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Energie & Management > Windkraft Onshore - Einzigartiges Testfeld soll 2023 in Betrieb gehen
Quelle: Fotolia / Mellimage
Windkraft Onshore

Einzigartiges Testfeld soll 2023 in Betrieb gehen

Das weltweit einzigartige Testfeld für Windkraft, Winsent auf der Schwäbischen Alb, ist zwar errichtet, die Rotoren drehen sich aber noch nicht. Das soll sich bis Jahresende ändern.
Bis Ende dieses Jahres − hofft Frithjof Staiß, geschäftsführender Vorstand des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) im Gespräch mit dieser Redaktion − erzeugt das Windkraft-Testfeld „Winsent“ den ersten Ökostrom. Im September ist der „Wind Science and Engineering Test Site in Complex Terrain“ in Donzdorf auf der Schwäbischen Nordostalb offiziell eröffnet worden (wir berichteten). Er umfasst zwei nur etwa 70 Meter hohe 750-kW-Testwindräder mit digitalen Zwillingen sowie vier 100 Meter hohe Messmasten und Artenschutz-Begleitforschungs-Einrichtungen. Im Januar waren die obersten zwei Turmsegmente aufgesetzt worden, im März war die Anlage faktisch errichtet.

Aber die Windenergieanlagen speisen noch nicht ein. Bei einer der beiden stehen sogar die Rotorblätter still. Ursache laut Projektleiter Andreas Rettenmeier bei einem Besuch von Franziska Brantner (Grüne), Parlamentarischer Staatssekretärin beim Bundeswirtschaftsministerium (BMWK), am 20. Oktober: Der Auftragnehmer für die Steuerungssoftware ist wegen Fachkräftemangels noch nicht fertig.

Klage eines weit entfernten Umweltverbandes

Laut ZSW-Chef-Forscher Staiß ist Winsent nicht nur das einzige Windenergieanlagen-Testfeld weltweit für gebirgiges Gelände. Das ZSW kann es zudem unabhängig von den Windturbinen-Herstellern betreiben, weil es selbst zum "Hersteller" wurde, indem es alle Komponenten direkt konfiguriert und beschafft hat. Das Testfeld steht der heimischen Industrie sowie dem Windenergie-Forschungscluster Süddeutschland (Windfors) zur Verfügung.
 
Eines der beiden Windräder und einer der vier Messmasten im Testfeld "Winsent" auf der Alb im Oktober 2023
Quelle: E&M / Georg Eble

Das BMWK und das baden-württembergische Umweltministerium hatten das Winsent mit 12,7 und 1,9 Millionen Euro gefördert. Staiß dankte der Parlamentarischen Staatssekretärin Franziska Brantner und der Regierungspräsidentin Susanne Bay (Grüne) für deren Geduld bei den Verzögerungen des Testfelds. Die eine Ursache seien Lieferprobleme seit der Corona-Zeit gewesen, so Staiß, die andere eine Verbandsklage eines nicht betroffenen Umweltverbandes aus dem Westerwald gegen die Genehmigung durch das Landratsamt Göppingen. Diese habe das Projekt alleine neun Monate verzögert. Seit den Gesetzesreformen der Ampel haben solche Klagen keine aufschiebende Wirkung mehr.

Einzigartiges System gegen Rotmilan-Kollisionen

Einzigartig ist im Winsent auch der Prototyp eines Anti-Kollisions-Systems für Rotmilane, das auf Künstlicher Intelligenz beruht. Laut Projektleiter Rettenmeier meldet es 97 Prozent der Anflüge dieses Raubvogels rechtzeitig 500 Meter vor den Rotorblättern, sodass diese kurzzeitig abgeschaltet werden. Jeder soll das System kaufen dürfen, dessen Zertifizierung für Sommer 2024 erwartet wird. Das ZSW geht laut Rettenmeier dann von einem Preis von 100.000 bis 150.000 Euro aus. Auch privatwirtschaftliche Anbieter dürfen ihre Vogeldetektions-Systeme im Winsent testen.
 
Die Kameras des Rotmilan-Anti-Kollisions-Systems im Windkraft-Testfeld auf der Alb
Quelle: E&M / Georg Eble

Einmalig am Winsent sei auch, dass sich die beiden Windenergieanlagen nach dem Rat der Ornithologen von der Schweizerischen Vogelwarte drosseln lassen. Deren Einbindung in die Rotmilan-Tests, so Rettenmeier weiter, garantiere deren Unabhängigkeit von wirtschaftlichen oder Energiewende-Interessen. Sie fangen die Rotmilane in der Nähe mithilfe echter Lock-Uhus in harmlosen Netzen, versehen sie mit Sendern und lassen sie wieder frei.

Und wie es der Zufall will, fliegt der eine, der gerade da ist, bei der Busabfahrt der Journalisten ganz in der Nähe vorbei. Die ZSW-Wissenschaftler hatten ihm 2022 den Namen „Robi“ gegeben, nach dem grünen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck.

Montag, 23.10.2023, 16:56 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Windkraft Onshore - Einzigartiges Testfeld soll 2023 in Betrieb gehen
Quelle: Fotolia / Mellimage
Windkraft Onshore
Einzigartiges Testfeld soll 2023 in Betrieb gehen
Das weltweit einzigartige Testfeld für Windkraft, Winsent auf der Schwäbischen Alb, ist zwar errichtet, die Rotoren drehen sich aber noch nicht. Das soll sich bis Jahresende ändern.
Bis Ende dieses Jahres − hofft Frithjof Staiß, geschäftsführender Vorstand des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) im Gespräch mit dieser Redaktion − erzeugt das Windkraft-Testfeld „Winsent“ den ersten Ökostrom. Im September ist der „Wind Science and Engineering Test Site in Complex Terrain“ in Donzdorf auf der Schwäbischen Nordostalb offiziell eröffnet worden (wir berichteten). Er umfasst zwei nur etwa 70 Meter hohe 750-kW-Testwindräder mit digitalen Zwillingen sowie vier 100 Meter hohe Messmasten und Artenschutz-Begleitforschungs-Einrichtungen. Im Januar waren die obersten zwei Turmsegmente aufgesetzt worden, im März war die Anlage faktisch errichtet.

Aber die Windenergieanlagen speisen noch nicht ein. Bei einer der beiden stehen sogar die Rotorblätter still. Ursache laut Projektleiter Andreas Rettenmeier bei einem Besuch von Franziska Brantner (Grüne), Parlamentarischer Staatssekretärin beim Bundeswirtschaftsministerium (BMWK), am 20. Oktober: Der Auftragnehmer für die Steuerungssoftware ist wegen Fachkräftemangels noch nicht fertig.

Klage eines weit entfernten Umweltverbandes

Laut ZSW-Chef-Forscher Staiß ist Winsent nicht nur das einzige Windenergieanlagen-Testfeld weltweit für gebirgiges Gelände. Das ZSW kann es zudem unabhängig von den Windturbinen-Herstellern betreiben, weil es selbst zum "Hersteller" wurde, indem es alle Komponenten direkt konfiguriert und beschafft hat. Das Testfeld steht der heimischen Industrie sowie dem Windenergie-Forschungscluster Süddeutschland (Windfors) zur Verfügung.
 
Eines der beiden Windräder und einer der vier Messmasten im Testfeld "Winsent" auf der Alb im Oktober 2023
Quelle: E&M / Georg Eble

Das BMWK und das baden-württembergische Umweltministerium hatten das Winsent mit 12,7 und 1,9 Millionen Euro gefördert. Staiß dankte der Parlamentarischen Staatssekretärin Franziska Brantner und der Regierungspräsidentin Susanne Bay (Grüne) für deren Geduld bei den Verzögerungen des Testfelds. Die eine Ursache seien Lieferprobleme seit der Corona-Zeit gewesen, so Staiß, die andere eine Verbandsklage eines nicht betroffenen Umweltverbandes aus dem Westerwald gegen die Genehmigung durch das Landratsamt Göppingen. Diese habe das Projekt alleine neun Monate verzögert. Seit den Gesetzesreformen der Ampel haben solche Klagen keine aufschiebende Wirkung mehr.

Einzigartiges System gegen Rotmilan-Kollisionen

Einzigartig ist im Winsent auch der Prototyp eines Anti-Kollisions-Systems für Rotmilane, das auf Künstlicher Intelligenz beruht. Laut Projektleiter Rettenmeier meldet es 97 Prozent der Anflüge dieses Raubvogels rechtzeitig 500 Meter vor den Rotorblättern, sodass diese kurzzeitig abgeschaltet werden. Jeder soll das System kaufen dürfen, dessen Zertifizierung für Sommer 2024 erwartet wird. Das ZSW geht laut Rettenmeier dann von einem Preis von 100.000 bis 150.000 Euro aus. Auch privatwirtschaftliche Anbieter dürfen ihre Vogeldetektions-Systeme im Winsent testen.
 
Die Kameras des Rotmilan-Anti-Kollisions-Systems im Windkraft-Testfeld auf der Alb
Quelle: E&M / Georg Eble

Einmalig am Winsent sei auch, dass sich die beiden Windenergieanlagen nach dem Rat der Ornithologen von der Schweizerischen Vogelwarte drosseln lassen. Deren Einbindung in die Rotmilan-Tests, so Rettenmeier weiter, garantiere deren Unabhängigkeit von wirtschaftlichen oder Energiewende-Interessen. Sie fangen die Rotmilane in der Nähe mithilfe echter Lock-Uhus in harmlosen Netzen, versehen sie mit Sendern und lassen sie wieder frei.

Und wie es der Zufall will, fliegt der eine, der gerade da ist, bei der Busabfahrt der Journalisten ganz in der Nähe vorbei. Die ZSW-Wissenschaftler hatten ihm 2022 den Namen „Robi“ gegeben, nach dem grünen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck.

Montag, 23.10.2023, 16:56 Uhr
Georg Eble

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