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Quelle: E&M
Aus Der Zeitung

"Wir haben hier eine Hase-und-Igel-Situation"

Hausheld hat sich den Voll-Rollout intelligenter Messsysteme auf die Fahnen geschrieben. Das Unternehmen setzt dabei auf eine Funklösung, wie Vertriebschef Timo Dreyer erläutert.
E&M: Herr Dreyer, Hausheld hat schon vor einigen Jahren den Voll-Rollout intelligenter Messsysteme propagiert und ihn auch mit einigen Stadtwerken gestartet. Wie beurteilen Sie diese Entscheidung aus heutiger Sicht?

Dreyer: Die Entscheidung war absolut richtig. Aktuell fallen etwa 12 Prozent der Messstellen in Deutschland unter den Pflicht-Rollout. Aber wenn wir uns anschauen, was in den nächsten Jahren an Ladeinfrastruktur im privaten Bereich hinzukommen wird, wie viele Immobilien mit Wärmepumpen ausgestattet sind und wie viele PV-Anlagen noch zugebaut werden, dann sind wir ganz schnell bei einem Vielfachen. Im Jahr 2032 haben wir vielleicht 70 oder 80 Prozent erreicht. Wir sind der Überzeugung, dass die Messstellenbetreiber gar nicht um einen flächendeckenden Ansatz herumkommen, wenn sie den Rollout strategisch und effizient angehen wollen und Transparenz und Intelligenz ins Niederspannungsnetz bringen wollen.

E&M: Sie haben mit einigen Stadtwerken den Voll-Rollout begonnen. Wie kommen Sie voran?

Dreyer: Immer mehr Stadtwerke entscheiden sich für den Voll-Rollout. Aktuell verbauen wir bis zu 5.000 intelligente Messsysteme pro Monat. Für 2024 gehen wir von monatlich bis zu 20.000 Einheiten aus. Alle Projekte laufen. Die Rücknahme der Markterklärung hatte den Rollout ausgebremst. Aufgrund der nun klaren gesetzlichen Lage durch das Messstellenbetriebsgesetz sind unsere Kunden wieder auf ‚volle Fahrt voraus‘ eingestellt. 
 
Timo Dreyer verantwortet als Chief Sales Officer den Vertrieb sowie unter anderem die Materiallogistik von Hausheld
Quelle: Hausheld

E&M: Spüren Sie generell nach dem Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende ein wachsendes Interesse für einen Voll-Rollout?

Dreyer: Ein klares Ja. Strategisch denkende Stadtwerke und Netzbetreiber beschäftigen sich immer mehr mit dem Thema. Es ist einfach zu erkennen, dass wir hier eine Hase-und-Igel-Situation haben. Überlegen Sie nur, wenn ein großer überregionaler Stromanbieter für seine Kunden eine größere vierstellige oder gar fünfstellige Zahl intelligenter Messsysteme ordert, die dann innerhalb weniger Monate verbaut werden müssen − eine schier nicht stemmbare Aufgabe. Da müssen die Monteure im Netzgebiet im Zickzack hin und her fahren und mehr Zeit auf der Straße als bei der Arbeit verbringen.

E&M: Wenn überhaupt Montagekapazitäten vorhanden sind.

Dreyer: Genau. Dies erkennen immer mehr Stadtwerke. Somit steigt die Nachfrage nach strategischen und langfristigen Lösungen. Durch die gesetzlich vorgegebene Aufgabe des Steuerns kommt ein weiterer Bedarf dazu, vom Spartenmetering ganz zu schweigen. Strategie ist also ein Muss, um nicht der ‚Hase‘ zu werden, der sich am Ende totrennt.

E&M: Sie haben ja jetzt mit einer neuen Servicegesellschaft vorgesorgt. Sind das alles eigene Leute?

Dreyer: Ja, das sind unsere eigenen Monteure. So können wir unseren Partnern je nach Bedarf personelle Kapazitäten zur Verfügung stellen. Manchmal können und wollen die Stadtwerke auch auf eigenes Personal zurückgreifen. Im Grunde sind wir vergleichbar mit einem Generalunternehmer im Bausektor. Wir kümmern uns um alles, wenn unsere Partner das wünschen. Deshalb sprechen wir auch von Metering as a Service. Wir sorgen dafür, dass die Messstellenbetreiber überhaupt erst einmal Werte ermitteln können und diese dann auch in die ERP-Systeme der Stadtwerke gelangen. Dafür muss man verschiedene Rollen einnehmen: von der Projektierung und Finanzierung des Rollouts der intelligenten Messsysteme über die Beratung bezüglich der regulatorischen Rahmenbedingungen und die Beschaffung der Hardware bis hin zur Montage und der Smart-Meter-Gateway-Administration.

E&M: Als Gateway-Administrator sind Sie aber in der Öffentlichkeit nicht besonders präsent.

Dreyer: Gateway-Administration ist für uns kein eigenständiges Geschäft. Unser Geschäft ist Metering as a Service − mit der Gateway-Administration als einem Teil des Gesamtpakets. Genau genommen ist der 1:n-Ansatz unser Geschäftsmodell − und das nicht erst, seit Bundeswirtschaftsminister Habeck darauf hingewiesen hat, dass der Rollout effizienter ist, wenn man mehrere Zähler an ein Gateway anbindet. So kommen wir preiswerter und schneller zum Voll-Rollout, als wenn wir immer nur einen Zähler jeweils mit dem Gateway verbinden.

E&M: Wie setzen Sie den Rollout um?

Dreyer: Wir installieren in der Regel in einer Ortsnetzstation vier Smart Meter Gateways und binden über eine Funklösung jeweils 25 moderne Messeinrichtungen an. So können wir bis zu 100 Messstellen auf einmal anbinden. Dabei fungiert jeder Zähler als Signalrouter für das folgende Gerät. Auf diese Weise bauen wir ein Mesh-Netzwerk auf, mit dem wir ganze Viertel digitalisieren können. Und wir sprechen hier nicht nur über die Weiterleitung von Messwerten, sondern auch über die Übermittlung von Steuersignalen, also vom 1:n-Steuern.

E&M: Wie ist dann die Steuerbox in das Netzwerk eingebunden?

Dreyer: Die Steuerbox ist Teil des Funknetzwerks. Sie ist über das Mesh-Netzwerk mit dem Smart Meter Gateway verbunden. Deshalb kann sie besonders einfach genau dort installiert werden, wo die jeweilige Kundenanlage ist; das Funknetz findet die Steuerbox trotzdem.

E&M: Haben Sie das funkbasierte Steuern schon im Feld?

Dreyer: Die Geräte sind verfügbar und wir haben erste Pilotprojekte gestartet. Das Interesse an einer breiteren Umsetzung im Feld ist groß. Bei den Kunden geht es im Wesentlichen um die Frage, mit welchen Systemen sie ihre Niederspannungsebene zukünftig verwalten. Wir sind da flexibel. In den Wirkbetrieb sind unsere Kunden mit der Steuerung noch nicht gegangen.

E&M: Woran liegt das?

Dreyer: Die gesetzlichen Vorgaben entstehen gerade, sind aber für Techniker bereits gut abschätzbar. Für unsere Kunden ist es wichtig, die final verabschiedete Vorgabe des Regulierers zu Paragraf 14a EnWG zu kennen, denn schließlich muss diese umgesetzt werden. Wir bereiten die Technik aber natürlich bereits darauf vor.
 

Planen und Montieren

Im August 2023 hat die Hausheld AG bekannt gegeben, für Planungs- und Montagedienstleistungen eine eigene Tochtergesellschaft gegründet zu haben. Sie soll Stadtwerke beziehungsweise grundzuständige Messstellenbetreiber beim Rollout von intelligenten Messsystemen mit „besonders effizienten und digital unterstützten Arbeitsabläufen sowie erfahrenen Monteuren und Planern“ unterstützen, wie es in einer Mitteilung des Unternehmens heißt. „Bei uns geht es um Stückzahlen und Prozesse. Wir bringen die neuen Systeme mit allen benötigten digitalen Datenflüssen massentauglich für unsere Kunden in die Gebäude“, erklärte Gründungsgeschäftsführer Norbert Schalm.
Bereits im Mai hatte Hausheld eine eigene Steuerbox vorgestellt. Mit fünf Relais gehe diese standardmäßig über die Vorgaben des Forums Netztechnik/Netzbetrieb beim VDE hinaus, teilte das Unternehmen damals mit. Die Vorstellung des Geräts nahm das Unternehmen auch zum Anlass, seine Garantie zu bekräftigen, die Durchführung des Smart Meter Voll-Rollouts innerhalb der Preisobergrenze zu ermöglichen.
 

Dienstag, 17.10.2023, 09:15 Uhr
Fritz Wilhelm
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Hausheld hat sich den Voll-Rollout intelligenter Messsysteme auf die Fahnen geschrieben. Das Unternehmen setzt dabei auf eine Funklösung, wie Vertriebschef Timo Dreyer erläutert.
E&M: Herr Dreyer, Hausheld hat schon vor einigen Jahren den Voll-Rollout intelligenter Messsysteme propagiert und ihn auch mit einigen Stadtwerken gestartet. Wie beurteilen Sie diese Entscheidung aus heutiger Sicht?

Dreyer: Die Entscheidung war absolut richtig. Aktuell fallen etwa 12 Prozent der Messstellen in Deutschland unter den Pflicht-Rollout. Aber wenn wir uns anschauen, was in den nächsten Jahren an Ladeinfrastruktur im privaten Bereich hinzukommen wird, wie viele Immobilien mit Wärmepumpen ausgestattet sind und wie viele PV-Anlagen noch zugebaut werden, dann sind wir ganz schnell bei einem Vielfachen. Im Jahr 2032 haben wir vielleicht 70 oder 80 Prozent erreicht. Wir sind der Überzeugung, dass die Messstellenbetreiber gar nicht um einen flächendeckenden Ansatz herumkommen, wenn sie den Rollout strategisch und effizient angehen wollen und Transparenz und Intelligenz ins Niederspannungsnetz bringen wollen.

E&M: Sie haben mit einigen Stadtwerken den Voll-Rollout begonnen. Wie kommen Sie voran?

Dreyer: Immer mehr Stadtwerke entscheiden sich für den Voll-Rollout. Aktuell verbauen wir bis zu 5.000 intelligente Messsysteme pro Monat. Für 2024 gehen wir von monatlich bis zu 20.000 Einheiten aus. Alle Projekte laufen. Die Rücknahme der Markterklärung hatte den Rollout ausgebremst. Aufgrund der nun klaren gesetzlichen Lage durch das Messstellenbetriebsgesetz sind unsere Kunden wieder auf ‚volle Fahrt voraus‘ eingestellt. 
 
Timo Dreyer verantwortet als Chief Sales Officer den Vertrieb sowie unter anderem die Materiallogistik von Hausheld
Quelle: Hausheld

E&M: Spüren Sie generell nach dem Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende ein wachsendes Interesse für einen Voll-Rollout?

Dreyer: Ein klares Ja. Strategisch denkende Stadtwerke und Netzbetreiber beschäftigen sich immer mehr mit dem Thema. Es ist einfach zu erkennen, dass wir hier eine Hase-und-Igel-Situation haben. Überlegen Sie nur, wenn ein großer überregionaler Stromanbieter für seine Kunden eine größere vierstellige oder gar fünfstellige Zahl intelligenter Messsysteme ordert, die dann innerhalb weniger Monate verbaut werden müssen − eine schier nicht stemmbare Aufgabe. Da müssen die Monteure im Netzgebiet im Zickzack hin und her fahren und mehr Zeit auf der Straße als bei der Arbeit verbringen.

E&M: Wenn überhaupt Montagekapazitäten vorhanden sind.

Dreyer: Genau. Dies erkennen immer mehr Stadtwerke. Somit steigt die Nachfrage nach strategischen und langfristigen Lösungen. Durch die gesetzlich vorgegebene Aufgabe des Steuerns kommt ein weiterer Bedarf dazu, vom Spartenmetering ganz zu schweigen. Strategie ist also ein Muss, um nicht der ‚Hase‘ zu werden, der sich am Ende totrennt.

E&M: Sie haben ja jetzt mit einer neuen Servicegesellschaft vorgesorgt. Sind das alles eigene Leute?

Dreyer: Ja, das sind unsere eigenen Monteure. So können wir unseren Partnern je nach Bedarf personelle Kapazitäten zur Verfügung stellen. Manchmal können und wollen die Stadtwerke auch auf eigenes Personal zurückgreifen. Im Grunde sind wir vergleichbar mit einem Generalunternehmer im Bausektor. Wir kümmern uns um alles, wenn unsere Partner das wünschen. Deshalb sprechen wir auch von Metering as a Service. Wir sorgen dafür, dass die Messstellenbetreiber überhaupt erst einmal Werte ermitteln können und diese dann auch in die ERP-Systeme der Stadtwerke gelangen. Dafür muss man verschiedene Rollen einnehmen: von der Projektierung und Finanzierung des Rollouts der intelligenten Messsysteme über die Beratung bezüglich der regulatorischen Rahmenbedingungen und die Beschaffung der Hardware bis hin zur Montage und der Smart-Meter-Gateway-Administration.

E&M: Als Gateway-Administrator sind Sie aber in der Öffentlichkeit nicht besonders präsent.

Dreyer: Gateway-Administration ist für uns kein eigenständiges Geschäft. Unser Geschäft ist Metering as a Service − mit der Gateway-Administration als einem Teil des Gesamtpakets. Genau genommen ist der 1:n-Ansatz unser Geschäftsmodell − und das nicht erst, seit Bundeswirtschaftsminister Habeck darauf hingewiesen hat, dass der Rollout effizienter ist, wenn man mehrere Zähler an ein Gateway anbindet. So kommen wir preiswerter und schneller zum Voll-Rollout, als wenn wir immer nur einen Zähler jeweils mit dem Gateway verbinden.

E&M: Wie setzen Sie den Rollout um?

Dreyer: Wir installieren in der Regel in einer Ortsnetzstation vier Smart Meter Gateways und binden über eine Funklösung jeweils 25 moderne Messeinrichtungen an. So können wir bis zu 100 Messstellen auf einmal anbinden. Dabei fungiert jeder Zähler als Signalrouter für das folgende Gerät. Auf diese Weise bauen wir ein Mesh-Netzwerk auf, mit dem wir ganze Viertel digitalisieren können. Und wir sprechen hier nicht nur über die Weiterleitung von Messwerten, sondern auch über die Übermittlung von Steuersignalen, also vom 1:n-Steuern.

E&M: Wie ist dann die Steuerbox in das Netzwerk eingebunden?

Dreyer: Die Steuerbox ist Teil des Funknetzwerks. Sie ist über das Mesh-Netzwerk mit dem Smart Meter Gateway verbunden. Deshalb kann sie besonders einfach genau dort installiert werden, wo die jeweilige Kundenanlage ist; das Funknetz findet die Steuerbox trotzdem.

E&M: Haben Sie das funkbasierte Steuern schon im Feld?

Dreyer: Die Geräte sind verfügbar und wir haben erste Pilotprojekte gestartet. Das Interesse an einer breiteren Umsetzung im Feld ist groß. Bei den Kunden geht es im Wesentlichen um die Frage, mit welchen Systemen sie ihre Niederspannungsebene zukünftig verwalten. Wir sind da flexibel. In den Wirkbetrieb sind unsere Kunden mit der Steuerung noch nicht gegangen.

E&M: Woran liegt das?

Dreyer: Die gesetzlichen Vorgaben entstehen gerade, sind aber für Techniker bereits gut abschätzbar. Für unsere Kunden ist es wichtig, die final verabschiedete Vorgabe des Regulierers zu Paragraf 14a EnWG zu kennen, denn schließlich muss diese umgesetzt werden. Wir bereiten die Technik aber natürlich bereits darauf vor.
 

Planen und Montieren

Im August 2023 hat die Hausheld AG bekannt gegeben, für Planungs- und Montagedienstleistungen eine eigene Tochtergesellschaft gegründet zu haben. Sie soll Stadtwerke beziehungsweise grundzuständige Messstellenbetreiber beim Rollout von intelligenten Messsystemen mit „besonders effizienten und digital unterstützten Arbeitsabläufen sowie erfahrenen Monteuren und Planern“ unterstützen, wie es in einer Mitteilung des Unternehmens heißt. „Bei uns geht es um Stückzahlen und Prozesse. Wir bringen die neuen Systeme mit allen benötigten digitalen Datenflüssen massentauglich für unsere Kunden in die Gebäude“, erklärte Gründungsgeschäftsführer Norbert Schalm.
Bereits im Mai hatte Hausheld eine eigene Steuerbox vorgestellt. Mit fünf Relais gehe diese standardmäßig über die Vorgaben des Forums Netztechnik/Netzbetrieb beim VDE hinaus, teilte das Unternehmen damals mit. Die Vorstellung des Geräts nahm das Unternehmen auch zum Anlass, seine Garantie zu bekräftigen, die Durchführung des Smart Meter Voll-Rollouts innerhalb der Preisobergrenze zu ermöglichen.
 

Dienstag, 17.10.2023, 09:15 Uhr
Fritz Wilhelm

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