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Energie & Management > Vertrieb - Aggressive Akquise in Bonn
Quelle: Fotolia / Photo-K
Vertrieb

Aggressive Akquise in Bonn

Unterschrift an der Haustür, Tränen am Stadtwerke-Telefon: Der kommunale Versorger in Bonn beschreibt die Maschen von Drückerkolonnen und deren Folgen. Und nennt einen Wettbewerber.
Der Kundenservice der Stadtwerke Bonn bekommt am Telefon zurzeit einiges zu hören, was er offenbar so nicht erlebt hat: Verbraucherinnen und Verbraucher kontaktierten die SWB-Hotline „unter Tränen“, berichtet der Leiter des Kundenservice, Axel Kapellen, darüber, was sich in dem Vertriebsgebiet abspielt. Die Stadtwerke sprechen von „Drückerkolonnen“, die von Haustür zu Haustür ziehen und den Eindruck erwecken, sie seien im Auftrag des kommunalen Unternehmens unterwegs. Teilweise sei Kundschaft so eingeschüchtert worden, dass sie den Vertrag gleich unterschrieben habe.

Einen Namen hören die Stadtwerke nach eigenen Angaben immer wieder: Vor allem die Firma Primastrom gebe sich häufig als Tochter der SWB aus, heißt es. "Die Vertriebsmitarbeiter des Unternehmens sind laut unseren Kundenberatern bei zwei Kunden mit mehreren Mitarbeitern vor der Tür gewesen und haben massiv verbal Einfluss genommen", so Axel Kapellen.

Der kommunale Versorger will gegen diese Praktiken vorgehen. Doch das gestaltet sich schwierig. „Wir sprechen die Kundinnen und Kunden aktiv an, ob sie bereit sind, die Erlebnisse an der Tür zu dokumentieren und im Rahmen einer Einstweiligen Verfügung zu bezeugen“, erklärt eine Sprecherin gegenüber der Redaktion und bedauert sogleich: „Unserer Erfahrung nach ist die Bereitschaft der Kundschaft nach dem Erlebnis eher gering.“

Darüber hinaus seien solche Firmen meist so gewieft, „dass sie sich nicht explizit zum Beispiel als Tochter der SWB ausgeben, sondern es so formulieren, dass der Kunde selbst den Rückschluss zieht, da er als lokalen Versorger eben SWB im Kopf hat“. Sollte ein Kunde oder eine Kundin bereit sein, werde man die Firmen auf Unterlassung drängen.

Ein andere Name, den die Stadtwerke in dem Zusammenhang zu hören bekommen, sei „Hahn Solar". Die Vertreter spiegelten ihnen zufolge Verbraucherinnen und Verbrauchern vor, sie böten PV-Anlagen im Auftrag des Kommunalversorgers an. Die SWB-Sprecherin: „Dazu hat die Firma gar keinen Auftrag seitens
 
der Stadtwerke." Die Vermittler drängten darauf, Verträge sofort an der Tür zu unterschreiben, um einen angeblich günstigen Preis zu bekommen.

Kein unbeschriebenes Blatt

Auch anderenorts macht Primastrom von sich Reden. „In Sehnde häufen sich die Anrufe der Primastrom GmbH bei Verbraucherinnen und Verbrauchern“, berichtet die Energieversorgung Sehnde (EVS) in der Region Hannover. Die Firma nutze die aktuell angespannte Situation am Energiemarkt aus und dränge am Telefon mit vermeintlich guten Angeboten zum Abschluss eines Vertrags. „Primastrom gibt sich hierbei gegebenenfalls auch als vermeintliches Partnerunternehmen von seriösen Energieversorgern aus“, schildert die EVS. Die Anrufer versuchten, am Telefon herauszufinden den aktuellen Energielieferant und die Zählernummer herauszufinden. Im Nachklapp suchten sie, einen Anbieterwechsel einzuleiten.

Wie erklärt man sich bei der Muttergesellschaft Primaholding, dass die SWB Bonn von eingeschüchterter Kundschaft im Zusammenhang mit dem Namen Primastrom berichten? Eine Bitte um eine Stellungnahme blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Gegen Primastrom und gegen Voxenergie – ein weiteres Unternehmen der Primaholding – hatte die Bundesnetzagentur im Mai dieses Jahres ein Aufsichtsverfahren wegen des Verdachts auf unangekündigte Preiserhöhungen eingeleitet. Zudem gibt es Klagen der Verbraucherzentralen in Hamburg und Brandenburg gegen die Unternehmen. Von der Verbraucherzentrale in Niedersachsen ist zu erfahren, dass „das Beschwerdeaufkommen zu diesen beiden Energieversorgern nach wie vor sehr hoch ist“.

Freitag, 12.08.2022, 16:17 Uhr
Manfred Fischer
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Aggressive Akquise in Bonn
Unterschrift an der Haustür, Tränen am Stadtwerke-Telefon: Der kommunale Versorger in Bonn beschreibt die Maschen von Drückerkolonnen und deren Folgen. Und nennt einen Wettbewerber.
Der Kundenservice der Stadtwerke Bonn bekommt am Telefon zurzeit einiges zu hören, was er offenbar so nicht erlebt hat: Verbraucherinnen und Verbraucher kontaktierten die SWB-Hotline „unter Tränen“, berichtet der Leiter des Kundenservice, Axel Kapellen, darüber, was sich in dem Vertriebsgebiet abspielt. Die Stadtwerke sprechen von „Drückerkolonnen“, die von Haustür zu Haustür ziehen und den Eindruck erwecken, sie seien im Auftrag des kommunalen Unternehmens unterwegs. Teilweise sei Kundschaft so eingeschüchtert worden, dass sie den Vertrag gleich unterschrieben habe.

Einen Namen hören die Stadtwerke nach eigenen Angaben immer wieder: Vor allem die Firma Primastrom gebe sich häufig als Tochter der SWB aus, heißt es. "Die Vertriebsmitarbeiter des Unternehmens sind laut unseren Kundenberatern bei zwei Kunden mit mehreren Mitarbeitern vor der Tür gewesen und haben massiv verbal Einfluss genommen", so Axel Kapellen.

Der kommunale Versorger will gegen diese Praktiken vorgehen. Doch das gestaltet sich schwierig. „Wir sprechen die Kundinnen und Kunden aktiv an, ob sie bereit sind, die Erlebnisse an der Tür zu dokumentieren und im Rahmen einer Einstweiligen Verfügung zu bezeugen“, erklärt eine Sprecherin gegenüber der Redaktion und bedauert sogleich: „Unserer Erfahrung nach ist die Bereitschaft der Kundschaft nach dem Erlebnis eher gering.“

Darüber hinaus seien solche Firmen meist so gewieft, „dass sie sich nicht explizit zum Beispiel als Tochter der SWB ausgeben, sondern es so formulieren, dass der Kunde selbst den Rückschluss zieht, da er als lokalen Versorger eben SWB im Kopf hat“. Sollte ein Kunde oder eine Kundin bereit sein, werde man die Firmen auf Unterlassung drängen.

Ein andere Name, den die Stadtwerke in dem Zusammenhang zu hören bekommen, sei „Hahn Solar". Die Vertreter spiegelten ihnen zufolge Verbraucherinnen und Verbrauchern vor, sie böten PV-Anlagen im Auftrag des Kommunalversorgers an. Die SWB-Sprecherin: „Dazu hat die Firma gar keinen Auftrag seitens
 
der Stadtwerke." Die Vermittler drängten darauf, Verträge sofort an der Tür zu unterschreiben, um einen angeblich günstigen Preis zu bekommen.

Kein unbeschriebenes Blatt

Auch anderenorts macht Primastrom von sich Reden. „In Sehnde häufen sich die Anrufe der Primastrom GmbH bei Verbraucherinnen und Verbrauchern“, berichtet die Energieversorgung Sehnde (EVS) in der Region Hannover. Die Firma nutze die aktuell angespannte Situation am Energiemarkt aus und dränge am Telefon mit vermeintlich guten Angeboten zum Abschluss eines Vertrags. „Primastrom gibt sich hierbei gegebenenfalls auch als vermeintliches Partnerunternehmen von seriösen Energieversorgern aus“, schildert die EVS. Die Anrufer versuchten, am Telefon herauszufinden den aktuellen Energielieferant und die Zählernummer herauszufinden. Im Nachklapp suchten sie, einen Anbieterwechsel einzuleiten.

Wie erklärt man sich bei der Muttergesellschaft Primaholding, dass die SWB Bonn von eingeschüchterter Kundschaft im Zusammenhang mit dem Namen Primastrom berichten? Eine Bitte um eine Stellungnahme blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Gegen Primastrom und gegen Voxenergie – ein weiteres Unternehmen der Primaholding – hatte die Bundesnetzagentur im Mai dieses Jahres ein Aufsichtsverfahren wegen des Verdachts auf unangekündigte Preiserhöhungen eingeleitet. Zudem gibt es Klagen der Verbraucherzentralen in Hamburg und Brandenburg gegen die Unternehmen. Von der Verbraucherzentrale in Niedersachsen ist zu erfahren, dass „das Beschwerdeaufkommen zu diesen beiden Energieversorgern nach wie vor sehr hoch ist“.

Freitag, 12.08.2022, 16:17 Uhr
Manfred Fischer

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