kurs.
Die dritte grüne Technologie, in der Bayern Bundesprimus ist, ist die Wasserkraft: Hier gibt sich der Freistaat erstmals ein Strommengen-Ziel, nämlich „langfristig“ 1
Milliarde
kWh mehr Erzeugung. Das Potenzial von Pumpspeichern von 11.000
MW solle zudem ausgeschöpft werden.
Derzeit kommen 60
Prozent des deutschen Wasserkraft-Stroms aus Bayern, wo 2.400
MW installiert sind. Große Wasserkraftwerke werden von Teilen der Grünen wegen der Aufstauung und Kanalisierung von Flüssen abgelehnt, unabhängig von der Größe wegen fehlender oder mangelhafter Durchlässigkeit für Fische.
Mittwoch, 2.10.2024, 15:05 Uhr
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