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Auf einer Tagung in München stellte die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW) ein Positionspapier zur Digitalisierung des Energiesystems vor. Diese müsse beschleunigt werden.
Eine erfolgreiche Energiewende kann aus Sicht der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft nur in Verbindung mit einer Digitalisierung des Energiesystems gedacht werden. Dies sagte ihr Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt bei einer Veranstaltung im Haus der Bayerischen Wirtschaft in München am 6. Dezember.
Dabei verglich er die Energiewelt der Zukunft mit einem komplexen Verkehrssystem. Da immer mehr dezentrale Anlagen zur Energieerzeugung und -speicherung mit den Verbrauchern zusammenspielen müssten, brauche es eine effiziente Steuerung dieses Systems. „Dafür sind intelligente digitale Lösungen unerlässlich“, erklärte Brossardt.
Zu diesem Zweck legte die VBW ein Positionspapier „Digitalisierung der Energiewirtschaft“ vor. Darin stellt die Vereinigung fest, dass es damit schneller vorangehen müsste. „Starre Regularien, fehlende Anreize für dringend benötigte Innovationen und der bisher nur schleppende Rollout von Smart Metern für Gas, Wasser und Strom, sind die Ursache“, benannte Brossardt.
Gerade dem breiten Smart-Meter-Rollout komme eine Schlüsselrolle zu. Denn diese intelligenten Messsysteme ermöglichen individuelle Tarifangebote oder Echtzeit-Abrechnungen und können mit anderen Geräten wie etwa Heizungssystemen oder Elektrofahrzeugen verbunden werden. So ließe sich das entstehende Gesamtsystem digital steuern und optimieren.
Freiwillige Beteiligung der Bürger am netzdienlichen VerhaltenDarüber hinaus fordert die VBW die richtigen regulatorischen Anreize für den Aufbau von Smart Grids, also von intelligenten Netzen für Strom und Gas. Sie kombinieren Erzeugung, Speicherung und Verbrauch und können Leistungsschwankungen ausgleichen. Für die Landesregierung sagte der Staatssekretär im Energieministerium Tobias Gotthardt (Freie Wähler), man könne die Menschen nur durch Anreize und technische Begeisterung zum Mitmachen beim netzdienlichen Verhalten gewinnen. Jegliche vorgeschriebene Fernsteuerung von Systemen werde zu Widerstand führen.
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Der Staatssekretär im bayrischen Energieministerium Tobias Gotthardt (l.) und VBW-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt beim Digitalisierungspodium Quelle: E&M/S.Harmsen |
Aus Sicht der Datenwirtschaft sagte Johannes Koch, Geschäftsführer von Landis und Gyr, aktuell würden nur Datenberge aufgehäuft, die aber noch nicht genutzt werden könnten. Noch ließen sich im Netz keine Verbraucher wie Elektroautos steuern oder ihre Akkus als Speicher nutzen. „Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz verspricht große Fortschritte etwa bei der Steuerung und Stabilisierung von Stromnetzen“, sagte Koch. Durch die Digitalisierung der Energiewirtschaft ergeben sich neue Wertschöpfungspotenziale, etwa durch die Verbindung mit Gebäuden und dem Verkehr.
Es werde nicht eine Lösung geben wie einst beim Großkraftwerk, sondern eine Vielzahl, die alle zugleich zur Stabilität der Energieversorgung beitragen, sagte Markus Litpher, Senior Executive Advisor von Eon. Sein Unternehmen baue allmählich digitale Ortsnetztrafos aus, die sekundenaktuell den Netzzustand berichten und perspektivisch auch zur Steuerung dienen könnten. Dabei sei dann auch das Problem von Hackerangriffen zu beachten und so weit wie möglich abzuwehren, sagte Litpher.
Die Stromversorgung werde durch Digitalisierung deutlich kostengünstiger als ohne, jedoch bedeute das nicht automatisch sinkende Strompreise wegen der hohen Investitionen, die dafür nötig sind, beantwortete Litpher eine Frage aus dem Publikum.
Das
Positionspapier der VBW zur Digitalisierung steht als PDF zum Download bereit.
Mittwoch, 6.12.2023, 13:28 Uhr
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