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Thyssen Krupp Steel hat mit Fernleitungsnetzbetreibern einen Realisierungsvertrag unterzeichnet. Sein Stahlwerk in Duisburg soll an das Wasserstoff-Kernnetz angebunden werden.
Erst Mitte Februar war es, als die Stahlsparte des Industriekonzerns Thyssen Krupp den offiziellen Start der Ausschreibung für die Wasserstoff-Versorgung bekannt gegeben hatte (wir berichteten). Der Wasserstoff soll eingesetzt werden in der Direktreduktionsanlage, die die CO2-Emissionen im Stahlwerk der Thyssen Krupp Steel in Duisburg deutlich verringern soll − um bis zu 3,5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Zum Vergleich: Laut Umweltbundesamt (UBA) wurden 2022 in Deutschland insgesamt rund 750
Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen.
Am 21. März stand nun die Leitung, durch die der Wasserstoff das Stahlwerk erreichen soll, im Fokus. So soll das Stahlwerk bereits 2028 an das Get-H2-Netz angeschlossen werden, das wiederum Teil des geplanten deutschen Wassertoff-Kernnetzes werden soll. Zudem soll das Stahlwerk an die niederländische Importroute über den Grenzübergangspunkt Vlieghuis angeknüpft werden. Der Stahlhersteller unterzeichnete hierzu einen Realisierungsvertrag mit den Fernleitungsnetzbetreibern Nowega, Open Grid Europe (OGE) und Thyssengas.
Der Vertrag soll die Umstellung und Errichtung der Wasserstoff-Leitungen und die gegenseitigen Rechte und Pflichten bis zum Betriebsstart regeln. „Wir schaffen so die Möglichkeit, trotz noch ausstehender politischer Entscheidungen die Bausteine weiter vorzubereiten“, schreiben die Partner in einer gemeinsamen Mitteilung.
Zum Hintergrund: Die Finanzierung des Wasserstoff-Kernnetzes wird voraussichtlich erst in diesem Monat in der Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes offiziell beschlossen. Der Regierungsentwurf, der derzeit im Bundestag verhandelt wird, sieht eine Art Amortisationskonto vor (siehe auch separate Meldung zu Überlegungen für ein Strom-Amortisationkonto). Die Differenz zwischen den anfänglichen Baukosten für das Kernnetz und den durch Netzentgelte eingespielten Einnahmen soll dort als Fehlbetrag verbucht werden. Der Bund soll den Fehlbetrag zum Teil ausgleichen. Die Wasserstoff-Kernnetzbetreiber sind laut dem
Entwurf dazu verpflichtet, sich mit einem Selbstbehalt an dem Ausgleich zu beteiligen.
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Anschluss des Stahlwerks von Thyssen Krupp Steel an das Get-H2-Netz und die Importroute über die Niederlande (zur Vergrößerung bitte auf die Grafik klicken) Quelle: Get H2 und Nowega GmbH |
Die aus Lingen (Niedersachsen) kommende Get-H2-Leitung soll über eine neue 40
Kilometer lange Leitung ab Dorsten bis nach Duisburg-Walsum weitergeführt und dort das Stahlwerk anbinden. Zur Erschließung der Importroute werden bestehende Leitungen zwischen
dem niederländischen Vlieghuis und Kalle (Grafschaft Bentheim, Niedersachsen) sowie weiterführend nach Ochtrup (NRW) auf den Transport von Wasserstoff umgestellt und an das Get-H2-Leitungssystem angebunden.
2027 sollen alle Leitungsteile betriebsbereit sein, der Anschluss von Thyssen Krupp Steel soll 2028 erfolgen.
Den Hochlauf auf den Vollbetrieb mit Wasserstoff plant das Stahlwerk Duisburg ein Jahr später. Den Jahresbedarf an Wasserstoff beziffert das Unternehmen mit 143.000
Tonnen. Bund und Land NRW fördern das Projekt, das bei Thyssen Krupp unter dem Namen „tkH2-Steel“ läuft, mit insgesamt 2
Milliarden Euro.
Donnerstag, 21.03.2024, 17:20 Uhr
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