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Energie & Management > Gas - 50 Prozent weniger russisches Gas wäre verkraftbar
Quelle: Shutterstock / Dabarti CGI
Gas

50 Prozent weniger russisches Gas wäre verkraftbar

Kurzfristig ließe sich rund die Hälfte des Gases aus Russland ersetzen. Das geht aus Studien des BDEW hervor. Der Verband sieht Luft für 188 Mrd. kWh.
Die Volkswirte des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) haben den Gasbedarf vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges analysiert. In ihrer Studie zeigen sie auf, welche kurzfristigen quantitativen Potenziale für Substitution und Einsparungen es beim Verbrauch von Erdgas gibt. Und wie stark ein russisches Embargo durchschlagen würde.

Ergebnis: „Stand heute lassen sich rund 50 Prozent des russischen Erdgases kurzfristig ersetzen oder substituieren. Das entspricht etwa 20 Prozent des Jahresgasbedarfs“, sagt BDEW-Chefin Kerstin Andreae. Den Anteil russischen Erdgases an allen Erdgaseinfuhren beziffert der Verband für die Monate Januar bis März 2022 auf 40 Prozent.

Das Reduktions- und Substitutionspotenzial beträgt laut Studie 188 Mrd. kWh. Der Erdgasverbrauch – rechnerisch ein Mischverbrauch der Jahre 2020 und 2021 – beläuft sich auf 998 Mrd. kWh, der Mindestbedarf an Erdgas liegt demzufolge bei 810 Mrd. kWh.

Industrie wäre "voll getroffen"

Das mit Abstand größte Potenzial wäre bei Kraftwerken der öffentlichen Versorgung und Industrie zu erschließen. Rund 113 Mrd. kWh, umgerechnet 36 %, können durch und Substitution oder Reduktion vermieden werden, heißt es. „Durch den reduzierten Weiterbetrieb der gasbasierten KWK-Anlagen verbleiben 51 Mrd. kWh Stromerzeugung aus Gaskraftwerken, 44 Mrd. kWh Stromerzeugung müssen durch andere Erzeugungstechnologien ersetzt werden“, heißt es. Das Einsparpotenzial der ungekoppelten Stromerzeugung taxieren die BDEW-Experten auf 64 Mrd. kWh.

Die kurzfristige Substitutions- und Reduktionspotenziale bei Haushalten, in der Industrie und bei Gewerbe, bei Handel und Dienstleistungen (GHD) sind deutlich geringer: Bezogen auf den gesamten jeweiligen Gasbedarf lägen sie bei Haushalten bei 15 %, in GHD-Bereich bei 10 % und in der Industrie bei 8 %. Mittel- bis langfristig seien durch Umrüstungen, Energieträgerwechsel oder Effizienzmaßnahmen weitere Potenziale erschließbar.

„Die Industrie würde von einem Embargo voll getroffen werden, ohne dass realistische kurzfristige Optionen einer Energieträgersubstitution bestehen“, warnt der BDEW. Ein Embargo stellte nicht zuletzt auch das Ziel voller Gasspeicher zu Beginn des nächsten Winters in Frage.

Kritik an Gesetzentwurf für Gasspeicher-Nutzung

Nachbesserungsbedarf sieht neben der „Initiative Speichern INES“ der BDEW bei den Plänen der Bundesregierung zur Einführung von Füllstandsvorgaben für Gasspeicheranlagen. „Der Gesetzentwurf beinhaltet einige sinnvolle Neuerungen, die zum Ziel hoher Speicherfüllstände beitragen können. Einige der Maßnahmen greifen jedoch tiefer in den Gasmarkt ein als notwendig und sollten unbedingt angepasst werden! um ein effektives Zusammenspiel zwischen der zusätzlichen Regulierung und den Unternehmen zu ermöglichen“, kritisiert Andrea.

Der Gesetzentwurf zielt unter anderem auch darauf, Speicherkunden die Nutzungsrechte an Speicherkapazitäten zu entziehen, wenn sie diese nicht nutzen. Ein solches Prinzip „sei ein scharfes Schwert, das schnell kontraproduktiv“ wirke.

Mit Blick auf außenpolitische Unwägbarkeiten resümiert die BDEW-Hauptgeschäftsführerin: „Wir können den Import russischen Erdgases Stand heute nur zum Teil ersetzen. Alternativen wie Flüssigerdgas können helfen, fehlende Mengen auszugleichen.“ Eine Ausweitung der inländischen Förderung sei begrenzt oder unsicher. „Angesichts der Ergebnisse unserer Analyse ist für uns klar: Die Energiewirtschaft arbeitet mit Hochdruck daran, kurzfristig Energiemengen aus Russland zu substituieren und einzusparen und mittel- bis langfristig unabhängig von fossilen Rohstoffen und damit auch von russischen Importen zu werden.“

Die BDEW -Studie steht auf der Website des Verbandes als Download bereit.

 

Freitag, 18.03.2022, 15:47 Uhr
Manfred Fischer
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Gas
50 Prozent weniger russisches Gas wäre verkraftbar
Kurzfristig ließe sich rund die Hälfte des Gases aus Russland ersetzen. Das geht aus Studien des BDEW hervor. Der Verband sieht Luft für 188 Mrd. kWh.
Die Volkswirte des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) haben den Gasbedarf vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges analysiert. In ihrer Studie zeigen sie auf, welche kurzfristigen quantitativen Potenziale für Substitution und Einsparungen es beim Verbrauch von Erdgas gibt. Und wie stark ein russisches Embargo durchschlagen würde.

Ergebnis: „Stand heute lassen sich rund 50 Prozent des russischen Erdgases kurzfristig ersetzen oder substituieren. Das entspricht etwa 20 Prozent des Jahresgasbedarfs“, sagt BDEW-Chefin Kerstin Andreae. Den Anteil russischen Erdgases an allen Erdgaseinfuhren beziffert der Verband für die Monate Januar bis März 2022 auf 40 Prozent.

Das Reduktions- und Substitutionspotenzial beträgt laut Studie 188 Mrd. kWh. Der Erdgasverbrauch – rechnerisch ein Mischverbrauch der Jahre 2020 und 2021 – beläuft sich auf 998 Mrd. kWh, der Mindestbedarf an Erdgas liegt demzufolge bei 810 Mrd. kWh.

Industrie wäre "voll getroffen"

Das mit Abstand größte Potenzial wäre bei Kraftwerken der öffentlichen Versorgung und Industrie zu erschließen. Rund 113 Mrd. kWh, umgerechnet 36 %, können durch und Substitution oder Reduktion vermieden werden, heißt es. „Durch den reduzierten Weiterbetrieb der gasbasierten KWK-Anlagen verbleiben 51 Mrd. kWh Stromerzeugung aus Gaskraftwerken, 44 Mrd. kWh Stromerzeugung müssen durch andere Erzeugungstechnologien ersetzt werden“, heißt es. Das Einsparpotenzial der ungekoppelten Stromerzeugung taxieren die BDEW-Experten auf 64 Mrd. kWh.

Die kurzfristige Substitutions- und Reduktionspotenziale bei Haushalten, in der Industrie und bei Gewerbe, bei Handel und Dienstleistungen (GHD) sind deutlich geringer: Bezogen auf den gesamten jeweiligen Gasbedarf lägen sie bei Haushalten bei 15 %, in GHD-Bereich bei 10 % und in der Industrie bei 8 %. Mittel- bis langfristig seien durch Umrüstungen, Energieträgerwechsel oder Effizienzmaßnahmen weitere Potenziale erschließbar.

„Die Industrie würde von einem Embargo voll getroffen werden, ohne dass realistische kurzfristige Optionen einer Energieträgersubstitution bestehen“, warnt der BDEW. Ein Embargo stellte nicht zuletzt auch das Ziel voller Gasspeicher zu Beginn des nächsten Winters in Frage.

Kritik an Gesetzentwurf für Gasspeicher-Nutzung

Nachbesserungsbedarf sieht neben der „Initiative Speichern INES“ der BDEW bei den Plänen der Bundesregierung zur Einführung von Füllstandsvorgaben für Gasspeicheranlagen. „Der Gesetzentwurf beinhaltet einige sinnvolle Neuerungen, die zum Ziel hoher Speicherfüllstände beitragen können. Einige der Maßnahmen greifen jedoch tiefer in den Gasmarkt ein als notwendig und sollten unbedingt angepasst werden! um ein effektives Zusammenspiel zwischen der zusätzlichen Regulierung und den Unternehmen zu ermöglichen“, kritisiert Andrea.

Der Gesetzentwurf zielt unter anderem auch darauf, Speicherkunden die Nutzungsrechte an Speicherkapazitäten zu entziehen, wenn sie diese nicht nutzen. Ein solches Prinzip „sei ein scharfes Schwert, das schnell kontraproduktiv“ wirke.

Mit Blick auf außenpolitische Unwägbarkeiten resümiert die BDEW-Hauptgeschäftsführerin: „Wir können den Import russischen Erdgases Stand heute nur zum Teil ersetzen. Alternativen wie Flüssigerdgas können helfen, fehlende Mengen auszugleichen.“ Eine Ausweitung der inländischen Förderung sei begrenzt oder unsicher. „Angesichts der Ergebnisse unserer Analyse ist für uns klar: Die Energiewirtschaft arbeitet mit Hochdruck daran, kurzfristig Energiemengen aus Russland zu substituieren und einzusparen und mittel- bis langfristig unabhängig von fossilen Rohstoffen und damit auch von russischen Importen zu werden.“

Die BDEW -Studie steht auf der Website des Verbandes als Download bereit.

 

Freitag, 18.03.2022, 15:47 Uhr
Manfred Fischer

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