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Energie & Management > Kernkraft - Polen will Energiemix um Mikroreaktoren ergänzen
Quelle: Pixabay / minka2507
Kernkraft

Polen will Energiemix um Mikroreaktoren ergänzen

Ab Anfang der 2030er wollen Tschechien und die Slowakei die Energieversorgung über Kernkraft mithilfe von Small Modular Reactors dezentralisieren. Auch in Polen soll dies geschehen.
Polen will ab 2038 im großen Stil auf Small Modular Reactors (SMR) setzen. Nicht weniger als 79 Reaktoren mit einer installierten Leistung bis 300 MW sind in Planung. Diese sollen vor allem Strom für die Produktion von Wasserstoff und Stickstoffdünger liefern.

Die energiepolitischen Strategien der drei Länder unterscheiden sich deutlich voneinander. Tschechien und die Slowakei setzen schon lange hauptsächlich auf Kernkraft, der sie beide seit kurzem auch eine Autarkie bei der Erzeugung von Strom verdanken. SMR sind hier vor allem als Ergänzung zu schon vorhandenen Großanlagen gedacht. So würde die überragende Bedeutung der Kernkraft zulasten von Investitionen in erneuerbare Energien weiter untermauert.

In Polen hingegen sind die SMR als weiteres Element in einem Energiemix vorgesehen, der zunehmend vielfältiger wird. Aktuell wird vor allem in Solarenergie und die Erzeugung von Wasserstoff investiert.

Auch bei der technischen Entwicklung der Kleinreaktoren gehen die Länder ganz unterschiedliche Wege. So kooperiert das slowakische Nuklearunternehmen Javys derzeit noch mit dem US-Unternehmen Westinghouse. Da SMR in den USA jedoch zunehmend abgelehnt werden, ist nicht ausgeschlossen, dass das Know-how für die slowakischen Kleinreaktoren doch einmal aus Tschechien stammt. Im geplanten South Bohemia Nuclear Park auf dem Areal des Kernkraftwerks Temelin, woran auch die Slowakischen Elektrizitätswerke beteiligt sein werden, sollen Mikroreaktoren eines eigenen Bautyps entstehen.

Polen stellt mögliche Standorte vor

In Polen wiederum hat Orlen Synthos Green Energy schon sieben Standorte vorgestellt, wo SMR platziert werden könnten. Bis Ende des Jahres sollen noch 20 weitere festgelegt werden. Schon 2026 ist die Inbetriebnahme einer ersten Anlage geplant. Die SMR sollen vor allem in der Nähe von großen Heizkraftwerken und Industrieanlagen zum Einsatz kommen, wo sie sich Studien zufolge reibungslos mit der vorhandenen Infrastruktur verquicken ließen.

Nach offizieller Darstellung sprechen vor allem Kostenerwägungen für SMR. Denn sie ließen sich vergleichsweise unaufwändig in Fabriken herstellen und danach an ihren Einsatzort transportieren, während die Errichtung herkömmlicher Kernreaktoren oft Jahre in Anspruch nehme und vor Ort geschehen müsse. Kritiker weisen aber darauf hin, dass sich die Produktion von Mikroreaktoren aber erst ab einer Stückzahl von 3.000 auszahle.

Die polnische Orlen setzt auf das Modell BWRX-300, wobei die Kosten für einen Reaktor mit umgerechnet nicht weniger als 1,4 Milliarden Euro veranschlagt werden, sodass es weiterer Geldgeber bedarf. Zum Vergleich: Die Erweiterung des slowakischen Kernkraftwerks Mochovce um einen dritten und vierten Meiler kostete knapp 6 Milliarden Euro, wobei die Kosten durch jahrelange Verzögerungen in die Höhe getrieben wurden, die vor allem durch Korruption und fehlende Sorgfalt am Bau bedingt waren. In Polen wird ähnliches befürchtet, da sich in der Vergangenheit der Bau und die Modernisierung von Kraftwerken oft erheblich verzögerten und dadurch verteuerten. Daher gestaltet sich die Suche nach Investoren ausgesprochen schwierig.

Montag, 20.11.2023, 09:00 Uhr
Karin Rogalska
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Quelle: Pixabay / minka2507
Kernkraft
Polen will Energiemix um Mikroreaktoren ergänzen
Ab Anfang der 2030er wollen Tschechien und die Slowakei die Energieversorgung über Kernkraft mithilfe von Small Modular Reactors dezentralisieren. Auch in Polen soll dies geschehen.
Polen will ab 2038 im großen Stil auf Small Modular Reactors (SMR) setzen. Nicht weniger als 79 Reaktoren mit einer installierten Leistung bis 300 MW sind in Planung. Diese sollen vor allem Strom für die Produktion von Wasserstoff und Stickstoffdünger liefern.

Die energiepolitischen Strategien der drei Länder unterscheiden sich deutlich voneinander. Tschechien und die Slowakei setzen schon lange hauptsächlich auf Kernkraft, der sie beide seit kurzem auch eine Autarkie bei der Erzeugung von Strom verdanken. SMR sind hier vor allem als Ergänzung zu schon vorhandenen Großanlagen gedacht. So würde die überragende Bedeutung der Kernkraft zulasten von Investitionen in erneuerbare Energien weiter untermauert.

In Polen hingegen sind die SMR als weiteres Element in einem Energiemix vorgesehen, der zunehmend vielfältiger wird. Aktuell wird vor allem in Solarenergie und die Erzeugung von Wasserstoff investiert.

Auch bei der technischen Entwicklung der Kleinreaktoren gehen die Länder ganz unterschiedliche Wege. So kooperiert das slowakische Nuklearunternehmen Javys derzeit noch mit dem US-Unternehmen Westinghouse. Da SMR in den USA jedoch zunehmend abgelehnt werden, ist nicht ausgeschlossen, dass das Know-how für die slowakischen Kleinreaktoren doch einmal aus Tschechien stammt. Im geplanten South Bohemia Nuclear Park auf dem Areal des Kernkraftwerks Temelin, woran auch die Slowakischen Elektrizitätswerke beteiligt sein werden, sollen Mikroreaktoren eines eigenen Bautyps entstehen.

Polen stellt mögliche Standorte vor

In Polen wiederum hat Orlen Synthos Green Energy schon sieben Standorte vorgestellt, wo SMR platziert werden könnten. Bis Ende des Jahres sollen noch 20 weitere festgelegt werden. Schon 2026 ist die Inbetriebnahme einer ersten Anlage geplant. Die SMR sollen vor allem in der Nähe von großen Heizkraftwerken und Industrieanlagen zum Einsatz kommen, wo sie sich Studien zufolge reibungslos mit der vorhandenen Infrastruktur verquicken ließen.

Nach offizieller Darstellung sprechen vor allem Kostenerwägungen für SMR. Denn sie ließen sich vergleichsweise unaufwändig in Fabriken herstellen und danach an ihren Einsatzort transportieren, während die Errichtung herkömmlicher Kernreaktoren oft Jahre in Anspruch nehme und vor Ort geschehen müsse. Kritiker weisen aber darauf hin, dass sich die Produktion von Mikroreaktoren aber erst ab einer Stückzahl von 3.000 auszahle.

Die polnische Orlen setzt auf das Modell BWRX-300, wobei die Kosten für einen Reaktor mit umgerechnet nicht weniger als 1,4 Milliarden Euro veranschlagt werden, sodass es weiterer Geldgeber bedarf. Zum Vergleich: Die Erweiterung des slowakischen Kernkraftwerks Mochovce um einen dritten und vierten Meiler kostete knapp 6 Milliarden Euro, wobei die Kosten durch jahrelange Verzögerungen in die Höhe getrieben wurden, die vor allem durch Korruption und fehlende Sorgfalt am Bau bedingt waren. In Polen wird ähnliches befürchtet, da sich in der Vergangenheit der Bau und die Modernisierung von Kraftwerken oft erheblich verzögerten und dadurch verteuerten. Daher gestaltet sich die Suche nach Investoren ausgesprochen schwierig.

Montag, 20.11.2023, 09:00 Uhr
Karin Rogalska

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