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Energie & Management > Photovoltaik - Wo die ersten Solarmodule hochkant schwimmen
Vertikale Solarmodule sollen Platz sparen auf dem Baggersee in Gilching. Quelle: Sinn Power
Photovoltaik

Wo die ersten Solarmodule hochkant schwimmen

Auf einem kleinen Kiessee in Bayern soll eine Solaranlage das Sonnenlicht der Welt erblicken, die nicht flach auf dem Wasser liegt. Die schwimmenden Module sollen aufrecht stehen.
Auf dem Wasser zu stehen und zu schwimmen ist möglich. Diesen Beweis will die Firma Sinn Power auf einem Baggersee in der Gemeinde Gilching, unweit von München, antreten. Dort soll in diesem Jahr die erste schwimmende Solaranlage (Floating PV) entstehen, deren Module vertikal aus dem Wasser ragen.

Die Idee ist eine Reaktion auf rechtliche Vorgaben. Solarmodule dürfen nach geltendem Gesetz lediglich 15 Prozent der jeweiligen Wasserfläche bedecken und müssen zudem einen Abstand von 40 Metern zum Ufer einhalten. Dies ist ein Dorn im Auge von Erneuerbaren-Entwicklern. So weist auch der Landesverband Erneuerbare Energien NRW beharrlich auf vergeudetes Potenzial hin: 44.000 MW Leistung seien auf den Gewässern der Republik möglich, die Beschränkungen des Osterpakets aus dem Jahr 2022 machten die in der Anschaffung teurere See-Solarkraft aber unwirtschaftlich.

Solarkraft so auch auf kleinen Gewässern möglich

Das Flächenproblem will Sinn Power nun gelöst haben – mit nichts Geringerem als einer „revolutionären Solartechnologie“, wie das Unternehmen aus dem bayerischen Gauting im schönsten Marketing-Sprech verkündet. In der Mitteilung verweist Sinn Power auf den Vorteil seiner „Floating-Skipp“-Technik, die mehr Module als bisher zulasse und damit auch kleinere Gewässer für Solarkraft geeignet erscheinen lasse. Die in Gilching vorgesehenen 2.500 Module sollen in Ost-West-Richtung dümpeln und vor- und nachmittags ihre Hauptproduktionszeit haben.

Auf dem künstlichen See in Gilching soll nun in erster Linie das angeschlossene Kies- und Quetschwerk Jais von der „weltweit ersten“ vertikalen Floating-Anlage profitieren. Die Gesamtleistung der Module beträgt 1,8 MW, angepeilt sind mehr als 1,8 Millionen kWh Sonnenstrom pro Jahr. Das entspricht etwa dem durchschnittlichen Verbrauch von 725 Haushalten.

Geschäftsführer Gottfried Jais ist von der Idee überzeugt, weil sein Produktionsbetrieb in den sonnenreicheren Monaten März bis Dezember einen Großteil des tagsüber erzeugten Stroms direkt verwenden könne. Der Rest soll ins öffentliche Netz wandern oder in noch zu entwickelnde Speicherlösungen. Das Kieswerk will seinen Strombedarf zunächst zu 65 Prozent über die Anlage decken und dabei Betriebskosten und CO2-Emissionen (600 Tonnen pro Jahr) vermeiden.

Spezialfirma mit Lösung für kilometerlanges Förderband

Beteiligte Behörden unterstützen nach Angaben von Sinn Power das Vorhaben, darunter das Landratsamt Starnberg und die Gemeinde Gilching. Nach derzeitigem Planungsstand sollen die Verankerungs- und Vorbereitungsarbeiten am Ufer im August beginnen. Ab September will Sinn Power aufs Wasser gehen.

Sinn Power gibt es seit 2014. Das Unternehmen hat sich auf Sonderbauten im Solarbereich spezialisiert und zuletzt eine etwa 1 Kilometer lange Förderband-Solaranlage errichtet. Im griechischen Heraklion betreibt Sinn Power eine Forschungs- und Entwicklungsstation für schwimmende Sonnenkraftwerke für den Hochseebereich.

Eine Sprecherin des Solarunternehmens erklärte auf Anfrage, dass aktuell zudem ein Pilotprojekt im landwirtschaftlichen Umfeld in Planung sei. Bei dem Agri-PV-Vorhaben handelt es sich ebenfalls um vertikal aufgestellte Module, die allerdings ohne Verankerung im Boden auskommen. Ihre Stabilität sollen die Module dadurch erhalten, dass sie den Druck des Windes über ein Pendelgewicht auffangen. Dieses „Auslenken“ von Windlasten ist auch Teil der Kiessee-Lösung, die mit noch einem Aspekt punkten will: Im Winter würde kein Schnee die Module verdecken.
 
Ein Beispiel für das in Gilching vorgesehene vertikale Solarmodul.
Quelle: Sinn Power

Freitag, 26.04.2024, 10:33 Uhr
Volker Stephan
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Vertikale Solarmodule sollen Platz sparen auf dem Baggersee in Gilching. Quelle: Sinn Power
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Wo die ersten Solarmodule hochkant schwimmen
Auf einem kleinen Kiessee in Bayern soll eine Solaranlage das Sonnenlicht der Welt erblicken, die nicht flach auf dem Wasser liegt. Die schwimmenden Module sollen aufrecht stehen.
Auf dem Wasser zu stehen und zu schwimmen ist möglich. Diesen Beweis will die Firma Sinn Power auf einem Baggersee in der Gemeinde Gilching, unweit von München, antreten. Dort soll in diesem Jahr die erste schwimmende Solaranlage (Floating PV) entstehen, deren Module vertikal aus dem Wasser ragen.

Die Idee ist eine Reaktion auf rechtliche Vorgaben. Solarmodule dürfen nach geltendem Gesetz lediglich 15 Prozent der jeweiligen Wasserfläche bedecken und müssen zudem einen Abstand von 40 Metern zum Ufer einhalten. Dies ist ein Dorn im Auge von Erneuerbaren-Entwicklern. So weist auch der Landesverband Erneuerbare Energien NRW beharrlich auf vergeudetes Potenzial hin: 44.000 MW Leistung seien auf den Gewässern der Republik möglich, die Beschränkungen des Osterpakets aus dem Jahr 2022 machten die in der Anschaffung teurere See-Solarkraft aber unwirtschaftlich.

Solarkraft so auch auf kleinen Gewässern möglich

Das Flächenproblem will Sinn Power nun gelöst haben – mit nichts Geringerem als einer „revolutionären Solartechnologie“, wie das Unternehmen aus dem bayerischen Gauting im schönsten Marketing-Sprech verkündet. In der Mitteilung verweist Sinn Power auf den Vorteil seiner „Floating-Skipp“-Technik, die mehr Module als bisher zulasse und damit auch kleinere Gewässer für Solarkraft geeignet erscheinen lasse. Die in Gilching vorgesehenen 2.500 Module sollen in Ost-West-Richtung dümpeln und vor- und nachmittags ihre Hauptproduktionszeit haben.

Auf dem künstlichen See in Gilching soll nun in erster Linie das angeschlossene Kies- und Quetschwerk Jais von der „weltweit ersten“ vertikalen Floating-Anlage profitieren. Die Gesamtleistung der Module beträgt 1,8 MW, angepeilt sind mehr als 1,8 Millionen kWh Sonnenstrom pro Jahr. Das entspricht etwa dem durchschnittlichen Verbrauch von 725 Haushalten.

Geschäftsführer Gottfried Jais ist von der Idee überzeugt, weil sein Produktionsbetrieb in den sonnenreicheren Monaten März bis Dezember einen Großteil des tagsüber erzeugten Stroms direkt verwenden könne. Der Rest soll ins öffentliche Netz wandern oder in noch zu entwickelnde Speicherlösungen. Das Kieswerk will seinen Strombedarf zunächst zu 65 Prozent über die Anlage decken und dabei Betriebskosten und CO2-Emissionen (600 Tonnen pro Jahr) vermeiden.

Spezialfirma mit Lösung für kilometerlanges Förderband

Beteiligte Behörden unterstützen nach Angaben von Sinn Power das Vorhaben, darunter das Landratsamt Starnberg und die Gemeinde Gilching. Nach derzeitigem Planungsstand sollen die Verankerungs- und Vorbereitungsarbeiten am Ufer im August beginnen. Ab September will Sinn Power aufs Wasser gehen.

Sinn Power gibt es seit 2014. Das Unternehmen hat sich auf Sonderbauten im Solarbereich spezialisiert und zuletzt eine etwa 1 Kilometer lange Förderband-Solaranlage errichtet. Im griechischen Heraklion betreibt Sinn Power eine Forschungs- und Entwicklungsstation für schwimmende Sonnenkraftwerke für den Hochseebereich.

Eine Sprecherin des Solarunternehmens erklärte auf Anfrage, dass aktuell zudem ein Pilotprojekt im landwirtschaftlichen Umfeld in Planung sei. Bei dem Agri-PV-Vorhaben handelt es sich ebenfalls um vertikal aufgestellte Module, die allerdings ohne Verankerung im Boden auskommen. Ihre Stabilität sollen die Module dadurch erhalten, dass sie den Druck des Windes über ein Pendelgewicht auffangen. Dieses „Auslenken“ von Windlasten ist auch Teil der Kiessee-Lösung, die mit noch einem Aspekt punkten will: Im Winter würde kein Schnee die Module verdecken.
 
Ein Beispiel für das in Gilching vorgesehene vertikale Solarmodul.
Quelle: Sinn Power

Freitag, 26.04.2024, 10:33 Uhr
Volker Stephan

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