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Energie & Management > Regulierung - Österreichs E-Control sieht verstärkten Wettbewerb im Stromsektor
Quelle: Fotolia / Bertold Werkmann
Regulierung

Österreichs E-Control sieht verstärkten Wettbewerb im Stromsektor

Seit etwa März/April kommen alternative Anbieter wieder auf den Endkundenmarkt zurück, hieß es bei einer Fachtagung in Wien. Sie hatten sich während der Krise 2022 zurückgezogen.
 
Seit März/April 2023 verstärkt sich der Wettbewerb auf dem österreichischen Strommarkt wieder, nachdem er im vergangenen Jahr erheblich zurückgegangen war. Das berichtete der Leiter der Abteilung Volkswirtschaft der Regulierungsbehörde E-Control, Johannes Mayer, am 3. Mai bei einer Fachtagung in Wien. Mayer zufolge kaufen die mehrheitlich im Besitz der Bundesländer stehenden „traditionellen“ Energieunternehmen den an Endkunden abgesetzten Strom üblicherweise mit größeren Vorlaufzeiten als die alternativen Anbieter. Dies ermöglichte ihnen, die Kosten speziell für die Haushalte und das Gewerbe während des massiven Preisanstiegs im Stromgroßhandel im Jahr 2022 stabil zu halten.

Dem gegenüber hatten die alternativen Anbieter Probleme, ihre höheren Beschaffungskosten an die Kunden weiterzugeben. Manche davon gingen mangels Rentabilität des Stromvertriebs aus dem Markt. Mittlerweile hat sich die Situation laut Mayer jedoch gewandelt: Infolge der seit der Jahreswende 2022/23 tendenziell wieder sinkenden Großhandelspreise für elektrische Energie wird die kurzfristig ausgerichtete Strombeschaffung attraktiver als die längerfristig orientierte. Infolge dessen kommen alternative Lieferanten wieder zurück.

Teilweise ist dies auch auf Fehlentscheidungen der traditionellen Versorger zurückzuführen, erläuterte Mayer: Sie erhöhten die Stromkosten für Bestandskunden just zu der Zeit, als die Großhandelspreise bereits wieder sanken. Manche von ihnen sahen sich nicht zuletzt auf politischen Druck im Umfeld der Wahlen zu den Landesparlamenten in Niederösterreich, Kärnten und Salzburg gezwungen, Steigerungen oder auch nur deren Ankündigung wieder zurückzunehmen. Zurzeit können Bestandskunden laut Mayer mit einem reinen Strompreis von rund 20 bis 25 Cent/kWh rechnen. Neukunden werden sogar bereits um weniger als 20 Cent/kWh beliefert. Mayer zufolge entspricht dies in etwa den Einkaufspreisen, die die Versorger zu bezahlen haben. Er geht davon aus, dass das gegenwärtige Preisniveau für die Endkunden nun zumindest mittelfristig stabil bleiben dürfte.

Kritik an der EU-Kommission

Kritik übte Mayer an den Plänen der EU-Kommission, den Energieversorgern eng gefasste Vorgaben hinsichtlich ihrer Hedging-Strategien zu machen. Er verwies auf den massiven Anstieg der Margin Calls im Umfeld des 26. August vergangenen Jahres, der als „Black Friday“ der Stromversorger bezeichnet wird. Weil die Preise im Großhandel kurzfristig 1.000 Euro/MWh überschritten, schoss auch der Finanzbedarf für die Absicherung der Börsentransaktionen in nicht gekannte Höhen. Dies sorgte, wie berichtet, unter anderem bei der Wien Energie, dem stadteigenen Energieversorger Wiens, für Turbulenzen. „Hätte man damals der Wien Energie gesagt, sie müsse sich für die nächsten drei Jahre zu den aktuellen Preisen hedgen, hätte sie vermutlich pleite gehen können“, konstatierte Mayer. Die Gestaltung ihres Risikomanagements müsse jedenfalls den Versorgern überlassen bleiben.

Keine Lösung zu erwarten

Nicht zu erwarten ist unterdessen die Bereinigung einer Bestimmung im Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz (ElWOG), die im Zusammenhang mit den Preiserhöhungen der vergangenen Monate für Aufregung sorgte. Das bestätigten Vertreter der E-Control, die nicht namentlich genannt werden wollten, der Redaktion. Der Bestimmung zufolge sind Preissteigerungen für Haushalts- und Gewerbekunden zulässig, wenn sie „in einem angemessenen Verhältnis zum für die Änderung maßgebenden Umstand stehen“. Was dies bedeutet, ist Gegenstand rechtlicher Auseinandersetzungen zwischen der E-Wirtschaft und Konsumentenschützern. Der E-Control zufolge dürfte das Problem auch mit dem angekündigten Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG), das das ElWOG noch heuer ersetzen soll, nicht erledigt werden. Der Grund: Eine einfache und für alle Betroffenen akzeptable Lösung des Problems gibt es nicht. Überdies ist die Angelegenheit politisch umstritten.

Neues Regulierungsregime im Kommen

Unterdessen laufen die Arbeiten am neuen Regulierungsregime für die Stromnetztarife planmäßig, berichtete der Leiter der Abteilung Tarife der E-Control, Norbert Fürst, auf Anfrage der Redaktion. Das neue Regime muss per 1. Januar 2024 eingeführt werden, weil das derzeitige mit Jahresende ausläuft. Fürst zufolge findet im Sommer eine Konsultation zu den Vorschlägen der E-Control statt. Im Oktober ergehen die Bescheide an die Netzbetreiber, die von diesen sowie der Arbeiterkammer und der Wirtschaftskammer als Vertretungen der Energiekunden angefochten werden können. Mit Jahresende sollte das neue Regime finalisiert sein, kündigte Fürst an.

Mittwoch, 3.05.2023, 17:02 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Regulierung - Österreichs E-Control sieht verstärkten Wettbewerb im Stromsektor
Quelle: Fotolia / Bertold Werkmann
Regulierung
Österreichs E-Control sieht verstärkten Wettbewerb im Stromsektor
Seit etwa März/April kommen alternative Anbieter wieder auf den Endkundenmarkt zurück, hieß es bei einer Fachtagung in Wien. Sie hatten sich während der Krise 2022 zurückgezogen.
 
Seit März/April 2023 verstärkt sich der Wettbewerb auf dem österreichischen Strommarkt wieder, nachdem er im vergangenen Jahr erheblich zurückgegangen war. Das berichtete der Leiter der Abteilung Volkswirtschaft der Regulierungsbehörde E-Control, Johannes Mayer, am 3. Mai bei einer Fachtagung in Wien. Mayer zufolge kaufen die mehrheitlich im Besitz der Bundesländer stehenden „traditionellen“ Energieunternehmen den an Endkunden abgesetzten Strom üblicherweise mit größeren Vorlaufzeiten als die alternativen Anbieter. Dies ermöglichte ihnen, die Kosten speziell für die Haushalte und das Gewerbe während des massiven Preisanstiegs im Stromgroßhandel im Jahr 2022 stabil zu halten.

Dem gegenüber hatten die alternativen Anbieter Probleme, ihre höheren Beschaffungskosten an die Kunden weiterzugeben. Manche davon gingen mangels Rentabilität des Stromvertriebs aus dem Markt. Mittlerweile hat sich die Situation laut Mayer jedoch gewandelt: Infolge der seit der Jahreswende 2022/23 tendenziell wieder sinkenden Großhandelspreise für elektrische Energie wird die kurzfristig ausgerichtete Strombeschaffung attraktiver als die längerfristig orientierte. Infolge dessen kommen alternative Lieferanten wieder zurück.

Teilweise ist dies auch auf Fehlentscheidungen der traditionellen Versorger zurückzuführen, erläuterte Mayer: Sie erhöhten die Stromkosten für Bestandskunden just zu der Zeit, als die Großhandelspreise bereits wieder sanken. Manche von ihnen sahen sich nicht zuletzt auf politischen Druck im Umfeld der Wahlen zu den Landesparlamenten in Niederösterreich, Kärnten und Salzburg gezwungen, Steigerungen oder auch nur deren Ankündigung wieder zurückzunehmen. Zurzeit können Bestandskunden laut Mayer mit einem reinen Strompreis von rund 20 bis 25 Cent/kWh rechnen. Neukunden werden sogar bereits um weniger als 20 Cent/kWh beliefert. Mayer zufolge entspricht dies in etwa den Einkaufspreisen, die die Versorger zu bezahlen haben. Er geht davon aus, dass das gegenwärtige Preisniveau für die Endkunden nun zumindest mittelfristig stabil bleiben dürfte.

Kritik an der EU-Kommission

Kritik übte Mayer an den Plänen der EU-Kommission, den Energieversorgern eng gefasste Vorgaben hinsichtlich ihrer Hedging-Strategien zu machen. Er verwies auf den massiven Anstieg der Margin Calls im Umfeld des 26. August vergangenen Jahres, der als „Black Friday“ der Stromversorger bezeichnet wird. Weil die Preise im Großhandel kurzfristig 1.000 Euro/MWh überschritten, schoss auch der Finanzbedarf für die Absicherung der Börsentransaktionen in nicht gekannte Höhen. Dies sorgte, wie berichtet, unter anderem bei der Wien Energie, dem stadteigenen Energieversorger Wiens, für Turbulenzen. „Hätte man damals der Wien Energie gesagt, sie müsse sich für die nächsten drei Jahre zu den aktuellen Preisen hedgen, hätte sie vermutlich pleite gehen können“, konstatierte Mayer. Die Gestaltung ihres Risikomanagements müsse jedenfalls den Versorgern überlassen bleiben.

Keine Lösung zu erwarten

Nicht zu erwarten ist unterdessen die Bereinigung einer Bestimmung im Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz (ElWOG), die im Zusammenhang mit den Preiserhöhungen der vergangenen Monate für Aufregung sorgte. Das bestätigten Vertreter der E-Control, die nicht namentlich genannt werden wollten, der Redaktion. Der Bestimmung zufolge sind Preissteigerungen für Haushalts- und Gewerbekunden zulässig, wenn sie „in einem angemessenen Verhältnis zum für die Änderung maßgebenden Umstand stehen“. Was dies bedeutet, ist Gegenstand rechtlicher Auseinandersetzungen zwischen der E-Wirtschaft und Konsumentenschützern. Der E-Control zufolge dürfte das Problem auch mit dem angekündigten Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG), das das ElWOG noch heuer ersetzen soll, nicht erledigt werden. Der Grund: Eine einfache und für alle Betroffenen akzeptable Lösung des Problems gibt es nicht. Überdies ist die Angelegenheit politisch umstritten.

Neues Regulierungsregime im Kommen

Unterdessen laufen die Arbeiten am neuen Regulierungsregime für die Stromnetztarife planmäßig, berichtete der Leiter der Abteilung Tarife der E-Control, Norbert Fürst, auf Anfrage der Redaktion. Das neue Regime muss per 1. Januar 2024 eingeführt werden, weil das derzeitige mit Jahresende ausläuft. Fürst zufolge findet im Sommer eine Konsultation zu den Vorschlägen der E-Control statt. Im Oktober ergehen die Bescheide an die Netzbetreiber, die von diesen sowie der Arbeiterkammer und der Wirtschaftskammer als Vertretungen der Energiekunden angefochten werden können. Mit Jahresende sollte das neue Regime finalisiert sein, kündigte Fürst an.

Mittwoch, 3.05.2023, 17:02 Uhr
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