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Energie & Management > Österreich - 28 Milliarden Euro für Ökostromausbau
Quelle: Fotolia / YuI
Österreich

28 Milliarden Euro für Ökostromausbau

Laut einer Umfrage wollen die Mitglieder des E-Wirtschafts-Verbands Oesterreichs Energie bis 2030 Projekte mit rund 12,06 Mrd. kWh errichten. Die Akzeptanz der Bevölkerung wächst.
Insgesamt 220 aktuelle Ökostrom-Ausbauvorhaben mit einem Volumen von rund 12,06 Mrd. kWh meldeten 24 Energieunternehmen dem Elektrizitätswirtschaftsverband Oesterreichs Energie im Zuge einer Umfrage. Das berichteten Verbandspräsident und Verbund-Generaldirektor Michael Strugl sowie Generalsekretärin Barbara Schmidt am 22. Juni in Wien. Der von der E-Wirtschaft geplante Ausbau entspricht knapp der Hälfte der 27 Mrd. kWh, um die die Bundesregierung die österreichische Ökostromerzeugung bis 2030 steigern will.

Auf die Wasserkraft entfallen von den 12,06 Mrd. kWh laut Strugl etwa 4,7 Mrd. kWh, etwas weniger als jene 5 Mrd. kWh, die laut dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) bis einschließlich 2030 realisiert werden sollen. Im Bau sind Vorhaben mit einer Mrd. kWh. In Planung, also entweder im Genehmigungsverfahren oder knapp vor Verfahrensbeginn, befinden sich Anlagen mit weiteren 2,7 Mrd. kWh. Projekte über 0,9 Mrd. kWh schließlich sind dagegen erst in der Konzeptphase. Was die Windenergie anlangt, wurden Oesterreichs Energie Vorhaben mit 4,4 Mrd. kWh gemeldet, davon jeweils 2,2 Mrd kWh detailliert geplante sowie lediglich konzipierte.

Strugl mahnt zügige Genehmigungsverfahren an

Zum Vergleich: Das EAG sieht bis 2030 eine Steigerung der Stromproduktion mittels Windkraft von zehn auf 17 Mrd. kWh pro Jahr vor. Bezüglich der Photovoltaik (PV) umfassen die gemeldeten Projekte insgesamt 2,9 Mrd. kWh, von denen eine Mrd. kWh konkret geplant ist. Für die übrigen 1,9 Mrd. kWh liegen erst grobe Konzepte vor. Laut dem EAG soll die Stromerzeugung mit PV-Anlagen bis 2030 auf etwa elf Mrd. kWh wachsen. Hinsichtlich der Biomasse erhielt Oesterreichs Energie Meldungen über Vorhaben mit rund 60 Mio. kWh, die allesamt nur als Konzepte vorliegen. Das geplante Investitionsvolumen für sämtliche Projekte bezifferte Strugl mit rund 28 Mrd. Euro. Etwa 16 Mrd. Euro sind für reine Erzeugungsanlagen vorgesehen, die verbleibenden 12 Mrd. für Speicher, insbesondere Pumpspeicherkraftwerke.

Strugl betonte, die E-Wirtschaft wolle und könne „einen signifikanten Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten“. Das notwendige Geld sei grundsätzlich vorhanden. Doch empfehle sich, die Gewinne der Unternehmen aufgrund der massiv gestiegenen Strompreise nicht abzuschöpfen, wie dies von politischer Seite in den vergangenen Wochen bisweilen gefordert wurde. „Wir haben vor, in den Ökostromausbau zu investieren. Ohne Geld können wir das nicht“, warnte Strugl. Benötigt würden weiter Flächen sowie zügige Genehmigungsverfahren. Ferner sei es unverzichtbar, die Übertragungs- und Verteilnetze für Strom zu ertüchtigen und auszubauen. An die Politik appellierte Strugl, die E-Wirtschaft bei der Umsetzung der Vorhaben zu unterstützen, und ergänzte: „Nur durch den massiven Ökostrom-Ausbau wird es gelingen, die Strompreise wieder auf ein vernünftiges Niveau zu bringen.“

Auf Anfrage der Redaktion, welche Unterstützung die Politik konkret bieten solle, verwies Strugl auf die noch fehlenden Verordnungen zur Umsetzung des EAG. Diese betreffen vor allem Details hinsichtlich der flexiblen Marktprämien, die neben den anlaufenden Investitionszuschüssen die zweite Säule des neuen Ökostrom-Förderregimes bilden. Ferner erinnerte Strugl an die Empfehlung der EU-Kommission an die Mitgliedsstaaten, „Go-to-Areas“ für die bevorzugte Umsetzung energiewirtschaftlicher Infrastrukturprojekte auszuweisen. Neue Vorhaben in solchen Zonen sollen binnen Jahresfrist genehmigt werden, Anlagenerneuerungen innerhalb von sechs Monaten. „Wenn man so etwas auch in Österreich machen würde, wäre das sinnvoll. Da wird man sich etwas einfallen lassen müssen“, stellte Strugl fest.

Akzeptanz für Ausbau nimmt zu

Der Akzeptanz der Bevölkerung für den Ausbau der Infrastruktur kann sich die Politik zunehmend sicher sein, ergänzte Generalsekretärin Schmidt. Laut einer repräsentativen Umfrage des Gallup-Instituts im Auftrag von Oesterreichs Energie halten 54 % der Österreicherinnen und Österreicher die Erweiterung der Stromnetze für notwendig, 2021 waren es nur 44 %. Die Zustimmung zu neuen Erzeugungsanlagen liegt nun bei 72 %, verglichen mit 58 % im Vorjahr. Am meisten befürwortet werden die Photovoltaik und die Geothermie mit 85 %, gefolgt von der Wasserkraft mit 83 %, der Windkraft mit 77 % und der Biomasse mit 60 %. Nur 11 % der Bevölkerung wünschen dagegen den Neubau thermischer Kraftwerke, die mit fossilen Primärenergieträgern wie Erdgas betrieben werden.

Schmidt zufolge erhob Oesterreichs Energie ferner die Zustimmung zum Bau von Windparks in der „unmittelbaren Wohnregion“ der Befragten. Etwa 35 % halten diesen für „okay“, verglichen mit 29 % im Jahr 2021. Weitere 35 % stellten fest, ihn wenigstens „akzeptieren“ zu wollen, ebenso viele wie im Vorjahr. Das „Not in my backyard“-Phänomen hat sich damit laut Schmidt „zumindest relativiert“. Aus besonders erfreulich erachtet sie, dass 46 % der Bevölkerung der Ökostromausbau „zu langsam“ geht. „Das ist ein schönes Zeichen“, resümierte Schmidt.

Mittwoch, 22.06.2022, 14:53 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - 28 Milliarden Euro für Ökostromausbau
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Österreich
28 Milliarden Euro für Ökostromausbau
Laut einer Umfrage wollen die Mitglieder des E-Wirtschafts-Verbands Oesterreichs Energie bis 2030 Projekte mit rund 12,06 Mrd. kWh errichten. Die Akzeptanz der Bevölkerung wächst.
Insgesamt 220 aktuelle Ökostrom-Ausbauvorhaben mit einem Volumen von rund 12,06 Mrd. kWh meldeten 24 Energieunternehmen dem Elektrizitätswirtschaftsverband Oesterreichs Energie im Zuge einer Umfrage. Das berichteten Verbandspräsident und Verbund-Generaldirektor Michael Strugl sowie Generalsekretärin Barbara Schmidt am 22. Juni in Wien. Der von der E-Wirtschaft geplante Ausbau entspricht knapp der Hälfte der 27 Mrd. kWh, um die die Bundesregierung die österreichische Ökostromerzeugung bis 2030 steigern will.

Auf die Wasserkraft entfallen von den 12,06 Mrd. kWh laut Strugl etwa 4,7 Mrd. kWh, etwas weniger als jene 5 Mrd. kWh, die laut dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) bis einschließlich 2030 realisiert werden sollen. Im Bau sind Vorhaben mit einer Mrd. kWh. In Planung, also entweder im Genehmigungsverfahren oder knapp vor Verfahrensbeginn, befinden sich Anlagen mit weiteren 2,7 Mrd. kWh. Projekte über 0,9 Mrd. kWh schließlich sind dagegen erst in der Konzeptphase. Was die Windenergie anlangt, wurden Oesterreichs Energie Vorhaben mit 4,4 Mrd. kWh gemeldet, davon jeweils 2,2 Mrd kWh detailliert geplante sowie lediglich konzipierte.

Strugl mahnt zügige Genehmigungsverfahren an

Zum Vergleich: Das EAG sieht bis 2030 eine Steigerung der Stromproduktion mittels Windkraft von zehn auf 17 Mrd. kWh pro Jahr vor. Bezüglich der Photovoltaik (PV) umfassen die gemeldeten Projekte insgesamt 2,9 Mrd. kWh, von denen eine Mrd. kWh konkret geplant ist. Für die übrigen 1,9 Mrd. kWh liegen erst grobe Konzepte vor. Laut dem EAG soll die Stromerzeugung mit PV-Anlagen bis 2030 auf etwa elf Mrd. kWh wachsen. Hinsichtlich der Biomasse erhielt Oesterreichs Energie Meldungen über Vorhaben mit rund 60 Mio. kWh, die allesamt nur als Konzepte vorliegen. Das geplante Investitionsvolumen für sämtliche Projekte bezifferte Strugl mit rund 28 Mrd. Euro. Etwa 16 Mrd. Euro sind für reine Erzeugungsanlagen vorgesehen, die verbleibenden 12 Mrd. für Speicher, insbesondere Pumpspeicherkraftwerke.

Strugl betonte, die E-Wirtschaft wolle und könne „einen signifikanten Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten“. Das notwendige Geld sei grundsätzlich vorhanden. Doch empfehle sich, die Gewinne der Unternehmen aufgrund der massiv gestiegenen Strompreise nicht abzuschöpfen, wie dies von politischer Seite in den vergangenen Wochen bisweilen gefordert wurde. „Wir haben vor, in den Ökostromausbau zu investieren. Ohne Geld können wir das nicht“, warnte Strugl. Benötigt würden weiter Flächen sowie zügige Genehmigungsverfahren. Ferner sei es unverzichtbar, die Übertragungs- und Verteilnetze für Strom zu ertüchtigen und auszubauen. An die Politik appellierte Strugl, die E-Wirtschaft bei der Umsetzung der Vorhaben zu unterstützen, und ergänzte: „Nur durch den massiven Ökostrom-Ausbau wird es gelingen, die Strompreise wieder auf ein vernünftiges Niveau zu bringen.“

Auf Anfrage der Redaktion, welche Unterstützung die Politik konkret bieten solle, verwies Strugl auf die noch fehlenden Verordnungen zur Umsetzung des EAG. Diese betreffen vor allem Details hinsichtlich der flexiblen Marktprämien, die neben den anlaufenden Investitionszuschüssen die zweite Säule des neuen Ökostrom-Förderregimes bilden. Ferner erinnerte Strugl an die Empfehlung der EU-Kommission an die Mitgliedsstaaten, „Go-to-Areas“ für die bevorzugte Umsetzung energiewirtschaftlicher Infrastrukturprojekte auszuweisen. Neue Vorhaben in solchen Zonen sollen binnen Jahresfrist genehmigt werden, Anlagenerneuerungen innerhalb von sechs Monaten. „Wenn man so etwas auch in Österreich machen würde, wäre das sinnvoll. Da wird man sich etwas einfallen lassen müssen“, stellte Strugl fest.

Akzeptanz für Ausbau nimmt zu

Der Akzeptanz der Bevölkerung für den Ausbau der Infrastruktur kann sich die Politik zunehmend sicher sein, ergänzte Generalsekretärin Schmidt. Laut einer repräsentativen Umfrage des Gallup-Instituts im Auftrag von Oesterreichs Energie halten 54 % der Österreicherinnen und Österreicher die Erweiterung der Stromnetze für notwendig, 2021 waren es nur 44 %. Die Zustimmung zu neuen Erzeugungsanlagen liegt nun bei 72 %, verglichen mit 58 % im Vorjahr. Am meisten befürwortet werden die Photovoltaik und die Geothermie mit 85 %, gefolgt von der Wasserkraft mit 83 %, der Windkraft mit 77 % und der Biomasse mit 60 %. Nur 11 % der Bevölkerung wünschen dagegen den Neubau thermischer Kraftwerke, die mit fossilen Primärenergieträgern wie Erdgas betrieben werden.

Schmidt zufolge erhob Oesterreichs Energie ferner die Zustimmung zum Bau von Windparks in der „unmittelbaren Wohnregion“ der Befragten. Etwa 35 % halten diesen für „okay“, verglichen mit 29 % im Jahr 2021. Weitere 35 % stellten fest, ihn wenigstens „akzeptieren“ zu wollen, ebenso viele wie im Vorjahr. Das „Not in my backyard“-Phänomen hat sich damit laut Schmidt „zumindest relativiert“. Aus besonders erfreulich erachtet sie, dass 46 % der Bevölkerung der Ökostromausbau „zu langsam“ geht. „Das ist ein schönes Zeichen“, resümierte Schmidt.

Mittwoch, 22.06.2022, 14:53 Uhr
Klaus Fischer

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