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Energie & Management > Klimawandel - Grüne Geldpolitik
Bild: Fotolia/malp
Klimawandel

Grüne Geldpolitik

Der grüne Zeitgeist hat die Europäische Zentralbank (EZB) erfasst. In Zukunft soll der Klimawandel berücksichtigt werden, wenn in Frankfurt geldpolitische Beschlüsse gefasst werden.
Das letzte Mal hatten die Zentralbanker der Eurozone ihre geldpolitische Strategie 2003 formuliert. Das damals anvisierte Ziel einer Inflation "unter, aber nahe zwei Prozent pro Jahr" wurde weitgehend verfehlt. In Zukunft soll die Inflation 2 % betragen, aber nicht nur das.

Der Rat der Zentralbank sei sich einig, sagte EZB-Chefin Christine Lagarde am 8. Juli in einer Videopressekonferenz, dass der Klimawandel für die Geldpolitik von strategischer Bedeutung sei: "Der Rat hat deswegen beschlossen, die Auswirkungen des Klimawandels und der Energiewende gesondert zu berücksichtigen." Auswirkungen auf die Geldpolitik sehen die Zentralbanker in zwei Bereichen: Zum einen beeinflussten der Klimawandel und die Klimapolitik das Risikoprofil von Kapitalanlagen, die Grundlage für Kredite des Eurosystems seien. Eine Akkumulation von (Klima-)Risiken könne die Stabilität des Finanzsystems gefährden.

Bis Ende 2022 seriöse Prognosen zum CO2-Preis

Andererseits hätten sie Auswirkungen auf die realwirtschaftlichen Indikatoren, an denen die EZB ihre Geldpolitik ausrichtet: Inflation, Produktivität, Sozialprodukt, Beschäftigung, Investitionen oder Zinssätze. Die EZB sorgt sich dabei auch um die Wirksamkeit ihrer geldpolitischen Instrumente und die Übertragung ihrer geldpolitischen Beschlüsse in den ökonomischen Alltag.

Gegenwärtig tappen die Zentralbanker noch weitgehend im Dunkeln, wenn es um die gesamtwirtschaftlichen Folgen des Klimawandels oder der Politik geht, die ihn verhindern soll. Sie verfügen weder über die notwendigen Daten, um Chancen und Risiken der Klimawandels zu bewerten, noch über Modelle, in denen sie solche Bewertungen verarbeiten könnten. Beide Probleme sollen in den nächsten drei Jahren gelöst werden. Ein Aktionsplan sieht vor, neue Statistiken und Instrumente zu entwickeln, um dem Klimawandel Rechnung zu tragen. Sobald Klimarisiken bewertet werden können, sollen sie auch veröffentlicht werden, soweit es Anlagen in der Bilanz der EZB betrifft. Schließlich sollen diese Risiken auch in die Bewertung der Sektoren eingehen, deren Anleihen die EZB im Rahmen ihrer Geldmarktoperationen erwirbt.

Bis Ende 2022 zum Beispiel will die EZB in der Lage sein, seriöse Prognosen über den CO2-Preis abzugeben. Zwei Jahre später sollen Daten aus neuen Statistiken zum Klimawandel und Modelle verfügbar sein, mit denen die Auswirkungen der Klimapolitik auf Basisgrößen der Eurowirtschaft wie das Wachstumspotenzial bewertet werden können.

Man orientiere sich dabei am Auftrag der Zentralbank, für Preisstabilität in der Eurozone zu sorgen, sagte Lagarde. Die Maßnahmen und Instrumente, die die EZB im Hinblick auf den Klimawandel entwickele, dienten der Umsetzung ihrer Geldpolitik und seien vereinbar mit dem Ziel der Geldwertstabilität. Sie leisteten aber auch einen Beitrag zu einer effizienten Kapitalverteilung unter veränderten Umständen.

Freitag, 9.07.2021, 08:30 Uhr
Tom Weingärtner
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Klimawandel
Grüne Geldpolitik
Der grüne Zeitgeist hat die Europäische Zentralbank (EZB) erfasst. In Zukunft soll der Klimawandel berücksichtigt werden, wenn in Frankfurt geldpolitische Beschlüsse gefasst werden.
Das letzte Mal hatten die Zentralbanker der Eurozone ihre geldpolitische Strategie 2003 formuliert. Das damals anvisierte Ziel einer Inflation "unter, aber nahe zwei Prozent pro Jahr" wurde weitgehend verfehlt. In Zukunft soll die Inflation 2 % betragen, aber nicht nur das.

Der Rat der Zentralbank sei sich einig, sagte EZB-Chefin Christine Lagarde am 8. Juli in einer Videopressekonferenz, dass der Klimawandel für die Geldpolitik von strategischer Bedeutung sei: "Der Rat hat deswegen beschlossen, die Auswirkungen des Klimawandels und der Energiewende gesondert zu berücksichtigen." Auswirkungen auf die Geldpolitik sehen die Zentralbanker in zwei Bereichen: Zum einen beeinflussten der Klimawandel und die Klimapolitik das Risikoprofil von Kapitalanlagen, die Grundlage für Kredite des Eurosystems seien. Eine Akkumulation von (Klima-)Risiken könne die Stabilität des Finanzsystems gefährden.

Bis Ende 2022 seriöse Prognosen zum CO2-Preis

Andererseits hätten sie Auswirkungen auf die realwirtschaftlichen Indikatoren, an denen die EZB ihre Geldpolitik ausrichtet: Inflation, Produktivität, Sozialprodukt, Beschäftigung, Investitionen oder Zinssätze. Die EZB sorgt sich dabei auch um die Wirksamkeit ihrer geldpolitischen Instrumente und die Übertragung ihrer geldpolitischen Beschlüsse in den ökonomischen Alltag.

Gegenwärtig tappen die Zentralbanker noch weitgehend im Dunkeln, wenn es um die gesamtwirtschaftlichen Folgen des Klimawandels oder der Politik geht, die ihn verhindern soll. Sie verfügen weder über die notwendigen Daten, um Chancen und Risiken der Klimawandels zu bewerten, noch über Modelle, in denen sie solche Bewertungen verarbeiten könnten. Beide Probleme sollen in den nächsten drei Jahren gelöst werden. Ein Aktionsplan sieht vor, neue Statistiken und Instrumente zu entwickeln, um dem Klimawandel Rechnung zu tragen. Sobald Klimarisiken bewertet werden können, sollen sie auch veröffentlicht werden, soweit es Anlagen in der Bilanz der EZB betrifft. Schließlich sollen diese Risiken auch in die Bewertung der Sektoren eingehen, deren Anleihen die EZB im Rahmen ihrer Geldmarktoperationen erwirbt.

Bis Ende 2022 zum Beispiel will die EZB in der Lage sein, seriöse Prognosen über den CO2-Preis abzugeben. Zwei Jahre später sollen Daten aus neuen Statistiken zum Klimawandel und Modelle verfügbar sein, mit denen die Auswirkungen der Klimapolitik auf Basisgrößen der Eurowirtschaft wie das Wachstumspotenzial bewertet werden können.

Man orientiere sich dabei am Auftrag der Zentralbank, für Preisstabilität in der Eurozone zu sorgen, sagte Lagarde. Die Maßnahmen und Instrumente, die die EZB im Hinblick auf den Klimawandel entwickele, dienten der Umsetzung ihrer Geldpolitik und seien vereinbar mit dem Ziel der Geldwertstabilität. Sie leisteten aber auch einen Beitrag zu einer effizienten Kapitalverteilung unter veränderten Umständen.

Freitag, 9.07.2021, 08:30 Uhr
Tom Weingärtner

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