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Energie & Management > Frankreich - Frankreich will mehr Biomethan im Netz
Quelle: Fotolia / daboost
Frankreich

Frankreich will mehr Biomethan im Netz

Die Regierung in Frankreich will die Produktion von Biomethan in den kommenden Jahren mindestens verdoppeln. Dafür sollen in den kommenden Wochen neue Förderregeln greifen.
In Frankreich könnte Biomethan bald en vogue werden. Davon zeigten sich Branchenvertreter auf der größten heimischen Biogasmesse, Biogaz Expo, überzeugt, die am 8. Juni in Strasbourg zu Ende ging. Denn die Regierung in Paris hatte dort angekündigt, die Förderung in den kommenden Wochen so anzupassen, dass Neuprojekte wieder wirtschaftlich werden. So will sie ihre Pläne anschieben, bis 2028 zwischen 14 und 22 Milliarden kWh Biomethan zu erzeugen und in die Netze einzuspeisen. Aktuell produziert Frankreich 7 Milliarden kWh und deckt damit 1,6 Prozent seines Erdgasbedarfs. Das entspricht in etwa der gleichen Größenordnung wie in Deutschland.

Diese Anpassungen sind notwendig, denn unter den aktuellen Bedingungen seien Neuprojekte unattraktiv, sagt Luc Bodin vom französischen Energieverband ATEE. Zwar boomt derzeit der Markt. Im Jahr 2022 stieg die Zahl der neu gebauten Biomethan-Anlagen im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent auf rund 500 Stück. Biomethan-Anlagen waren maßgeblich verantwortlich, dass die Gesamtzahl der Biogas-Anlagen in Frankreich um 30 Prozent auf 1.700 Systeme angestiegen ist. Bei Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen auf Biogasbasis vermeldete die Regierung dagegen nur ein Plus von 3 Prozent.

Boom der Vergangenheit

Die Gründe für den Boom beim Biomethan liegen aber vor allem in der Vergangenheit. „Es gab bis 2019 einen für die Produzenten attraktiven Tarif“, so Bodin. So hatte sich die vom französischen Staat garantierte Vergütung (tarif d‘achat) für die Einspeisung von Biomethan bis 2019 kontinuierlich erhöht: auf 80 Euro und 120 Euro pro Megawattstunde, abhängig von Größe, eingesetzten Substraten und anderen Faktoren. Dieser Tarif gilt für 15 Jahre.

Da die Betreiber nach der Sicherung ihres Tarifes drei Jahre Zeit haben, um die Projekte zu realisieren, zeigte sich der Zuwachs im Jahr 2022. Auch 2023 dürfte noch ein gutes Jahr werden, nachdem die Frist noch einmal verlängert wurde. Weil aber die Regierung 2020 den Tarif umstellte, einen Deckel von maximal 25 Gigawattstunden Jahresproduktion einzog und eine kontinuierliche Degression von jährlich 2 Prozent einführte, sei die Zahl der Neuprojekte seitdem gefallen, so Bodin. „Unter 80 Euro je MWh sind Biomethan-Anlagen nicht wirtschaftlich.“ Das gelte umso mehr, seit die Inflation die Kosten hochtreibe.

Das habe auch die Regierung verstanden, die 2022 eine neue Ausschreibungsrunde für Großanlagen gestartet hatte, um neue Kapazitäten mit 1,6 Milliarden kWh Produktionspotenzial an das französische Erdgasnetz anzuschließen. Energiewendeministerin Barbara Pompili hatte das damit begründet, die Abhängigkeit von fossilen Energieimporten verringern zu wollen. Allerdings war die erste Runde Ende 2022 ein voller Flop. Kein einziges Angebot ging ein. Der Grundpreis von knapp 84 Euro/MWh sei angesichts der Inflation für Betreiber inakzeptabel gewesen, erklärt Bodin.

Mindestquote für Biomethan

Parallelität zu Deutschland: Auch hierzulande war die letzte Biomethan-Ausschreibung vor wenigen Wochen ein Desaster ohne ein einziges Angebot. Doch anders als in Berlin, wo Biomethan als ungeliebtes Kind gilt, ist Paris offenbar bereit nachzujustieren.

Eine Vertreterin des Energiewendeministeriums kündigte auf der Biogas Expo an, dass sowohl beim Einspeisetarif als auch bei der Ausschreibung noch im Sommer verbesserte Konditionen eingeführt werden sollen. Zudem plant Paris, zeitnah eine Mindestquote für Biomethan einzuführen, die für Frankreichs Gasversorger gelten soll.

Freitag, 16.06.2023, 11:12 Uhr
Oliver Ristau
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Quelle: Fotolia / daboost
Frankreich
Frankreich will mehr Biomethan im Netz
Die Regierung in Frankreich will die Produktion von Biomethan in den kommenden Jahren mindestens verdoppeln. Dafür sollen in den kommenden Wochen neue Förderregeln greifen.
In Frankreich könnte Biomethan bald en vogue werden. Davon zeigten sich Branchenvertreter auf der größten heimischen Biogasmesse, Biogaz Expo, überzeugt, die am 8. Juni in Strasbourg zu Ende ging. Denn die Regierung in Paris hatte dort angekündigt, die Förderung in den kommenden Wochen so anzupassen, dass Neuprojekte wieder wirtschaftlich werden. So will sie ihre Pläne anschieben, bis 2028 zwischen 14 und 22 Milliarden kWh Biomethan zu erzeugen und in die Netze einzuspeisen. Aktuell produziert Frankreich 7 Milliarden kWh und deckt damit 1,6 Prozent seines Erdgasbedarfs. Das entspricht in etwa der gleichen Größenordnung wie in Deutschland.

Diese Anpassungen sind notwendig, denn unter den aktuellen Bedingungen seien Neuprojekte unattraktiv, sagt Luc Bodin vom französischen Energieverband ATEE. Zwar boomt derzeit der Markt. Im Jahr 2022 stieg die Zahl der neu gebauten Biomethan-Anlagen im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent auf rund 500 Stück. Biomethan-Anlagen waren maßgeblich verantwortlich, dass die Gesamtzahl der Biogas-Anlagen in Frankreich um 30 Prozent auf 1.700 Systeme angestiegen ist. Bei Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen auf Biogasbasis vermeldete die Regierung dagegen nur ein Plus von 3 Prozent.

Boom der Vergangenheit

Die Gründe für den Boom beim Biomethan liegen aber vor allem in der Vergangenheit. „Es gab bis 2019 einen für die Produzenten attraktiven Tarif“, so Bodin. So hatte sich die vom französischen Staat garantierte Vergütung (tarif d‘achat) für die Einspeisung von Biomethan bis 2019 kontinuierlich erhöht: auf 80 Euro und 120 Euro pro Megawattstunde, abhängig von Größe, eingesetzten Substraten und anderen Faktoren. Dieser Tarif gilt für 15 Jahre.

Da die Betreiber nach der Sicherung ihres Tarifes drei Jahre Zeit haben, um die Projekte zu realisieren, zeigte sich der Zuwachs im Jahr 2022. Auch 2023 dürfte noch ein gutes Jahr werden, nachdem die Frist noch einmal verlängert wurde. Weil aber die Regierung 2020 den Tarif umstellte, einen Deckel von maximal 25 Gigawattstunden Jahresproduktion einzog und eine kontinuierliche Degression von jährlich 2 Prozent einführte, sei die Zahl der Neuprojekte seitdem gefallen, so Bodin. „Unter 80 Euro je MWh sind Biomethan-Anlagen nicht wirtschaftlich.“ Das gelte umso mehr, seit die Inflation die Kosten hochtreibe.

Das habe auch die Regierung verstanden, die 2022 eine neue Ausschreibungsrunde für Großanlagen gestartet hatte, um neue Kapazitäten mit 1,6 Milliarden kWh Produktionspotenzial an das französische Erdgasnetz anzuschließen. Energiewendeministerin Barbara Pompili hatte das damit begründet, die Abhängigkeit von fossilen Energieimporten verringern zu wollen. Allerdings war die erste Runde Ende 2022 ein voller Flop. Kein einziges Angebot ging ein. Der Grundpreis von knapp 84 Euro/MWh sei angesichts der Inflation für Betreiber inakzeptabel gewesen, erklärt Bodin.

Mindestquote für Biomethan

Parallelität zu Deutschland: Auch hierzulande war die letzte Biomethan-Ausschreibung vor wenigen Wochen ein Desaster ohne ein einziges Angebot. Doch anders als in Berlin, wo Biomethan als ungeliebtes Kind gilt, ist Paris offenbar bereit nachzujustieren.

Eine Vertreterin des Energiewendeministeriums kündigte auf der Biogas Expo an, dass sowohl beim Einspeisetarif als auch bei der Ausschreibung noch im Sommer verbesserte Konditionen eingeführt werden sollen. Zudem plant Paris, zeitnah eine Mindestquote für Biomethan einzuführen, die für Frankreichs Gasversorger gelten soll.

Freitag, 16.06.2023, 11:12 Uhr
Oliver Ristau

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