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Energie & Management > Gas - Ines: Versorgungssicherheit noch nicht da
Seit 17. Dezember 2022 ist das LNG-Importterminal in Wilhelmshaven in Betrieb. Quelle: N-Ports
Gas

Ines: Versorgungssicherheit noch nicht da

Die Gasversorgung im kommenden Winter nimmt der Speicherverband „INES“ ins Visier. Fazit: Bei Normaltemperaturen wird alles gut, bei extremer Kälte eher nicht.
Die positive Nachricht, mit der Sebastian Bleschke, Geschäftsführer von Ines (Initiative Energien Speichern), bei seinem regelmäßigen Update zu den Speicherständen und Gasverbräuchen in Deutschland und Europa aufwarten konnte: Die Ausspeicherungen hielten sich in den vergangenen Monaten wegen des milden Wetters in Grenzen und lagen unter den erwarteten Werten. Das hat zur Folge, dass die Einspeicherphase jetzt mit historisch bemerkenswerten 64 Prozent starten kann.

Vor einem Jahr waren es gerade mal 26 Prozent. Und nachdem man es sogar aus dieser Situation heraus geschafft hatte, mit vollen Speichern in den Winter 2022/2023 zu gehen, dürfte das für die bevorstehende kalte Jahreszeit erst recht kein Problem sein: Schon für Ende August rechnet Ines mit 100 Prozent. Diese könnten bis Ende Oktober gehalten werden. Dann geht es aber steil bergab mit der Kurve. Die für Ende Januar gesetzlich vorgeschriebenen 40 Prozent würden sich auch bei normal-kalten Temperaturen nur schwer halten lassen, und im März und April wären die unterirdischen Läger nur noch bei 5 Prozent.
 
Die Speicher lassen sich auch diesen Winter problemlos füllen. Trotzdem droht bei sehr niedrigen Temperaturen im ersten Quartal 2023 eine Gasmangellage
Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken
Quelle: Ines

Im Extrem schon im Januar leer

Noch schlechter sieht es aus für den Fall, dass es extrem kalt wird: Dann müssten die Speicher schon im Januar vollständig geleert werden. Der Gasmangel würde sich auf 12 bis 18 Milliarden kWh belaufen und könnte an manchen Tagen bis zu 40 Prozent des Verbrauchs ausmachen.

Auswirkungen wird das dann nach Einschätzung von Ines vor allem für die Industrie haben: Eskalierende Preise würde sie zum Zurückfahren des Verbrauchs zwingen. „Die Wärmeversorgung der Haushalte ist gewährleistet und nicht in Gefahr“, erklärte Bleschke. Ein Gasmangel sei also vor allem ein volkswirtschaftliches Risiko.

In diesem Zusammenhang empfiehlt Ines, dass der Marktgebietsverantwortliche THE weiter Gasoptionen (Strategic Storage Based Options, SSBO) ausschreibt, um die Speicherbefüllung anzureizen. Das biete Kostenvorteile gegenüber der direkten Befüllung durch THE. Momentan laufe die Befüllung der Speicher aber gut.
 
 
Neue LNG-Terminals kommen Ende des Jahres

Darüber hinaus solle wieder auf Sparpotenziale hingewiesen und dafür geworben werden. Auch müsse man sehen, inwieweit zusätzliche Infrastruktur zur Versorgung zu aktivieren sei. Für Ende Dezember sollen ja etwa weitere LNG-Terminals in Stade, Wilhelmshaven und Lubmin in Betrieb gehen und neben den bereits laufenden in Wilhelmshaven, Lubmin und Brunsbüttel mehr Flüssigerdgas-Importmöglichkeiten erschließen. „Der Blick auf den kommenden Winter zeigt, dass die Gasversorgungssicherheit in Deutschland noch nicht wiederhergestellt ist“, betonte Bleschke.

In ihren Berechnungen, die die Ines laufend anstellt, geht sie davon aus, dass LNG dem europäischen Binnenmarkt in ausreichender Menge zur Verfügung steht (im Sommer 5,5, im Winter 7,2 Milliarden kWh täglich) und dass weiterhin Russlandgas pipelinegebunden über die Ukraine, die Türkei und Litauen strömt.

Der zurückliegende Winter war wegen der recht milden Temperaturen und der Verbrauchseinsparungen sehr gut bewältigt worden. Mit 878 Milliarden kWh lag der deutschlandweite Verbrauch 2022 so niedrig wie seit 2015 nicht mehr. Was letztendlich auch für die aktuellen Rekordspeicherstände sorgte. Die über die neuen LNG-Terminals eingespeiste Menge an Flüssigerdgas spielte dabei noch kaum eine Rolle: Von dort wurden im März 0,2 Milliarden kWh täglich zur Verfügung gestellt, ein im Verhältnis zum Gasaufkommen insgesamt vernachlässigbarer Wert.

„Für diesen Winter ist alles willkommen, was geht“

Die erforderlichen LNG-Kapazitäten, die in Deutschland erforderlich sind, um die Gasversorgung im EU-Binnenmarkt abzusichern, beziffert Ines mit 550 Milliarden kWh. Die Pläne des Wirtschaftsministeriums sehen bis 2030 einen Aufbau bis 600 Milliarden kWh vor. Das sei mehr als ausreichend, so Bleschke, zumal man ja auch mit rückläufigen Verbräuchen rechnen müsse. Es gelte, die Entwicklung zu beobachten. Der Ines-Geschäftsführer legte aber Wert darauf, dass es hier um die mittelfristige Planung geht, während die aktuell zur Verfügung stehenden Kapazitäten noch nicht ausreichen: „Für diesen Winter ist alles willkommen, was geht.“
 
So entwickelten sich die Speicherstände bis heute
Zum Vergrößern auf die Grafik klicken
Quelle: Ines

Mittwoch, 19.04.2023, 15:13 Uhr
Günter Drewnitzky
Energie & Management > Gas - Ines: Versorgungssicherheit noch nicht da
Seit 17. Dezember 2022 ist das LNG-Importterminal in Wilhelmshaven in Betrieb. Quelle: N-Ports
Gas
Ines: Versorgungssicherheit noch nicht da
Die Gasversorgung im kommenden Winter nimmt der Speicherverband „INES“ ins Visier. Fazit: Bei Normaltemperaturen wird alles gut, bei extremer Kälte eher nicht.
Die positive Nachricht, mit der Sebastian Bleschke, Geschäftsführer von Ines (Initiative Energien Speichern), bei seinem regelmäßigen Update zu den Speicherständen und Gasverbräuchen in Deutschland und Europa aufwarten konnte: Die Ausspeicherungen hielten sich in den vergangenen Monaten wegen des milden Wetters in Grenzen und lagen unter den erwarteten Werten. Das hat zur Folge, dass die Einspeicherphase jetzt mit historisch bemerkenswerten 64 Prozent starten kann.

Vor einem Jahr waren es gerade mal 26 Prozent. Und nachdem man es sogar aus dieser Situation heraus geschafft hatte, mit vollen Speichern in den Winter 2022/2023 zu gehen, dürfte das für die bevorstehende kalte Jahreszeit erst recht kein Problem sein: Schon für Ende August rechnet Ines mit 100 Prozent. Diese könnten bis Ende Oktober gehalten werden. Dann geht es aber steil bergab mit der Kurve. Die für Ende Januar gesetzlich vorgeschriebenen 40 Prozent würden sich auch bei normal-kalten Temperaturen nur schwer halten lassen, und im März und April wären die unterirdischen Läger nur noch bei 5 Prozent.
 
Die Speicher lassen sich auch diesen Winter problemlos füllen. Trotzdem droht bei sehr niedrigen Temperaturen im ersten Quartal 2023 eine Gasmangellage
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Quelle: Ines

Im Extrem schon im Januar leer

Noch schlechter sieht es aus für den Fall, dass es extrem kalt wird: Dann müssten die Speicher schon im Januar vollständig geleert werden. Der Gasmangel würde sich auf 12 bis 18 Milliarden kWh belaufen und könnte an manchen Tagen bis zu 40 Prozent des Verbrauchs ausmachen.

Auswirkungen wird das dann nach Einschätzung von Ines vor allem für die Industrie haben: Eskalierende Preise würde sie zum Zurückfahren des Verbrauchs zwingen. „Die Wärmeversorgung der Haushalte ist gewährleistet und nicht in Gefahr“, erklärte Bleschke. Ein Gasmangel sei also vor allem ein volkswirtschaftliches Risiko.

In diesem Zusammenhang empfiehlt Ines, dass der Marktgebietsverantwortliche THE weiter Gasoptionen (Strategic Storage Based Options, SSBO) ausschreibt, um die Speicherbefüllung anzureizen. Das biete Kostenvorteile gegenüber der direkten Befüllung durch THE. Momentan laufe die Befüllung der Speicher aber gut.
 
 
Neue LNG-Terminals kommen Ende des Jahres

Darüber hinaus solle wieder auf Sparpotenziale hingewiesen und dafür geworben werden. Auch müsse man sehen, inwieweit zusätzliche Infrastruktur zur Versorgung zu aktivieren sei. Für Ende Dezember sollen ja etwa weitere LNG-Terminals in Stade, Wilhelmshaven und Lubmin in Betrieb gehen und neben den bereits laufenden in Wilhelmshaven, Lubmin und Brunsbüttel mehr Flüssigerdgas-Importmöglichkeiten erschließen. „Der Blick auf den kommenden Winter zeigt, dass die Gasversorgungssicherheit in Deutschland noch nicht wiederhergestellt ist“, betonte Bleschke.

In ihren Berechnungen, die die Ines laufend anstellt, geht sie davon aus, dass LNG dem europäischen Binnenmarkt in ausreichender Menge zur Verfügung steht (im Sommer 5,5, im Winter 7,2 Milliarden kWh täglich) und dass weiterhin Russlandgas pipelinegebunden über die Ukraine, die Türkei und Litauen strömt.

Der zurückliegende Winter war wegen der recht milden Temperaturen und der Verbrauchseinsparungen sehr gut bewältigt worden. Mit 878 Milliarden kWh lag der deutschlandweite Verbrauch 2022 so niedrig wie seit 2015 nicht mehr. Was letztendlich auch für die aktuellen Rekordspeicherstände sorgte. Die über die neuen LNG-Terminals eingespeiste Menge an Flüssigerdgas spielte dabei noch kaum eine Rolle: Von dort wurden im März 0,2 Milliarden kWh täglich zur Verfügung gestellt, ein im Verhältnis zum Gasaufkommen insgesamt vernachlässigbarer Wert.

„Für diesen Winter ist alles willkommen, was geht“

Die erforderlichen LNG-Kapazitäten, die in Deutschland erforderlich sind, um die Gasversorgung im EU-Binnenmarkt abzusichern, beziffert Ines mit 550 Milliarden kWh. Die Pläne des Wirtschaftsministeriums sehen bis 2030 einen Aufbau bis 600 Milliarden kWh vor. Das sei mehr als ausreichend, so Bleschke, zumal man ja auch mit rückläufigen Verbräuchen rechnen müsse. Es gelte, die Entwicklung zu beobachten. Der Ines-Geschäftsführer legte aber Wert darauf, dass es hier um die mittelfristige Planung geht, während die aktuell zur Verfügung stehenden Kapazitäten noch nicht ausreichen: „Für diesen Winter ist alles willkommen, was geht.“
 
So entwickelten sich die Speicherstände bis heute
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Quelle: Ines

Mittwoch, 19.04.2023, 15:13 Uhr
Günter Drewnitzky

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