E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Österreich - Aktionäre kritisieren OMV
Bild: Fotolia/YuI
Österreich

Aktionäre kritisieren OMV

Bei der Hauptversammlung des Öl-, Gas- und Chemiekonzerns OMV beklagten Umweltgruppen dessen Klimapolitik. Getadelt wurde auch der stellvertretende Aufsichtsratschef Thomas Schmid.
„Uff. Sehr geehrte Damen und Herren, das war die Abstimmung über den letzten Punkt. Die Tagesordnung ist somit erledigt, und ich bin es auch.“ So kommentierte OMV-Aufsichtsratschef Mark Garrett die diesjährige Hauptversammlung (HV) des österreichischen Öl-, Gas- und Chemiekonzerns, bevor er sie am 2. Juni gegen 22:40 Uhr schloss.

Zuvor hatten Garrett und die Mitglieder des Vorstands um den scheidenden Generaldirektor Rainer Seele fast elf Stunden lang mehr als 220 Fragen der Aktionäre beantwortet bzw., so die Meinung mancher HV-Teilnehmer, ohne zufriedenstellende Antwort abgewiesen.

Etliche der inhaltlich weitgehend gleichlautenden Fragen und teils ausführlichen Stellungnahmen kamen von Umweltgruppen. Sie bezogen sich insbesondere auf die Klimastrategie der OMV, die als ungenügend heftig kritisiert wurde. Auf den Punkt gebracht, lauteten die Antworten Garretts sowie Seeles und seiner Vorstandskollegen: „Sehr geehrte Damen und Herren, fragen Sie uns, was Sie möchten. Wir tun, was uns richtig dünkt.“ Seele etwa betonte mehrfach, die OMV bekenne sich zum Klimaabkommen von Paris und dessen Ziel, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur bis zum Ende des Jahrhunderts „deutlich unter zwei Grad Celsius“ zu halten. Sie wolle ihre CO2-Emissionen „bis 2050 oder früher auf Netto-Null“ verringern und dazu die CO2-Intensität ihrer Produkte senken. Mit der Übernahme der Mehrheit am Chemie- und Düngerkonzern Borealis im vergangenen Jahr seien überdies Schritte erfolgt, um das OMV-Geschäftsmodell in Richtung Kreislaufwirtschaft zu erweitern.

Zur Deckung des Eigenbedarfs an Strom setze die OMV zunehmend auf erneuerbare Energien. In Schönkirchen-Reyersdorf, rund 20 km nordöstlich von Wien, wo sie Erdöl fördert, habe sie gemeinsam mit dem Stromkonzern Verbund eine der bislang größten Photovoltaik-Freiflächenanlagen Österreichs errichtet. Nicht geplant sei dagegen die Erzeugung von Ökostrom zum Zwecke seines Verkaufs. „Man wird die OVM auch weiterhin an ihren Bohrtürmen und Pferdekopfpumpen erkennen. Aber sie wird mehr sein“, betonte Seele. Ähnlich äußerte sich der für den Geschäftsbereich Chemicals & Materials zuständige OMV-Vorstand Alfed Stern, der, wie berichtet, Seele am 1. September als Vorstandschef folgt. Ihm zufolge wird die Klimastrategie weiter umgesetzt. Ferner wolle die OMV ein „führender Spieler in der Kreislaufwirtschaft werden“.

Kritik an Schmid

Heftige Kritik übten insbesondere Kleinaktionäre am stellvertretenden Vorsitzenden des OMV-Aufsichtsrats, Thomas Schmid. Schmid ist Alleinvorstand der staatlichen österreichischen Beteiligungsgesellschaft Öbag, die an der OMV 31,5 % hält. Zuvor war er Generalsekretär im Finanzministerium und machte mit Bundeskanzler Sebastian Kurz sowie Finanzminister Gernot Blümel (beide ÖVP) vor rund zwei Jahren seinen Übertritt in die Chefposition der damals im Entstehen begriffenen Öbag aus. Vor einigen Tagen wurde ein Schriftverkehr Schmids mit einer seiner engsten Mitarbeiterinnen bekannt, in dem er seinerzeit den Verlust seines Diplomatenpasses infolge des Wechsels zur Öbag beklagte. Er bezeichnete dies als „Frechheit“ und lamentierte, künftig „wie der Pöbel“ reisen zu müssen. Einige Aktionäre verlangten zu wissen, ob eine Person derartigen Charakters für eine Funktion im Aufsichtsrat eines Unternehmens geeignet sei. Garrett beschied, er arbeite gut und vertrauensvoll mit Schmid zusammen: „Der Aufsichtsrat ist voll funktionsfähig.“

10 Mio. Gegenstimmen

Um ihren Unmut manifestieren zu können, erzwangen die Kleinaktionäre Einzelabstimmungen über die Entlastung sämtlicher 16 Aufsichtsratsmitglieder. Die meisten Gegenstimmen erhielten Schmid und Garrett. Auch gegen die Entlastung der übrigen Aufsichtsräte wurden jeweils mehr als 10,39 Millionen von insgesamt etwa 240 Millionen Stimmen abgegeben. Ferner legte ein Kleinaktionär Widerspruch gegen die Entlastung Schmids ein, was allerdings keine unmittelbaren Folgen hat. Überdies wurden rund 19,6 Millionen Stimmen gegen den Vergütungsbericht für den Vorstand und den Aufsichtsrat abgegeben.

Freitag, 4.06.2021, 11:08 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - Aktionäre kritisieren OMV
Bild: Fotolia/YuI
Österreich
Aktionäre kritisieren OMV
Bei der Hauptversammlung des Öl-, Gas- und Chemiekonzerns OMV beklagten Umweltgruppen dessen Klimapolitik. Getadelt wurde auch der stellvertretende Aufsichtsratschef Thomas Schmid.
„Uff. Sehr geehrte Damen und Herren, das war die Abstimmung über den letzten Punkt. Die Tagesordnung ist somit erledigt, und ich bin es auch.“ So kommentierte OMV-Aufsichtsratschef Mark Garrett die diesjährige Hauptversammlung (HV) des österreichischen Öl-, Gas- und Chemiekonzerns, bevor er sie am 2. Juni gegen 22:40 Uhr schloss.

Zuvor hatten Garrett und die Mitglieder des Vorstands um den scheidenden Generaldirektor Rainer Seele fast elf Stunden lang mehr als 220 Fragen der Aktionäre beantwortet bzw., so die Meinung mancher HV-Teilnehmer, ohne zufriedenstellende Antwort abgewiesen.

Etliche der inhaltlich weitgehend gleichlautenden Fragen und teils ausführlichen Stellungnahmen kamen von Umweltgruppen. Sie bezogen sich insbesondere auf die Klimastrategie der OMV, die als ungenügend heftig kritisiert wurde. Auf den Punkt gebracht, lauteten die Antworten Garretts sowie Seeles und seiner Vorstandskollegen: „Sehr geehrte Damen und Herren, fragen Sie uns, was Sie möchten. Wir tun, was uns richtig dünkt.“ Seele etwa betonte mehrfach, die OMV bekenne sich zum Klimaabkommen von Paris und dessen Ziel, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur bis zum Ende des Jahrhunderts „deutlich unter zwei Grad Celsius“ zu halten. Sie wolle ihre CO2-Emissionen „bis 2050 oder früher auf Netto-Null“ verringern und dazu die CO2-Intensität ihrer Produkte senken. Mit der Übernahme der Mehrheit am Chemie- und Düngerkonzern Borealis im vergangenen Jahr seien überdies Schritte erfolgt, um das OMV-Geschäftsmodell in Richtung Kreislaufwirtschaft zu erweitern.

Zur Deckung des Eigenbedarfs an Strom setze die OMV zunehmend auf erneuerbare Energien. In Schönkirchen-Reyersdorf, rund 20 km nordöstlich von Wien, wo sie Erdöl fördert, habe sie gemeinsam mit dem Stromkonzern Verbund eine der bislang größten Photovoltaik-Freiflächenanlagen Österreichs errichtet. Nicht geplant sei dagegen die Erzeugung von Ökostrom zum Zwecke seines Verkaufs. „Man wird die OVM auch weiterhin an ihren Bohrtürmen und Pferdekopfpumpen erkennen. Aber sie wird mehr sein“, betonte Seele. Ähnlich äußerte sich der für den Geschäftsbereich Chemicals & Materials zuständige OMV-Vorstand Alfed Stern, der, wie berichtet, Seele am 1. September als Vorstandschef folgt. Ihm zufolge wird die Klimastrategie weiter umgesetzt. Ferner wolle die OMV ein „führender Spieler in der Kreislaufwirtschaft werden“.

Kritik an Schmid

Heftige Kritik übten insbesondere Kleinaktionäre am stellvertretenden Vorsitzenden des OMV-Aufsichtsrats, Thomas Schmid. Schmid ist Alleinvorstand der staatlichen österreichischen Beteiligungsgesellschaft Öbag, die an der OMV 31,5 % hält. Zuvor war er Generalsekretär im Finanzministerium und machte mit Bundeskanzler Sebastian Kurz sowie Finanzminister Gernot Blümel (beide ÖVP) vor rund zwei Jahren seinen Übertritt in die Chefposition der damals im Entstehen begriffenen Öbag aus. Vor einigen Tagen wurde ein Schriftverkehr Schmids mit einer seiner engsten Mitarbeiterinnen bekannt, in dem er seinerzeit den Verlust seines Diplomatenpasses infolge des Wechsels zur Öbag beklagte. Er bezeichnete dies als „Frechheit“ und lamentierte, künftig „wie der Pöbel“ reisen zu müssen. Einige Aktionäre verlangten zu wissen, ob eine Person derartigen Charakters für eine Funktion im Aufsichtsrat eines Unternehmens geeignet sei. Garrett beschied, er arbeite gut und vertrauensvoll mit Schmid zusammen: „Der Aufsichtsrat ist voll funktionsfähig.“

10 Mio. Gegenstimmen

Um ihren Unmut manifestieren zu können, erzwangen die Kleinaktionäre Einzelabstimmungen über die Entlastung sämtlicher 16 Aufsichtsratsmitglieder. Die meisten Gegenstimmen erhielten Schmid und Garrett. Auch gegen die Entlastung der übrigen Aufsichtsräte wurden jeweils mehr als 10,39 Millionen von insgesamt etwa 240 Millionen Stimmen abgegeben. Ferner legte ein Kleinaktionär Widerspruch gegen die Entlastung Schmids ein, was allerdings keine unmittelbaren Folgen hat. Überdies wurden rund 19,6 Millionen Stimmen gegen den Vergütungsbericht für den Vorstand und den Aufsichtsrat abgegeben.

Freitag, 4.06.2021, 11:08 Uhr
Klaus Fischer

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.