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Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - KWK-Branche fordert technologieoffene Energiewende
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitung

KWK-Branche fordert technologieoffene Energiewende

Welche Rolle die Effizienztechnologie Kraft-Wärme-Kopplung im aktuellen politischen Diskurs einnimmt, hat B.KWK-Präsident Claus-Heinrich Stahl im Gespräch mit E&M eingeordnet.
Wärme macht ungefähr die Hälfte des jährlichen Endenergieverbrauchs in Deutschland aus. Erzeugt wird sie jedoch nur aus 17 Prozent erneuerbarer Energie, davon zu circa 80 Prozent aus Biomasse. Im Gebäudebereich entfallen auf sie fast ein Drittel der CO2-Emissionen. Das soll sich künftig ändern. Um die Wärmeversorgung treibhausgasneutral zu gestalten, will die Ampel zwei neue Gesetze auf den Weg bringen: Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) sowie das Wärmeplanungsgesetz (WPG) sehen einen Umbau der Wärmeversorgung mit erneuerbaren Energien vor. Das WPG soll regeln, dass große Städte bis 2026 vorlegen müssen, wo sie Fernwärmenetze planen, kleinere Städte und Gemeinden haben bis 2028 Zeit. Erst dann werden die Bestimmungen des GEG für Gebäudeeigentümer relevant.

Mit der zeitlichen und inhaltlichen Abstimmung der Gesetze aufeinander wird eine für den Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung (B.KWK) wesentliche Forderung umgesetzt. „Eine geschickte Wärmeplanung und der Einsatz effizienter Technologien können die CO2-Emission im Gebäudebereich massiv senken“, erklärt Claus-Heinrich Stahl, Präsident des B.KWK. „Insofern begrüßen wir als Verband gesetzliche Änderungen, die die Wärmewende voranbringen, grundsätzlich.“ Im Einklang miteinander sollen WPG und GEG künftig ein stabiles Fundament bilden, um die Wärmeversorgung Schritt für Schritt treibhausgasneutral zu gestalten.

Im aktuellen Entwurf zur GEG-Novelle ist die Kraft-Wärme-Kopplung allerdings weder explizit benannt noch ausreichend berücksichtigt, indem von Brennwertkessel zur Spitzenlasterzeugung die Rede ist, kritisiert der KWK-Verband scharf. „Es ist unverständlich, weshalb die KWK in der Versorgung von Gebäuden und Gebäudenetzen, die in den Anwendungsbereich des GEG fallen, keine Rolle spielen soll. Dabei ist sie, richtig eingesetzt, weitaus wirtschaftlicher und auch umweltverträglicher als zum Beispiel Gasheizungen, da KWK-Anlagen heute schon mit Biogas, Holzgas sowie mit Beimischung von EE-Gasen zum Erdgas betrieben werden können“, führt Stahl aus. Ein entsprechendes Empfehlungspapier des B.KWK liegt der Politik vor.

Residuallast wird zu wenig beachtet

Insbesondere in Kombination mit Wärmespeichern, Wärmepumpen und Photovoltaik stelle auch in der Objekt- und Gebäudenetzversorgung die KWK eine effiziente Möglichkeit der gleichzeitigen Erzeugung von Wärme und Strom zur Minderung von Treibhausgasemissionen dar. Vor allem in den Heizperioden von Oktober bis März sei die Stromversorgung durch Photovoltaik naturgemäß nur bedingt gewährleistet. Gleichzeitig verzeichnen Luft-Wasser-Wärmepumpen bei sehr niedriger Temperatur ihre ineffizientesten Leistungsziffern. Das sind die Stunden und Tage im Jahr, in denen Residuallast abgedeckt werden muss, also der Anteil des Strombedarfs, der nicht durch fluktuierende erneuerbare Energien gedeckt werden kann. Dezentrale KWK-Anlagen stellen hier sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich eine optimale Lösung dar, erklärt der B.KWK.

Indem Kraft-Wärme-Kopplung die Strom- und Wärmeerzeugung in ein und demselben Prozess verbindet, vermeidet sie die Verschwendung von Energie und Ressourcen und nutzt den eingesetzten Brennstoff bestmöglich. KWK-Anlagen haben so laut Stahl einen Gesamtwirkungsgrad von bis zu 97 Prozent und sparen dadurch erhebliche Mengen CO2 ein. Herkömmliche Kraftwerke, die entstehende Wärme ungenutzt abführen und damit Umgebungsluft oder -wasser erwärmen, erreichen maximal 40 Prozent und belasten die Umwelt um ein Vielfaches.

„Die Residuallast ist ein Aspekt, der bisher kaum in der Planung der Energiewende beachtet wurde, obwohl er für die Energieversorgung enorm wichtig ist. Der Strombedarf wird weiter steigen und mit ihm die Residuallast. Das erfordert weiterhin hochflexible Kraftwerkskapazitäten in signifikantem Ausmaß“, erklärt Stahl. „Stellt man sich die fluktuierende Wind- und Sonnenenergie als den Rumpf einer modernen Energieversorgung vor, so ist Kraft-Wärme-Kopplung ihr Rückgrat, das Strom und Wärme jederzeit steuerbar stabilisierend liefern kann“, so Stahl weiter. „Sie wird genauso benötigt wie die Feuerwehr, wenn es brennt.“

Vom Dauerläufer zum Sprinter

Die klimaneutrale Wärmeversorgung der Zukunft wird viele Bausteine benötigen, so der B.KWK. Elektrifizierung und Effizienz ebenso wie Fern- und Nahwärmeversorgung sowie erneuerbare Gase. KWK sei ein wichtiger Baustein des Ganzen. „Die Assoziation von Kraft-Wärme-Kopplung mit CO2-intensiven Brennstoffen ist noch immer weit verbreitet. Dabei ist die KWK längst auf dem Weg vom grauen Dauerläufer zum grünen Sprinter“, sagt Stahl. „Die Rolle der KWK muss sich weiter wandeln, um das erneuerbare Energiesystem künftig stärker zu stützen. Angetrieben mit nachhaltigen Gasen und punktuell eingesetzt zur Deckung der Residuallast, ist die KWK ein wichtiges Werkzeug für die Energiewende.“

Kraft-Wärme-Kopplung biete eine Reihe von Vorteilen, die sich für die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung einsetzen lassen. So können moderne KWK-Anlagen beispielsweise bereits heute mit Wasserstoffbeimischungen betrieben werden − nach einer Um- oder Nachrüstung ist auch ein hundertprozentiger Wasserstoffbetrieb möglich. Zudem können sie nach Aussage des Verbands mit heimischem Biogas oder Biomethan, mit Holz-, Gruben- oder Klärgas aus der hiesigen Abfallwirtschaft Strom und Wärme erzeugen. CO2-bindende Biokohle kann in Kombination mit Holzgas-KWK erzeugt werden.

Sie wandelt holzartige Rest- und Abfallstoffe neben Strom, Wärme und Kälte auch zu Pflanzenkohle um, die anschließend als Pflanzendünger, Betonzusatz im Straßenbau oder für Aktivkohlefilter CO2-bindend verwendet werden kann. Als iKWK-Systeme können Wärmepumpen, Power-to-Heat, Geothermie, Solarthermie, industrielle Abwärme und Photovoltaik mit KWK-Anlagen kombiniert werden.

„Entscheidend ist, die Energiewende technologieoffen zu gestalten und die Potenziale aller Energieträger zu nutzen. So können erneuerbare Wärme und Strom zu einer klimafreundlichen Energieversorgung beitragen“, sagt Stahl. „Das intelligente Zusammenführen von Prozessen und Sektoren senkt den Energieverbrauch, schont Ressourcen und ist damit ein Schlüsselkonzept der Energiewende. Kraft-Wärme-Kopplung ist mit Blick auf eine gesicherte Energieversorgung ihr effizientestes Instrument.

Insofern braucht es dringend ein Neudenken der gesetzlichen Rahmen- und Förderbedingungen und einen politischen Diskurs, in dem die KWK eine prominente Rolle einnimmt“, fügt er hinzu und sagt mit Blick auf den kommenden Herbst: „Wir stehen weiterhin im Austausch und werden dem Gesetzgeber unsere Empfehlungen zur konkreten Ausgestaltung der Gesetzesvorlagen geben, bevor sie im Herbst verabschiedet werden.“

 
Claus-Heinrich Stahl
Bild: B.KWK

 

Freitag, 11.08.2023, 08:59 Uhr
Heidi Roider
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - KWK-Branche fordert technologieoffene Energiewende
Quelle: E&M
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KWK-Branche fordert technologieoffene Energiewende
Welche Rolle die Effizienztechnologie Kraft-Wärme-Kopplung im aktuellen politischen Diskurs einnimmt, hat B.KWK-Präsident Claus-Heinrich Stahl im Gespräch mit E&M eingeordnet.
Wärme macht ungefähr die Hälfte des jährlichen Endenergieverbrauchs in Deutschland aus. Erzeugt wird sie jedoch nur aus 17 Prozent erneuerbarer Energie, davon zu circa 80 Prozent aus Biomasse. Im Gebäudebereich entfallen auf sie fast ein Drittel der CO2-Emissionen. Das soll sich künftig ändern. Um die Wärmeversorgung treibhausgasneutral zu gestalten, will die Ampel zwei neue Gesetze auf den Weg bringen: Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) sowie das Wärmeplanungsgesetz (WPG) sehen einen Umbau der Wärmeversorgung mit erneuerbaren Energien vor. Das WPG soll regeln, dass große Städte bis 2026 vorlegen müssen, wo sie Fernwärmenetze planen, kleinere Städte und Gemeinden haben bis 2028 Zeit. Erst dann werden die Bestimmungen des GEG für Gebäudeeigentümer relevant.

Mit der zeitlichen und inhaltlichen Abstimmung der Gesetze aufeinander wird eine für den Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung (B.KWK) wesentliche Forderung umgesetzt. „Eine geschickte Wärmeplanung und der Einsatz effizienter Technologien können die CO2-Emission im Gebäudebereich massiv senken“, erklärt Claus-Heinrich Stahl, Präsident des B.KWK. „Insofern begrüßen wir als Verband gesetzliche Änderungen, die die Wärmewende voranbringen, grundsätzlich.“ Im Einklang miteinander sollen WPG und GEG künftig ein stabiles Fundament bilden, um die Wärmeversorgung Schritt für Schritt treibhausgasneutral zu gestalten.

Im aktuellen Entwurf zur GEG-Novelle ist die Kraft-Wärme-Kopplung allerdings weder explizit benannt noch ausreichend berücksichtigt, indem von Brennwertkessel zur Spitzenlasterzeugung die Rede ist, kritisiert der KWK-Verband scharf. „Es ist unverständlich, weshalb die KWK in der Versorgung von Gebäuden und Gebäudenetzen, die in den Anwendungsbereich des GEG fallen, keine Rolle spielen soll. Dabei ist sie, richtig eingesetzt, weitaus wirtschaftlicher und auch umweltverträglicher als zum Beispiel Gasheizungen, da KWK-Anlagen heute schon mit Biogas, Holzgas sowie mit Beimischung von EE-Gasen zum Erdgas betrieben werden können“, führt Stahl aus. Ein entsprechendes Empfehlungspapier des B.KWK liegt der Politik vor.

Residuallast wird zu wenig beachtet

Insbesondere in Kombination mit Wärmespeichern, Wärmepumpen und Photovoltaik stelle auch in der Objekt- und Gebäudenetzversorgung die KWK eine effiziente Möglichkeit der gleichzeitigen Erzeugung von Wärme und Strom zur Minderung von Treibhausgasemissionen dar. Vor allem in den Heizperioden von Oktober bis März sei die Stromversorgung durch Photovoltaik naturgemäß nur bedingt gewährleistet. Gleichzeitig verzeichnen Luft-Wasser-Wärmepumpen bei sehr niedriger Temperatur ihre ineffizientesten Leistungsziffern. Das sind die Stunden und Tage im Jahr, in denen Residuallast abgedeckt werden muss, also der Anteil des Strombedarfs, der nicht durch fluktuierende erneuerbare Energien gedeckt werden kann. Dezentrale KWK-Anlagen stellen hier sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich eine optimale Lösung dar, erklärt der B.KWK.

Indem Kraft-Wärme-Kopplung die Strom- und Wärmeerzeugung in ein und demselben Prozess verbindet, vermeidet sie die Verschwendung von Energie und Ressourcen und nutzt den eingesetzten Brennstoff bestmöglich. KWK-Anlagen haben so laut Stahl einen Gesamtwirkungsgrad von bis zu 97 Prozent und sparen dadurch erhebliche Mengen CO2 ein. Herkömmliche Kraftwerke, die entstehende Wärme ungenutzt abführen und damit Umgebungsluft oder -wasser erwärmen, erreichen maximal 40 Prozent und belasten die Umwelt um ein Vielfaches.

„Die Residuallast ist ein Aspekt, der bisher kaum in der Planung der Energiewende beachtet wurde, obwohl er für die Energieversorgung enorm wichtig ist. Der Strombedarf wird weiter steigen und mit ihm die Residuallast. Das erfordert weiterhin hochflexible Kraftwerkskapazitäten in signifikantem Ausmaß“, erklärt Stahl. „Stellt man sich die fluktuierende Wind- und Sonnenenergie als den Rumpf einer modernen Energieversorgung vor, so ist Kraft-Wärme-Kopplung ihr Rückgrat, das Strom und Wärme jederzeit steuerbar stabilisierend liefern kann“, so Stahl weiter. „Sie wird genauso benötigt wie die Feuerwehr, wenn es brennt.“

Vom Dauerläufer zum Sprinter

Die klimaneutrale Wärmeversorgung der Zukunft wird viele Bausteine benötigen, so der B.KWK. Elektrifizierung und Effizienz ebenso wie Fern- und Nahwärmeversorgung sowie erneuerbare Gase. KWK sei ein wichtiger Baustein des Ganzen. „Die Assoziation von Kraft-Wärme-Kopplung mit CO2-intensiven Brennstoffen ist noch immer weit verbreitet. Dabei ist die KWK längst auf dem Weg vom grauen Dauerläufer zum grünen Sprinter“, sagt Stahl. „Die Rolle der KWK muss sich weiter wandeln, um das erneuerbare Energiesystem künftig stärker zu stützen. Angetrieben mit nachhaltigen Gasen und punktuell eingesetzt zur Deckung der Residuallast, ist die KWK ein wichtiges Werkzeug für die Energiewende.“

Kraft-Wärme-Kopplung biete eine Reihe von Vorteilen, die sich für die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung einsetzen lassen. So können moderne KWK-Anlagen beispielsweise bereits heute mit Wasserstoffbeimischungen betrieben werden − nach einer Um- oder Nachrüstung ist auch ein hundertprozentiger Wasserstoffbetrieb möglich. Zudem können sie nach Aussage des Verbands mit heimischem Biogas oder Biomethan, mit Holz-, Gruben- oder Klärgas aus der hiesigen Abfallwirtschaft Strom und Wärme erzeugen. CO2-bindende Biokohle kann in Kombination mit Holzgas-KWK erzeugt werden.

Sie wandelt holzartige Rest- und Abfallstoffe neben Strom, Wärme und Kälte auch zu Pflanzenkohle um, die anschließend als Pflanzendünger, Betonzusatz im Straßenbau oder für Aktivkohlefilter CO2-bindend verwendet werden kann. Als iKWK-Systeme können Wärmepumpen, Power-to-Heat, Geothermie, Solarthermie, industrielle Abwärme und Photovoltaik mit KWK-Anlagen kombiniert werden.

„Entscheidend ist, die Energiewende technologieoffen zu gestalten und die Potenziale aller Energieträger zu nutzen. So können erneuerbare Wärme und Strom zu einer klimafreundlichen Energieversorgung beitragen“, sagt Stahl. „Das intelligente Zusammenführen von Prozessen und Sektoren senkt den Energieverbrauch, schont Ressourcen und ist damit ein Schlüsselkonzept der Energiewende. Kraft-Wärme-Kopplung ist mit Blick auf eine gesicherte Energieversorgung ihr effizientestes Instrument.

Insofern braucht es dringend ein Neudenken der gesetzlichen Rahmen- und Förderbedingungen und einen politischen Diskurs, in dem die KWK eine prominente Rolle einnimmt“, fügt er hinzu und sagt mit Blick auf den kommenden Herbst: „Wir stehen weiterhin im Austausch und werden dem Gesetzgeber unsere Empfehlungen zur konkreten Ausgestaltung der Gesetzesvorlagen geben, bevor sie im Herbst verabschiedet werden.“

 
Claus-Heinrich Stahl
Bild: B.KWK

 

Freitag, 11.08.2023, 08:59 Uhr
Heidi Roider

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