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Energie & Management > Österreich -
Quelle: Fotolia / YuI
Österreich

"Anhaltend hohe Zustimmung" zum Ökostromausbau

Laut einer Studie würden 76 % der Bevölkerung den Bau einer Ökostromanlage in ihrem Umfeld gutheißen, etwa so viel wie vor dem „Coronajahr“ 2020.
Etwa 76 % der österreichischen Bevölkerung würden der Realisierung eines Ökostromprojekts in ihrer Gemeinde oder in deren Nähe zustimmen, verglichen mit 73 % im „Coronajahr“ 2020. Im Jahr 2019 und der Zeit davor lag die Zustimmung bei rund 77 %. Das zeigt die am 28. Februar veröffentlichte Ausgabe der jährlichen Studie „Erneuerbare Energien in Österreich“ der Universität Klagenfurt und der Wirtschaftsuniversität Wien mit Unterstützung des Energieversorgers Wien Energie und des Beratungsunternehmens Deloitte.

Studienautorin Nina Hampl und ihr Team hatten im Oktober 2021 insgesamt 1.002 Personen befragt. Hampl sprach von einer „anhaltend hohe Zustimmung“ für den Ausbau der erneuerbaren Energien, insbesondere der Photovoltaik. Ihr zufolge liegt die Akzeptanz für die Errichtung einer PV-Anlage bei 88 % und damit wieder auf dem Niveau von 2019. Im Jahr 2020 war sie auf 85 % zurückgegangen.

Den Bau eines neuen Kleinwasserkraftwerks in ihrer Umgebung würden 74 % begrüßen, 2020 waren es 71 % gewesen. Als höchster Wert wurden 2015 rund 75 % verzeichnet. Auf die niedrigsten Zustimmung kommt mit 66 % die Windkraft. Sie lag 2020 bei 62 %. Im Zeitraum 2017 bis 2020 nahm die Akzeptanz der Windkraft kontinuierlich ab. Hampl räumte auf Nachfrage der Redaktion ein, dass hinsichtlich der Windenergie offenbar kein „Corona-Knick“ zu verzeichnen war. Eine Erklärung für die abnehmende Zustimmung in den Jahren vor 2020 gab sie indessen nicht.

Zustimmung zur Klimaneutralität

Das Ziel der Bundesregierung, Österreich bis 2040 „klimaneutral“ zu machen, findet laut Hampl breite Unterstützung unter den Befragten. Etwa 78 % von ihnen befürworten in diesem Zusammenhang den weiteren Ökostromausbau, rund 72 % die Steigerung der Energieeffizienz. Michael Strebl, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Wien Energie, konstatierte, der Klimaschutz funktioniere „nur, wenn alle an einem Strang ziehen. Insbesondere die Bürgerinnen und Bürger sind gefordert“.

Den Kurs seines eigenen Unternehmens sieht Strebl bestätigt. Dieses habe als einer der ersten österreichischen Energieversorger einen „Klimaschutzfahrplan“ vorgelegt: „Um diesen umzusetzen, brauchen wir die Unterstützung der Kundinnen und Kunden“. Strebl erachtet diese Unterstützung als gegeben: Der am 28. Februar präsentierten Studie zufolge gaben insgesamt 18 % der Befragten an, innerhalb der kommenden fünf Jahre sei auf ihrem Wohngebäude die Installation einer Photovoltaikanlage geplant, verglichen mit 13 % im Jahr 2020.

„Das ist ein erstaunlicher Wert“, betonte der Wien-Energie-Chef. Sorge bereitet ihm dagegen der Wärmesektor: „Da ist das Thema erneuerbare Energien noch nicht wirklich angekommen.“ Im vergangenen Jahr hätten 24 % der Befragten angegeben, mit Brennholz, Hackschnitzel sowie Holzpellets oder -briketts zu heizen, im Vergleich mit 2017 ein Rückgang um einen Prozentpunkt, 9 % nannten 2021 Wärmepumpen als Heizungssystem, 2017 waren es 7 % gewesen.

Energiegemeinschaften mit großem Potenzial

Großes Potenzial hinsichtlich der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an der Energiewende sieht Strebl bei den Energiegemeinschaften. Der Studie zufolge können sich rund zwei Drittel der Befragten vorstellen, einer solchen beizutreten. Etwa 17 % geben an, sich vorstellen zu können, selbst eine Energiegemeinschaft zu gründen. Strebl räumte auf Nachfrage der Redaktion ein, dass das Interesse stark abnimmt, wenn den Kunden die Komplexität der organisatorischen, rechtlichen und abrechnungstechnischen Aspekte dieses Themas erläutert wird. Das sei aber kein Problem.

Der Gesetzgeber habe eine „gescheite Lösung“ geschaffen und ermögliche den Energieunternehmen, Energiegemeinschaften zu managen, wenngleich sie diesen nicht beitreten dürften. Sein eigenes Unternehmen manage bereits eine Energiegemeinschaft, eine zweite sei in Errichtung.

Nicht bestätigen wollte Strebl, dass es sich bei von Energieunternehmen gemanagten Energiegemeinschaften faktisch um Bilanzgruppen (das österreichische Gegenstück zu den deutschen Bilanzkreisen) handelt, die mit dem Etikett „Energiegemeinschaft“ versehen werden und die damit verbundenen Vorteile genießen, darunter geringere Gebühren für die Nutzung der lokalen bzw. allenfalls regionalen Netze.

Montag, 28.02.2022, 12:48 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich -
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Österreich
"Anhaltend hohe Zustimmung" zum Ökostromausbau
Laut einer Studie würden 76 % der Bevölkerung den Bau einer Ökostromanlage in ihrem Umfeld gutheißen, etwa so viel wie vor dem „Coronajahr“ 2020.
Etwa 76 % der österreichischen Bevölkerung würden der Realisierung eines Ökostromprojekts in ihrer Gemeinde oder in deren Nähe zustimmen, verglichen mit 73 % im „Coronajahr“ 2020. Im Jahr 2019 und der Zeit davor lag die Zustimmung bei rund 77 %. Das zeigt die am 28. Februar veröffentlichte Ausgabe der jährlichen Studie „Erneuerbare Energien in Österreich“ der Universität Klagenfurt und der Wirtschaftsuniversität Wien mit Unterstützung des Energieversorgers Wien Energie und des Beratungsunternehmens Deloitte.

Studienautorin Nina Hampl und ihr Team hatten im Oktober 2021 insgesamt 1.002 Personen befragt. Hampl sprach von einer „anhaltend hohe Zustimmung“ für den Ausbau der erneuerbaren Energien, insbesondere der Photovoltaik. Ihr zufolge liegt die Akzeptanz für die Errichtung einer PV-Anlage bei 88 % und damit wieder auf dem Niveau von 2019. Im Jahr 2020 war sie auf 85 % zurückgegangen.

Den Bau eines neuen Kleinwasserkraftwerks in ihrer Umgebung würden 74 % begrüßen, 2020 waren es 71 % gewesen. Als höchster Wert wurden 2015 rund 75 % verzeichnet. Auf die niedrigsten Zustimmung kommt mit 66 % die Windkraft. Sie lag 2020 bei 62 %. Im Zeitraum 2017 bis 2020 nahm die Akzeptanz der Windkraft kontinuierlich ab. Hampl räumte auf Nachfrage der Redaktion ein, dass hinsichtlich der Windenergie offenbar kein „Corona-Knick“ zu verzeichnen war. Eine Erklärung für die abnehmende Zustimmung in den Jahren vor 2020 gab sie indessen nicht.

Zustimmung zur Klimaneutralität

Das Ziel der Bundesregierung, Österreich bis 2040 „klimaneutral“ zu machen, findet laut Hampl breite Unterstützung unter den Befragten. Etwa 78 % von ihnen befürworten in diesem Zusammenhang den weiteren Ökostromausbau, rund 72 % die Steigerung der Energieeffizienz. Michael Strebl, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Wien Energie, konstatierte, der Klimaschutz funktioniere „nur, wenn alle an einem Strang ziehen. Insbesondere die Bürgerinnen und Bürger sind gefordert“.

Den Kurs seines eigenen Unternehmens sieht Strebl bestätigt. Dieses habe als einer der ersten österreichischen Energieversorger einen „Klimaschutzfahrplan“ vorgelegt: „Um diesen umzusetzen, brauchen wir die Unterstützung der Kundinnen und Kunden“. Strebl erachtet diese Unterstützung als gegeben: Der am 28. Februar präsentierten Studie zufolge gaben insgesamt 18 % der Befragten an, innerhalb der kommenden fünf Jahre sei auf ihrem Wohngebäude die Installation einer Photovoltaikanlage geplant, verglichen mit 13 % im Jahr 2020.

„Das ist ein erstaunlicher Wert“, betonte der Wien-Energie-Chef. Sorge bereitet ihm dagegen der Wärmesektor: „Da ist das Thema erneuerbare Energien noch nicht wirklich angekommen.“ Im vergangenen Jahr hätten 24 % der Befragten angegeben, mit Brennholz, Hackschnitzel sowie Holzpellets oder -briketts zu heizen, im Vergleich mit 2017 ein Rückgang um einen Prozentpunkt, 9 % nannten 2021 Wärmepumpen als Heizungssystem, 2017 waren es 7 % gewesen.

Energiegemeinschaften mit großem Potenzial

Großes Potenzial hinsichtlich der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an der Energiewende sieht Strebl bei den Energiegemeinschaften. Der Studie zufolge können sich rund zwei Drittel der Befragten vorstellen, einer solchen beizutreten. Etwa 17 % geben an, sich vorstellen zu können, selbst eine Energiegemeinschaft zu gründen. Strebl räumte auf Nachfrage der Redaktion ein, dass das Interesse stark abnimmt, wenn den Kunden die Komplexität der organisatorischen, rechtlichen und abrechnungstechnischen Aspekte dieses Themas erläutert wird. Das sei aber kein Problem.

Der Gesetzgeber habe eine „gescheite Lösung“ geschaffen und ermögliche den Energieunternehmen, Energiegemeinschaften zu managen, wenngleich sie diesen nicht beitreten dürften. Sein eigenes Unternehmen manage bereits eine Energiegemeinschaft, eine zweite sei in Errichtung.

Nicht bestätigen wollte Strebl, dass es sich bei von Energieunternehmen gemanagten Energiegemeinschaften faktisch um Bilanzgruppen (das österreichische Gegenstück zu den deutschen Bilanzkreisen) handelt, die mit dem Etikett „Energiegemeinschaft“ versehen werden und die damit verbundenen Vorteile genießen, darunter geringere Gebühren für die Nutzung der lokalen bzw. allenfalls regionalen Netze.

Montag, 28.02.2022, 12:48 Uhr
Klaus Fischer

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