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Energie & Management > Stadtwerke -
Quelle: N-Ergie
Stadtwerke

"Absenkung der Netzrenditen ist verheerend"

Man sei hochmotiviert, die Klimaziele zu erreichen, fühle sich aber von der Politik teilweise ausgebremst − so beschreibt N-Ergie-Chef Josef Hasler die Situation im Wahljahr 2021. 
"Energiewende gestalten", so lautete der Titel einer Pressekonferenz des Nünberger Versorgers N-Ergie am 6. August über die Handlungsfelder und Ansätze des Unternehmens in diesem Bereich. Vorstandschef Josef Hasler bekannte sich dabei klar zu den Zielen der Bundespolitik für eine Klimaneutralität bis 2045. Er machte aber auch klar, dass der aktuelle, von der Politik vorgegebene Rechtsrahmen dafür nicht ausreicht.

In besonders deutlichen Worten hat sich Hasler gegen die von der Bundesnetzagentur geplante Anpassung der Netzrenditen gewandt: "Ganz offen gesagt: Wir finden das verheerend, dass die Netzrenditen abgesenkt werden sollen." Die Argumentation der Bundesnetzagentur, dass es ja bei den Banken in der Regel keine Verzinsung mehr oder sogar Strafgebühren gebe, kann Hasler nicht nachvollziehen. "Das zu vergleichen mit Investitionen in die Daseinsvorsorge, diesen Spagat bekomme ich einfach nicht hin."

Angebracht wäre seiner Meinung nach stattdessen ein Vergleich mit internationalen Renditen: "Dann ist man bei anderen Werten als jenen, die die Bundesnetzagentur plant". Nach dem Vorschlag der Bonner Behörde soll der Zinssatz aufs Eigenkapital in Zukunft für Neuanlagen mindestens 4,59 % vor Körperschaftsteuer betragen, für Altanlagen mindestens 3,03 % und für Gasnetzbetreiber ab 2023 gelten, im Strombereich ab 2024. Für die aktuelle Regulierungsperiode bekommen die Netzbetreiber eine Rendite von 6,91 % für Neuanlagen und 5,12 % für Bestandsanlagen.

Klimawandelkomponente bei den Netzrenditen?

Hasler würde sich wünschen, dass bei den Netzrenditen eine Art Klimawandelkomponente eingefügt würde, um den Umbau der regionalen Infrastruktur gezielt zu fördern: "Wir sind überzeugt, dass die Energiewende im Verteilnetz entschieden wird." Zugleich sei bekannt, welche Herausforderungen die Energieversorger in den kommenden Jahrzehnten bezüglich ihrer Investitionen hätten.

Die Regulierung behindere derzeit auch Alternativen zum Netzausbau teilweise stark, sagte Hasler mit Blick auf den im Süden der Republik vorherrschenden Photovoltaik-Ausbau. Hier drohe in Zukunft eine noch häufigere Abregelung von Photovoltaik-Leistung zu bestimmten Zeiten ("Mittagsspitze"), die vom Verteilnetz nicht aufgenommen werden könne. Technisch wäre es kein Problem, die Überproduktion in Batteriespeichern aufzufangen und zu einem anderen Zeitpunkt für eine regionale Nutzung wieder einzuspeisen. "Dafür brauchen wir aber einen geänderten Rechtsrahmen". Batteriespeicher seien aktuell viel zu sehr mit Umlagen und Abgaben belastet, um dieses Instrument wirtschaftlich für eine Entlastung der Verteilnetze bei Erzeugungsspitzen nutzen zu können. 
 
Ein Freund klarer Worte: N-Ergie-Vorstandschef Josef Hasler
Quelle: N-Ergie

Für wenig sinnvoll hält Hasler auch die bisherige Ablehnung der Bundesregierung beim Einsatz von grünem Wasserstoff für die Wärmewende im Gebäudesektor. Zwar sei es erfreulich, dass im Neubaubereich zunehmend Wärmepumpen anstelle von fossilen Heizungen zum Einsatz kämen. Im Bestandswohnungsbau sei jedoch eine Umstellung von Erdgas auf Wärmepumpe kaum möglich. Neben einem enormen Ausbau der Stromerzeugung müsste dafür laut Hasler auch das Stromverteilnetz um den Faktor 3 bis 5 verstärkt werden. Zeitlich wie monetär wäre das eine kaum zu realisierende Mammutaufgabe. 

Eine sinnvolle Alternative sei daher ein Umbau der Erdgasnetze auf eine Wasserstoffnutzung und in Teilbereichen auch der Neubau von Wasserstoffnetzen. So könne Erdgas im Gebäudesektor sukzessive durch klimafreundlichen grünen Wasserstoff oder klimaneutrale synthetische Gase ersetzt werden.

Eines müsse ganz klar sein, schreibt Hasler allen Beteiligten ins Stammbuch: "Wir werden in diesem Land in den nächsten Jahrzehnten die Infrastruktur der Daseinsvorsorge massivst umbauen müssen. Das wird viele Milliarden kosten und es wird den Bürgerinnen und Bürgern Veränderungen auferlegen."

Besonders wichtig ist der N-Ergie aus diesem Grund auch die Beteiligung der Bürger an der Energiewende, zum Beispiel durch die Möglichkeit, in Solaranlagen zu investieren. Man brauche eine Energiewende, von der alle etwas hätten. Damit könne man in vielen Fällen auch die Widerstände gegen Erneuerbare-Anlagen beseitigen. Hasler: "Wenn man Betroffene zu Beteiligten macht, dann laufen die Dinge!" 

Freitag, 6.08.2021, 14:43 Uhr
Peter Koller
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Quelle: N-Ergie
Stadtwerke
"Absenkung der Netzrenditen ist verheerend"
Man sei hochmotiviert, die Klimaziele zu erreichen, fühle sich aber von der Politik teilweise ausgebremst − so beschreibt N-Ergie-Chef Josef Hasler die Situation im Wahljahr 2021. 
"Energiewende gestalten", so lautete der Titel einer Pressekonferenz des Nünberger Versorgers N-Ergie am 6. August über die Handlungsfelder und Ansätze des Unternehmens in diesem Bereich. Vorstandschef Josef Hasler bekannte sich dabei klar zu den Zielen der Bundespolitik für eine Klimaneutralität bis 2045. Er machte aber auch klar, dass der aktuelle, von der Politik vorgegebene Rechtsrahmen dafür nicht ausreicht.

In besonders deutlichen Worten hat sich Hasler gegen die von der Bundesnetzagentur geplante Anpassung der Netzrenditen gewandt: "Ganz offen gesagt: Wir finden das verheerend, dass die Netzrenditen abgesenkt werden sollen." Die Argumentation der Bundesnetzagentur, dass es ja bei den Banken in der Regel keine Verzinsung mehr oder sogar Strafgebühren gebe, kann Hasler nicht nachvollziehen. "Das zu vergleichen mit Investitionen in die Daseinsvorsorge, diesen Spagat bekomme ich einfach nicht hin."

Angebracht wäre seiner Meinung nach stattdessen ein Vergleich mit internationalen Renditen: "Dann ist man bei anderen Werten als jenen, die die Bundesnetzagentur plant". Nach dem Vorschlag der Bonner Behörde soll der Zinssatz aufs Eigenkapital in Zukunft für Neuanlagen mindestens 4,59 % vor Körperschaftsteuer betragen, für Altanlagen mindestens 3,03 % und für Gasnetzbetreiber ab 2023 gelten, im Strombereich ab 2024. Für die aktuelle Regulierungsperiode bekommen die Netzbetreiber eine Rendite von 6,91 % für Neuanlagen und 5,12 % für Bestandsanlagen.

Klimawandelkomponente bei den Netzrenditen?

Hasler würde sich wünschen, dass bei den Netzrenditen eine Art Klimawandelkomponente eingefügt würde, um den Umbau der regionalen Infrastruktur gezielt zu fördern: "Wir sind überzeugt, dass die Energiewende im Verteilnetz entschieden wird." Zugleich sei bekannt, welche Herausforderungen die Energieversorger in den kommenden Jahrzehnten bezüglich ihrer Investitionen hätten.

Die Regulierung behindere derzeit auch Alternativen zum Netzausbau teilweise stark, sagte Hasler mit Blick auf den im Süden der Republik vorherrschenden Photovoltaik-Ausbau. Hier drohe in Zukunft eine noch häufigere Abregelung von Photovoltaik-Leistung zu bestimmten Zeiten ("Mittagsspitze"), die vom Verteilnetz nicht aufgenommen werden könne. Technisch wäre es kein Problem, die Überproduktion in Batteriespeichern aufzufangen und zu einem anderen Zeitpunkt für eine regionale Nutzung wieder einzuspeisen. "Dafür brauchen wir aber einen geänderten Rechtsrahmen". Batteriespeicher seien aktuell viel zu sehr mit Umlagen und Abgaben belastet, um dieses Instrument wirtschaftlich für eine Entlastung der Verteilnetze bei Erzeugungsspitzen nutzen zu können. 
 
Ein Freund klarer Worte: N-Ergie-Vorstandschef Josef Hasler
Quelle: N-Ergie

Für wenig sinnvoll hält Hasler auch die bisherige Ablehnung der Bundesregierung beim Einsatz von grünem Wasserstoff für die Wärmewende im Gebäudesektor. Zwar sei es erfreulich, dass im Neubaubereich zunehmend Wärmepumpen anstelle von fossilen Heizungen zum Einsatz kämen. Im Bestandswohnungsbau sei jedoch eine Umstellung von Erdgas auf Wärmepumpe kaum möglich. Neben einem enormen Ausbau der Stromerzeugung müsste dafür laut Hasler auch das Stromverteilnetz um den Faktor 3 bis 5 verstärkt werden. Zeitlich wie monetär wäre das eine kaum zu realisierende Mammutaufgabe. 

Eine sinnvolle Alternative sei daher ein Umbau der Erdgasnetze auf eine Wasserstoffnutzung und in Teilbereichen auch der Neubau von Wasserstoffnetzen. So könne Erdgas im Gebäudesektor sukzessive durch klimafreundlichen grünen Wasserstoff oder klimaneutrale synthetische Gase ersetzt werden.

Eines müsse ganz klar sein, schreibt Hasler allen Beteiligten ins Stammbuch: "Wir werden in diesem Land in den nächsten Jahrzehnten die Infrastruktur der Daseinsvorsorge massivst umbauen müssen. Das wird viele Milliarden kosten und es wird den Bürgerinnen und Bürgern Veränderungen auferlegen."

Besonders wichtig ist der N-Ergie aus diesem Grund auch die Beteiligung der Bürger an der Energiewende, zum Beispiel durch die Möglichkeit, in Solaranlagen zu investieren. Man brauche eine Energiewende, von der alle etwas hätten. Damit könne man in vielen Fällen auch die Widerstände gegen Erneuerbare-Anlagen beseitigen. Hasler: "Wenn man Betroffene zu Beteiligten macht, dann laufen die Dinge!" 

Freitag, 6.08.2021, 14:43 Uhr
Peter Koller

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