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Energie & Management > Klimaschutz - Fußball-Saisonstart mit grünerem Gewissen
Der VfL Bochum verfügt über eine neue Solaranlage auf dem Stadion. Quelle: VfL
Klimaschutz

Fußball-Saisonstart mit grünerem Gewissen

Wegwerfbecher und hoher CO2-Ausstoß durch Anreiseverkehr sind unschöne Seiten des Profifußballs. Zum Saisonstart am 28. Juli aber leuchtet das Gewissen hier und dort grün wie der Rasen.
Der Fußball ist für viele eine der schönsten Nebensachen der Welt, für die Allgemeinheit aber auch eine der schmutzigsten. Der Sport-Club aus Freiburg etwa hat einmal dargestellt, dass ein durchschnittlicher Spieltag in der höchsten deutschen Liga die Atmosphäre mit etwa 7.000 Tonnen CO2 belastet.

Zwei Drittel des Treibhausgas-Ausstoßes entfallen demnach auf den An- und Abreiseverkehr. Auch wenn der Fußball also weit davon entfernt scheint, in den Bereich einer klimaneutralen Sportart zu gelangen, meldet sich doch hier und da der Wille zur Verbesserung. Etwa in Paderborn, wo der SC an diesem letzten Juli-Wochenende den Spielbetrieb in der Zweiten Liga aufnimmt.

Mit dem regionalen Ökoenergie-Produzenten Westfalenwind hat der SC Paderborn jetzt einen Deal geschlossen, der ihm neben Sponsorengeld mindestens für drei Jahre auch Ökostrom einbringt. Das Flutlicht erleuchtet also künftig dank grüner Elektrizität die Arena. Das mag ein Tropfen auf den heißen Stein sein.

Der VfL Bochum versorgt die Geschäftsstelle mit Sonnenstrom

Stetig ein Tropfen mehr ergibt aber bald womöglich einen dicken Schluck aus der Erneuerbaren-Pulle. Und so finden sich etliche Klubs wie der Erstligist VfL Bochum, der neuerdings auf dem Stadiondach eine Solaranlage betreibt. In Koproduktion mit den Stadtwerken Bochum und dem Unternehmen Solarwatt will der Ruhrgebiets-Verein mit den 263 Modulen jährlich 81.000 kWh Grünstrom produzieren. Den Verbrauch seiner Geschäftsstelle will der VfL so dekarbonisieren. Angepeiltes Ziel: eine Ersparnis von 36 Tonnen CO2 pro Jahr.

Versuche einer konzertierten Aktion hat es in der vergangenen Spielzeit gegeben. Damals rief der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zu Saisonbeginn einen „Aktionsspieltag Klimaschutz“ aus. Seinerzeit begannen die Partien im Pokal bei Frauen und Männern, der Frauen-Bundesliga und der 3. Profi-Liga der Männer mit einer Minute Verzögerung. Die 60 Sekunden bis dahin nutzten die Vereine für Durchsagen zum Klimaschutz.

Im Fokus, erklärte der DFB damals, stehe „das gemeinsame Einsparen von Treibhausgasen“. Und hier hat der Fußball noch viel Arbeit vor sich. Denn im organisierten Fußball, der hauptsächlich auf Amateurebene stattfindet, finden unterm DFB-Dach mehr als 70.000 Spiele wöchentlich statt. 

"Sport ein Teil des Systems, das die Klimakrise mit verursacht"

Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Vereinigungen, die das Thema Klimaschutz im Sport von einzelnen Aktivitäten auf eine größere Basis heben möchte. Etwa die Initiative „Sports for Future“, ein Bündnis von Einzelpersonen bis hin zu Vereinen und Verbänden wie der Deutschen Sportjugend im Deutschen Olympischen Sport-Bund (DOSB) oder den Profi-Klubs Werder Bremen und VfL Osnabrück. Im Leitbild kritisiert die Initiative den Sport, der „als Massenbewegung ein Teil des Systems ist, das die Klimakrise mit verursacht“.

Zur Initiative zählt auch der Fußballverein TSG Hoffenheim, Kind des SAP-Mitgründers Dietmar Hopp. Hopp hat am Standort des Hoffenheimer Stadions, im badischen Sinsheim, eine „Klima Arena“ bauen lassen. Der DFB ist Kooperationspartner des Erlebnis- und Schulungszentrums.

Eine Frage, die selten bis nie gestellt wird, lautet: Wie ernst ist der Klimaschutz den Klubs eigentlich, wenn sie am Geldhahn von Unternehmen hängen, die ihre Profite mit Öl und Gas machen? Traditionsklub Schalke etwa trennte sich erst von Hauptsponsor Gazprom, als der Ukraine-Krieg längst tobte (wir berichteten). Die europäischen Ligen nehmen auch gerne die Millionen der überschaubar grünen Öl-Firmen von der arabischen Halbinsel.

Wer will, kann aber auch deutliche Zeichen setzen und damit dem Vorwurf des Greenwashing begegnen. Der SC Freiburg hat seinen 2022 bezogenen Stadion-Neubau mit einer 2,3-MW-Solaranlage bestückt. 2,3 Millionen kWh Strom peilt der Klub pro Jahr an. Damit würde der gesamte Bedarf des Stadions rechnerisch aus Eigenerzeugung stammen. Zum Konzept zählt auch die Fernwärme-Anbindung an einen benachbarten Lieferanten.

Freitag, 28.07.2023, 14:19 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Klimaschutz - Fußball-Saisonstart mit grünerem Gewissen
Der VfL Bochum verfügt über eine neue Solaranlage auf dem Stadion. Quelle: VfL
Klimaschutz
Fußball-Saisonstart mit grünerem Gewissen
Wegwerfbecher und hoher CO2-Ausstoß durch Anreiseverkehr sind unschöne Seiten des Profifußballs. Zum Saisonstart am 28. Juli aber leuchtet das Gewissen hier und dort grün wie der Rasen.
Der Fußball ist für viele eine der schönsten Nebensachen der Welt, für die Allgemeinheit aber auch eine der schmutzigsten. Der Sport-Club aus Freiburg etwa hat einmal dargestellt, dass ein durchschnittlicher Spieltag in der höchsten deutschen Liga die Atmosphäre mit etwa 7.000 Tonnen CO2 belastet.

Zwei Drittel des Treibhausgas-Ausstoßes entfallen demnach auf den An- und Abreiseverkehr. Auch wenn der Fußball also weit davon entfernt scheint, in den Bereich einer klimaneutralen Sportart zu gelangen, meldet sich doch hier und da der Wille zur Verbesserung. Etwa in Paderborn, wo der SC an diesem letzten Juli-Wochenende den Spielbetrieb in der Zweiten Liga aufnimmt.

Mit dem regionalen Ökoenergie-Produzenten Westfalenwind hat der SC Paderborn jetzt einen Deal geschlossen, der ihm neben Sponsorengeld mindestens für drei Jahre auch Ökostrom einbringt. Das Flutlicht erleuchtet also künftig dank grüner Elektrizität die Arena. Das mag ein Tropfen auf den heißen Stein sein.

Der VfL Bochum versorgt die Geschäftsstelle mit Sonnenstrom

Stetig ein Tropfen mehr ergibt aber bald womöglich einen dicken Schluck aus der Erneuerbaren-Pulle. Und so finden sich etliche Klubs wie der Erstligist VfL Bochum, der neuerdings auf dem Stadiondach eine Solaranlage betreibt. In Koproduktion mit den Stadtwerken Bochum und dem Unternehmen Solarwatt will der Ruhrgebiets-Verein mit den 263 Modulen jährlich 81.000 kWh Grünstrom produzieren. Den Verbrauch seiner Geschäftsstelle will der VfL so dekarbonisieren. Angepeiltes Ziel: eine Ersparnis von 36 Tonnen CO2 pro Jahr.

Versuche einer konzertierten Aktion hat es in der vergangenen Spielzeit gegeben. Damals rief der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zu Saisonbeginn einen „Aktionsspieltag Klimaschutz“ aus. Seinerzeit begannen die Partien im Pokal bei Frauen und Männern, der Frauen-Bundesliga und der 3. Profi-Liga der Männer mit einer Minute Verzögerung. Die 60 Sekunden bis dahin nutzten die Vereine für Durchsagen zum Klimaschutz.

Im Fokus, erklärte der DFB damals, stehe „das gemeinsame Einsparen von Treibhausgasen“. Und hier hat der Fußball noch viel Arbeit vor sich. Denn im organisierten Fußball, der hauptsächlich auf Amateurebene stattfindet, finden unterm DFB-Dach mehr als 70.000 Spiele wöchentlich statt. 

"Sport ein Teil des Systems, das die Klimakrise mit verursacht"

Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Vereinigungen, die das Thema Klimaschutz im Sport von einzelnen Aktivitäten auf eine größere Basis heben möchte. Etwa die Initiative „Sports for Future“, ein Bündnis von Einzelpersonen bis hin zu Vereinen und Verbänden wie der Deutschen Sportjugend im Deutschen Olympischen Sport-Bund (DOSB) oder den Profi-Klubs Werder Bremen und VfL Osnabrück. Im Leitbild kritisiert die Initiative den Sport, der „als Massenbewegung ein Teil des Systems ist, das die Klimakrise mit verursacht“.

Zur Initiative zählt auch der Fußballverein TSG Hoffenheim, Kind des SAP-Mitgründers Dietmar Hopp. Hopp hat am Standort des Hoffenheimer Stadions, im badischen Sinsheim, eine „Klima Arena“ bauen lassen. Der DFB ist Kooperationspartner des Erlebnis- und Schulungszentrums.

Eine Frage, die selten bis nie gestellt wird, lautet: Wie ernst ist der Klimaschutz den Klubs eigentlich, wenn sie am Geldhahn von Unternehmen hängen, die ihre Profite mit Öl und Gas machen? Traditionsklub Schalke etwa trennte sich erst von Hauptsponsor Gazprom, als der Ukraine-Krieg längst tobte (wir berichteten). Die europäischen Ligen nehmen auch gerne die Millionen der überschaubar grünen Öl-Firmen von der arabischen Halbinsel.

Wer will, kann aber auch deutliche Zeichen setzen und damit dem Vorwurf des Greenwashing begegnen. Der SC Freiburg hat seinen 2022 bezogenen Stadion-Neubau mit einer 2,3-MW-Solaranlage bestückt. 2,3 Millionen kWh Strom peilt der Klub pro Jahr an. Damit würde der gesamte Bedarf des Stadions rechnerisch aus Eigenerzeugung stammen. Zum Konzept zählt auch die Fernwärme-Anbindung an einen benachbarten Lieferanten.

Freitag, 28.07.2023, 14:19 Uhr
Volker Stephan

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