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Energie & Management > Stadtwerke - Aufsichtsrat der Bad Belziger Stadtwerke in Erklärungsnot
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Stadtwerke

Aufsichtsrat der Bad Belziger Stadtwerke in Erklärungsnot

Auf der Suche nach den Verantwortlichen für das Finanzdesaster bei den Stadtwerken im brandenburgischen Bad Belzig gerät der Aufsichtsrat unter Druck.
Hoch spekulative Leerverkäufe haben die Stadtwerke Bad Belzig an den Rand des Ruins gebracht. Wie jetzt in der brandenburgischen Kreisstadt bekannt wurde, sind die riskanten Geschäfte im Stromhandel offenbar bereits seit dem Jahr 2019 im kommunalen Unternehmen bekannt.

Wie der ehemalige Leiter der Abteilung Energiewirtschaft der Stadtwerke, Harald Lacher, der vor Ort erscheinenden Märkischen Allgemeinen sagte, habe der Aufsichtsrat des zahlungsunfähigen Versorgers seit 2019 von der Geschäftspraxis gewusst.

Leerverkäufe an Vattenfall rutschen ins Minus

Das ist insofern von Bedeutung, als der Aufsichtsratsvorsitzende Tobias Paul (CDU) sowie das Aufsichtsratsmitglied und Bürgermeister Roland Leisegang (parteilos) bisher anders zu verstehen waren. Sie hätten demnach von den Spekulationen des ehemaligen Geschäftsführers Hüseyin Evelek an der Strombörse erst spät im Jahr 2021 Kenntnis erlangt. Daraufhin hatte die Kommune die zuvor erfolgte Freistellung, begründet mit ausgebliebenen Stromeinkäufen, in eine fristlose Kündigung des Geschäftsführers umgewandelt.

Leerverkäufe unter anderen an den schwedischen Energiekonzern Vattenfall sollten für die Stadtwerke eigentlich zu einer ergiebigen Einnahmequelle werden. Das erwartete lukrative Warentermingeschäft ging allerdings nach hinten los. Der Bad Belziger Versorger musste die vereinbarten Energiemengen unerwartet zu einem Preis einkaufen, der höher lag als der früher im Jahr festgelegte Verkaufspreis an die Schweden. Das krachend ins Minus gerutschte Geschäft beläuft sich dem Vernehmen nach auf über 20 Mio. Euro.

Der frühere Stadtwerke-Abteilungsleiter Harald Lacher hatte daran mitgewirkt, die Stromsparte im Jahr 2017 aufzubauen. Gegenüber der Lokalzeitung sagte er weiter, 2020 um einen Aufhebungsvertrag gebeten zu haben. Er will dies in einem Schreiben an den kompletten Aufsichtsrat unter anderem damit begründet haben, dass es unter Geschäftsführer Evelek bei den Entscheidungen über die Energiebeschaffung kein Vier-Augen-Prinzip mehr geben sollte. Er sei, so Lacher, nicht dazu bereit gewesen, dies mitzutragen.

Während die Ausführungen Lachers den aktuellen Aufsichtsrat in Bedrängnis bringen, weil daraus andere Verantwortlichkeiten für die Insolvenz abgeleitet werden könnten, laufen verschiedene Verfahren weiter. Das Amtsgericht Potsdam hat noch nicht darüber entschieden, ob die Stadtwerke das vorläufig begonnene Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung offiziell weiterführen dürfen. Die Gefahr einer Zerschlagung des Versorgers ist noch nicht gebannt. Auch die Staatsanwaltschaft Potsdam prüft weiter, ob gegen den ehemaligen Geschäftsführer ein Verfahren wegen Untreue einzuleiten ist.

Donnerstag, 17.02.2022, 14:17 Uhr
Volker Stephan
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Aufsichtsrat der Bad Belziger Stadtwerke in Erklärungsnot
Auf der Suche nach den Verantwortlichen für das Finanzdesaster bei den Stadtwerken im brandenburgischen Bad Belzig gerät der Aufsichtsrat unter Druck.
Hoch spekulative Leerverkäufe haben die Stadtwerke Bad Belzig an den Rand des Ruins gebracht. Wie jetzt in der brandenburgischen Kreisstadt bekannt wurde, sind die riskanten Geschäfte im Stromhandel offenbar bereits seit dem Jahr 2019 im kommunalen Unternehmen bekannt.

Wie der ehemalige Leiter der Abteilung Energiewirtschaft der Stadtwerke, Harald Lacher, der vor Ort erscheinenden Märkischen Allgemeinen sagte, habe der Aufsichtsrat des zahlungsunfähigen Versorgers seit 2019 von der Geschäftspraxis gewusst.

Leerverkäufe an Vattenfall rutschen ins Minus

Das ist insofern von Bedeutung, als der Aufsichtsratsvorsitzende Tobias Paul (CDU) sowie das Aufsichtsratsmitglied und Bürgermeister Roland Leisegang (parteilos) bisher anders zu verstehen waren. Sie hätten demnach von den Spekulationen des ehemaligen Geschäftsführers Hüseyin Evelek an der Strombörse erst spät im Jahr 2021 Kenntnis erlangt. Daraufhin hatte die Kommune die zuvor erfolgte Freistellung, begründet mit ausgebliebenen Stromeinkäufen, in eine fristlose Kündigung des Geschäftsführers umgewandelt.

Leerverkäufe unter anderen an den schwedischen Energiekonzern Vattenfall sollten für die Stadtwerke eigentlich zu einer ergiebigen Einnahmequelle werden. Das erwartete lukrative Warentermingeschäft ging allerdings nach hinten los. Der Bad Belziger Versorger musste die vereinbarten Energiemengen unerwartet zu einem Preis einkaufen, der höher lag als der früher im Jahr festgelegte Verkaufspreis an die Schweden. Das krachend ins Minus gerutschte Geschäft beläuft sich dem Vernehmen nach auf über 20 Mio. Euro.

Der frühere Stadtwerke-Abteilungsleiter Harald Lacher hatte daran mitgewirkt, die Stromsparte im Jahr 2017 aufzubauen. Gegenüber der Lokalzeitung sagte er weiter, 2020 um einen Aufhebungsvertrag gebeten zu haben. Er will dies in einem Schreiben an den kompletten Aufsichtsrat unter anderem damit begründet haben, dass es unter Geschäftsführer Evelek bei den Entscheidungen über die Energiebeschaffung kein Vier-Augen-Prinzip mehr geben sollte. Er sei, so Lacher, nicht dazu bereit gewesen, dies mitzutragen.

Während die Ausführungen Lachers den aktuellen Aufsichtsrat in Bedrängnis bringen, weil daraus andere Verantwortlichkeiten für die Insolvenz abgeleitet werden könnten, laufen verschiedene Verfahren weiter. Das Amtsgericht Potsdam hat noch nicht darüber entschieden, ob die Stadtwerke das vorläufig begonnene Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung offiziell weiterführen dürfen. Die Gefahr einer Zerschlagung des Versorgers ist noch nicht gebannt. Auch die Staatsanwaltschaft Potsdam prüft weiter, ob gegen den ehemaligen Geschäftsführer ein Verfahren wegen Untreue einzuleiten ist.

Donnerstag, 17.02.2022, 14:17 Uhr
Volker Stephan

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