E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Bilanz - VNG muss mehr als 200 Millionen Euro Verlust hinnehmen
Quelle: VNG / Eric Kemnitz
Bilanz

VNG muss mehr als 200 Millionen Euro Verlust hinnehmen

Der Krieg in der Ukraine hat den ostdeutschen Gasimporteur VNG schwer getroffen. Trotz einem deutlich höheren Umsatz musste der Vorstand einen Verlust von 205 Millionen Euro verkünden.
Auf der Bilanzpressekonferenz musste der Vorstand der VNG bei verdoppeltem Umsatz einen Verlust von 205 Millionen Euro bekanntgeben. Im Vorjahr war noch ein Gewinn von 225 Millionen Euro zu verzeichnen. Das operative Konzernergebnis liegt mit 337 Millionen Euro noch deutlicher im Minus. Auch hier stand 2021 noch ein Gewinn von 141 Millionen Euro zu Buche. Der Umsatz war mit 36,2 Milliarden Euro mehr als doppelt so hoch wie 2021 (18,5 Milliarden Euro). Für die Zukunft sieht sich der Konzern jedoch gut aufgestellt.

„In den vergangenen Jahren haben sich bewährte Marktmechanismen für die Erdgasbeschaffung verändert. Die Zusammenarbeit mit russischen Vertragspartnern, die lange Zeit eine wichtige Rolle bei der Versorgung mit Erdgas spielte, ist nicht mehr gegeben. Zwei Lieferverträge wurden nicht mehr bedient und die Beschaffung zu deutlich höheren Preisen war notwendig, um die Versorgungssicherheit aufrechtzuerhalten“ erklärte VNG-Vorstandschef Ulf Heitmüller dieses Ergebnis am 4. April. Um die Erdgasbeschaffung auf breitere Basis zu stellen, nehme VNG auch Nordafrika und den Nahen Osten in den Blick. Norwegen habe zudem die Lieferungen ausgeweitet.

Zudem wurden bilaterale Lieferverträge in Europa, zum Beispiel mit Großbritannien, abgeschlossen. Auch die Übernahme und Vermarktung am Trading Hub Europe LNG ist eine Möglichkeit, die Versorgungssicherheit zu erhöhen. So sei zu jeder Zeit die Versorgungssicherheit gewährleistet gewesen. „Allerdings kehren die Preise nicht auf das Vorkrisenniveau zurück und werden in Zukunft stark schwanken“, so Heitmüller weiter. Gleichzeitig stehe VNG für die Transformation zu einer klimaneutralen Energieversorgung. Deswegen müsse es schnell gelingen, die Gasversorgung auf grüne Gase umzustellen. 

2023 wieder in die Gewinnzone

Doch vor der grünen Zukunft steht erst einmal die eher graue Gegenwart. „Durch die nötigen Ersatzbeschaffungen wurden zweistellige Millionenbeträge für Versorgungsaufträge ausgegeben, was dazu führte, dass das Eigenkapital in nur wenigen Wochen fast vollständig aufgebraucht war“, erklärte VNG-Finanzchef Bodo Rodestock. Allerdings konnte das Unternehmen dank einer Vergleichsvereinbarung mit dem nun staatlichen Gazprom-Germania-Nachfolger Sefe und dem Bund eine Einigung erreicht werden. Dennoch war eine Kapitalerhöhung durch die Aktionäre, hier der Mutterkonzern EnBW Energie Baden-Württemberg mit 74,21 Prozent und zahlreiche ostdeutsche Kommunen, nötig gewesen. Der bei der KfW angestrebte Kredit musste hingegen nicht in Anspruch genommen werden, um die Verluste auszugleichen.
 
Hatten neben vielen negativen auch einige positive Nachrichten
zu verkünden: VNG-Vorstände (von links) Bodo Rodestock,
Ulf Heitmüller und Hans-Joachim Polk
Quelle: Frank Urbansky

Dennoch entwickelten sich einige Geschäftsbereiche gut. „Transport, Speicher, Biogas sowie im neu etablierten Geschäftsbereich digitale Infrastruktur trugen positiv zum Konzernergebnis bei, trotz unserem insgesamt negativen Konzernergebnis und den Verlusten im Geschäftsbereich Handel & Vertrieb“, so Rodestock. Trotz schwieriger Marktbedingungen habe die VNG Handel & Vertrieb (H&V) eine exzellente Leistung erbracht und konnte so weitaus höhere Verluste abwenden. Dies zeige insgesamt die Stärke der breiten Aufstellung von VNG. Die Konzerntochter Ontras habe zum Jahresergebnis einen hohen zweistelligen Millionenbetrag beigetragen, was zeige, dass der Geschäftsbereich Transport unverändert eine tragende Säule im VNG-Konzern sei.

Gleichzeitig halte das Unternehmen an seiner Strategie 2030+ fest. Auch im Krisenjahr 2022 wurden 128 Millionen Euro investiert, in diesem Jahr würden es 200 Millionen Euro sein. Rodestock geht für das laufende Geschäftsjahr von einem Gewinn zwischen 110 und 160 Millionen Euro aus.

Schwierigere Weg zur Klimaneutralität

Bis 2045 muss das Unternehmen über die heutigen Emissionsanforderungen hinaus so umgestellt sein, dass es nur noch klimaneutrale Energieträger produziert, transportiert und liefert. „Wasserstoff wird ein fester Bestandteil von Transport, Speicherung und Verteilung sein, für den VNG bereits heute über die entsprechende Infrastruktur verfügt und die Tochtergesellschaft Ontras sich weiter darauf vorbereitet. Gasspeicher haben im Jahr 2022 eine enorme Bedeutung für die Versorgungssicherheit bewiesen und werden auch in Zukunft für die Speicherung von Wasserstoff wichtig sein“, erklärte Technikvorstand Hans-Joachim Polk. Noch sei der Preis für Wasserstoff vier- bis sechsmal höher als für Erdgas. Durch die Anrechnung der THG-Quoten nach der BImSchV erhofft man sich jedoch, dass Wasserstoff schon bald bezahlbar wird. Eine weitere Säule der Strategie sei Biogas. Mittlerweile habe man 40 Biogasanlagen im eigenen Portfolio.

Dienstag, 4.04.2023, 12:39 Uhr
Frank Urbansky
Energie & Management > Bilanz - VNG muss mehr als 200 Millionen Euro Verlust hinnehmen
Quelle: VNG / Eric Kemnitz
Bilanz
VNG muss mehr als 200 Millionen Euro Verlust hinnehmen
Der Krieg in der Ukraine hat den ostdeutschen Gasimporteur VNG schwer getroffen. Trotz einem deutlich höheren Umsatz musste der Vorstand einen Verlust von 205 Millionen Euro verkünden.
Auf der Bilanzpressekonferenz musste der Vorstand der VNG bei verdoppeltem Umsatz einen Verlust von 205 Millionen Euro bekanntgeben. Im Vorjahr war noch ein Gewinn von 225 Millionen Euro zu verzeichnen. Das operative Konzernergebnis liegt mit 337 Millionen Euro noch deutlicher im Minus. Auch hier stand 2021 noch ein Gewinn von 141 Millionen Euro zu Buche. Der Umsatz war mit 36,2 Milliarden Euro mehr als doppelt so hoch wie 2021 (18,5 Milliarden Euro). Für die Zukunft sieht sich der Konzern jedoch gut aufgestellt.

„In den vergangenen Jahren haben sich bewährte Marktmechanismen für die Erdgasbeschaffung verändert. Die Zusammenarbeit mit russischen Vertragspartnern, die lange Zeit eine wichtige Rolle bei der Versorgung mit Erdgas spielte, ist nicht mehr gegeben. Zwei Lieferverträge wurden nicht mehr bedient und die Beschaffung zu deutlich höheren Preisen war notwendig, um die Versorgungssicherheit aufrechtzuerhalten“ erklärte VNG-Vorstandschef Ulf Heitmüller dieses Ergebnis am 4. April. Um die Erdgasbeschaffung auf breitere Basis zu stellen, nehme VNG auch Nordafrika und den Nahen Osten in den Blick. Norwegen habe zudem die Lieferungen ausgeweitet.

Zudem wurden bilaterale Lieferverträge in Europa, zum Beispiel mit Großbritannien, abgeschlossen. Auch die Übernahme und Vermarktung am Trading Hub Europe LNG ist eine Möglichkeit, die Versorgungssicherheit zu erhöhen. So sei zu jeder Zeit die Versorgungssicherheit gewährleistet gewesen. „Allerdings kehren die Preise nicht auf das Vorkrisenniveau zurück und werden in Zukunft stark schwanken“, so Heitmüller weiter. Gleichzeitig stehe VNG für die Transformation zu einer klimaneutralen Energieversorgung. Deswegen müsse es schnell gelingen, die Gasversorgung auf grüne Gase umzustellen. 

2023 wieder in die Gewinnzone

Doch vor der grünen Zukunft steht erst einmal die eher graue Gegenwart. „Durch die nötigen Ersatzbeschaffungen wurden zweistellige Millionenbeträge für Versorgungsaufträge ausgegeben, was dazu führte, dass das Eigenkapital in nur wenigen Wochen fast vollständig aufgebraucht war“, erklärte VNG-Finanzchef Bodo Rodestock. Allerdings konnte das Unternehmen dank einer Vergleichsvereinbarung mit dem nun staatlichen Gazprom-Germania-Nachfolger Sefe und dem Bund eine Einigung erreicht werden. Dennoch war eine Kapitalerhöhung durch die Aktionäre, hier der Mutterkonzern EnBW Energie Baden-Württemberg mit 74,21 Prozent und zahlreiche ostdeutsche Kommunen, nötig gewesen. Der bei der KfW angestrebte Kredit musste hingegen nicht in Anspruch genommen werden, um die Verluste auszugleichen.
 
Hatten neben vielen negativen auch einige positive Nachrichten
zu verkünden: VNG-Vorstände (von links) Bodo Rodestock,
Ulf Heitmüller und Hans-Joachim Polk
Quelle: Frank Urbansky

Dennoch entwickelten sich einige Geschäftsbereiche gut. „Transport, Speicher, Biogas sowie im neu etablierten Geschäftsbereich digitale Infrastruktur trugen positiv zum Konzernergebnis bei, trotz unserem insgesamt negativen Konzernergebnis und den Verlusten im Geschäftsbereich Handel & Vertrieb“, so Rodestock. Trotz schwieriger Marktbedingungen habe die VNG Handel & Vertrieb (H&V) eine exzellente Leistung erbracht und konnte so weitaus höhere Verluste abwenden. Dies zeige insgesamt die Stärke der breiten Aufstellung von VNG. Die Konzerntochter Ontras habe zum Jahresergebnis einen hohen zweistelligen Millionenbetrag beigetragen, was zeige, dass der Geschäftsbereich Transport unverändert eine tragende Säule im VNG-Konzern sei.

Gleichzeitig halte das Unternehmen an seiner Strategie 2030+ fest. Auch im Krisenjahr 2022 wurden 128 Millionen Euro investiert, in diesem Jahr würden es 200 Millionen Euro sein. Rodestock geht für das laufende Geschäftsjahr von einem Gewinn zwischen 110 und 160 Millionen Euro aus.

Schwierigere Weg zur Klimaneutralität

Bis 2045 muss das Unternehmen über die heutigen Emissionsanforderungen hinaus so umgestellt sein, dass es nur noch klimaneutrale Energieträger produziert, transportiert und liefert. „Wasserstoff wird ein fester Bestandteil von Transport, Speicherung und Verteilung sein, für den VNG bereits heute über die entsprechende Infrastruktur verfügt und die Tochtergesellschaft Ontras sich weiter darauf vorbereitet. Gasspeicher haben im Jahr 2022 eine enorme Bedeutung für die Versorgungssicherheit bewiesen und werden auch in Zukunft für die Speicherung von Wasserstoff wichtig sein“, erklärte Technikvorstand Hans-Joachim Polk. Noch sei der Preis für Wasserstoff vier- bis sechsmal höher als für Erdgas. Durch die Anrechnung der THG-Quoten nach der BImSchV erhofft man sich jedoch, dass Wasserstoff schon bald bezahlbar wird. Eine weitere Säule der Strategie sei Biogas. Mittlerweile habe man 40 Biogasanlagen im eigenen Portfolio.

Dienstag, 4.04.2023, 12:39 Uhr
Frank Urbansky

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.