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Energie & Management > Elektrofahrzeuge - Für E-Autos fällt die THG-Prämie 2024 erheblich niedriger aus
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Elektrofahrzeuge

Für E-Autos fällt die THG-Prämie 2024 erheblich niedriger aus

Keine Kaufprämie mehr, der THG-Handel wirft immer weniger ab: Elektro-Mobilisten profitieren in geringerem Maße als früher von Bonusprogrammen, Stadtwerke dünnen den Service aus.
Es ist gleichermaßen einfach wie einträglich: Wer ein reines E-Fahrzeug fährt und damit selbst weniger CO2 in die Luft pustet, kann diese Ersparnis gewinnbringend an emittierende Unternehmen verkaufen. Dieser Handel mit den Treibhausgas-Zertifikaten, den auch viele Stadtwerke für ihre Kundinnen und Kunden managen, wirft allerdings 2024 nur noch ein Drittel des einstigen Höchstwerts ab.

Nach dem spontanen Streichen der Kaufprämien für E-Autos durch die Bundesregierung im Zuge der Haushaltsprobleme drückt auch dies auf die Stimmung bei Fans der Antriebswende. Für das kommende Jahr stellt etwa der ADAC laut Rundschreiben seinen Mitgliedern nur noch eine Zahlung von 120 Euro in Aussicht, Nicht-Mitglieder erhalten 100 Euro. Als der Quoten-Handel 2022 über das Förderinstrument Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote) auch für Privatpersonen öffnete, überwies der Automobilclub noch bis zu 370 Euro je Elektro-Auto (Fahrzeugklasse M1). Für leichte E-Nutzfahrzeuge (N1) reichte der ADAC damals 550 Euro weiter, für E-Busse (M3) 14.000 Euro.

Stadtwerke Solingen bieten Kundschaft keinen THG-Service mehr an

Für Stadtwerke und andere Zwischenhändler, die ihre Dienstleistungen auch über Plattformen und Börsen anboten, gestaltete der Markt sich zunehmend unrentabler. Sie alle behalten einen Teil der Handelserlöse als Provision für sich ein. So meldete der Handelsplattform-Betreiber „eQuota GmbH“ im April 2023 Insolvenz an und begründete dies auch mit den bereits für 2023 gefallenen THG-Quotenpreisen (wir berichteten).

Schon Ende 2022 unterbreiteten etwa die Stadtwerke Solingen interessierten E-Mobilisten keine neue Offerte zur THG-Quote für das folgende Jahr. „Wir konnten nicht mehr annähernd so gute Angebote machen wie 2022“, sagt eine Sprecherin der Bergischen auf Anfrage unserer Redaktion. Ein Grund ist die Menge zu handelnder Fahrzeuge: Die Masse macht’s, wer mit „tonnenschweren“ Zertifikaten auf dem Markt handelt (siehe ADAC), kann bessere Konditionen bei den Abnehmern erwirken als Kleinhändler.

Doch der Quotenhandel unterliegt noch einem anderen gewichtigen Einfluss. Die zu erzielenden Einnahmen richten sich danach, wie viel CO2 je kWh in die Umwelt gelangt. Dafür errechnet das Umweltbundesamt (UBA) einen Energieerzeugungs-Referenzwert. Für 2024 ist die Energieproduktion in Deutschland des Jahres 2022 ausschlaggebend. Weil durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine der Anteil der Kohle am Strommix in jenem Jahr zunahm, fahren entsprechend auch Elektrofahrzeuge seither weniger „sauber“. Das UBA zertifiziert für Elektroautos im Jahr 2024 nur noch 0,65 Tonnen eingespartes CO2, im Jahr zuvor waren es noch 0,72 Tonnen. Dies trübt die Ökobilanz der Stromer etwas gegenüber den Verbrennern ein und schmälert direkt die THG-Quote für 2024.

Versorger aus Münster hält am Instrument der Kundenbindung fest

Hinzu kommen eigene Anstrengungen von CO2-ausstoßenden Unternehmen im Nachhaltigkeitssektor. Wer auf diesem Gebiet sukzessive die gewünschten und erforderlichen Fortschritte macht, benötigt auch weniger fremde THG-Zertikate. Die Folge: Die Nachfrage nach den CO2-Papieren sinkt, und E-Mobilisten müssen auch deswegen den Wertverlust hinnehmen.

Gleichwohl ist das Interesse von Stadtwerken an der Minderungsquote auch Selbstzweck. Die Umstellung der Dienstwagen- und Nahverkehrs-Flotten zahlt auf die eigene Öko-Bilanz ein und verringert die Notwendigkeit, selbst THG-Zertifikate einkaufen zu müssen. Mit der wachsenden Zahl an E-Bussen nehmen Versorger wie die Stadtwerke Münster selbst am THG-Handel teil und geben „die guten Konditionen an die Kundinnen und Kunden weiter“, so eine Sprecherin der Westfalen gegenüber unserer Redaktion.

Die Stadtwerke Münster bieten folglich auch jetzt an, die THG-Prämie für 2024 für die Kundschaft abzuwickeln. „Die Marge, die wir dadurch erzielen, ist minimal und deckt den Verwaltungsaufwand“ zum Beispiel für die zum Thema eingerichtete Website, so die Sprecherin. Damit sei das Serviceangebot „eher ein Instrument der Kundenbindung“.

Donnerstag, 21.12.2023, 15:30 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Elektrofahrzeuge - Für E-Autos fällt die THG-Prämie 2024 erheblich niedriger aus
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Elektrofahrzeuge
Für E-Autos fällt die THG-Prämie 2024 erheblich niedriger aus
Keine Kaufprämie mehr, der THG-Handel wirft immer weniger ab: Elektro-Mobilisten profitieren in geringerem Maße als früher von Bonusprogrammen, Stadtwerke dünnen den Service aus.
Es ist gleichermaßen einfach wie einträglich: Wer ein reines E-Fahrzeug fährt und damit selbst weniger CO2 in die Luft pustet, kann diese Ersparnis gewinnbringend an emittierende Unternehmen verkaufen. Dieser Handel mit den Treibhausgas-Zertifikaten, den auch viele Stadtwerke für ihre Kundinnen und Kunden managen, wirft allerdings 2024 nur noch ein Drittel des einstigen Höchstwerts ab.

Nach dem spontanen Streichen der Kaufprämien für E-Autos durch die Bundesregierung im Zuge der Haushaltsprobleme drückt auch dies auf die Stimmung bei Fans der Antriebswende. Für das kommende Jahr stellt etwa der ADAC laut Rundschreiben seinen Mitgliedern nur noch eine Zahlung von 120 Euro in Aussicht, Nicht-Mitglieder erhalten 100 Euro. Als der Quoten-Handel 2022 über das Förderinstrument Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote) auch für Privatpersonen öffnete, überwies der Automobilclub noch bis zu 370 Euro je Elektro-Auto (Fahrzeugklasse M1). Für leichte E-Nutzfahrzeuge (N1) reichte der ADAC damals 550 Euro weiter, für E-Busse (M3) 14.000 Euro.

Stadtwerke Solingen bieten Kundschaft keinen THG-Service mehr an

Für Stadtwerke und andere Zwischenhändler, die ihre Dienstleistungen auch über Plattformen und Börsen anboten, gestaltete der Markt sich zunehmend unrentabler. Sie alle behalten einen Teil der Handelserlöse als Provision für sich ein. So meldete der Handelsplattform-Betreiber „eQuota GmbH“ im April 2023 Insolvenz an und begründete dies auch mit den bereits für 2023 gefallenen THG-Quotenpreisen (wir berichteten).

Schon Ende 2022 unterbreiteten etwa die Stadtwerke Solingen interessierten E-Mobilisten keine neue Offerte zur THG-Quote für das folgende Jahr. „Wir konnten nicht mehr annähernd so gute Angebote machen wie 2022“, sagt eine Sprecherin der Bergischen auf Anfrage unserer Redaktion. Ein Grund ist die Menge zu handelnder Fahrzeuge: Die Masse macht’s, wer mit „tonnenschweren“ Zertifikaten auf dem Markt handelt (siehe ADAC), kann bessere Konditionen bei den Abnehmern erwirken als Kleinhändler.

Doch der Quotenhandel unterliegt noch einem anderen gewichtigen Einfluss. Die zu erzielenden Einnahmen richten sich danach, wie viel CO2 je kWh in die Umwelt gelangt. Dafür errechnet das Umweltbundesamt (UBA) einen Energieerzeugungs-Referenzwert. Für 2024 ist die Energieproduktion in Deutschland des Jahres 2022 ausschlaggebend. Weil durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine der Anteil der Kohle am Strommix in jenem Jahr zunahm, fahren entsprechend auch Elektrofahrzeuge seither weniger „sauber“. Das UBA zertifiziert für Elektroautos im Jahr 2024 nur noch 0,65 Tonnen eingespartes CO2, im Jahr zuvor waren es noch 0,72 Tonnen. Dies trübt die Ökobilanz der Stromer etwas gegenüber den Verbrennern ein und schmälert direkt die THG-Quote für 2024.

Versorger aus Münster hält am Instrument der Kundenbindung fest

Hinzu kommen eigene Anstrengungen von CO2-ausstoßenden Unternehmen im Nachhaltigkeitssektor. Wer auf diesem Gebiet sukzessive die gewünschten und erforderlichen Fortschritte macht, benötigt auch weniger fremde THG-Zertikate. Die Folge: Die Nachfrage nach den CO2-Papieren sinkt, und E-Mobilisten müssen auch deswegen den Wertverlust hinnehmen.

Gleichwohl ist das Interesse von Stadtwerken an der Minderungsquote auch Selbstzweck. Die Umstellung der Dienstwagen- und Nahverkehrs-Flotten zahlt auf die eigene Öko-Bilanz ein und verringert die Notwendigkeit, selbst THG-Zertifikate einkaufen zu müssen. Mit der wachsenden Zahl an E-Bussen nehmen Versorger wie die Stadtwerke Münster selbst am THG-Handel teil und geben „die guten Konditionen an die Kundinnen und Kunden weiter“, so eine Sprecherin der Westfalen gegenüber unserer Redaktion.

Die Stadtwerke Münster bieten folglich auch jetzt an, die THG-Prämie für 2024 für die Kundschaft abzuwickeln. „Die Marge, die wir dadurch erzielen, ist minimal und deckt den Verwaltungsaufwand“ zum Beispiel für die zum Thema eingerichtete Website, so die Sprecherin. Damit sei das Serviceangebot „eher ein Instrument der Kundenbindung“.

Donnerstag, 21.12.2023, 15:30 Uhr
Volker Stephan

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