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Energie & Management > Regenerative - Auch ohne EEG-Umlage sprudeln die Gewinne auf dem Konto
Quelle: Fotolia / vencav
Regenerative

Auch ohne EEG-Umlage sprudeln die Gewinne auf dem Konto

Der August war der erste Monat ohne nennenswerte Einnahmen aus der EEG-Umlage. Gleichwohl steigerte sich das Milliardenguthaben. Eine Technologie war sogar erfolgreicher als Graustrom.
Das Guthaben auf dem EEG-Konto ist im August auf einen neuen Rekordwert von 17,4 Mrd. Euro angewachsen, und dies, obwohl praktisch keine Einnahmen mehr als der auf Null reduzierten EEG-Umlage mehr eingingen. Geförderte Onshore-Windkraft erlöste erstmals pro kWh mehr als der durchschnittliche Graustrom-Spot. Insgesamt wurden wegen des nochmals gestiegenen Spotpreis-Niveaus Stromerlöse auf Rekordniveau erzielt. Das geht aus Veröffentlichungen der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) zum EEG-Konto und zu den Marktwerten Erneuerbarer vom 12. September hervor.

Demnach stieg das Guhaben im Lauf des Augusts um weitere 536 Mio. Euro. Größter Einnahmeposten waren mit gut 2 Mrd. Euro die Spoterlöse von Ökostrom, der entweder zu Fixpreisen oder − theoretisch − per Marktprämie gefördert wird. Sie überstiegen − auch das in dieser Dimension erstmals − die Auszahlungen für geförderte Anlagen, die sich im August auf 1,5 Mrd. Euro beliefen. 

Dabei wurde der Gewinn ebenfalls zum ersten Mal ohne nennenswerte Einnahmen aus der EEG-Umlage erzielt. Diese Umlage auf den kWh-Strompreis, den vor allem die kleinen Stromverbraucher zahlten, war zum 1. Juli abgeschafft worden. Im Juli selbst war durch nachlaufende Effekte noch gut 1 Mrd. Euro EEG-Umlage aufs Konto gekommen. Im August waren es − ebenfalls durch nachlaufende Abrechnungseffekte − nur noch 12,5 Mio. Euro. 

Noch nie vor dem Juli 2022 war mit gefördertem Ökostrom mehr als 1 Mrd. Euro eingenommen worden. Im Juli waren es 1,3 Mrd. Euro gewesen, im August dann erstmals mehr als 2 Mrd. Euro.

Marktwerte mit Rekorden in allen großen Technologien

Die Pflichtvermarktung geförderten Ökostroms durch die ÜNB, also vor allem aus dem Großteil der 2 Mio. Solarkraftwerke mit Fixvergütungen auf privaten Dächern, trug sich damit im August erstmals selbst. Dies ist auf die erneut drastisch gestiegenen Marktwerte der führenden Erneuerbaren-Technologien zurückzuführen. Die Marktwerte sind der Durchschnittspreis, zu dem die ÜNB den Ökostrom geförderter und nicht direktvermarkteter Anlagen bis 100 kW am Day-ahead-Markt der Börse Epex Spot verkaufen.

Erstmals in der Geschichte der Pflichtvermarktung erlöste geförderter Offshore-Windstrom mit durchschnittlich 47,611 Ct/kWh - nach 27,824 Ct/kWh im Juli − im Day ahead mehr als eine Bandlieferung Graustrom über den gesamten August hinweg: Der gemittelte Spotmarktpreis stieg nämlich im Zuge der allgemeinen Energiepreisrallye gegenüber Juli von 31,5 auf 46,518 Ct/kWh.

Windstrom vom Land erlöste nur etwas weniger: 46,092 Ct/kWh nach 28,687 Ct/kWh im Juli. Geförderte Photovoltaik stieg im Marktwert gegenüber dem Vormonat von gut 26 auf 39,91 Ct/kWh − auch dies ein Rekord nach 27,075 Ct/kWh im Dezember 2021.

​Was geschieht mit dem Geld?

Im Vergleich zu August 2021, als der Day-ahead-Durchschnitt noch bei 8,27 Ct/kWh lag und die Erneuerbaren-Marktwerte unter 8 Ct blieben, haben sich die Marktwerte damit verfünffacht beziehungsweise fast versechsfacht. Der BEE hatte am 6. September als erster Verband einen konkreten Vorschlag gemacht, was mit dem Guthaben auf dem EEG-Konto geschehen soll: nämlich 400 Euro an jeden Haushalt auszuschütten. Eine Anfrage dieser Redaktion an das Bundeswirtschaftsministerium hierzu läuft.

Und: Entgegen der Behauptung von Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE) vom 6. September, wonach die Zahl negativer Spotmarktpreise ständig steige und so die Wirtschaftlichkeit der Erneuerbaren bedrohe, war der August 2022 der erste Monat seit November 2021, in dem keine Stundenauktion einen negativen kWh-Preis erzielte. 

Noch im Juni und Juli hatte sich der Day ahead stundenweise ins Minus gedreht, aber auch damals nie mehr als vier Stunden hintereinander. Im Mai war dies auch sechs Stunden hintereinader vorgekommen. Dann verlieren Anlagen, die gleichzeitig einspeisten, die Marktprämie. Diese alte EEG-Regelung ist dem BEE ein Dorn im Auge. Sie sollte ein Anreiz für Direktvermarkter sein, in jenen Stunden ihre Windräder aus dem Wind zu nehmen. Denn die ÜNB stellen die prognostizierten Strommengen am Day ahead zum technischen Mindestpreis von minus 150 Euro/MWh ein, um ihren gesetzlichen Auftrag sicherzustellen, dass der Strom in praktisch jedem Fall vermarktet wird. Landet der Markträumungspreis dann unter Null, belastet dies das EEG-Konto doppelt, weil zu den Förderkosten die Bezahlung gelieferten Ökostroms hinzukommt.

Auch die Anschlussförderung von über 20 Jahre alten, eigentlich ausgeförderten Anlagen war − wie im Juli − angesichts der höheren Vermarktungserlöse ein Gewinngeschäft: Einnahmen von 5 Mio. Euro standen Ausgaben von 4,4 Mio. Euro gegenüber. Das Guthaben stieg daher auf gut 3 Mio. Euro.

Dienstag, 13.09.2022, 15:04 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Regenerative - Auch ohne EEG-Umlage sprudeln die Gewinne auf dem Konto
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Regenerative
Auch ohne EEG-Umlage sprudeln die Gewinne auf dem Konto
Der August war der erste Monat ohne nennenswerte Einnahmen aus der EEG-Umlage. Gleichwohl steigerte sich das Milliardenguthaben. Eine Technologie war sogar erfolgreicher als Graustrom.
Das Guthaben auf dem EEG-Konto ist im August auf einen neuen Rekordwert von 17,4 Mrd. Euro angewachsen, und dies, obwohl praktisch keine Einnahmen mehr als der auf Null reduzierten EEG-Umlage mehr eingingen. Geförderte Onshore-Windkraft erlöste erstmals pro kWh mehr als der durchschnittliche Graustrom-Spot. Insgesamt wurden wegen des nochmals gestiegenen Spotpreis-Niveaus Stromerlöse auf Rekordniveau erzielt. Das geht aus Veröffentlichungen der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) zum EEG-Konto und zu den Marktwerten Erneuerbarer vom 12. September hervor.

Demnach stieg das Guhaben im Lauf des Augusts um weitere 536 Mio. Euro. Größter Einnahmeposten waren mit gut 2 Mrd. Euro die Spoterlöse von Ökostrom, der entweder zu Fixpreisen oder − theoretisch − per Marktprämie gefördert wird. Sie überstiegen − auch das in dieser Dimension erstmals − die Auszahlungen für geförderte Anlagen, die sich im August auf 1,5 Mrd. Euro beliefen. 

Dabei wurde der Gewinn ebenfalls zum ersten Mal ohne nennenswerte Einnahmen aus der EEG-Umlage erzielt. Diese Umlage auf den kWh-Strompreis, den vor allem die kleinen Stromverbraucher zahlten, war zum 1. Juli abgeschafft worden. Im Juli selbst war durch nachlaufende Effekte noch gut 1 Mrd. Euro EEG-Umlage aufs Konto gekommen. Im August waren es − ebenfalls durch nachlaufende Abrechnungseffekte − nur noch 12,5 Mio. Euro. 

Noch nie vor dem Juli 2022 war mit gefördertem Ökostrom mehr als 1 Mrd. Euro eingenommen worden. Im Juli waren es 1,3 Mrd. Euro gewesen, im August dann erstmals mehr als 2 Mrd. Euro.

Marktwerte mit Rekorden in allen großen Technologien

Die Pflichtvermarktung geförderten Ökostroms durch die ÜNB, also vor allem aus dem Großteil der 2 Mio. Solarkraftwerke mit Fixvergütungen auf privaten Dächern, trug sich damit im August erstmals selbst. Dies ist auf die erneut drastisch gestiegenen Marktwerte der führenden Erneuerbaren-Technologien zurückzuführen. Die Marktwerte sind der Durchschnittspreis, zu dem die ÜNB den Ökostrom geförderter und nicht direktvermarkteter Anlagen bis 100 kW am Day-ahead-Markt der Börse Epex Spot verkaufen.

Erstmals in der Geschichte der Pflichtvermarktung erlöste geförderter Offshore-Windstrom mit durchschnittlich 47,611 Ct/kWh - nach 27,824 Ct/kWh im Juli − im Day ahead mehr als eine Bandlieferung Graustrom über den gesamten August hinweg: Der gemittelte Spotmarktpreis stieg nämlich im Zuge der allgemeinen Energiepreisrallye gegenüber Juli von 31,5 auf 46,518 Ct/kWh.

Windstrom vom Land erlöste nur etwas weniger: 46,092 Ct/kWh nach 28,687 Ct/kWh im Juli. Geförderte Photovoltaik stieg im Marktwert gegenüber dem Vormonat von gut 26 auf 39,91 Ct/kWh − auch dies ein Rekord nach 27,075 Ct/kWh im Dezember 2021.

​Was geschieht mit dem Geld?

Im Vergleich zu August 2021, als der Day-ahead-Durchschnitt noch bei 8,27 Ct/kWh lag und die Erneuerbaren-Marktwerte unter 8 Ct blieben, haben sich die Marktwerte damit verfünffacht beziehungsweise fast versechsfacht. Der BEE hatte am 6. September als erster Verband einen konkreten Vorschlag gemacht, was mit dem Guthaben auf dem EEG-Konto geschehen soll: nämlich 400 Euro an jeden Haushalt auszuschütten. Eine Anfrage dieser Redaktion an das Bundeswirtschaftsministerium hierzu läuft.

Und: Entgegen der Behauptung von Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE) vom 6. September, wonach die Zahl negativer Spotmarktpreise ständig steige und so die Wirtschaftlichkeit der Erneuerbaren bedrohe, war der August 2022 der erste Monat seit November 2021, in dem keine Stundenauktion einen negativen kWh-Preis erzielte. 

Noch im Juni und Juli hatte sich der Day ahead stundenweise ins Minus gedreht, aber auch damals nie mehr als vier Stunden hintereinander. Im Mai war dies auch sechs Stunden hintereinader vorgekommen. Dann verlieren Anlagen, die gleichzeitig einspeisten, die Marktprämie. Diese alte EEG-Regelung ist dem BEE ein Dorn im Auge. Sie sollte ein Anreiz für Direktvermarkter sein, in jenen Stunden ihre Windräder aus dem Wind zu nehmen. Denn die ÜNB stellen die prognostizierten Strommengen am Day ahead zum technischen Mindestpreis von minus 150 Euro/MWh ein, um ihren gesetzlichen Auftrag sicherzustellen, dass der Strom in praktisch jedem Fall vermarktet wird. Landet der Markträumungspreis dann unter Null, belastet dies das EEG-Konto doppelt, weil zu den Förderkosten die Bezahlung gelieferten Ökostroms hinzukommt.

Auch die Anschlussförderung von über 20 Jahre alten, eigentlich ausgeförderten Anlagen war − wie im Juli − angesichts der höheren Vermarktungserlöse ein Gewinngeschäft: Einnahmen von 5 Mio. Euro standen Ausgaben von 4,4 Mio. Euro gegenüber. Das Guthaben stieg daher auf gut 3 Mio. Euro.

Dienstag, 13.09.2022, 15:04 Uhr
Georg Eble

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