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Energie & Management > Gas - LNG: USA und Deutschland als natürliche Verbündete
Quelle: Shutterstock / Igor Grochev
Gas

LNG: USA und Deutschland als natürliche Verbündete

Für eine verstärkte energiepolitische Zusammenarbeit plädierten amerikanische Interessenvertreter bei einem Webinar zur Rolle von LNG aus den USA von Zukunft Gas.
Die USA und die Mitgliedsstaaten der EU, insbesondere Deutschland, seien gleichsam "natürliche Verbündete". Aus diesem Grund sollten sie auch energie- sowie klimapolitisch zusammenarbeiten. Das betonte Mary Landrieu, eine als konservativ angesehene demokratische Ex-Politikerin, die von 1997 bis 2015 den Bundesstaat Louisiana im US-Senat vertrat, bei dem Webinar "The Role of US LNG for Germany" des Gaswirtschaftsverbandes Zukunft Gas am 13. Juni.

Landrieu erläuterte, Erdgas, zumal aus den USA eingeführtes, könne die Nutzung der erneuerbaren Energien in Deutschland optimal ergänzen. Für diese Argumentation habe sie selbst bei Vertretern der deutschen Grünen erhebliche Zustimmung gefunden − "sie haben verstanden, dass wir eine 'grüne Lösung' bieten können." Für die EU und die gesamte demokratische Welt sei es wichtig, die riesigen Kapazitäten der USA zu erkennen.

Und anders als Russland strebe ihr Heimatland keineswegs danach, andere Staaten von sich energiewirtschaftlich abhängig zu machen, betonte Landrieu. Wer nämlich Gas aus den USA importiere, tätige keine Geschäftsbeziehungen mit "Despoten", sondern vielmehr mit "tausenden freiheitsliebenden Vertretern von Unternehmen. Diese Unternehmen haben erfasst, dass die Welt sauberes Gas möchte, und sie sind bereit, ihr dieses zu liefern."

Den Einwand, dass mit neuen LNG-Terminals angesichts des tendenziell sinkenden europäischen Erdgasbedarfs möglicherweise "stranded assets" geschaffen würden, wies Landrieu zurück: "Das ist ein falsches Argument. Was mit den Terminals entsteht, ist die Sicherheit, Gas aus den USA beziehen zu können. Und was wäre die Alternative? Soll Europa etwa LNG aus Russland oder aus Katar importieren?" Ausdrücklich warnte Landrieu davor, die bewährte Gasindustrie aus dem energiewirtschaftlichen Spiel zu nehmen, die über die "besten Techniker" verfüge. "Setzt der Industrie Ziele und lasst sie arbeiten", riet Landrieu.

"Wahres Wunder"

Toby Rice, der Chef von EQT, des größten Erdgaserzeugers der USA, konstatierte, die Sicherheit der Energieversorgung sei von höchster Bedeutung. Ohne sie gebe es keine Energiewende. Eine sichere Versorgung Europas mit Energie aber sei ohne die USA undenkbar. Rice ergänzte, vor 15 Jahren hätten sich die Vereinigten Staaten in einer ähnlichen Lage befunden wie Europa heute: "Wir waren von Energieimporten abhängig. Aber wir haben das geändert – mit einer erstaunlichen Innovation, einem wahren Wunder." Und das sei eben die Erschließung der schier ungeheuren Schiefergasvorkommen gewesen, mit denen sich die USA zu einer globalen energiewirtschaftlichen Macht, einem "Powerhouse", gemausert hätten.

Auf Basis ihres Schiefergases könnten die USA nun LNG in die ganze Welt exportieren. Das verschaffe dieser eine sichere Energieversorgung und gewährleiste überdies das weltweite Sinken der Treibhausgasemissionen: Eine neuartige Technologie zur Abscheidung von CO2 aus Kraftwerksabgasen mache CCS-Projekte rentabel. CCS steht für "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung).

Die immer wieder thematisierten Methanemissionen seien ebenfalls kein Problem, versicherte Rice: "Wir haben unsere Emissionen binnen 18 Monaten um 70 Prozent verringert, indem wir Ventile herkömmlicher Bauart durch neu konstruierte Geräte ersetzt haben." Die längerfristigen Perspektiven für die Nutzung amerikanischen Erdgases bezeichnete Rice als "erregend" ("exciting"). Die Energieversorgung der Welt müsse günstig, sicher und sauber sein, wofür es alle einschlägigen Technologien zu nutzen gelte: "Ich glaube, Erdgas wird 2045 die wichtigste klimaneutrale Energieform sein. Man muss uns nur machen lassen."

Komplementäre Strategien

Chad Zamarin, der für die Unternehmensstrategie zuständige Executive Vice President des Gasnetzbetreibers Williams Companies, über dessen Leitungen etwa ein Drittel des US-amerikanischen Erdgasbedarfs gedeckt wird, verwies auf die energiepolitischen und energiewirtschaftlichen Ähnlichkeiten zwischen den USA und Deutschland: "Unsere Strategie ist komplementär zur deutschen. Auch wir wollen die Wirtschaft sicher versorgen und gleichzeitig die Emissionen verringern. Dazu ist es notwendig, die Kohle aus dem Markt zu drängen. Und das geht nur mit Erdgas." In der US-amerikanischen Gasbranche bestehe eine "patriotische Unterstützung für Europa. Das sollten wir nutzen und eine Partnerschaft aufbauen, mit der wir die energiewirtschaftlichen Probleme der Welt lösen können." Insbesondere deutsche und amerikanische Ingenieure hätten die Welt "maßgeblich verbessert. Das sollten sie auch weiterhin tun."

An einem Mangel an LNG werde das nicht scheitern, versicherte Fred Hutchison, der Geschäftsführer der US-LNG Association: Zurzeit verfügten die USA über Terminals mit einer Exportkapazität von rund 144 Milliarden Kubikmetern pro Jahr. In Bau sowie in Planung befänden sich weitere Anlagen mit 348 Milliarden Kubikmetern. Das sei mehr als ausreichend, um den weltweiten Bedarf zu decken.

Mittwoch, 14.06.2023, 09:44 Uhr
Klaus Fischer
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Quelle: Shutterstock / Igor Grochev
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LNG: USA und Deutschland als natürliche Verbündete
Für eine verstärkte energiepolitische Zusammenarbeit plädierten amerikanische Interessenvertreter bei einem Webinar zur Rolle von LNG aus den USA von Zukunft Gas.
Die USA und die Mitgliedsstaaten der EU, insbesondere Deutschland, seien gleichsam "natürliche Verbündete". Aus diesem Grund sollten sie auch energie- sowie klimapolitisch zusammenarbeiten. Das betonte Mary Landrieu, eine als konservativ angesehene demokratische Ex-Politikerin, die von 1997 bis 2015 den Bundesstaat Louisiana im US-Senat vertrat, bei dem Webinar "The Role of US LNG for Germany" des Gaswirtschaftsverbandes Zukunft Gas am 13. Juni.

Landrieu erläuterte, Erdgas, zumal aus den USA eingeführtes, könne die Nutzung der erneuerbaren Energien in Deutschland optimal ergänzen. Für diese Argumentation habe sie selbst bei Vertretern der deutschen Grünen erhebliche Zustimmung gefunden − "sie haben verstanden, dass wir eine 'grüne Lösung' bieten können." Für die EU und die gesamte demokratische Welt sei es wichtig, die riesigen Kapazitäten der USA zu erkennen.

Und anders als Russland strebe ihr Heimatland keineswegs danach, andere Staaten von sich energiewirtschaftlich abhängig zu machen, betonte Landrieu. Wer nämlich Gas aus den USA importiere, tätige keine Geschäftsbeziehungen mit "Despoten", sondern vielmehr mit "tausenden freiheitsliebenden Vertretern von Unternehmen. Diese Unternehmen haben erfasst, dass die Welt sauberes Gas möchte, und sie sind bereit, ihr dieses zu liefern."

Den Einwand, dass mit neuen LNG-Terminals angesichts des tendenziell sinkenden europäischen Erdgasbedarfs möglicherweise "stranded assets" geschaffen würden, wies Landrieu zurück: "Das ist ein falsches Argument. Was mit den Terminals entsteht, ist die Sicherheit, Gas aus den USA beziehen zu können. Und was wäre die Alternative? Soll Europa etwa LNG aus Russland oder aus Katar importieren?" Ausdrücklich warnte Landrieu davor, die bewährte Gasindustrie aus dem energiewirtschaftlichen Spiel zu nehmen, die über die "besten Techniker" verfüge. "Setzt der Industrie Ziele und lasst sie arbeiten", riet Landrieu.

"Wahres Wunder"

Toby Rice, der Chef von EQT, des größten Erdgaserzeugers der USA, konstatierte, die Sicherheit der Energieversorgung sei von höchster Bedeutung. Ohne sie gebe es keine Energiewende. Eine sichere Versorgung Europas mit Energie aber sei ohne die USA undenkbar. Rice ergänzte, vor 15 Jahren hätten sich die Vereinigten Staaten in einer ähnlichen Lage befunden wie Europa heute: "Wir waren von Energieimporten abhängig. Aber wir haben das geändert – mit einer erstaunlichen Innovation, einem wahren Wunder." Und das sei eben die Erschließung der schier ungeheuren Schiefergasvorkommen gewesen, mit denen sich die USA zu einer globalen energiewirtschaftlichen Macht, einem "Powerhouse", gemausert hätten.

Auf Basis ihres Schiefergases könnten die USA nun LNG in die ganze Welt exportieren. Das verschaffe dieser eine sichere Energieversorgung und gewährleiste überdies das weltweite Sinken der Treibhausgasemissionen: Eine neuartige Technologie zur Abscheidung von CO2 aus Kraftwerksabgasen mache CCS-Projekte rentabel. CCS steht für "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung).

Die immer wieder thematisierten Methanemissionen seien ebenfalls kein Problem, versicherte Rice: "Wir haben unsere Emissionen binnen 18 Monaten um 70 Prozent verringert, indem wir Ventile herkömmlicher Bauart durch neu konstruierte Geräte ersetzt haben." Die längerfristigen Perspektiven für die Nutzung amerikanischen Erdgases bezeichnete Rice als "erregend" ("exciting"). Die Energieversorgung der Welt müsse günstig, sicher und sauber sein, wofür es alle einschlägigen Technologien zu nutzen gelte: "Ich glaube, Erdgas wird 2045 die wichtigste klimaneutrale Energieform sein. Man muss uns nur machen lassen."

Komplementäre Strategien

Chad Zamarin, der für die Unternehmensstrategie zuständige Executive Vice President des Gasnetzbetreibers Williams Companies, über dessen Leitungen etwa ein Drittel des US-amerikanischen Erdgasbedarfs gedeckt wird, verwies auf die energiepolitischen und energiewirtschaftlichen Ähnlichkeiten zwischen den USA und Deutschland: "Unsere Strategie ist komplementär zur deutschen. Auch wir wollen die Wirtschaft sicher versorgen und gleichzeitig die Emissionen verringern. Dazu ist es notwendig, die Kohle aus dem Markt zu drängen. Und das geht nur mit Erdgas." In der US-amerikanischen Gasbranche bestehe eine "patriotische Unterstützung für Europa. Das sollten wir nutzen und eine Partnerschaft aufbauen, mit der wir die energiewirtschaftlichen Probleme der Welt lösen können." Insbesondere deutsche und amerikanische Ingenieure hätten die Welt "maßgeblich verbessert. Das sollten sie auch weiterhin tun."

An einem Mangel an LNG werde das nicht scheitern, versicherte Fred Hutchison, der Geschäftsführer der US-LNG Association: Zurzeit verfügten die USA über Terminals mit einer Exportkapazität von rund 144 Milliarden Kubikmetern pro Jahr. In Bau sowie in Planung befänden sich weitere Anlagen mit 348 Milliarden Kubikmetern. Das sei mehr als ausreichend, um den weltweiten Bedarf zu decken.

Mittwoch, 14.06.2023, 09:44 Uhr
Klaus Fischer

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