Verlegung der Wasserstoffleitung am Hochrhein. Quelle: Badenova / Jonas Conklin
Der regionale Energieversorger Badenova hat im südbadischen Hochrhein mit dem Bau einer eigenen Wasserstoffleitung begonnen. Die Leitung ist Teil des Wasserstoff-Kernnetzes.
Im Südwesten Deutschlands entsteht aktuell eine der ersten neuen Wasserstoffleitungen im Verteilnetz, das sich mit dem Fernleitungsnetz verzahnen soll. Im Rahmen ihres Projekts „H2@Hochrhein“ hat die Badenova-Unternehmensgruppe aus Freiburg (Baden-Württemberg) mit dem Bau einer rund 58
Kilometer langen Wasserstoffleitung begonnen. Die Tochtergesellschaft „badenovaNETZE“ übernimmt dabei die Umsetzung. Wie es in einer Mitteilung der Badenova vom 16.
Mai heißt, ist das Ziel des Projektes, die energieintensive Industrie am Hochrhein zukünftig mit grünem Wasserstoff zu versorgen. Der erste Abschnitt wurde im März 2025 zwischen Albbruck und Dogern begonnen. Bis Ende April seien bereits 350 Meter Leitung verlegt worden.
Die geplante Leitung ist Teil es nationalen Wasserstoffkernnetzes, dessen Aufbau von der Bundesnetzagentur koordiniert wird und bis 2032 abgeschlossen sein soll. Bereits im Oktober 2024 hat die Behörde die beiden Badenova-Projekte „H2@Hochrhein“ und „RHYn Interco“ in das offizielle Kernnetz aufgenommen. Die Inbetriebnahme der 58
Kilometer langen Trasse im Projekt „H2@Hochrhein“ ist bis 2030 vorgesehen. Der Wasserstoff kann sowohl aus regionaler Erzeugung stammen als auch über überregionale Einspeisepunkte ins Netz gelangen.
Mit dem frühen Baustart sieht sich Badenova Netze in einer Vorreiterrolle: Als einer der wenigen Verteilnetzbetreiber in Deutschland beteilige sich das Unternehmen aktiv am Aufbau des überregionalen H2-Transportsystems, das bislang hauptsächlich von Fernleitungsnetzbetreibern wie Open Grid Europe (OGE), Nowega oder Gascade geplant wird. Die enge Anbindung von Fern- und Verteilnetzen gilt als essenziell, um eine funktionierende Wasserstoffwirtschaft zu etablieren.
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Julie Bürkle-Weiss und Harald Wöfle (beide von Badenova Netze) bei der Absenkung der neuen Wasserstoffleitung Quelle: Badenova / Jonas Conklin |
„Dass wir zu den ersten gehören, die baulich umsetzen, zeigt: Wir gestalten die Transformation aktiv mit“, sagte Dirk Sattur, Vorstand der Badenova. Die Unternehmensgruppe mit Sitz in Freiburg versorgt rund eine Million Menschen im Südwesten mit Strom, Wärme, Gas und Dienstleistungen im Bereich Energieinfrastruktur.
Ein zentrales Ziel des Projekts ist die Stärkung des Wirtschaftsstandorts Hochrhein. Unternehmen wie Evonik, RWE und Bosch sind Teil einer regionalen Wasserstoffinitiative, die sich gemeinsam mit Badenova für den Aufbau eines H2-Ökosystems einsetzt. „Gerade in der Hochlaufphase ist es entscheidend, regionale Projekte zu bündeln und marktfähige Infrastrukturen zu schaffen“, erklärte Julie Bürkle-Weiss, Technische Geschäftsführerin der Badenova Netze.
Auch grenzüberschreitende Perspektiven würden bereits geprüft: Eine Machbarkeitsstudie mit den Industriellen Werken Basel (IWB) untersuche etwa eine mögliche Verbindung der Leitung in die Schweiz. Diese Rheinquerung würde nicht nur neue Abnehmer in der Region Basel anbinden, sondern auch einen länderübergreifenden Marktimpuls setzen.
„Den Wandel greifbar machen“Die Investition in die H2-Infrastruktur gehört eigenen Angaben nach zu den größten in der Geschichte der Badenova. Neben dem technischen Umbau bestehender Gasleitungen steht die Entwicklung neuer Netzteile im Fokus. Die Initiative soll nicht nur zur Versorgungssicherheit beitragen, sondern auch zur Erreichung der Klimaziele in Baden-Württemberg.
Mit dem Projekt sieht sich Badenova als aktiver Mitgestalter der Energiewende. Bürkle-Weiss erklärt: „Wir verstehen uns als Teil einer Bewegung, die nicht auf morgen wartet – sondern heute handelt.“ Durch konkretes Handeln wolle man den Wandel greifbar machen – für Industrie, Kommunen und künftige Anwender des Wasserstoffs.
Montag, 19.05.2025, 12:31 Uhr
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