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Energie & Management > Windkraft Onshore - Windpark erlebt den zweiten Rotorabbruch in 13 Monaten
Quelle: Fotolia / Mellimage
Windkraft Onshore

Windpark erlebt den zweiten Rotorabbruch in 13 Monaten

Das Vertrauen in die Turbinen eines Windparks in Niedersachsen schwindet offenbar. Energiekontor hat nach einem erneuten Rotorabbruch nun alle Anlagen vorsorglich stillgelegt.
Jetzt ist ein Fall zu viel eingetreten. In einem Windpark nahe Bremervörde (Niedersachsen) hat die nächste Windkraftanlage des US-amerikanischen Herstellers General Electric (GE) einen Rotor verloren. Der Abbruch hat sich in der Nacht auf den 15. Oktober im Windpark Alfstedt-Ebersdorf ereignet, er ist der zweite dieser Art binnen 13 Monaten.

Vorsorglich dreht sich nun keine der insgesamt elf Windkraftanlagen des niedersächsischen Parks mehr. Die vorläufige Stilllegung haben der Bremer Projektierer Energiekontor und zudem der zuständige Landkreis Rotenburg / Wümme veranlasst. Menschen kamen bei dem Vorfall nicht zu Schaden, heißt es.

Acht der Anlagen hatte Energiekontor errichtet, erklärt eine Sprecherin des Bremer Erneuerbaren-Projektierers auf Anfrage unserer Redaktion. Diese werden alle von Energiekonto betrieben, davon fünf in ihrem Eigentum. Und sie sind alle vom Typ GE 5.3-158.

Besonderheit der GE-Turbine: zweiteilige Rotoren

Diese seit 2021 errichteten und von Mai bis Juli 2022 ans Netz gegangenen Turbinen verfügen über eine Nennleistung von 5,3 MW bei einer Nabenhöhe von 161 Metern und einem Rotordurchmesser von 158 Metern. Die drei restlichen Windkraftanlagen stammen vom Hersteller Enercon und haben andere Eigentümer, sind aber ebenfalls außer Betrieb.

Die Besonderheit der GE-Rotoren besteht in ihrer Zweiteiligkeit. Sie soll den Transport und die Montage der Riesenflügel vereinfachen. Die sogenannte "Cypress Generation" ist seit fünf Jahren auf dem Markt. GE verspricht in seinem Internet-Auftritt eine „erweiterte Lebensdauer“, die nach DiBt/IEC-Zertifizierung 25 Jahre betragen soll. Nach Medienberichten gilt dies aber neben den beiden Alfstedter Anlagen auch für weitere GE 5.3-158 bereits nicht mehr: In Schweden, Litauen und einem Windpark in Gronau (Westfalen) seien inzwischen Rotorblätter abgebrochen.

Energiekontor ist zwar der erste Adressat, wenn bei den acht GE-Anlagen etwas schiefläuft. Die Verantwortung reicht das Unternehmen aber an den Hersteller weiter. So geschehen auch im Falle des ersten Rotorbruchs im September 2022. Weil die Karbonfaser des Flügels sich weit auf den umliegenden Äckern verteilte, war dort zunächst keine landwirtschaftliche Arbeit mehr möglich.

Der ersten Frist (20. Februar 2023) für die Demontage des Rotors, der zunächst abgeknickt und dann abgebrochen war, waren Energiekontor beziehungsweise GE nicht rechtzeitig nachgekommen. Eine Bußgeldzahlung von 50.000 Euro an den Kreis habe Energiekontor bei GE „geltend gemacht“, so die Sprecherin. Der Grund für den ersten Rotorschaden werde noch immer untersucht.

Inbetriebnahme erst, wenn "kein vergleichbarer Schaden droht"

Der Landkreis hat Energiekontor nun aufgefordert, bis zum 20. Oktober einen Zeitplan für die Demontage des abgebrochenen Rotors vorzulegen. Auf die erste Havarie war eine Reparatur erfolgt und die Anlage mit neuem Rotor wieder in Betrieb gegangen. Jetzt betont Energiekontor, alle Anlagen erst dann wieder ans Netz nehmen zu wollen, „nachdem durch einen unabhängigen Sachverständigen festgestellt wurde, dass bei diesen Anlagen kein vergleichbarer Schaden droht“.

Von GE Deutschland kam die Information, dass das Unternehmen sich um die Sicherheit des Geländes und die Suche nach der Ursache kümmere. Energiekontor hat derweil „bei der GE Wind Energy GmbH eine rasche und umfassende Analyse des entstandenen Schadens an der betroffenen Anlage eingefordert“, so die Sprecherin. Selbst vermochte sie ihn nicht beziffern. Das Areal ist im Umkreis von 265 Metern samt Zuwegen abgesperrt.

Energiekontor ist im Großraum Cuxhaven ebenfalls Eigentümer und Betreiber einer zweistelligen Anzahl Windenergieanlagen. Darunter befinde sich keine GE des havarierten Typs, so die Sprecherin. Soweit andere Turbinen der US-Amerikaner in Betrieb sind, sei in der Vergangenheit kein Schaden entstanden.

Derweil zieht die Vorrangzone, in der der Windpark liegt, weiteres Interesse auf sich: Dem Landkreis Rotenburg liegt ein Antrag der Ebersdorfer Bioenergie GmbH vor. Sie will in Alfstedt-Ebers­dorf eine Nordex N163-6.8 errichten. Die 6,8-MW-Anlage ist auch als eine Art Repowering anzusehen. Denn in diesem Windpark war zuletzt eine Handvoll Dinosaurier der Energiewende verschwunden: vier Tacke TW-600 und eine Enercon E40/500.

Weitere Havarie in Brandenburg

Unterdessen sind am 19. Oktober von einem brennenden Windrad im brandenburgischen Buchhain mehrere Teile abgefallen. Die Polizei sperrte das Gebiet südlich von Berlin nach eigenen Angaben großräumig ab und forderte die Nachbarn auf, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Laut Bundesverband Windenergie hat es seit 2005 in Deutschland etwas mehr als 130 Schadensfälle an Windkraftanlagen gegeben.

Donnerstag, 19.10.2023, 16:27 Uhr
Volker Stephan
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Windkraft Onshore
Windpark erlebt den zweiten Rotorabbruch in 13 Monaten
Das Vertrauen in die Turbinen eines Windparks in Niedersachsen schwindet offenbar. Energiekontor hat nach einem erneuten Rotorabbruch nun alle Anlagen vorsorglich stillgelegt.
Jetzt ist ein Fall zu viel eingetreten. In einem Windpark nahe Bremervörde (Niedersachsen) hat die nächste Windkraftanlage des US-amerikanischen Herstellers General Electric (GE) einen Rotor verloren. Der Abbruch hat sich in der Nacht auf den 15. Oktober im Windpark Alfstedt-Ebersdorf ereignet, er ist der zweite dieser Art binnen 13 Monaten.

Vorsorglich dreht sich nun keine der insgesamt elf Windkraftanlagen des niedersächsischen Parks mehr. Die vorläufige Stilllegung haben der Bremer Projektierer Energiekontor und zudem der zuständige Landkreis Rotenburg / Wümme veranlasst. Menschen kamen bei dem Vorfall nicht zu Schaden, heißt es.

Acht der Anlagen hatte Energiekontor errichtet, erklärt eine Sprecherin des Bremer Erneuerbaren-Projektierers auf Anfrage unserer Redaktion. Diese werden alle von Energiekonto betrieben, davon fünf in ihrem Eigentum. Und sie sind alle vom Typ GE 5.3-158.

Besonderheit der GE-Turbine: zweiteilige Rotoren

Diese seit 2021 errichteten und von Mai bis Juli 2022 ans Netz gegangenen Turbinen verfügen über eine Nennleistung von 5,3 MW bei einer Nabenhöhe von 161 Metern und einem Rotordurchmesser von 158 Metern. Die drei restlichen Windkraftanlagen stammen vom Hersteller Enercon und haben andere Eigentümer, sind aber ebenfalls außer Betrieb.

Die Besonderheit der GE-Rotoren besteht in ihrer Zweiteiligkeit. Sie soll den Transport und die Montage der Riesenflügel vereinfachen. Die sogenannte "Cypress Generation" ist seit fünf Jahren auf dem Markt. GE verspricht in seinem Internet-Auftritt eine „erweiterte Lebensdauer“, die nach DiBt/IEC-Zertifizierung 25 Jahre betragen soll. Nach Medienberichten gilt dies aber neben den beiden Alfstedter Anlagen auch für weitere GE 5.3-158 bereits nicht mehr: In Schweden, Litauen und einem Windpark in Gronau (Westfalen) seien inzwischen Rotorblätter abgebrochen.

Energiekontor ist zwar der erste Adressat, wenn bei den acht GE-Anlagen etwas schiefläuft. Die Verantwortung reicht das Unternehmen aber an den Hersteller weiter. So geschehen auch im Falle des ersten Rotorbruchs im September 2022. Weil die Karbonfaser des Flügels sich weit auf den umliegenden Äckern verteilte, war dort zunächst keine landwirtschaftliche Arbeit mehr möglich.

Der ersten Frist (20. Februar 2023) für die Demontage des Rotors, der zunächst abgeknickt und dann abgebrochen war, waren Energiekontor beziehungsweise GE nicht rechtzeitig nachgekommen. Eine Bußgeldzahlung von 50.000 Euro an den Kreis habe Energiekontor bei GE „geltend gemacht“, so die Sprecherin. Der Grund für den ersten Rotorschaden werde noch immer untersucht.

Inbetriebnahme erst, wenn "kein vergleichbarer Schaden droht"

Der Landkreis hat Energiekontor nun aufgefordert, bis zum 20. Oktober einen Zeitplan für die Demontage des abgebrochenen Rotors vorzulegen. Auf die erste Havarie war eine Reparatur erfolgt und die Anlage mit neuem Rotor wieder in Betrieb gegangen. Jetzt betont Energiekontor, alle Anlagen erst dann wieder ans Netz nehmen zu wollen, „nachdem durch einen unabhängigen Sachverständigen festgestellt wurde, dass bei diesen Anlagen kein vergleichbarer Schaden droht“.

Von GE Deutschland kam die Information, dass das Unternehmen sich um die Sicherheit des Geländes und die Suche nach der Ursache kümmere. Energiekontor hat derweil „bei der GE Wind Energy GmbH eine rasche und umfassende Analyse des entstandenen Schadens an der betroffenen Anlage eingefordert“, so die Sprecherin. Selbst vermochte sie ihn nicht beziffern. Das Areal ist im Umkreis von 265 Metern samt Zuwegen abgesperrt.

Energiekontor ist im Großraum Cuxhaven ebenfalls Eigentümer und Betreiber einer zweistelligen Anzahl Windenergieanlagen. Darunter befinde sich keine GE des havarierten Typs, so die Sprecherin. Soweit andere Turbinen der US-Amerikaner in Betrieb sind, sei in der Vergangenheit kein Schaden entstanden.

Derweil zieht die Vorrangzone, in der der Windpark liegt, weiteres Interesse auf sich: Dem Landkreis Rotenburg liegt ein Antrag der Ebersdorfer Bioenergie GmbH vor. Sie will in Alfstedt-Ebers­dorf eine Nordex N163-6.8 errichten. Die 6,8-MW-Anlage ist auch als eine Art Repowering anzusehen. Denn in diesem Windpark war zuletzt eine Handvoll Dinosaurier der Energiewende verschwunden: vier Tacke TW-600 und eine Enercon E40/500.

Weitere Havarie in Brandenburg

Unterdessen sind am 19. Oktober von einem brennenden Windrad im brandenburgischen Buchhain mehrere Teile abgefallen. Die Polizei sperrte das Gebiet südlich von Berlin nach eigenen Angaben großräumig ab und forderte die Nachbarn auf, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Laut Bundesverband Windenergie hat es seit 2005 in Deutschland etwas mehr als 130 Schadensfälle an Windkraftanlagen gegeben.

Donnerstag, 19.10.2023, 16:27 Uhr
Volker Stephan

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