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Energie & Management > Gas - Akademien fordern sofortigen Gas-Ausstieg
Quelle: Fotolia / WoGi
Gas

Akademien fordern sofortigen Gas-Ausstieg

Gerade hat Robert Habeck (Grüne) mit der Verschiebung des GEG eine Niederlage erlitten, schon bekommt der Wirtschaftsminister Schützenhilfe von den europäischen Wissenschaftsakademien.
Wenn es nach dem europäischen Zusammenschluss der nationalen Wissenschaftsakademien, Easac, geht, müsste das Gebäudeenergiegesetz (GEG) auf "sofort" vorgezogen werden, statt − wie jetzt auf Druck der FDP geschehen − mit der verschobenen parlamentarischen Beratung des Entwurfs das Inkrafttreten des GEG Anfang 2024 infragezustellen: Die Easac forderte am 24. Mai in einer 92-seitigen Studie "The Future of Gas" und einer begleitenden Pressemitteilung, Erdgas-Heizungen "sofort" zu verbieten, alle fossilen Energieträger zurückzufahren und die Erneuerbaren, Wärmepumpen sowie Wärmenetze hochzufahren.

Der Vorsitzende des Easac-Lenkungsausschusses Energie, Neven Duic, begründet die Forderung mit dem Treibhauseffekt von Methan, das entlang der Wertschöpfungskette in die Atmosphäre entweicht, der über 20 Jahre hinweg 80 Mal stärker ist als jener von CO2. Erdgas enthält zu mindestens 97 ​Prozent Methan. Zudem müsse dessen Klimaschädlichkeit wegen des "so schnell" fortschreitenden Klimawandels während der ersten zehn Jahre untersucht werden, solange es in der Atmosphäre ist, statt die Betrachtung wie bisher auf 100 Jahre zu verteilen.

Duic empfiehlt den europäischen Staaten, dem Vorbild von acht Staaten zu folgen und den Neueinbau von Gasheizungen zu verbieten oder hohe Anteile erneuerbarer Wärme vorzuschreiben. Der in der Studie nicht erwähnte GEG-Regierungsentwurf umfasst beide Ansätze.

Laut Easac gibt es allein in der EU 65 Millionen Heizkessel. Erdgas werde mit Abstand am meisten verheizt. Die Politikberater empfehlen für den Wärmemarkt Wärmepumpen und Wärmenetze, erkennen aber an, dass die konkrete Ausgestaltung von den örtlichen Verhältnissen abhängt. Dazu gehören etwa Gebäudestruktur und Baurecht, das örtliche Klima, die Nachfragedichte oder die Verfügbarkeit von erneuerbarer Wärme und von Abwärme. Daher plädieren sie für kommunale Wärmeplanung, wie sie in Baden-Württemberg schon Pflicht ist und bundesweit verpflichtend werden soll.
 

Allmähliche Beimischung von Wasserstoff "Sackgasse"

Anne Neumann, Vorsitzende der Easac-Arbeitsgruppe, warnte, ein nur allmähliches Hochfahren der Beimischung von Wasserstoff im Erdgasnetz habe "aus wissenschaftlicher Sicht" einen minimalen Dekarbonisierungseffekt. 10 Prozent Anteil brächten nur 1 Prozent CO2-Minderung. Wasserstoff sei daher besser aufgehoben in bestimmten Industrieprozessen und im Schwerlastverkehr. Erdgas sei keine "Brücke" von der Kohle zur Nettonull, sondern selbst eine "Sackgasse".

Laut Easac helfen auch die Abscheidung und Tiefenspeicherung von CO2 (CCS) und die Kernkraft bei der Dekarbonisierung nicht weiter, weil neue Einheiten nicht schnell genug errichtet werden könnten. Zudem mangle es in vielen Regionen durch den Klimawandel an Kühlwasser für die Reaktoren.

William Gillett, Direktor des Easac-Energieprogramms äußert durchaus Verständnis dafür, dass die EU seit dem Ukrainekrieg zugunsten der Strom- und Wärmeversorgung sowie der Industrie politische "Kompromisse" geschlossen habe, indem Flüssigerdgas (LNG) als Ersatz importiert wird. Doch "das Klima macht keine Kompromisse".

Mittwoch, 24.05.2023, 16:55 Uhr
Georg Eble
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Gas
Akademien fordern sofortigen Gas-Ausstieg
Gerade hat Robert Habeck (Grüne) mit der Verschiebung des GEG eine Niederlage erlitten, schon bekommt der Wirtschaftsminister Schützenhilfe von den europäischen Wissenschaftsakademien.
Wenn es nach dem europäischen Zusammenschluss der nationalen Wissenschaftsakademien, Easac, geht, müsste das Gebäudeenergiegesetz (GEG) auf "sofort" vorgezogen werden, statt − wie jetzt auf Druck der FDP geschehen − mit der verschobenen parlamentarischen Beratung des Entwurfs das Inkrafttreten des GEG Anfang 2024 infragezustellen: Die Easac forderte am 24. Mai in einer 92-seitigen Studie "The Future of Gas" und einer begleitenden Pressemitteilung, Erdgas-Heizungen "sofort" zu verbieten, alle fossilen Energieträger zurückzufahren und die Erneuerbaren, Wärmepumpen sowie Wärmenetze hochzufahren.

Der Vorsitzende des Easac-Lenkungsausschusses Energie, Neven Duic, begründet die Forderung mit dem Treibhauseffekt von Methan, das entlang der Wertschöpfungskette in die Atmosphäre entweicht, der über 20 Jahre hinweg 80 Mal stärker ist als jener von CO2. Erdgas enthält zu mindestens 97 ​Prozent Methan. Zudem müsse dessen Klimaschädlichkeit wegen des "so schnell" fortschreitenden Klimawandels während der ersten zehn Jahre untersucht werden, solange es in der Atmosphäre ist, statt die Betrachtung wie bisher auf 100 Jahre zu verteilen.

Duic empfiehlt den europäischen Staaten, dem Vorbild von acht Staaten zu folgen und den Neueinbau von Gasheizungen zu verbieten oder hohe Anteile erneuerbarer Wärme vorzuschreiben. Der in der Studie nicht erwähnte GEG-Regierungsentwurf umfasst beide Ansätze.

Laut Easac gibt es allein in der EU 65 Millionen Heizkessel. Erdgas werde mit Abstand am meisten verheizt. Die Politikberater empfehlen für den Wärmemarkt Wärmepumpen und Wärmenetze, erkennen aber an, dass die konkrete Ausgestaltung von den örtlichen Verhältnissen abhängt. Dazu gehören etwa Gebäudestruktur und Baurecht, das örtliche Klima, die Nachfragedichte oder die Verfügbarkeit von erneuerbarer Wärme und von Abwärme. Daher plädieren sie für kommunale Wärmeplanung, wie sie in Baden-Württemberg schon Pflicht ist und bundesweit verpflichtend werden soll.
 

Allmähliche Beimischung von Wasserstoff "Sackgasse"

Anne Neumann, Vorsitzende der Easac-Arbeitsgruppe, warnte, ein nur allmähliches Hochfahren der Beimischung von Wasserstoff im Erdgasnetz habe "aus wissenschaftlicher Sicht" einen minimalen Dekarbonisierungseffekt. 10 Prozent Anteil brächten nur 1 Prozent CO2-Minderung. Wasserstoff sei daher besser aufgehoben in bestimmten Industrieprozessen und im Schwerlastverkehr. Erdgas sei keine "Brücke" von der Kohle zur Nettonull, sondern selbst eine "Sackgasse".

Laut Easac helfen auch die Abscheidung und Tiefenspeicherung von CO2 (CCS) und die Kernkraft bei der Dekarbonisierung nicht weiter, weil neue Einheiten nicht schnell genug errichtet werden könnten. Zudem mangle es in vielen Regionen durch den Klimawandel an Kühlwasser für die Reaktoren.

William Gillett, Direktor des Easac-Energieprogramms äußert durchaus Verständnis dafür, dass die EU seit dem Ukrainekrieg zugunsten der Strom- und Wärmeversorgung sowie der Industrie politische "Kompromisse" geschlossen habe, indem Flüssigerdgas (LNG) als Ersatz importiert wird. Doch "das Klima macht keine Kompromisse".

Mittwoch, 24.05.2023, 16:55 Uhr
Georg Eble

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