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Energie & Management > Gasnetz - Nordstream: Turbinen-Wartung wirklich nötig?
Quelle: Shutterstock / Dabarti CGI
Gasnetz

Nordstream: Turbinen-Wartung wirklich nötig?

Ab Ende August soll wegen einer Turbine für drei Tage kein Gas mehr durch die Ostsee-Pipeline Nordstream 1 kommen. Grund sind Wartungsarbeiten – angeblich.
Die Turbine läuft, der Gasfluss ist gleichmäßig. Gut 14,4 Mio. kWh gelangen Stunde für Stunde durch die Nordstream-1-Leitung aus Russland in den Westen. Zu Schwankungen kommt es laut den Lastflussdaten der Betreibergesellschaft oft erst bei der zweiten Nachkommastelle. Seit 27. Juli, 9 Uhr, ist das so. Es ist ein Fünftel der Menge, für die die Ostsee-Pipeline eigentlich ausgelegt ist. Ein Fünftel, das weiter kommen soll, wenn die Technik in der Verdichterstation bei Wyborg funktioniert. Doch wer entscheidet das?

Zuständig für die Station „Portowaja“ ist nicht die Nord Stream AG. Sie gehört zum „vorgelagerten Transportsystem“. Dafür zuständig: Gazprom. Der russische Energieriese will die Turbine in der Kompressorstation vom 31. August bis 2. September überprüfen und warten. Drei Tage, an denen der Gashahn zubleibt

Dem Vernehmen nach ist es die einzige funktionierende Turbine dort. Das Aggregat, das in Kanada gewartet worden ist, befindet sich nach wie vor in Mülheim. Und bei Siemens Energy weiß man offenbar nicht mehr, was man noch tun kann, um das Teil auf die Reise nach Russland zu bringen. Vergangene Woche twitterte das Unternehmen ein Foto der versandfertig verpackten Turbine und schrieb darunter: "Tun wir dem armen Ding einen Gefallen und erstellen eine Spotify-Playlist. Was soll da rein? Wir fangen an mit „So Lonely“ von The Police. Was sind eure Vorschläge?“ Nach einem veritabeln Shitstrom verschwand der Tweet.

Die noch laufende Turbine in Portowaja will Gazprom in Zusammenarbeit mit Spezialisten von Siemens Energy unter die Lupe nehmen. Hat Gazprom Experten von Siemens für Arbeiten angefordert? Dazu wollte sich das Münchner Unternehmen nicht äußern. Auch nicht zu der Frage, in welchen zeitlichen Abständen Turbinen wie jene in Portowaja üblicherweise gewartet werden und ob die für Ende August vorgesehen Arbeiten in den üblichen Turnus fallen.
 

Füllstand der Gasspeicher erreicht 80-Prozent-Marke

Auch die Bundesnetzagentur hält sich bedeckt. Ein Sprecher der Behörde erklärte auf Anfrage der Redaktion, man beobachte die Lage im engen Austausch mit der Gaswirtschaft und dem Bundeswirtschaftsministerium. Weder von der Behörde noch aus Berlin gibt es eine Einschätzung, ob die Wartung wirklich erforderlich ist oder nicht. Man habe die Ankündigung zur Kenntnis genommen, schrieb Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller auf Twitter.

Obgleich seit geraumer Zeit nur wenig Gas durch die Ostsee-Pipeline kommt, füllen sich die Gasspeicher weiter. In Deutschland liegt der Füllstand nach der Datenbank der Organisation Gas Infrastructure (GIE) jetzt bei 79,5 % (Stand: 22. August). Die Astora-Speicher sind zu knapp 63 % gefüllt. Europaweit ist ein Füllstand von fast 77 % erreicht. Und die Trendindikatoren standen zuletzt bei allen Ländern, die Daten melden, auf grün.

Montag, 22.08.2022, 16:41 Uhr
Manfred Fischer
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Quelle: Shutterstock / Dabarti CGI
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Nordstream: Turbinen-Wartung wirklich nötig?
Ab Ende August soll wegen einer Turbine für drei Tage kein Gas mehr durch die Ostsee-Pipeline Nordstream 1 kommen. Grund sind Wartungsarbeiten – angeblich.
Die Turbine läuft, der Gasfluss ist gleichmäßig. Gut 14,4 Mio. kWh gelangen Stunde für Stunde durch die Nordstream-1-Leitung aus Russland in den Westen. Zu Schwankungen kommt es laut den Lastflussdaten der Betreibergesellschaft oft erst bei der zweiten Nachkommastelle. Seit 27. Juli, 9 Uhr, ist das so. Es ist ein Fünftel der Menge, für die die Ostsee-Pipeline eigentlich ausgelegt ist. Ein Fünftel, das weiter kommen soll, wenn die Technik in der Verdichterstation bei Wyborg funktioniert. Doch wer entscheidet das?

Zuständig für die Station „Portowaja“ ist nicht die Nord Stream AG. Sie gehört zum „vorgelagerten Transportsystem“. Dafür zuständig: Gazprom. Der russische Energieriese will die Turbine in der Kompressorstation vom 31. August bis 2. September überprüfen und warten. Drei Tage, an denen der Gashahn zubleibt

Dem Vernehmen nach ist es die einzige funktionierende Turbine dort. Das Aggregat, das in Kanada gewartet worden ist, befindet sich nach wie vor in Mülheim. Und bei Siemens Energy weiß man offenbar nicht mehr, was man noch tun kann, um das Teil auf die Reise nach Russland zu bringen. Vergangene Woche twitterte das Unternehmen ein Foto der versandfertig verpackten Turbine und schrieb darunter: "Tun wir dem armen Ding einen Gefallen und erstellen eine Spotify-Playlist. Was soll da rein? Wir fangen an mit „So Lonely“ von The Police. Was sind eure Vorschläge?“ Nach einem veritabeln Shitstrom verschwand der Tweet.

Die noch laufende Turbine in Portowaja will Gazprom in Zusammenarbeit mit Spezialisten von Siemens Energy unter die Lupe nehmen. Hat Gazprom Experten von Siemens für Arbeiten angefordert? Dazu wollte sich das Münchner Unternehmen nicht äußern. Auch nicht zu der Frage, in welchen zeitlichen Abständen Turbinen wie jene in Portowaja üblicherweise gewartet werden und ob die für Ende August vorgesehen Arbeiten in den üblichen Turnus fallen.
 

Füllstand der Gasspeicher erreicht 80-Prozent-Marke

Auch die Bundesnetzagentur hält sich bedeckt. Ein Sprecher der Behörde erklärte auf Anfrage der Redaktion, man beobachte die Lage im engen Austausch mit der Gaswirtschaft und dem Bundeswirtschaftsministerium. Weder von der Behörde noch aus Berlin gibt es eine Einschätzung, ob die Wartung wirklich erforderlich ist oder nicht. Man habe die Ankündigung zur Kenntnis genommen, schrieb Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller auf Twitter.

Obgleich seit geraumer Zeit nur wenig Gas durch die Ostsee-Pipeline kommt, füllen sich die Gasspeicher weiter. In Deutschland liegt der Füllstand nach der Datenbank der Organisation Gas Infrastructure (GIE) jetzt bei 79,5 % (Stand: 22. August). Die Astora-Speicher sind zu knapp 63 % gefüllt. Europaweit ist ein Füllstand von fast 77 % erreicht. Und die Trendindikatoren standen zuletzt bei allen Ländern, die Daten melden, auf grün.

Montag, 22.08.2022, 16:41 Uhr
Manfred Fischer

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