E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Regenerative - Auch PPA-Preise explodieren
Quelle: Fotolia / vencav
Regenerative

Auch PPA-Preise explodieren

Seit Kurzem gibt es ein viertes Marktsegment für Direktlieferverträge von Erneuerbaren-Anlagen. Sagt Pexapark. Und der Markt für Herkunftsnachweise steht vor großen Umbrüchen.
Die Preisexplosion im Graustrom-Großhandelsmarkt hat sich auch in deutschen Green PPA niedergeschlagen und das Volumen des Marktes für Direktlieferverträge aus Erneuerbaren geschwächt. Dies geht aus Aussagen von Jens Hollstein auf der Jahreskonferenz der Marktoffensive Erneuerbare Energien vom 14. Dezember hervor. Hollstein leitet die Beratung bei dem auf PPA spezialisierten IT-, Analyse- und Risikomanagement-Unternehmen Pexapark.

Der deutsche PPA-Markt ist im Europa-Vergleich klein, weil die hiesigen Erneuerbaren-Anlagen meist in der Förderung gemäß dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) steckt und daher für den von ihnen erzeugten Strom keine Herkunftsnachweise (HKN / GoO) bekommen darf. Die Interessenten aus der Wirtschaft benötigen aber gerade diese HKN, damit sie ihre grüne Strombeschaffung auch kommunizieren dürfen. Im Rahmen von PPA bekommen sie sie.

Der Markt entwickelt sich laut Hollstein "dynamisch". Dies nicht nur,
  • weil sich neue Offshore-Windparks und größere Photovoltaik-Freiflächenanlagen bereits ohne Förderung lohnen,
  • weil allein in diesem Jahr 4.000 MW erneuerbare Leistung aus der Förderung fallen und danach jährlich etwa 2.300 MW,
  • sondern auch, weil mittlerweile auch die Terminmarktpreise für Graustrom teilweise über den EEG-Fördersätzen liegen. Die Forward-Preise sind die Preisbasis für PPA.
Für Hollstein hat die letztere Entwicklung im Oktober ein neues, viertes PPA-Marktsegment hervorgebracht: Es betrifft alle Anlagen, die mit einem PPA sofort oder langfristig besser fahren als mit den "Anzulegenden Werten" aus dem EEG. Hollstein berichtete von Preisen von bis zu 130 Euro pro MWh für eine Jahreslieferung 2022.

Die neue Lage "führt die Diskussion über eine Anschlussförderung für Erneuerbaren-Anlagen ad absurdum", meinte Hollstein mit Blick auf eine entsprechende Forderung des Bundesverbandes Windenergie (BWE) in diesem Monat.

Hollstein nannte auch Beispiel-Abschlusspreise von diesem Jahr für die etablierten PPA-Marktsegmente in Deutschland:
  • Nächstes Jahr sollen ihm zufolge 2.000 MW förderfreie PV-Parks entstehen. Erste PPA seien unterzeichnet, und zwar zu einem Preislevel von 70 Euro pro MWh für 2024 bis 2033. Zehn Jahre Laufzeit seien hier üblich.
  • Ein Erlösniveau von 80 Euro pro MWh hätten ausgeförderte Onshore-Windanlagen erzielt, fügte Hollstein hinzu. Der Preis sei für ein dreijähriges PPA von 2023 an vereinbart worden. Üblich seien hier Laufzeiten von einem Jahr bis zu fünf Jahren.
  • Bei 66 Euro pro MWh landeten laut Hollstein ungeförderte deutsche Offshore-Windparks, die von 2025 an in die Erzeugung gehen, die also noch errichtet werden müssen. Dies gelte für eine 15-jährige Laufzeit vom 1. Januar 2025 an. Das Segment weise eine Leistung von 3.000 bis 4.000 MW auf. Die Vertragspartner der PPA nannte Hollstein nicht. Pexapark erfasst PPA-Abschlüsse systematisch.
Dass die Terminmarktpreise seit Oktober nochmal in ungekannte Höhen stiegen, sei, so Hollstein, "gar nicht sooo gut für den PPA-Markt". Am 14. Dezember ging an der Börse EEX das Frontjahr einmal für 204 Euro pro MWh über den Tresen, und auch die Jahreslieferung 2024 erzielte immerhin noch 91,50 Euro pro MWh. "Das schreckt viele Käufer ab", sagte Hollstein. Sprich: Die Käufer müssten die Terminmarktnotierungen − mit bestimmten Abschlägen − über die gesamte Laufzeit zahlen, auch wenn sich der Graustrommarkt zwischenzeitlich erneut dreht.

So zählt Pexapark für dieses Rumpfjahr nur 14 deutsche PPA-Abschlüsse. 2020 waren es noch 19. In den Vorjahren war die Zahl der Deals Pexapark zufolge nur einstellig.

​Zieht sich Norwegen aus HKN-Markt zurück?

Für Strom aus PPA mit ungeförderten Anlagen gibt es HKN, und dieser Markt steht ebenfalls vor einem Umbruch, wenn es nach den Vorstellungen von Hollsteins Vorredner Ralf Schmidt-Pleschka geht. Schmidt-Pleschka koordiniert beim Grünenergie-Unternehmen Lichtblick die Energie- und Klimapolitik. Bei der Marktoffensive Erneuerbare Energien sprach er für deren Arbeitsgruppe HKN. Nach einem ersten Positionspapier diesen Oktober möchte die Arbeitsgruppe Anfang 2022 ein weiteres veröffentlichen, in dem die Ausweitung der HKN als "zentrales" Verifizierungssystem für alle erneuerbaren Energien gefordert wird, also nicht nur wie jetzt nur für Grünstrom, sondern auch für erneuerbare Wärme und grüne Gase.

Zudem stehe ein Rückzug Norwegens aus dem europäischen HKN-System im Raum. Norwegische Wasserkraft-HKN spielen im europäischen Markt eine große Rolle. Sie sind umstritten: Kontinentale Versorger, die sich damit eindecken, stehen unter dem Verdacht des Greenwashing. 

Die Marktoffensive Erneuerbare Energien wird getragen von der Deutschen Energie-Agentur (Dena), dem Deutschen Industrie- und Handelstag (DIHK), dem Verein "Klimaschutz-Unternehmen" und von etwa 50 Unternehmen, vor allem Energieversorgern.

Dienstag, 14.12.2021, 14:06 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Regenerative - Auch PPA-Preise explodieren
Quelle: Fotolia / vencav
Regenerative
Auch PPA-Preise explodieren
Seit Kurzem gibt es ein viertes Marktsegment für Direktlieferverträge von Erneuerbaren-Anlagen. Sagt Pexapark. Und der Markt für Herkunftsnachweise steht vor großen Umbrüchen.
Die Preisexplosion im Graustrom-Großhandelsmarkt hat sich auch in deutschen Green PPA niedergeschlagen und das Volumen des Marktes für Direktlieferverträge aus Erneuerbaren geschwächt. Dies geht aus Aussagen von Jens Hollstein auf der Jahreskonferenz der Marktoffensive Erneuerbare Energien vom 14. Dezember hervor. Hollstein leitet die Beratung bei dem auf PPA spezialisierten IT-, Analyse- und Risikomanagement-Unternehmen Pexapark.

Der deutsche PPA-Markt ist im Europa-Vergleich klein, weil die hiesigen Erneuerbaren-Anlagen meist in der Förderung gemäß dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) steckt und daher für den von ihnen erzeugten Strom keine Herkunftsnachweise (HKN / GoO) bekommen darf. Die Interessenten aus der Wirtschaft benötigen aber gerade diese HKN, damit sie ihre grüne Strombeschaffung auch kommunizieren dürfen. Im Rahmen von PPA bekommen sie sie.

Der Markt entwickelt sich laut Hollstein "dynamisch". Dies nicht nur,
  • weil sich neue Offshore-Windparks und größere Photovoltaik-Freiflächenanlagen bereits ohne Förderung lohnen,
  • weil allein in diesem Jahr 4.000 MW erneuerbare Leistung aus der Förderung fallen und danach jährlich etwa 2.300 MW,
  • sondern auch, weil mittlerweile auch die Terminmarktpreise für Graustrom teilweise über den EEG-Fördersätzen liegen. Die Forward-Preise sind die Preisbasis für PPA.
Für Hollstein hat die letztere Entwicklung im Oktober ein neues, viertes PPA-Marktsegment hervorgebracht: Es betrifft alle Anlagen, die mit einem PPA sofort oder langfristig besser fahren als mit den "Anzulegenden Werten" aus dem EEG. Hollstein berichtete von Preisen von bis zu 130 Euro pro MWh für eine Jahreslieferung 2022.

Die neue Lage "führt die Diskussion über eine Anschlussförderung für Erneuerbaren-Anlagen ad absurdum", meinte Hollstein mit Blick auf eine entsprechende Forderung des Bundesverbandes Windenergie (BWE) in diesem Monat.

Hollstein nannte auch Beispiel-Abschlusspreise von diesem Jahr für die etablierten PPA-Marktsegmente in Deutschland:
  • Nächstes Jahr sollen ihm zufolge 2.000 MW förderfreie PV-Parks entstehen. Erste PPA seien unterzeichnet, und zwar zu einem Preislevel von 70 Euro pro MWh für 2024 bis 2033. Zehn Jahre Laufzeit seien hier üblich.
  • Ein Erlösniveau von 80 Euro pro MWh hätten ausgeförderte Onshore-Windanlagen erzielt, fügte Hollstein hinzu. Der Preis sei für ein dreijähriges PPA von 2023 an vereinbart worden. Üblich seien hier Laufzeiten von einem Jahr bis zu fünf Jahren.
  • Bei 66 Euro pro MWh landeten laut Hollstein ungeförderte deutsche Offshore-Windparks, die von 2025 an in die Erzeugung gehen, die also noch errichtet werden müssen. Dies gelte für eine 15-jährige Laufzeit vom 1. Januar 2025 an. Das Segment weise eine Leistung von 3.000 bis 4.000 MW auf. Die Vertragspartner der PPA nannte Hollstein nicht. Pexapark erfasst PPA-Abschlüsse systematisch.
Dass die Terminmarktpreise seit Oktober nochmal in ungekannte Höhen stiegen, sei, so Hollstein, "gar nicht sooo gut für den PPA-Markt". Am 14. Dezember ging an der Börse EEX das Frontjahr einmal für 204 Euro pro MWh über den Tresen, und auch die Jahreslieferung 2024 erzielte immerhin noch 91,50 Euro pro MWh. "Das schreckt viele Käufer ab", sagte Hollstein. Sprich: Die Käufer müssten die Terminmarktnotierungen − mit bestimmten Abschlägen − über die gesamte Laufzeit zahlen, auch wenn sich der Graustrommarkt zwischenzeitlich erneut dreht.

So zählt Pexapark für dieses Rumpfjahr nur 14 deutsche PPA-Abschlüsse. 2020 waren es noch 19. In den Vorjahren war die Zahl der Deals Pexapark zufolge nur einstellig.

​Zieht sich Norwegen aus HKN-Markt zurück?

Für Strom aus PPA mit ungeförderten Anlagen gibt es HKN, und dieser Markt steht ebenfalls vor einem Umbruch, wenn es nach den Vorstellungen von Hollsteins Vorredner Ralf Schmidt-Pleschka geht. Schmidt-Pleschka koordiniert beim Grünenergie-Unternehmen Lichtblick die Energie- und Klimapolitik. Bei der Marktoffensive Erneuerbare Energien sprach er für deren Arbeitsgruppe HKN. Nach einem ersten Positionspapier diesen Oktober möchte die Arbeitsgruppe Anfang 2022 ein weiteres veröffentlichen, in dem die Ausweitung der HKN als "zentrales" Verifizierungssystem für alle erneuerbaren Energien gefordert wird, also nicht nur wie jetzt nur für Grünstrom, sondern auch für erneuerbare Wärme und grüne Gase.

Zudem stehe ein Rückzug Norwegens aus dem europäischen HKN-System im Raum. Norwegische Wasserkraft-HKN spielen im europäischen Markt eine große Rolle. Sie sind umstritten: Kontinentale Versorger, die sich damit eindecken, stehen unter dem Verdacht des Greenwashing. 

Die Marktoffensive Erneuerbare Energien wird getragen von der Deutschen Energie-Agentur (Dena), dem Deutschen Industrie- und Handelstag (DIHK), dem Verein "Klimaschutz-Unternehmen" und von etwa 50 Unternehmen, vor allem Energieversorgern.

Dienstag, 14.12.2021, 14:06 Uhr
Georg Eble

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.