E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > E&M Vor 20 Jahren - Apking:
Bild: Fotolia.com, WoGi
E&M Vor 20 Jahren

Apking: "Hauptsächlich OTC-Geschäfte"

E&M hat von Anfang an über den Wandel des Energiemarkts berichtet. In der Rubrik "Die Energiewirtschaft vor 20 Jahren", geben wir einen Eindruck davon, was damals den Markt bewegte.
Mit der Liberalisierung der Energiewirtschaft im Jahr 1998 erlebte die Branche einen Paradigmenwechsel. Gebietsmonopole wurden aufgebrochen. Energieabnehmer wurden zu Kunden und Energie wurde zu einer börsengehandelten Commodity. Neue Player traten am Markt auf, alteingesessene Unternehmen verschwanden. Ausgewählte Beiträge aus unserer Zeitung und aus E&M Powernews lassen Protagonisten aus dieser Zeit noch einmal zu Wort kommen und zeichnen die ehemaligen Strukturen der Branche nach.

Der Strom und der Gashandel kamen nach der Liberalisierung der Energiemärkte 1998 längst nicht so schnell in die Gänge, wie sich viele Politiker das gedacht hatten. Die Branche schleppte sich von Verbändevereinbarung zu Verbändevereinbarung. Von „Trading“ konnte lange Zeit keine Rede sein.
 
E&M-Chefredakteur und Herausgeber Helmut Sendner sprach mit Wolfgang Apking, Partner bei Pricewaterhouse Coopers in Hamburg im Februar 2001 über die Entwicklung des Gas-Großhandelsmarktes.
 
E&M: Herr Apking, beim Gashandel können wohl auch Beratungsunternehmen wie Ihres bisher kaum Geld verdienen....
Apking: Das geht tatsächlich sehr schleppend und man hat das Gefühl, dass es sich um ein recht gut funktionierendes Monopol handelt. Gleichzeitig muss man schon anerkennen, dass sich Strom überall erzeugen lässt, Gas dagegen muss importiert werden.
E&M: Für welche Unternehmen sind Sie denn zur Zeit beratend tätig im Bereich Gashandel?
Apking: Wir sind für Unternehmen tätig, die auch beim Strom sehr fortschrittlich waren, Namen werde ich Ihnen nicht nennen. 
E&M: Wie kommt man überhaupt man an gute Informationen zum Gashandel heran?
Apking: Am besten bei den Unternehmen selbst vorbeischauen.
E&M: Das kann man ja nun nicht jeden Tag ...
Apking: Alle sind etwas zurückhaltend, denn das Desaster, das beim Strom passiert ist, das will man natürlich tunlichst vermeiden. 
E&M: Mit Desaster meinen Sie, dass die Preise so stark zurückgegangen sind? 
Apking: Ja, so ist es. 
E&M: Wo ist denn Ihr Ansatz bei den geheimen Unternehmen? 
Apking: Man könnte zum Beispiel auf die Idee kommen, mit Derivaten zu handeln, um langfristige Verträge in Deutschland zu hedgen. Das wäre eine Möglichkeit, schon heute als Dienstleister an die Kunden heranzutreten. 
E&M: Termingeschäfte für Dritte zu erledigen, das scheint nicht so einfach zu sein und braucht die Genehmigung des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen. 
Apking: Das ist tatsächlich noch nicht hundertprozentig geklärt. 
E&M: Beim Strom sind es bisher im Wesentlichen die ganz Großen, die im Handel tätig sind, wird das beim Gas genauso sein? 
Apking: Beim Strom wie beim Gas gilt, wenn man im Handel Geld verdienen will, dann muss es sich um große Volumen handeln. Das setzt sehr viel Expertise voraus und gewisse Investitionen. Ich glaube nicht, dass Stadtwerke oder kleinere Gasversorger in der Lage sein werden, wirklich zu handeln. In Deutschland wird es sich auf fünf bis sechs Große konzentrieren, die man ernsthaft als Trader bezeichnen kann, und die vielleicht auch Geld damit verdienen.
E&M: Die Gretchenfrage: Um wie viel Prozent wird der Gaspreis sinken, unabhängig von der Ölpreisentwicklung? 
Apking: In den nächsten drei bis fünf Jahren um 20 Prozent.
E&M: Doch soviel? 
Apking: Ich denke schon, und man sollte vorsichtig sein mit dieser berühmten Floskel, „ich kann mir nicht vorstellen, dass...“. Wenn man die Leute heute damit konfrontieren würde, was sie vor vier oder fünf Jahren zur Entwicklung im Strombereich gesagt haben, dann würden sie wahrscheinlich rote Ohren bekommen. 
E&M: Wie schätzen Sie das Volumen für den börslichen Gas-Spothandel ein. 
Apking: Es ist schwer zu beantworten, aber die Erfahrungen aus anderen Märkten zeigen, dass die Börse nur einen relativ kleinen Teil des Handels abdeckt, vielleicht 30 Prozent; das Hauptvolumen sind OTC-Geschäfte.
 

Sonntag, 14.02.2021, 09:32 Uhr
Fritz Wilhelm
Energie & Management > E&M Vor 20 Jahren - Apking:
Bild: Fotolia.com, WoGi
E&M Vor 20 Jahren
Apking: "Hauptsächlich OTC-Geschäfte"
E&M hat von Anfang an über den Wandel des Energiemarkts berichtet. In der Rubrik "Die Energiewirtschaft vor 20 Jahren", geben wir einen Eindruck davon, was damals den Markt bewegte.
Mit der Liberalisierung der Energiewirtschaft im Jahr 1998 erlebte die Branche einen Paradigmenwechsel. Gebietsmonopole wurden aufgebrochen. Energieabnehmer wurden zu Kunden und Energie wurde zu einer börsengehandelten Commodity. Neue Player traten am Markt auf, alteingesessene Unternehmen verschwanden. Ausgewählte Beiträge aus unserer Zeitung und aus E&M Powernews lassen Protagonisten aus dieser Zeit noch einmal zu Wort kommen und zeichnen die ehemaligen Strukturen der Branche nach.

Der Strom und der Gashandel kamen nach der Liberalisierung der Energiemärkte 1998 längst nicht so schnell in die Gänge, wie sich viele Politiker das gedacht hatten. Die Branche schleppte sich von Verbändevereinbarung zu Verbändevereinbarung. Von „Trading“ konnte lange Zeit keine Rede sein.
 
E&M-Chefredakteur und Herausgeber Helmut Sendner sprach mit Wolfgang Apking, Partner bei Pricewaterhouse Coopers in Hamburg im Februar 2001 über die Entwicklung des Gas-Großhandelsmarktes.
 
E&M: Herr Apking, beim Gashandel können wohl auch Beratungsunternehmen wie Ihres bisher kaum Geld verdienen....
Apking: Das geht tatsächlich sehr schleppend und man hat das Gefühl, dass es sich um ein recht gut funktionierendes Monopol handelt. Gleichzeitig muss man schon anerkennen, dass sich Strom überall erzeugen lässt, Gas dagegen muss importiert werden.
E&M: Für welche Unternehmen sind Sie denn zur Zeit beratend tätig im Bereich Gashandel?
Apking: Wir sind für Unternehmen tätig, die auch beim Strom sehr fortschrittlich waren, Namen werde ich Ihnen nicht nennen. 
E&M: Wie kommt man überhaupt man an gute Informationen zum Gashandel heran?
Apking: Am besten bei den Unternehmen selbst vorbeischauen.
E&M: Das kann man ja nun nicht jeden Tag ...
Apking: Alle sind etwas zurückhaltend, denn das Desaster, das beim Strom passiert ist, das will man natürlich tunlichst vermeiden. 
E&M: Mit Desaster meinen Sie, dass die Preise so stark zurückgegangen sind? 
Apking: Ja, so ist es. 
E&M: Wo ist denn Ihr Ansatz bei den geheimen Unternehmen? 
Apking: Man könnte zum Beispiel auf die Idee kommen, mit Derivaten zu handeln, um langfristige Verträge in Deutschland zu hedgen. Das wäre eine Möglichkeit, schon heute als Dienstleister an die Kunden heranzutreten. 
E&M: Termingeschäfte für Dritte zu erledigen, das scheint nicht so einfach zu sein und braucht die Genehmigung des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen. 
Apking: Das ist tatsächlich noch nicht hundertprozentig geklärt. 
E&M: Beim Strom sind es bisher im Wesentlichen die ganz Großen, die im Handel tätig sind, wird das beim Gas genauso sein? 
Apking: Beim Strom wie beim Gas gilt, wenn man im Handel Geld verdienen will, dann muss es sich um große Volumen handeln. Das setzt sehr viel Expertise voraus und gewisse Investitionen. Ich glaube nicht, dass Stadtwerke oder kleinere Gasversorger in der Lage sein werden, wirklich zu handeln. In Deutschland wird es sich auf fünf bis sechs Große konzentrieren, die man ernsthaft als Trader bezeichnen kann, und die vielleicht auch Geld damit verdienen.
E&M: Die Gretchenfrage: Um wie viel Prozent wird der Gaspreis sinken, unabhängig von der Ölpreisentwicklung? 
Apking: In den nächsten drei bis fünf Jahren um 20 Prozent.
E&M: Doch soviel? 
Apking: Ich denke schon, und man sollte vorsichtig sein mit dieser berühmten Floskel, „ich kann mir nicht vorstellen, dass...“. Wenn man die Leute heute damit konfrontieren würde, was sie vor vier oder fünf Jahren zur Entwicklung im Strombereich gesagt haben, dann würden sie wahrscheinlich rote Ohren bekommen. 
E&M: Wie schätzen Sie das Volumen für den börslichen Gas-Spothandel ein. 
Apking: Es ist schwer zu beantworten, aber die Erfahrungen aus anderen Märkten zeigen, dass die Börse nur einen relativ kleinen Teil des Handels abdeckt, vielleicht 30 Prozent; das Hauptvolumen sind OTC-Geschäfte.
 

Sonntag, 14.02.2021, 09:32 Uhr
Fritz Wilhelm

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.