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Energie & Management > Gasspeicher - Aktion
Erdgasspeicher Lesum, Quelle: Storengy
Gasspeicher

Aktion "Mindestfüllstände" läuft an

Dass die Gasspeicher in Zukunft ausreichend gefüllt sind, ist jetzt gesetzlich geregelt. Der Marktgebietsverantwortliche Trading Hub Europe (THE) hat entsprechende Kompetenzen erhalten.
Bei der Kapazität ihrer Gasspeicher gehört die Bundesrepublik weltweit zur Spitzenklasse: Nur Russland, die Ukraine, Kanada und die USA verfügen über mehr Volumen. Was die Füllstrände angeht, sah es zuletzt allerdings düster aus in Deutschland. Nie dagewesene Tiefstständen gab es schon ab Mai 2021, besorgniserregende in den vergangenen Monaten. Vor allem die Tatsache, dass in den Lagerstätten der russischen Gazprom-Tochter Astora Ebbe herrschte, sorgte für Empörung. Von Erpressungstaktik war die Rede.

Damit man – gerade auch im Hinblick auf die Unsicherheit, was die weitere Belieferung aus Russland angeht – hier in Zukunft besser gewappnet ist, machte die Politik im März ernst und ergänzte das Energiewirtschaftsgesetz (EnWG). Aktuell ist die Umsetzung angelaufen und entsprechende Sonderausschreibungen werden vorbereitet, ab 1. Mai können sie erfolgen.

Der vormals liberale Gasspeichermarkt unterliegt jetzt strengen Regulierungsvorschriften. Die Speicherbetreiber und ihre Interessenvertretung "Initiative Energien speichern" (INES) reagierten mit Unverständnis. Befürchtet wurde, dass sich die Vorschriften kontraproduktiv auswirken und die Marktteilnehmer dadurch erst recht kein Interesse mehr daran haben dürften, einzuspeichern.

Ziel der Bundesregierung ist es, folgende Mindestfüllstände zu erreichen:
  • 80 % am 1. Oktober
  • 90 % am 1. November
  • 40 % am 1. Februar
Über die Einhaltung der Vorgaben müssen die Speicherbetreiber Nachweise erbringen. Auch darüber, dass am 1. August ein Füllstand herrscht, der die nachfolgenden Ziele "nicht gefährdet". Um das alles zu erreichen, wurden vom Gesetzgeber mehrere Maßnahmen definiert und der Marktgebietsverantwortliche mit entsprechenden Werkzeugen ausgestattet. Dabei hat THE zum Erreichen der Füllstände in "marktbasierten, transparenten und nicht diskriminierenden öffentlichen Ausschreibungsverfahren strategische Optionen zur Vorhaltung von Gas (Strategic Storage-Based Options, kurz SSBO) in angemessenem Umfang zu beschaffen".

Reichen diese Gas-Optionen nicht aus, kann der Marktgebietsverantwortliche auch kurzfristige SSBO-Sonderausschreibungen nutzen oder – Stufe drei – selbst physisch Gas zur Einspeicherung erwerben. Auch kann der Marktgebietsverantwortliche die benötigten Speicherkapazitäten selbst buchen. Hierfür wird das "durchschnittlich kostengünstigste" Speicherentgelt der letzten drei Speicherjahre für die jeweilige Gasspeicheranlage zugrunde gelegt. Die Maßnahmen erfordern die Zustimmung des Bundeswirtschaftsministeriums und das Einvernehmen der Bundesnetzagentur.

​Sanktionsinstrumente liegen bereit

Auch Sanktionsinstrumente sind vorgesehen: Für den Fall, dass Speicherbucher von ihnen gebuchte Kapazitäten nicht nutzen, können sie ihnen entzogen und dem Marktgebietsverantwortlichen zur Verfügung gestellt werde. Damit soll das alleinige Horten von Kapazitäten vermieden und stattdessen ein wirkliches Befüllen der Speicher sichergestellt werden.

Die anfallenden Kosten dieser Instrumente werden auf die Netznutzer umgelegt. "Die Höhe ist dabei zum jetzigen Zeitpunkt kaum zu prognostizieren, weil nicht abschätzbar ist, wie viele Eingriffe durch den Marktgebietsverantwortlichen erfolgen müssen. Da das Gas zu Hochpreisphasen vor allem im Winter wieder ausgespeichert wird, können sogar Gewinne entstehen und so zu einer Entlastung der Gaskunden führen", heißt es in einem Papier aus dem Bundeswirtschaftsministerium.

Und weiter: Man werde bis zum 15. Dezember 2022 die Umsetzung der Füllstandsvorgaben bewerten, bis 1. April 2023 die Auswirkung der Regulierung evaluieren und die Berichte dem Bundestag vorlegen. 

Bisher spielten Gasspeicher auch eine wichtige Rolle im Gashandel: Durch das Ausnutzen von Preisdifferenzen und Zeitversatz zwischen Ein- und Ausspeicherung konnten Gewinne erzielt werden. Dabei wurde in der Regel im Sommer günstig eingekauft und eingespeist und im Winter zu hohen Preisen ausgespeist und verkauft.

Montag, 25.04.2022, 15:08 Uhr
Günter Drewnitzky
Energie & Management > Gasspeicher - Aktion
Erdgasspeicher Lesum, Quelle: Storengy
Gasspeicher
Aktion "Mindestfüllstände" läuft an
Dass die Gasspeicher in Zukunft ausreichend gefüllt sind, ist jetzt gesetzlich geregelt. Der Marktgebietsverantwortliche Trading Hub Europe (THE) hat entsprechende Kompetenzen erhalten.
Bei der Kapazität ihrer Gasspeicher gehört die Bundesrepublik weltweit zur Spitzenklasse: Nur Russland, die Ukraine, Kanada und die USA verfügen über mehr Volumen. Was die Füllstrände angeht, sah es zuletzt allerdings düster aus in Deutschland. Nie dagewesene Tiefstständen gab es schon ab Mai 2021, besorgniserregende in den vergangenen Monaten. Vor allem die Tatsache, dass in den Lagerstätten der russischen Gazprom-Tochter Astora Ebbe herrschte, sorgte für Empörung. Von Erpressungstaktik war die Rede.

Damit man – gerade auch im Hinblick auf die Unsicherheit, was die weitere Belieferung aus Russland angeht – hier in Zukunft besser gewappnet ist, machte die Politik im März ernst und ergänzte das Energiewirtschaftsgesetz (EnWG). Aktuell ist die Umsetzung angelaufen und entsprechende Sonderausschreibungen werden vorbereitet, ab 1. Mai können sie erfolgen.

Der vormals liberale Gasspeichermarkt unterliegt jetzt strengen Regulierungsvorschriften. Die Speicherbetreiber und ihre Interessenvertretung "Initiative Energien speichern" (INES) reagierten mit Unverständnis. Befürchtet wurde, dass sich die Vorschriften kontraproduktiv auswirken und die Marktteilnehmer dadurch erst recht kein Interesse mehr daran haben dürften, einzuspeichern.

Ziel der Bundesregierung ist es, folgende Mindestfüllstände zu erreichen:
  • 80 % am 1. Oktober
  • 90 % am 1. November
  • 40 % am 1. Februar
Über die Einhaltung der Vorgaben müssen die Speicherbetreiber Nachweise erbringen. Auch darüber, dass am 1. August ein Füllstand herrscht, der die nachfolgenden Ziele "nicht gefährdet". Um das alles zu erreichen, wurden vom Gesetzgeber mehrere Maßnahmen definiert und der Marktgebietsverantwortliche mit entsprechenden Werkzeugen ausgestattet. Dabei hat THE zum Erreichen der Füllstände in "marktbasierten, transparenten und nicht diskriminierenden öffentlichen Ausschreibungsverfahren strategische Optionen zur Vorhaltung von Gas (Strategic Storage-Based Options, kurz SSBO) in angemessenem Umfang zu beschaffen".

Reichen diese Gas-Optionen nicht aus, kann der Marktgebietsverantwortliche auch kurzfristige SSBO-Sonderausschreibungen nutzen oder – Stufe drei – selbst physisch Gas zur Einspeicherung erwerben. Auch kann der Marktgebietsverantwortliche die benötigten Speicherkapazitäten selbst buchen. Hierfür wird das "durchschnittlich kostengünstigste" Speicherentgelt der letzten drei Speicherjahre für die jeweilige Gasspeicheranlage zugrunde gelegt. Die Maßnahmen erfordern die Zustimmung des Bundeswirtschaftsministeriums und das Einvernehmen der Bundesnetzagentur.

​Sanktionsinstrumente liegen bereit

Auch Sanktionsinstrumente sind vorgesehen: Für den Fall, dass Speicherbucher von ihnen gebuchte Kapazitäten nicht nutzen, können sie ihnen entzogen und dem Marktgebietsverantwortlichen zur Verfügung gestellt werde. Damit soll das alleinige Horten von Kapazitäten vermieden und stattdessen ein wirkliches Befüllen der Speicher sichergestellt werden.

Die anfallenden Kosten dieser Instrumente werden auf die Netznutzer umgelegt. "Die Höhe ist dabei zum jetzigen Zeitpunkt kaum zu prognostizieren, weil nicht abschätzbar ist, wie viele Eingriffe durch den Marktgebietsverantwortlichen erfolgen müssen. Da das Gas zu Hochpreisphasen vor allem im Winter wieder ausgespeichert wird, können sogar Gewinne entstehen und so zu einer Entlastung der Gaskunden führen", heißt es in einem Papier aus dem Bundeswirtschaftsministerium.

Und weiter: Man werde bis zum 15. Dezember 2022 die Umsetzung der Füllstandsvorgaben bewerten, bis 1. April 2023 die Auswirkung der Regulierung evaluieren und die Berichte dem Bundestag vorlegen. 

Bisher spielten Gasspeicher auch eine wichtige Rolle im Gashandel: Durch das Ausnutzen von Preisdifferenzen und Zeitversatz zwischen Ein- und Ausspeicherung konnten Gewinne erzielt werden. Dabei wurde in der Regel im Sommer günstig eingekauft und eingespeist und im Winter zu hohen Preisen ausgespeist und verkauft.

Montag, 25.04.2022, 15:08 Uhr
Günter Drewnitzky

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