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Energie & Management > E&M-Innovationsarena - Trianel: Dunkelflaute ist nur mit Wasserstoff zu überbrücken
Die E&M Innovationsarena 2023 Quelle: Heidi Roider
E&M-Innovationsarena

Trianel: Dunkelflaute ist nur mit Wasserstoff zu überbrücken

In der E&M-Innovationsarena auf der Messe Volta-X hat es skeptische Töne zu Wasserstoff und Stadtwerken gegeben. Eine Lanze für dessen Rolle brach dagegen Matthias Leuthold von Trianel.
Das deutsche Stromsystem der Zukunft soll schon 2030 geprägt sein von ständigem Überangebot von Solarstrom rund um die Mittagszeit, so die Denkfabrik Agora Energiewende und andere. Die installierte PV-Leistung soll hierzulande von heute 67.000 MW auf 115.000 MW erweitert werden.

Für Matthias Leuthold ist volkswirtschaftlich klar: "Sie können nicht 20 Prozent des Photovoltaik-Stroms verfallen lassen!" Und wenn die PV-Anlagen nichts erzeugen, nachts zum Beispiel, "haben Sie keine andere Wahl als Flexibilitäten", so der Geschäftsfeldentwickler Flexibilität bei der Stadtwerke-Kooperation Trianel. Leuthold referierte am 29. März in der E&M-Innovationsarena auf der Stuttgarter Messe Volta-X.

Flexibilitäten bedeuten unter anderem: mit Überschussstrom Wasserstoff erzeugen, der sich in Dunkelflauten auch verstromen lässt; E-Autos zeitversetzt laden; grüne Erzeugungskapazitäten in der Digitalisierung überhaupt erst steuerbar machen. "Dass man die Biomasse in Grundlast verstromt, darüber kann man sich die Haare raufen", so ein Seitenhieb von Leuthold.

Zentral ging es Leuthold um die Auswahl der Flexibilitäten und Wechselwirkungen mit der Wärmewende. Pumpspeicher-Projekte, die die Trianel in vergangenen Jahren ausgelotet und dann beerdigt hatte (wir berichteten), hält er in Übereinstimmung mit diesen Entscheidungen für "wenig skalierbar". Derzeit leisten die deutschen Pumpspeicher zusammen 7.000 MW und könnten in einer Dunkelflaute 40 Millionen kWh Strom liefern, bevor die Oberbecken leer sind.

Aber die auszubauenden Großbatterien können nicht einmal zusammen mit den Pumpspeichern Dunkelflauten dann ganz überbrücken, wenn der Ausfall der PV mit geringer Windkraft-Erzeugung zusammenfällt. "Das kann nur Wasserstoff!", betonte Leuthold zweimal sinngemäß. Er stellte sich damit gegen Stimmen, die grünen Wasserstoff aus der Verstromung heraushalten möchten, um sie auf die Dekarbonisierung von Industrieprozessen zu fokussieren.
 
Matthias Leuthold referierte in der E&M-Innovationsarena. Er ist Geschäftsfeldentwickler Flexibilität der Kooperation Trianel
Quelle: E&M / Georg Eble

Erdgas-Einnahmen brechen Stadtwerken und Kommunen weg

Leuthold leitet auch das Netzwerk "Flexstore", das Trianel im Herbst 2010 mit derzeit 35 Stadtwerken ins Leben gerufen hat. Flexstore tauscht sich über Flexibilitätslösungen aus und beauftragt Studien oder Meta-Studien dazu. Aus einer dieser Untersuchungen folgert Leuthold, dass Wasserstoff auch in der Wärmeversorgung eine Rolle spielen wird, und zwar, um Spitzenlast abzudecken.

Für mehr wird es demnach nicht reichen: Derzeit stehen in Deutschland für ein Jahr 50 Milliarden kWh zur Verfügung, 2030 sollten es 79 Milliarden sein, so eine Studie. Doch in der Wärme- und Kältewende müssten 1.000 Milliarden kWh Erdgas ersetzt werden.

Das sei besonders für Stadtwerke ein Problem, so Leuthold, weil derzeit noch die Hälfte ihres Umsatzes, vereinzelt sogar zwei Drittel, aus dem Gasgeschäft kämen. Auch die Kommunen müssten aufpassen, ob ihnen künftig die Erdgas-Einnahmen aus der Konzessionsabgabe wegbrechen − unausgesprochen, wenn nur noch geringere Abgabensätze ein sinkendes Gasnetzgeschäft überhaupt attraktiv halten oder sich gar angesichts der Elektrifizierung und Dekarbonisierung der Wärme niemand mehr eine Gasnetz-Konzession erwerben möchte. Leuthold lobte, dass der Bund mit der verpflichtenden kommunalen "Wärmeleitplanung" die "Tür aufgestoßen" habe für eine solche Debatte.

Der Geschäftsfeldentwickler äußerte sich gleichwohl optimistisch: Er verwies vergleichend auf den Hochlauf der Elektromobilität. Angela Merkel (CDU) sei verlacht worden, als das 1-Million-Ziel verfehlt wurde. Dabei sei es anderthalb Jahre später doch erreicht worden.

Donnerstag, 30.03.2023, 13:39 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > E&M-Innovationsarena - Trianel: Dunkelflaute ist nur mit Wasserstoff zu überbrücken
Die E&M Innovationsarena 2023 Quelle: Heidi Roider
E&M-Innovationsarena
Trianel: Dunkelflaute ist nur mit Wasserstoff zu überbrücken
In der E&M-Innovationsarena auf der Messe Volta-X hat es skeptische Töne zu Wasserstoff und Stadtwerken gegeben. Eine Lanze für dessen Rolle brach dagegen Matthias Leuthold von Trianel.
Das deutsche Stromsystem der Zukunft soll schon 2030 geprägt sein von ständigem Überangebot von Solarstrom rund um die Mittagszeit, so die Denkfabrik Agora Energiewende und andere. Die installierte PV-Leistung soll hierzulande von heute 67.000 MW auf 115.000 MW erweitert werden.

Für Matthias Leuthold ist volkswirtschaftlich klar: "Sie können nicht 20 Prozent des Photovoltaik-Stroms verfallen lassen!" Und wenn die PV-Anlagen nichts erzeugen, nachts zum Beispiel, "haben Sie keine andere Wahl als Flexibilitäten", so der Geschäftsfeldentwickler Flexibilität bei der Stadtwerke-Kooperation Trianel. Leuthold referierte am 29. März in der E&M-Innovationsarena auf der Stuttgarter Messe Volta-X.

Flexibilitäten bedeuten unter anderem: mit Überschussstrom Wasserstoff erzeugen, der sich in Dunkelflauten auch verstromen lässt; E-Autos zeitversetzt laden; grüne Erzeugungskapazitäten in der Digitalisierung überhaupt erst steuerbar machen. "Dass man die Biomasse in Grundlast verstromt, darüber kann man sich die Haare raufen", so ein Seitenhieb von Leuthold.

Zentral ging es Leuthold um die Auswahl der Flexibilitäten und Wechselwirkungen mit der Wärmewende. Pumpspeicher-Projekte, die die Trianel in vergangenen Jahren ausgelotet und dann beerdigt hatte (wir berichteten), hält er in Übereinstimmung mit diesen Entscheidungen für "wenig skalierbar". Derzeit leisten die deutschen Pumpspeicher zusammen 7.000 MW und könnten in einer Dunkelflaute 40 Millionen kWh Strom liefern, bevor die Oberbecken leer sind.

Aber die auszubauenden Großbatterien können nicht einmal zusammen mit den Pumpspeichern Dunkelflauten dann ganz überbrücken, wenn der Ausfall der PV mit geringer Windkraft-Erzeugung zusammenfällt. "Das kann nur Wasserstoff!", betonte Leuthold zweimal sinngemäß. Er stellte sich damit gegen Stimmen, die grünen Wasserstoff aus der Verstromung heraushalten möchten, um sie auf die Dekarbonisierung von Industrieprozessen zu fokussieren.
 
Matthias Leuthold referierte in der E&M-Innovationsarena. Er ist Geschäftsfeldentwickler Flexibilität der Kooperation Trianel
Quelle: E&M / Georg Eble

Erdgas-Einnahmen brechen Stadtwerken und Kommunen weg

Leuthold leitet auch das Netzwerk "Flexstore", das Trianel im Herbst 2010 mit derzeit 35 Stadtwerken ins Leben gerufen hat. Flexstore tauscht sich über Flexibilitätslösungen aus und beauftragt Studien oder Meta-Studien dazu. Aus einer dieser Untersuchungen folgert Leuthold, dass Wasserstoff auch in der Wärmeversorgung eine Rolle spielen wird, und zwar, um Spitzenlast abzudecken.

Für mehr wird es demnach nicht reichen: Derzeit stehen in Deutschland für ein Jahr 50 Milliarden kWh zur Verfügung, 2030 sollten es 79 Milliarden sein, so eine Studie. Doch in der Wärme- und Kältewende müssten 1.000 Milliarden kWh Erdgas ersetzt werden.

Das sei besonders für Stadtwerke ein Problem, so Leuthold, weil derzeit noch die Hälfte ihres Umsatzes, vereinzelt sogar zwei Drittel, aus dem Gasgeschäft kämen. Auch die Kommunen müssten aufpassen, ob ihnen künftig die Erdgas-Einnahmen aus der Konzessionsabgabe wegbrechen − unausgesprochen, wenn nur noch geringere Abgabensätze ein sinkendes Gasnetzgeschäft überhaupt attraktiv halten oder sich gar angesichts der Elektrifizierung und Dekarbonisierung der Wärme niemand mehr eine Gasnetz-Konzession erwerben möchte. Leuthold lobte, dass der Bund mit der verpflichtenden kommunalen "Wärmeleitplanung" die "Tür aufgestoßen" habe für eine solche Debatte.

Der Geschäftsfeldentwickler äußerte sich gleichwohl optimistisch: Er verwies vergleichend auf den Hochlauf der Elektromobilität. Angela Merkel (CDU) sei verlacht worden, als das 1-Million-Ziel verfehlt wurde. Dabei sei es anderthalb Jahre später doch erreicht worden.

Donnerstag, 30.03.2023, 13:39 Uhr
Georg Eble

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