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Energie & Management > Stadtwerke - Pforzheim tastet sich an Vier-Tage-Woche heran
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Stadtwerke

Pforzheim tastet sich an Vier-Tage-Woche heran

Die Stadtwerke Pforzheim erproben die Verringerung der Arbeitszeit hin zu einer Vier-Tage-Woche. Der Versorger will mit seinem Modell auch einen Anreiz für junge Fachkräfte schaffen.
Mehr Work-Life-Balance bei gleicher Bezahlung – das wünschen sich viele Arbeitnehmer. Doch inweiweit ist solches Wunschdenken für Energieversorgungsunternehmen in der Praxis umsetzbar? Die Stadtwerke Pforzheim testen ab 1. Januar ein neues Arbeitszeitmodell. „Flex“, so Bezeichnung, soll perspektisch die „volle Vier-Tage-Woche“ für alle Beschäftigten des Regionalversorgers in Baden-Württemberg bringen.

Die Stadtwerke wollen in einer zwölf Monate währenden Pilotphase bei vollem Lohnausgleich im 4-Wochen-Rhythmus zwei freie Tage generieren. Mit dem Modell werde die tatsächliche durchschnittliche Wochenarbeitszeit von bisher 39 Stunden auf circa 37 Stunden gesenkt, heißt es. Der freie Wochenarbeitstag werde in Absprache mit dem jeweiligen Team festgelegt, könne jedoch nicht angespart werden.

Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, müssen alle Arbeitstage abdeckt sein. Das Modell sieht also vor, dass zu den 30 Urlaubstagen weitere freie Tage hinzukommen. Eltern mit Kindern bis zum 14. Lebensjahr und Teilzeitbeschäftige sollen die „reduzierte Gesamtarbeitszeit bei Bedarf auch auf die üblichen fünf Arbeitstage strecken“ können, erklärt das Unternehmen. Auszubildenden und Studenten sollen „anteilig“ von dem Modell profitieren.

„Ausdruck einer tiefen Wertschätzung“

Die Stadtwerke knüpfen mit dem Flex-Modell nach eigener Aussage an ihre positiven Erfahrungen mit der Ausweitung mobiler Arbeit während der Corona-Pandemie an. „Dieser nächste Schritt hin zur Vier-Tage-Woche ist vor allem Ausdruck einer tiefen Wertschätzung für die geleistete Arbeit der letzten Jahre“, sagt Geschäftsführer Herbert Marquard. „Ich habe größtes Vertrauen in die Belegschaft und denke, dass die Einführung des neuen Modells nicht nur positiv angenommen, sondern auch sehr gut umgesetzt wird.“

Im Blick hat man in Pforzheim auch den Wettbewerb um den Berufsnachwuchs. „Gerade im Rennen um Fachkräfte ist es wichtig, neue Anreize zu setzen und jungen Talenten ein bestmögliches Arbeitsumfeld zu bieten“, erklärt Personalleiterin Ulrike Adam. Dem Thema Work-Life-Balance werde gerade von jungen Bewerberinnen und Bewerbern ein hoher Stellenwert beigemessen.

Wie das Unternehmen betont, ist das Arbeitszeitmodell im Zusammenspiel zwischen Geschäftsführung, Personalabteilung, Betriebsrat und Belegschaft entstanden. „Sollte das Modell gut angenommen werden und alle Prozesse weiterhin laufen, planen wir für das Jahr 2025 den nächsten Schritt – die volle 4-Tage-Woche für alle Beschäftigten“, so Stadtwerkechef Herbert Marquard.

Bundesweites Pilotprojekt

Eine Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung diesen Sommer ergab, dass sich gut 73 Prozent der Arbeitnehmer eine Vier-Tage-Woche ohne Abstriche beim Gehalt wünschen. Etwa 8 Prozent würden dafür auch auf Geld verzichten. „Weil ich mehr Zeit für mich selbst haben will“, begründeten mehr als 96 Prozent den Wunsch nach einer Vier-Tage-Woche. 89 Prozent gaben an, mehr Zeit für die Familie haben zu wollen.

Rund 17 Prozent sprachen sich in der Umfrage gegen die Vier-Tage-Woche aus. Häufigstes Argument: Spaß an der Arbeit. Etwa 77 Prozent äußerten die Befürchtung, dass sie im Fall einer solchen Arbeitszeitverkürzung die Arbeit nicht mehr schaffen würden.

Die Stadtwerke stehen mit ihrem Modellversuch kommendes Jahr nicht allein auf weiter Flur. Mindestens 45 Unternehmen und Organisationen führen projektweise eine Vier-Tage-Woche ein, berichtet die Deutsche Presseagentur unter Berufung auf die Unternehmensberatung Intraprenör, Initiator der Aktion.

Bei den meisten Teilnehmern handelt es sich dem Vernehmen nach um kleine Unternehmen mit 9 bis 48 Mitarbeitern (54 Prozent). 14 Prozent der Teilnehmer seien Unternehmen mit mehr als 249 Mitarbeitern. Die Unternehmensberatung kooperiert dabei mit der Organisation „4  Day Week Global“, die Projekte in ähnlicher Form bereits in verschiedene andere Länder angestoßen hat.

Freitag, 1.12.2023, 14:18 Uhr
Manfred Fischer
Energie & Management > Stadtwerke - Pforzheim tastet sich an Vier-Tage-Woche heran
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Stadtwerke
Pforzheim tastet sich an Vier-Tage-Woche heran
Die Stadtwerke Pforzheim erproben die Verringerung der Arbeitszeit hin zu einer Vier-Tage-Woche. Der Versorger will mit seinem Modell auch einen Anreiz für junge Fachkräfte schaffen.
Mehr Work-Life-Balance bei gleicher Bezahlung – das wünschen sich viele Arbeitnehmer. Doch inweiweit ist solches Wunschdenken für Energieversorgungsunternehmen in der Praxis umsetzbar? Die Stadtwerke Pforzheim testen ab 1. Januar ein neues Arbeitszeitmodell. „Flex“, so Bezeichnung, soll perspektisch die „volle Vier-Tage-Woche“ für alle Beschäftigten des Regionalversorgers in Baden-Württemberg bringen.

Die Stadtwerke wollen in einer zwölf Monate währenden Pilotphase bei vollem Lohnausgleich im 4-Wochen-Rhythmus zwei freie Tage generieren. Mit dem Modell werde die tatsächliche durchschnittliche Wochenarbeitszeit von bisher 39 Stunden auf circa 37 Stunden gesenkt, heißt es. Der freie Wochenarbeitstag werde in Absprache mit dem jeweiligen Team festgelegt, könne jedoch nicht angespart werden.

Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, müssen alle Arbeitstage abdeckt sein. Das Modell sieht also vor, dass zu den 30 Urlaubstagen weitere freie Tage hinzukommen. Eltern mit Kindern bis zum 14. Lebensjahr und Teilzeitbeschäftige sollen die „reduzierte Gesamtarbeitszeit bei Bedarf auch auf die üblichen fünf Arbeitstage strecken“ können, erklärt das Unternehmen. Auszubildenden und Studenten sollen „anteilig“ von dem Modell profitieren.

„Ausdruck einer tiefen Wertschätzung“

Die Stadtwerke knüpfen mit dem Flex-Modell nach eigener Aussage an ihre positiven Erfahrungen mit der Ausweitung mobiler Arbeit während der Corona-Pandemie an. „Dieser nächste Schritt hin zur Vier-Tage-Woche ist vor allem Ausdruck einer tiefen Wertschätzung für die geleistete Arbeit der letzten Jahre“, sagt Geschäftsführer Herbert Marquard. „Ich habe größtes Vertrauen in die Belegschaft und denke, dass die Einführung des neuen Modells nicht nur positiv angenommen, sondern auch sehr gut umgesetzt wird.“

Im Blick hat man in Pforzheim auch den Wettbewerb um den Berufsnachwuchs. „Gerade im Rennen um Fachkräfte ist es wichtig, neue Anreize zu setzen und jungen Talenten ein bestmögliches Arbeitsumfeld zu bieten“, erklärt Personalleiterin Ulrike Adam. Dem Thema Work-Life-Balance werde gerade von jungen Bewerberinnen und Bewerbern ein hoher Stellenwert beigemessen.

Wie das Unternehmen betont, ist das Arbeitszeitmodell im Zusammenspiel zwischen Geschäftsführung, Personalabteilung, Betriebsrat und Belegschaft entstanden. „Sollte das Modell gut angenommen werden und alle Prozesse weiterhin laufen, planen wir für das Jahr 2025 den nächsten Schritt – die volle 4-Tage-Woche für alle Beschäftigten“, so Stadtwerkechef Herbert Marquard.

Bundesweites Pilotprojekt

Eine Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung diesen Sommer ergab, dass sich gut 73 Prozent der Arbeitnehmer eine Vier-Tage-Woche ohne Abstriche beim Gehalt wünschen. Etwa 8 Prozent würden dafür auch auf Geld verzichten. „Weil ich mehr Zeit für mich selbst haben will“, begründeten mehr als 96 Prozent den Wunsch nach einer Vier-Tage-Woche. 89 Prozent gaben an, mehr Zeit für die Familie haben zu wollen.

Rund 17 Prozent sprachen sich in der Umfrage gegen die Vier-Tage-Woche aus. Häufigstes Argument: Spaß an der Arbeit. Etwa 77 Prozent äußerten die Befürchtung, dass sie im Fall einer solchen Arbeitszeitverkürzung die Arbeit nicht mehr schaffen würden.

Die Stadtwerke stehen mit ihrem Modellversuch kommendes Jahr nicht allein auf weiter Flur. Mindestens 45 Unternehmen und Organisationen führen projektweise eine Vier-Tage-Woche ein, berichtet die Deutsche Presseagentur unter Berufung auf die Unternehmensberatung Intraprenör, Initiator der Aktion.

Bei den meisten Teilnehmern handelt es sich dem Vernehmen nach um kleine Unternehmen mit 9 bis 48 Mitarbeitern (54 Prozent). 14 Prozent der Teilnehmer seien Unternehmen mit mehr als 249 Mitarbeitern. Die Unternehmensberatung kooperiert dabei mit der Organisation „4  Day Week Global“, die Projekte in ähnlicher Form bereits in verschiedene andere Länder angestoßen hat.

Freitag, 1.12.2023, 14:18 Uhr
Manfred Fischer

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