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Energie & Management > Österreich -  Illwerke-VKW planen stärksten Pumpspeicher Österreichs
Quelle: Fotolia / Kzenon
Österreich

Illwerke-VKW planen stärksten Pumpspeicher Österreichs

Das Lünerseewerk II mit 1.000 MW Leistung soll bis 2037 fertiggestellt werden. Laut den Bauherren und dem Land Vorarlberg könnte es Europas Energiewende unterstützen.
Voraussichtlich 2024 beginnt der Vorarlberger Energiekonzern Illwerke-VKW mit der Umweltverträglichkeitsprüfung für das Lünerseewerk II. Details zu dem Projekt präsentierten der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner (Österreichische Volkspartei, ÖVP, konservativ) sowie die Vorstände des Unternehmens, Christof Germann und Hermann Mennel, am 17. November in Wien. Mit je 1.000 MW Leistung im Pump- und Turbinenbetrieb wäre das Lünerseewerk der bislang leistungsstärkste Pumpspeicher Österreichs. Die voraussichtliche Investitionssumme beläuft sich auf rund 2 Milliarden Euro. Sie wird laut Germann jeweils zur Hälfte über Eigenmittel der Illwerke-VKW sowie über den Kapitalmarkt aufgebracht.
 
Der geplante Pumpspeicher wäre Teil der Kraftwerksgruppe Lünersee-Obere Ill im Südosten Vorarlbergs, die zum deutschen Regelblock und innerhalb dessen zur Regelzone Transnet gehört. Die derzeitige Gesamtleistung der Gruppe bezifferte Germann mit 2.500 MW im Turbinen- und 1.400 MW im Pumpbetrieb. Durch das Lünerseewerk II würde die Turbinenleistung der Gruppe somit um rund 40 Prozent steigen, die Pumpleistung um etwa 71 Prozent.

Wie der Bau der bisherigen Anlagen der Gruppe würde auch der des Lünerseewerks II auf Basis des Illwerkevertrags erfolgen, den die Vorgängerunternehmen der Illwerke-VKW und der EnBW 1926 geschlossen hatten, bestätigte Germann der Redaktion. Der Vertrag wurde seither mehrfach verlängert, seine aktuelle Version gilt bis 2041. Für den Einsatz der Gruppe und ihrer einzelnen Kraftwerke ist die EnBW zuständig. Dies wäre auch hinsichtlich des Lünerseewerks II der Fall. Die Vermarktung des dort erzeugten Stroms obliegt zu jeweils 50 Prozent den Illwerken-VKW und der EnBW, die allerdings nicht an der Finanzierung des Lünerseewerks II beteiligt ist.

Raschere Verfahren nötig

Mennel ergänzte, das Energiesystem Europas befinde sich im Wandel. Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien steige der Bedarf an sicher verfügbarer, flexibler Kraftwerksleistung in ganz Europa massiv, nicht zuletzt auch in Deutschland. „Um diesen zu decken, sind Pumpspeicher ideal“, betonte Mennel. Ihm zufolge dürfte die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für das Lünerseewerk II rund fünf Jahre in Anspruch nehmen. In der Folge könnte der Bau etwa 2030/31 beginnen und 2037 abgeschlossen werden. Wegen der Dringlichkeit der Energiewende wäre es indessen erstrebenswert, rascher voranzukommen, mahnte Mennel. Die Wünsche der Illwerke-VKW gehen dahin, das UVP-Verfahren in zwei statt in fünf Jahren abzuwickeln. Gelänge dies, könnte das Lünerseewerk II bereits um das Jahr 2034 in Betrieb gehen.

Den Wunsch nach rascheren Genehmigungsverfahren bekräftigte auch Landeshauptmann Wallner: „Wir brauchen deutlich mehr Tempo.“ Ihm zufolge sollten in jedem der neun österreichischen Bundesländer für die Energiewende strategisch wichtige Projekte definiert und in beschleunigten Verfahren genehmigt werden. Die in parlamentarischer Behandlung befindliche Novelle zum UVP-Gesetz wäre laut Wallner „ein Schritt nach vorne“. Ob dieser ausreiche, werde sich zeigen.

Auf die Frage der Redaktion, warum Projekte wie das Lünerseewerk II in Vorarlberg ohne nennenswerten Widerstand realisiert werden können, im benachbarten Tirol aber schiere „Volksaufstände“ auslösen, konstatierte Wallner launig: „Ich kann nicht für Tirol sprechen. Bei uns siegt der Verstand.“ Das Landesparlament (Landtag) habe einen einstimmigen Beschluss hinsichtlich der umzusetzenden Vorhaben gefasst. Das sei wichtig, weil es sich nicht nur um ein allgemein gefasstes Grundsatzbekenntnis zum Ausbau der Wasserkraft handle, sondern konkrete Projekte benannt würden: „Zu diesen bekennen sich alle im Landtag vertretenen Parteien.“

Klar ist laut Wallner: „Ohne Pumpspeicher gibt es keine Energiewende. Alles andere ist reine Ideologie.“ Wer, wie Deutschland, ohne Kernenergie, Kohle- und Gaskraftwerke auskommen wolle, habe kaum eine andere Wahl als Pumpspeicher, um gesicherte Leistung vorzuhalten. Insofern handle es sich beim Lünerseewerk II um ein Projekt von europäischer Bedeutung.

Freitag, 18.11.2022, 09:19 Uhr
Klaus Fischer
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Österreich
Illwerke-VKW planen stärksten Pumpspeicher Österreichs
Das Lünerseewerk II mit 1.000 MW Leistung soll bis 2037 fertiggestellt werden. Laut den Bauherren und dem Land Vorarlberg könnte es Europas Energiewende unterstützen.
Voraussichtlich 2024 beginnt der Vorarlberger Energiekonzern Illwerke-VKW mit der Umweltverträglichkeitsprüfung für das Lünerseewerk II. Details zu dem Projekt präsentierten der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner (Österreichische Volkspartei, ÖVP, konservativ) sowie die Vorstände des Unternehmens, Christof Germann und Hermann Mennel, am 17. November in Wien. Mit je 1.000 MW Leistung im Pump- und Turbinenbetrieb wäre das Lünerseewerk der bislang leistungsstärkste Pumpspeicher Österreichs. Die voraussichtliche Investitionssumme beläuft sich auf rund 2 Milliarden Euro. Sie wird laut Germann jeweils zur Hälfte über Eigenmittel der Illwerke-VKW sowie über den Kapitalmarkt aufgebracht.
 
Der geplante Pumpspeicher wäre Teil der Kraftwerksgruppe Lünersee-Obere Ill im Südosten Vorarlbergs, die zum deutschen Regelblock und innerhalb dessen zur Regelzone Transnet gehört. Die derzeitige Gesamtleistung der Gruppe bezifferte Germann mit 2.500 MW im Turbinen- und 1.400 MW im Pumpbetrieb. Durch das Lünerseewerk II würde die Turbinenleistung der Gruppe somit um rund 40 Prozent steigen, die Pumpleistung um etwa 71 Prozent.

Wie der Bau der bisherigen Anlagen der Gruppe würde auch der des Lünerseewerks II auf Basis des Illwerkevertrags erfolgen, den die Vorgängerunternehmen der Illwerke-VKW und der EnBW 1926 geschlossen hatten, bestätigte Germann der Redaktion. Der Vertrag wurde seither mehrfach verlängert, seine aktuelle Version gilt bis 2041. Für den Einsatz der Gruppe und ihrer einzelnen Kraftwerke ist die EnBW zuständig. Dies wäre auch hinsichtlich des Lünerseewerks II der Fall. Die Vermarktung des dort erzeugten Stroms obliegt zu jeweils 50 Prozent den Illwerken-VKW und der EnBW, die allerdings nicht an der Finanzierung des Lünerseewerks II beteiligt ist.

Raschere Verfahren nötig

Mennel ergänzte, das Energiesystem Europas befinde sich im Wandel. Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien steige der Bedarf an sicher verfügbarer, flexibler Kraftwerksleistung in ganz Europa massiv, nicht zuletzt auch in Deutschland. „Um diesen zu decken, sind Pumpspeicher ideal“, betonte Mennel. Ihm zufolge dürfte die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für das Lünerseewerk II rund fünf Jahre in Anspruch nehmen. In der Folge könnte der Bau etwa 2030/31 beginnen und 2037 abgeschlossen werden. Wegen der Dringlichkeit der Energiewende wäre es indessen erstrebenswert, rascher voranzukommen, mahnte Mennel. Die Wünsche der Illwerke-VKW gehen dahin, das UVP-Verfahren in zwei statt in fünf Jahren abzuwickeln. Gelänge dies, könnte das Lünerseewerk II bereits um das Jahr 2034 in Betrieb gehen.

Den Wunsch nach rascheren Genehmigungsverfahren bekräftigte auch Landeshauptmann Wallner: „Wir brauchen deutlich mehr Tempo.“ Ihm zufolge sollten in jedem der neun österreichischen Bundesländer für die Energiewende strategisch wichtige Projekte definiert und in beschleunigten Verfahren genehmigt werden. Die in parlamentarischer Behandlung befindliche Novelle zum UVP-Gesetz wäre laut Wallner „ein Schritt nach vorne“. Ob dieser ausreiche, werde sich zeigen.

Auf die Frage der Redaktion, warum Projekte wie das Lünerseewerk II in Vorarlberg ohne nennenswerten Widerstand realisiert werden können, im benachbarten Tirol aber schiere „Volksaufstände“ auslösen, konstatierte Wallner launig: „Ich kann nicht für Tirol sprechen. Bei uns siegt der Verstand.“ Das Landesparlament (Landtag) habe einen einstimmigen Beschluss hinsichtlich der umzusetzenden Vorhaben gefasst. Das sei wichtig, weil es sich nicht nur um ein allgemein gefasstes Grundsatzbekenntnis zum Ausbau der Wasserkraft handle, sondern konkrete Projekte benannt würden: „Zu diesen bekennen sich alle im Landtag vertretenen Parteien.“

Klar ist laut Wallner: „Ohne Pumpspeicher gibt es keine Energiewende. Alles andere ist reine Ideologie.“ Wer, wie Deutschland, ohne Kernenergie, Kohle- und Gaskraftwerke auskommen wolle, habe kaum eine andere Wahl als Pumpspeicher, um gesicherte Leistung vorzuhalten. Insofern handle es sich beim Lünerseewerk II um ein Projekt von europäischer Bedeutung.

Freitag, 18.11.2022, 09:19 Uhr
Klaus Fischer

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