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Energie & Management > Stromspeicher - Senec tauscht Module gedrosselter Speicher aus
Quelle: Fotolia / sdecoret
Stromspeicher

Senec tauscht Module gedrosselter Speicher aus

Neue Technologie für Senec-PV-Speicher, deren Kapazität aus Sicherheitsgründen eingeschränkt ist: Kunden sollen kostenfrei Lithium-Eisenphosphat-Module erhalten.
Neues Akku-Leben mit anderer Technik: Der Photovoltaikspeicher-Hersteller Senec hat bekannt gegeben, wie seine Lösung für die Geräte aussieht, bei denen er aus Gründen der Sicherheit die Kapazität gedrosselt hat. Kernpunkt: Die NCA-(Lithium-Nickel-Cobalt-Aluminium-Oxid) und NMC-Module (Lithium-Nickel-Mangan-Cobalt-Oxid) will er durch Lithium-Eisenphosphat-Technologie ersetzen.

„Wir haben uns für eine umfassende Lösung entschieden. Sie werden von uns – vollkommen kostenfrei – die neueste Batterietechnologie mit einem state-of-the-art Zell- und Modulaufbau erhalten“, heißt es in einem Kundenschreiben des Leipziger Unternehmens. Nach dem Modultausch stehe wieder die vollständige Speicherkapazität zur Verfügung.

Kunden mit V3-Systemen, so das Angebot, können ihre bisherigen Module gegen LFP-Module tauschen lassen. Wer einen Speicher des Typs V2.1 hat, dem wird ein Systemupgrade auf ein V3-System mit LFP-Modulen angeboten. Doch Geduld ist nötig. „Ab Sommer 2024“ werde der Modultausch vorgenommen.

Bis zum Tausch will das Tochterunternehmen von EnBW weiterhin die „freiwillige Kulanzzahlung“ als Ausgleich für die Kapazitätsbegrenzung leisten. Diese werde man ab 1. Dezember 2023 „neugestalten und individuell für jeden Kunden berechnen“.

Der Technologie-Schwenk soll auch für Kunden mit der neuen Speichergeneration V4 möglich sein. Dies ebenfalls ab Sommer 2024, wie einem Senec-Schreiben an Fachhändler zu entnehmen ist, das in sozialen Medien kolportiert worden ist.

Auch eine Frage des Zeithorizonts

“Wir begrüßen diese Lösung, das ist ein Schritt in die richtige Richtung“, sagt Jochen Schanbacher. Der Rechtsanwalt aus Stuttgart vertritt nach eigenen Angaben mehrere hundert Senec-Kunden außergerichtlich und gerichtlich.

Den Modultausch hin zu LFP-Technik wertet Schanbacher als „faktisches Eingeständnis der Mangelhaftigkeit“ der gedrosselten V2.1- und V3-Speicher. „Senec scheint aus Sicherheitsgründen nicht in der Lage zu sein, die Drosselung dieser Speicher aufzuheben. Das könnte auch produktsicherheitsrechtliche Gründe haben“, sagt er.

Was ihn erstaunt: „Vor ein paar Tagen haben wir noch ein Schreiben von Senec-Anwälten bekommen, in denen uns die Software-Lösung Smart Guard und die NCA-Zellentechnologie als Stand der Technik dargestellt wird. Nun gibt Senec zu, dass LFP-Zellen tatsächlich state-of-the-art sind.“ Schanbacher weist in all seinen Klageschriften auf Sicherheitsvorteile der LFP-Technologie hin.

Für problematisch hält der Jurist den Zeithorizont, der sich abzeichnet. Der Austausch der Module ziehe sich wahrscheinlich bis lange ins Jahr 2025 hin, sagt er. Viele seiner Mandanten hätten ihre Speicher im Jahr 2022 erworben. Zeitkritisch: Die gesetzlichen Gewährleistungsansprüche gelten für zwei Jahre. „Es könnte passieren, dass die Module erst getauscht werden, wenn die Ansprüche verjährt sind. Ein Rücktritt vom Kauf, für den Fall, dass die LFP-Module auch nicht hundertprozentig funktionieren, wäre dann nicht mehr möglich“, gibt Schanbacher zu bedenken. Für seine Mandanten will er in jedem Fall einen fristgerechten Tausch erreichen.

Verbraucherzentrale sieht Heimspeicher generell kritisch

Dass die Tauschaktion sich über einen längeren Zeitraum erstreckt, damit rechnen auch Fachhändler und Handwerker. Der Elektromeister Christopher Pott, der seit Jahren Senec-Geräte installiert, geht von einer Netto-Arbeitszeit von zwei Monaten aus. Für den Chef der CP-Elektrotechnik GmbH in Selsingen in Niedersachsen und seine 20 Mitarbeitenden dürfte das bei einem Start im Sommer 2024 bedeuten, dass sie auch im Jahr darauf noch damit beschäftigt sein werden.

Generell eher kritisch sieht man PV-Heimspeicher bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, die nach eigener Aussage in den vergangenen Monaten zahlreiche Anrufe von Senec-Kunden erhalten hat. Skepsis regt sich unter Verbraucherschützern nicht nur wegen Sicherheitsfragen. „Die Geräte sind nach wie vor sehr teuer, in vielen Fällen ist fraglich, ob sich mit dem Strom, der sich darin speichern lässt, die Anschaffung je amortisiert“, sagt Matthias Bauer, Rechtsexperte für Bauen und Wohnen. Den Markt für Photovoltaik beschreibt er als „stark überhitzt“, nicht zuletzt auch wegen der PV-Pflicht, die seit Mai 2022 für neue Wohngebäude im Ländle gilt.

Bauer beobachtet zunehmend fragwürdige Praktiken im Vertrieb von PV-Systemen. „Wir haben immer mehr Beschwerden über Anbieter, die mit Rundum-Sorglos-Paketen werben.“ Kunden werde suggeriert, es handle nicht um einen Werkvertrag, und es würde eine hohe Anzahlung bei Vertragsschluss verlangt. Solche Vertriebsunternehmen hielten oft ihre Lieferversprechen nicht ein, berichtet der Verbraucherschützer. Und: „Wir haben vermehrt Fälle, in denen der Netzbetreiber die PV-Anlagen nicht abnimmt, weil die Installation nicht vorschriftsmäßig ist.“

Sinnvoller als individuelle PV-Heimspeicher findet Bauer größere Speicher, über die sich mehrere Haushalte versorgen lassen. Sein Appell: „Die Netzbetreiber sollten solche lokalen Lösungen installieren.“

Freitag, 24.11.2023, 16:25 Uhr
Manfred Fischer
Energie & Management > Stromspeicher - Senec tauscht Module gedrosselter Speicher aus
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Stromspeicher
Senec tauscht Module gedrosselter Speicher aus
Neue Technologie für Senec-PV-Speicher, deren Kapazität aus Sicherheitsgründen eingeschränkt ist: Kunden sollen kostenfrei Lithium-Eisenphosphat-Module erhalten.
Neues Akku-Leben mit anderer Technik: Der Photovoltaikspeicher-Hersteller Senec hat bekannt gegeben, wie seine Lösung für die Geräte aussieht, bei denen er aus Gründen der Sicherheit die Kapazität gedrosselt hat. Kernpunkt: Die NCA-(Lithium-Nickel-Cobalt-Aluminium-Oxid) und NMC-Module (Lithium-Nickel-Mangan-Cobalt-Oxid) will er durch Lithium-Eisenphosphat-Technologie ersetzen.

„Wir haben uns für eine umfassende Lösung entschieden. Sie werden von uns – vollkommen kostenfrei – die neueste Batterietechnologie mit einem state-of-the-art Zell- und Modulaufbau erhalten“, heißt es in einem Kundenschreiben des Leipziger Unternehmens. Nach dem Modultausch stehe wieder die vollständige Speicherkapazität zur Verfügung.

Kunden mit V3-Systemen, so das Angebot, können ihre bisherigen Module gegen LFP-Module tauschen lassen. Wer einen Speicher des Typs V2.1 hat, dem wird ein Systemupgrade auf ein V3-System mit LFP-Modulen angeboten. Doch Geduld ist nötig. „Ab Sommer 2024“ werde der Modultausch vorgenommen.

Bis zum Tausch will das Tochterunternehmen von EnBW weiterhin die „freiwillige Kulanzzahlung“ als Ausgleich für die Kapazitätsbegrenzung leisten. Diese werde man ab 1. Dezember 2023 „neugestalten und individuell für jeden Kunden berechnen“.

Der Technologie-Schwenk soll auch für Kunden mit der neuen Speichergeneration V4 möglich sein. Dies ebenfalls ab Sommer 2024, wie einem Senec-Schreiben an Fachhändler zu entnehmen ist, das in sozialen Medien kolportiert worden ist.

Auch eine Frage des Zeithorizonts

“Wir begrüßen diese Lösung, das ist ein Schritt in die richtige Richtung“, sagt Jochen Schanbacher. Der Rechtsanwalt aus Stuttgart vertritt nach eigenen Angaben mehrere hundert Senec-Kunden außergerichtlich und gerichtlich.

Den Modultausch hin zu LFP-Technik wertet Schanbacher als „faktisches Eingeständnis der Mangelhaftigkeit“ der gedrosselten V2.1- und V3-Speicher. „Senec scheint aus Sicherheitsgründen nicht in der Lage zu sein, die Drosselung dieser Speicher aufzuheben. Das könnte auch produktsicherheitsrechtliche Gründe haben“, sagt er.

Was ihn erstaunt: „Vor ein paar Tagen haben wir noch ein Schreiben von Senec-Anwälten bekommen, in denen uns die Software-Lösung Smart Guard und die NCA-Zellentechnologie als Stand der Technik dargestellt wird. Nun gibt Senec zu, dass LFP-Zellen tatsächlich state-of-the-art sind.“ Schanbacher weist in all seinen Klageschriften auf Sicherheitsvorteile der LFP-Technologie hin.

Für problematisch hält der Jurist den Zeithorizont, der sich abzeichnet. Der Austausch der Module ziehe sich wahrscheinlich bis lange ins Jahr 2025 hin, sagt er. Viele seiner Mandanten hätten ihre Speicher im Jahr 2022 erworben. Zeitkritisch: Die gesetzlichen Gewährleistungsansprüche gelten für zwei Jahre. „Es könnte passieren, dass die Module erst getauscht werden, wenn die Ansprüche verjährt sind. Ein Rücktritt vom Kauf, für den Fall, dass die LFP-Module auch nicht hundertprozentig funktionieren, wäre dann nicht mehr möglich“, gibt Schanbacher zu bedenken. Für seine Mandanten will er in jedem Fall einen fristgerechten Tausch erreichen.

Verbraucherzentrale sieht Heimspeicher generell kritisch

Dass die Tauschaktion sich über einen längeren Zeitraum erstreckt, damit rechnen auch Fachhändler und Handwerker. Der Elektromeister Christopher Pott, der seit Jahren Senec-Geräte installiert, geht von einer Netto-Arbeitszeit von zwei Monaten aus. Für den Chef der CP-Elektrotechnik GmbH in Selsingen in Niedersachsen und seine 20 Mitarbeitenden dürfte das bei einem Start im Sommer 2024 bedeuten, dass sie auch im Jahr darauf noch damit beschäftigt sein werden.

Generell eher kritisch sieht man PV-Heimspeicher bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, die nach eigener Aussage in den vergangenen Monaten zahlreiche Anrufe von Senec-Kunden erhalten hat. Skepsis regt sich unter Verbraucherschützern nicht nur wegen Sicherheitsfragen. „Die Geräte sind nach wie vor sehr teuer, in vielen Fällen ist fraglich, ob sich mit dem Strom, der sich darin speichern lässt, die Anschaffung je amortisiert“, sagt Matthias Bauer, Rechtsexperte für Bauen und Wohnen. Den Markt für Photovoltaik beschreibt er als „stark überhitzt“, nicht zuletzt auch wegen der PV-Pflicht, die seit Mai 2022 für neue Wohngebäude im Ländle gilt.

Bauer beobachtet zunehmend fragwürdige Praktiken im Vertrieb von PV-Systemen. „Wir haben immer mehr Beschwerden über Anbieter, die mit Rundum-Sorglos-Paketen werben.“ Kunden werde suggeriert, es handle nicht um einen Werkvertrag, und es würde eine hohe Anzahlung bei Vertragsschluss verlangt. Solche Vertriebsunternehmen hielten oft ihre Lieferversprechen nicht ein, berichtet der Verbraucherschützer. Und: „Wir haben vermehrt Fälle, in denen der Netzbetreiber die PV-Anlagen nicht abnimmt, weil die Installation nicht vorschriftsmäßig ist.“

Sinnvoller als individuelle PV-Heimspeicher findet Bauer größere Speicher, über die sich mehrere Haushalte versorgen lassen. Sein Appell: „Die Netzbetreiber sollten solche lokalen Lösungen installieren.“

Freitag, 24.11.2023, 16:25 Uhr
Manfred Fischer

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