E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Gas - AGGM: Ausbauplan für Gas-Verteilnetz in Konsultation
Quelle: Fotolia / zozzzzo
Gas

AGGM: Ausbauplan für Gas-Verteilnetz in Konsultation

Zu den wesentlichsten Vorhaben gehören die erste österreichische Wasserstoffpipeline sowie die Anbindung des auch von Deutschland genutzten Speichers Haidach an das Verteilnetz.
Mit der Ertüchtigung und Erweiterung des Gas-Verteilnetzes befasst sich die „Langfristige und integrierte Planung 2022“ (LFIP), deren Entwurf die Austrian Gas Grid Management AG (AGGM) am 9. Januar veröffentlichte. Die AGGM ist für die übergeordnete Steuerung des österreichischen Gasnetzes sowie die Koordinierung des Netzausbaus verantwortlich. Wie sie mitteilte, läuft die Konsultation bezüglich der LFIP bis einschließlich 29. Januar, ebenso wie jene für den „Koordinierten Netzentwicklungplan 2022“ (KNEP) für die Fernleitungen (wir berichteten). Und wie den Entwurf des KNEP will die AGGM auch jenen für die LFIP am 20. Februar bei der Regulierungsbehörde E-Control zur Genehmigung einreichen. Erstmals schätzte die AGGM für den LFIP-Entwurf den künftigen österreichischen Bedarf an „grünem“ Wasserstoff ab. Überdies erweiterte sie den Planungszeitraum von zehn auf 20 Jahre „mit Ausblick auf 2050, um die notwendigen Entwicklungen zur Erreichung der Klimaneutralität 2040 auch in der Planung abbilden und reflektieren zu können.“

Ihren Erhebungen zufolge belief sich der Erdgasbedarf in den drei österreichischen Marktgebieten Ost, Tirol und Vorarlberg in den vergangenen zehn Jahren auf durchschnittlich rund 10 Millarden kWh/Jahr. Für 2021 beziffert sie den Bedarf mit 96 Milliarden kWh, von denen 89 auf das Marktgebiet Ost entfielen, 4,5 Milliarden kWh auf Tirol und 2,6 Milliarden kWh auf Vorarlberg. Ihren nicht zuletzt auf Umfragen unter Großkunden gestützten Schätzungen zufolge dürfte der Bedarf an Erdgas respektive Methan bis 2040 auf etwa 60 Milliarden kWh zurückgehen. Dem steht indessen ein auf rund 50 Milliarden kWh steigender Bedarf an (grünem) Wasserstoff gegenüber. In Summe würde sich somit ein Gasbedarf von rund 110 Milliarden kWh ergeben. Mit ihrer Einschätzung liegt die AGGM daher im Durchschnitt anderer Prognosen, die sich zwischen 74 und 140 Milliarden kWh pro Jahr bewegen.

Erste Wasserstoff-Pipeline

Zu den wichtigsten Projekten im aktuellen LFIP-Entwurf gehört der sogenannte „H2 Collector Ost“, die erste reine Wasserstoffpipeline Österreichs. Sie dient insbesondere dazu, ab etwa 2026 „grünen“ Wasserstoff aus dem Nordburgenland zur Raffinerie Schwechat des Öl-, Gas- und Chemiekonzerns OMV zu transportieren. „Der leistungsstarke ‚H2-Collector Ost‘ wird so dimensioniert, dass die Einspeisung des gesamten erneuerbaren Wasserstoff-Potenzials der Region möglich sein wird und die Deckung des langfristigen Bedarfs der Industrie und Kraftwerke der Region schon heute mitgedacht und mitgeplant wurde. Somit sind sogar zusätzliche Kapazitäten für zukünftige Entwicklungen und Betriebsansiedelungen in der Region vorhanden“, heißt es im LFIP-Entwurf.

Ein weiteres wesentliches Vorhaben ist die Anbindung des auch von Deutschland genutzten Gasspeichers Haidach im Bundesland Salzburg an das Verteilnetz. Das Gaswirtschaftsgesetz verpflichtet seit vergangenem Jahr alle Speicherbetreiber, ihre Anlagen auf österreichischem Territorium mit dem Verteilnetz zu verbinden. Planungen bezüglich Haidach bestehen seit 2013. Mitte September 2022 forderte die E-Control die AGGM auf, ein diesbezügliches Projekt für die LFIP zu erstellen und einzureichen. Finale Abstimmungen dazu sind für das erste Quartal 2023 geplant.

Versorgung ohne Russland nicht möglich

Insgesamt enthält der LFIP-Entwurf Projekte für die Ertüchtigung und Modernisierung sowie den Ausbau des Verteilnetzes mit einem finanziellen Volumen von rund 261,3 Millionen Euro. Auf genehmigte sowie in Umsetzung befindliche Vorhaben entfallen davon etwa 95,1 Millionen Euro, auf neue Projekte 166,2 Millionen Euro. Ausdrücklich hält die AGGM fest, dass seitens der Gasnetzbetreiber für 2030 eine Einspeisung „grüner“ Gase im Ausmaß von rund 4,8 Milliarden kWh erwartet wird, was rund 5 Prozent des für jenes Jahr prognostizierten Gesamtbedarfs von 95 Milliarden kWh entspricht.
 

Das Problem: Das bislang noch nicht rechtsverbindliche Ziel für die Grüngaseinspeisung im Jahr 2030 liegt bei 10 Milliarden kWh. „Somit werden unter dem aktuellen Förderregime und den politischen Rahmenbedingungen nach der Einschätzung der Netzbetreiber die Ziele für 2030 aus dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz nicht erreicht“, konstatiert die AGGM. Umso dringender nötig sei das angekündigte Erneuerbare-Gase-Gesetz.

Warnend ergänzt die AGGM, dass eine sichere Versorgung Österreichs mit gasförmigen Energieträgern ohne Importe aus Russland bis auf Weiteres nicht darstellbar ist. Es könne „nicht von einer sicheren Versorgung ausgegangen werden, insbesondere wenn die größte Quelle Baumgarten (Russland) dauerhaft wegfällt und über die verbleibende Infrastruktur die Endkundenversorgung, die Speicherbefüllung gemäß Mindestbevorratung und der Export auf Basis fester Kapazitäten an nachgelagerte Länder bewerkstelligt werden muss.“ Die Möglichkeiten für Importe aus Deutschland und Italien reichen der AGGM zufolge dafür nicht aus.

Dienstag, 10.01.2023, 16:28 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Gas - AGGM: Ausbauplan für Gas-Verteilnetz in Konsultation
Quelle: Fotolia / zozzzzo
Gas
AGGM: Ausbauplan für Gas-Verteilnetz in Konsultation
Zu den wesentlichsten Vorhaben gehören die erste österreichische Wasserstoffpipeline sowie die Anbindung des auch von Deutschland genutzten Speichers Haidach an das Verteilnetz.
Mit der Ertüchtigung und Erweiterung des Gas-Verteilnetzes befasst sich die „Langfristige und integrierte Planung 2022“ (LFIP), deren Entwurf die Austrian Gas Grid Management AG (AGGM) am 9. Januar veröffentlichte. Die AGGM ist für die übergeordnete Steuerung des österreichischen Gasnetzes sowie die Koordinierung des Netzausbaus verantwortlich. Wie sie mitteilte, läuft die Konsultation bezüglich der LFIP bis einschließlich 29. Januar, ebenso wie jene für den „Koordinierten Netzentwicklungplan 2022“ (KNEP) für die Fernleitungen (wir berichteten). Und wie den Entwurf des KNEP will die AGGM auch jenen für die LFIP am 20. Februar bei der Regulierungsbehörde E-Control zur Genehmigung einreichen. Erstmals schätzte die AGGM für den LFIP-Entwurf den künftigen österreichischen Bedarf an „grünem“ Wasserstoff ab. Überdies erweiterte sie den Planungszeitraum von zehn auf 20 Jahre „mit Ausblick auf 2050, um die notwendigen Entwicklungen zur Erreichung der Klimaneutralität 2040 auch in der Planung abbilden und reflektieren zu können.“

Ihren Erhebungen zufolge belief sich der Erdgasbedarf in den drei österreichischen Marktgebieten Ost, Tirol und Vorarlberg in den vergangenen zehn Jahren auf durchschnittlich rund 10 Millarden kWh/Jahr. Für 2021 beziffert sie den Bedarf mit 96 Milliarden kWh, von denen 89 auf das Marktgebiet Ost entfielen, 4,5 Milliarden kWh auf Tirol und 2,6 Milliarden kWh auf Vorarlberg. Ihren nicht zuletzt auf Umfragen unter Großkunden gestützten Schätzungen zufolge dürfte der Bedarf an Erdgas respektive Methan bis 2040 auf etwa 60 Milliarden kWh zurückgehen. Dem steht indessen ein auf rund 50 Milliarden kWh steigender Bedarf an (grünem) Wasserstoff gegenüber. In Summe würde sich somit ein Gasbedarf von rund 110 Milliarden kWh ergeben. Mit ihrer Einschätzung liegt die AGGM daher im Durchschnitt anderer Prognosen, die sich zwischen 74 und 140 Milliarden kWh pro Jahr bewegen.

Erste Wasserstoff-Pipeline

Zu den wichtigsten Projekten im aktuellen LFIP-Entwurf gehört der sogenannte „H2 Collector Ost“, die erste reine Wasserstoffpipeline Österreichs. Sie dient insbesondere dazu, ab etwa 2026 „grünen“ Wasserstoff aus dem Nordburgenland zur Raffinerie Schwechat des Öl-, Gas- und Chemiekonzerns OMV zu transportieren. „Der leistungsstarke ‚H2-Collector Ost‘ wird so dimensioniert, dass die Einspeisung des gesamten erneuerbaren Wasserstoff-Potenzials der Region möglich sein wird und die Deckung des langfristigen Bedarfs der Industrie und Kraftwerke der Region schon heute mitgedacht und mitgeplant wurde. Somit sind sogar zusätzliche Kapazitäten für zukünftige Entwicklungen und Betriebsansiedelungen in der Region vorhanden“, heißt es im LFIP-Entwurf.

Ein weiteres wesentliches Vorhaben ist die Anbindung des auch von Deutschland genutzten Gasspeichers Haidach im Bundesland Salzburg an das Verteilnetz. Das Gaswirtschaftsgesetz verpflichtet seit vergangenem Jahr alle Speicherbetreiber, ihre Anlagen auf österreichischem Territorium mit dem Verteilnetz zu verbinden. Planungen bezüglich Haidach bestehen seit 2013. Mitte September 2022 forderte die E-Control die AGGM auf, ein diesbezügliches Projekt für die LFIP zu erstellen und einzureichen. Finale Abstimmungen dazu sind für das erste Quartal 2023 geplant.

Versorgung ohne Russland nicht möglich

Insgesamt enthält der LFIP-Entwurf Projekte für die Ertüchtigung und Modernisierung sowie den Ausbau des Verteilnetzes mit einem finanziellen Volumen von rund 261,3 Millionen Euro. Auf genehmigte sowie in Umsetzung befindliche Vorhaben entfallen davon etwa 95,1 Millionen Euro, auf neue Projekte 166,2 Millionen Euro. Ausdrücklich hält die AGGM fest, dass seitens der Gasnetzbetreiber für 2030 eine Einspeisung „grüner“ Gase im Ausmaß von rund 4,8 Milliarden kWh erwartet wird, was rund 5 Prozent des für jenes Jahr prognostizierten Gesamtbedarfs von 95 Milliarden kWh entspricht.
 

Das Problem: Das bislang noch nicht rechtsverbindliche Ziel für die Grüngaseinspeisung im Jahr 2030 liegt bei 10 Milliarden kWh. „Somit werden unter dem aktuellen Förderregime und den politischen Rahmenbedingungen nach der Einschätzung der Netzbetreiber die Ziele für 2030 aus dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz nicht erreicht“, konstatiert die AGGM. Umso dringender nötig sei das angekündigte Erneuerbare-Gase-Gesetz.

Warnend ergänzt die AGGM, dass eine sichere Versorgung Österreichs mit gasförmigen Energieträgern ohne Importe aus Russland bis auf Weiteres nicht darstellbar ist. Es könne „nicht von einer sicheren Versorgung ausgegangen werden, insbesondere wenn die größte Quelle Baumgarten (Russland) dauerhaft wegfällt und über die verbleibende Infrastruktur die Endkundenversorgung, die Speicherbefüllung gemäß Mindestbevorratung und der Export auf Basis fester Kapazitäten an nachgelagerte Länder bewerkstelligt werden muss.“ Die Möglichkeiten für Importe aus Deutschland und Italien reichen der AGGM zufolge dafür nicht aus.

Dienstag, 10.01.2023, 16:28 Uhr
Klaus Fischer

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.