PFAS werden für Brennstoffzellen gebraucht. Quelle: Shutterstock / Scharfsinn
Der Nationale Wasserstoffrat befürwortet grundsätzlich die Regulierung von per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS). Betont wird aber deren Bedeutung für die Energiewende.
In einer erneuten Stellungnahme zum Thema PFAS unterstützt der Nationale Wasserstoffrat (NWR) zwar „Bestrebungen für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Stoffen zum Schutz von Mensch und Umwelt“. Die per- und polyfluorierten Alkylverbindungen, die mit PFAS abgekürzt werden, stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. Gleichzeitig weist das Gremium aber darauf hin, dass sie „aufgrund ihrer einzigartigen physikalisch-chemischen Eigenschaften für vielfältige Schlüsseltechnologien der Energiewende derzeit unabdingbar und somit essenziell für das Entstehen und den Hochlauf einer Wasserstoffwirtschaft“ sind.
Vor diesem Hintergrund fordert der NWR eine differenzierte Risikobewertung und eine Einstufung der relevanten Wasserstoff- und Energiewendetechnologien als „essential use“ im Rahmen eines transparenten Prozesses. Daneben soll ein Kreislaufsystem mit klar definierten Entsorgungswegen im Sinne des European Green Deals für einen verantwortungsvollen Umgang mit PFAS sorgen. Auch wird angeregt, die Forschungsaktivitäten zu verstärken.
Eine weitere Forderung des NWR ist es, eine verursacher- und risikogerechte Haftung für Umweltschäden und -belastungen zu etablieren. Die Bundesregierung wird gebeten, so schnell wie möglich Rechtssicherheit für alle Akteure zu schaffen.
Wichtig für sicheren Betrieb von ElektrolyseurenWie es seitens des Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellenverbandes zum Thema heißt, ist ein sicherer Betrieb von Brennstoffzellen, Elektrolyseuren und Wasserstoff-Verdichtern derzeit nur mit PFAS möglich. Aktuell seien keine Substitute verfügbar. Für das Erreichen der Klimaziele müsse es daher Ausnahmen zur Verwendung geben. Anderenfalls drohe ein „jähes Ende der gesamten grünen Wasserstoffwirtschaft und damit der Wegfall einer zentralen Säule der Energiewende“. Konkret wären ohne PFAS grüne Stahlproduktion, E-Fuels, grüner Ammoniak, Brennstoffzellen-Fahrzeuge und viele weitere grüne Transformationsfelder nicht mehr umsetzbar.
PFAS ist ein protonenleitendes Material in Brennstoffzellen und Elektrolytmembranen, das in der Lage ist, Protonen zu transportieren und gleichzeitig Wasserstoff und Sauerstoff sowie deren Teilreaktionen räumlich zu trennen. Protonenleitende Polymermembranen sind Kernkomponenten von Brennstoffzellen und Elektrolyseuren.
Die Stellungnahme
„Der Nationale Wasserstoffrat fordert einen verantwortungsvollen und differenzierten Umgang mit PFAS“ steht als Download bereit.
Der Nationale Wasserstoffrat besteht aus 26 Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, die nicht Teil der öffentlichen Verwaltung sind. Sie verfügen über Expertise in den Bereichen Erzeugung, Forschung und Innovation, Dekarbonisierung von Industrie, Verkehr und Gebäuden
/ Wärme, Infrastruktur, internationale Partnerschaften sowie Klima und Nachhaltigkeit. Geleitet wird das Beratungsgremium von Westenergie-Chefin Katherina Reiche.
Auch VDMA äußert sichAm 25.
September läuft eine Konsultationsfrist der
EU-Chemikalienagentur ECHA ab. Kurz zuvor warnten auch
der deutsche
Maschinenbauverband VDMA und der Deutsche Industrieverband für Optik, Photonik, Analysen- und Medizintechnik Spectaris vor einem Totalverbot. ECHA will alle Eingaben jetzt prüfen und
einen Regulierungsvorschlag machen.
Zu der Chemikaliengruppe PFAS zählen geschätzt mehr als 10.000
Substanzen, die in Alltagsprodukten wie Anoraks, Pfannen oder
Kosmetik verarbeitet sind. In der Industrie werden sie etwa in
Dichtungen, Isolierungen oder Kabeln eingesetzt. Auch
Lithium-Ionen-Batterien zum Beispiel für E-Autos sind noch auf PFAS
angewiesen.
Montag, 25.09.2023, 14:23 Uhr
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