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Energie & Management > Elektrofahrzeuge - E-Mobilität mit Imageproblem
Quelle: Pixabay / Mikes-Photography
Elektrofahrzeuge

E-Mobilität mit Imageproblem

Hohe Anschaffungskosten und wenig Vertrauen in die Ladeinfrastrukur halten Verbraucher noch immer vom E-Auto-Kauf ab. Dena und Acatech fordern Ausbau und Information.
 
15 Millionen Elektroautos sollen 2030 in Deutschland zugelassen sein. Angesichts der derzeitigen Marktentwicklung ein fast unerreichbares Ziel, warnt die Deutsche Energie-Agentur (Dena).

In ihrem aktuellen „Monitoringbericht: Neuzulassungen alternativer Antriebe in Deutschland 2023“ zieht die Agentur damit ein ernüchterndes Fazit der Marktentwicklung von Pkw mit alternativen Antrieben: Von 2,84 Millionen neu zugelassenen Pkw wiesen 2023 mit 1,38 Millionen zwar fast die Hälfte der Fahrzeuge hybride, vollelektrische oder brennstoffzellenbasierte Antriebe auf. Aber mit nur etwa 5 Prozent habe sich das Wachstum dieser alternativen Antriebsarten deutlich verlangsamt: 2022 hatte es noch bei 17 Prozent gelegen.

Betrachte man nur die rein elektrisch angetriebenen Pkw (BEV), so liege die Wachstumsrate bei 11 Prozent und damit deutlich unter den notwendigen Steigerungsraten. Setze sich das Wachstum des E-Auto-Anteils auf diesem Niveau fort, so die Dena, würden bis 2030 nur rund 7 Millionen E-Pkw auf die Straße gebracht und somit der angestrebte Wert von 15 Millionen Neuzulassungen bei E-Autos deutlich verfehlt. Damit das Ziel erreicht werden kann, müsste die Wachstumsrate wieder auf das Niveau von über 32 Prozent aus dem Jahr 2022 steigen.

Noch aber seien unter den alternativen Antrieben Hybride (Mild- und Voll-Hybride) mit insgesamt 23,4 Prozent Marktanteil 2023 am beliebtesten gewesen. BEV belegten den zweiten Platz mit einem leicht gestiegenen Marktanteil von 18,4 Prozent (2022: 17,8 Prozent). Insgesamt wurden 2023 2,8 Millionen Pkw in Deutschland neu zugelassen. Das sind rund 194.000 Pkw mehr als im Jahr 2022 und entspricht einem Anstieg der Pkw-Neuzulassungen um 7,3 Prozent.
 
 
Planungssicherheit und Information

Unter den Bundesländern liegt dem Monitoringbericht zufolge Berlin mit einem relativen Marktanteil von 56 Prozent neu zugelassener alternativer Antriebe erneut vorne, während Bremen den größten relativen Zuwachs verzeichnete (2,3 Prozentpunkte). Die drei einwohnerstärksten Bundesländer Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg weisen wie im Vorjahr in absoluten Zahlen die meisten Neuzulassungen von Pkw mit alternativem Antrieb auf.

Die Neuzulassungszahlen für 2023 zeigten, so das Fazit der Dena, dass sich der Automarkt allmählich von dem pandemiebedingten Einbruch erhole. Auch die ersten Zulassungszahlen für 2024 bestätigten diese Beobachtung. Um aber die Klimaschutzziele im Verkehrssektor erreichen zu können, müsse insbesondere der Hochlauf der Elektromobilität deutlich beschleunigt werden. Dabei seien die europäischen CO2-Flottengrenzwerte ein wichtiger Hebel, der auch Planungssicherheit für die Automobilindustrie schaffe. Auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur sowie die Einführung des sogenannten „Pkw-Labels“, mit dem Energieeffizienz- und Kostenvorteile klimafreundlicher Fahrzeuge aufgezeigt werden sollen.

Denn noch haben E-Autos in Deutschland ein Image-Problem: einer aktuellen Allensbach-Umfrage zufolge ziehen nur 17 Prozent der Befragten für ihren nächsten Autokauf ein E-Auto in Betracht. 2021 waren es noch 24 Prozent, wie der im Auftrag der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (Acatech) „Mobilitätsmonitor 2024“ ergab. 60 Prozent der Befragten halten demnach die Reichweite von Elektroautos für zu gering. Ebenfalls 60 Prozent stellen infrage, ob Elektroautos tatsächlich umweltfreundlicher als Pkw mit anderen Antriebsarten sind. Die Grundlage für diese Einschätzungen sind bei 64 Prozent der Befragten Informationen von Freunden oder Kollegen. 55 Prozent setzen auf die Informationsquelle Fernsehen, 42 Prozent auf das Internet und 35 Prozent informieren sich in Zeitungen und Zeitschriften.

Fortschritte werden nicht wahrgenommen

„Der Mobilitätsmonitor 2024 zeigt deutlich, dass viele Menschen in Deutschland beim Thema E-Mobilität noch weitere Informationen benötigen“, kommentiert Acatech-Präsident Thomas Weber die Ergebnisse. „Fast die Hälfte der Befragten traute sich bei der Frage nach der geschätzten Ladezeit eines E-Autos keine Angabe zu. Auch Fortschritte bei der Ladeinfrastruktur und Reichweite werden von der Bevölkerung scheinbar nicht wahrgenommen. Wir brauchen hier dringend weitere gemeinsame Anstrengungen, um den Menschen das Wissen für eine fundierte Meinungsbildung zur Verfügung zu stellen.“

Eine Einschätzung, die auch Dena-Geschäftsführerin Kristina Haverkamp teilt: „Das Angebot an elektrischen Fahrzeugen nimmt zu, allerdings sind hohe Anschaffungskosten und mangelnde Ladeoptionen nach wie vor Faktoren, die Verbraucherinnen und Verbraucher häufig zu Alternativen, wie den Hybriden, oder gar doch wieder zum Benziner greifen lassen. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur und von Informationsangeboten zum Beispiel zu den Betriebskosten sind deshalb jetzt besonders wichtig für das Vertrauen in die neuen Antriebsarten.“

Montag, 29.04.2024, 13:10 Uhr
Katia Meyer-Tien
Energie & Management > Elektrofahrzeuge - E-Mobilität mit Imageproblem
Quelle: Pixabay / Mikes-Photography
Elektrofahrzeuge
E-Mobilität mit Imageproblem
Hohe Anschaffungskosten und wenig Vertrauen in die Ladeinfrastrukur halten Verbraucher noch immer vom E-Auto-Kauf ab. Dena und Acatech fordern Ausbau und Information.
 
15 Millionen Elektroautos sollen 2030 in Deutschland zugelassen sein. Angesichts der derzeitigen Marktentwicklung ein fast unerreichbares Ziel, warnt die Deutsche Energie-Agentur (Dena).

In ihrem aktuellen „Monitoringbericht: Neuzulassungen alternativer Antriebe in Deutschland 2023“ zieht die Agentur damit ein ernüchterndes Fazit der Marktentwicklung von Pkw mit alternativen Antrieben: Von 2,84 Millionen neu zugelassenen Pkw wiesen 2023 mit 1,38 Millionen zwar fast die Hälfte der Fahrzeuge hybride, vollelektrische oder brennstoffzellenbasierte Antriebe auf. Aber mit nur etwa 5 Prozent habe sich das Wachstum dieser alternativen Antriebsarten deutlich verlangsamt: 2022 hatte es noch bei 17 Prozent gelegen.

Betrachte man nur die rein elektrisch angetriebenen Pkw (BEV), so liege die Wachstumsrate bei 11 Prozent und damit deutlich unter den notwendigen Steigerungsraten. Setze sich das Wachstum des E-Auto-Anteils auf diesem Niveau fort, so die Dena, würden bis 2030 nur rund 7 Millionen E-Pkw auf die Straße gebracht und somit der angestrebte Wert von 15 Millionen Neuzulassungen bei E-Autos deutlich verfehlt. Damit das Ziel erreicht werden kann, müsste die Wachstumsrate wieder auf das Niveau von über 32 Prozent aus dem Jahr 2022 steigen.

Noch aber seien unter den alternativen Antrieben Hybride (Mild- und Voll-Hybride) mit insgesamt 23,4 Prozent Marktanteil 2023 am beliebtesten gewesen. BEV belegten den zweiten Platz mit einem leicht gestiegenen Marktanteil von 18,4 Prozent (2022: 17,8 Prozent). Insgesamt wurden 2023 2,8 Millionen Pkw in Deutschland neu zugelassen. Das sind rund 194.000 Pkw mehr als im Jahr 2022 und entspricht einem Anstieg der Pkw-Neuzulassungen um 7,3 Prozent.
 
 
Planungssicherheit und Information

Unter den Bundesländern liegt dem Monitoringbericht zufolge Berlin mit einem relativen Marktanteil von 56 Prozent neu zugelassener alternativer Antriebe erneut vorne, während Bremen den größten relativen Zuwachs verzeichnete (2,3 Prozentpunkte). Die drei einwohnerstärksten Bundesländer Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg weisen wie im Vorjahr in absoluten Zahlen die meisten Neuzulassungen von Pkw mit alternativem Antrieb auf.

Die Neuzulassungszahlen für 2023 zeigten, so das Fazit der Dena, dass sich der Automarkt allmählich von dem pandemiebedingten Einbruch erhole. Auch die ersten Zulassungszahlen für 2024 bestätigten diese Beobachtung. Um aber die Klimaschutzziele im Verkehrssektor erreichen zu können, müsse insbesondere der Hochlauf der Elektromobilität deutlich beschleunigt werden. Dabei seien die europäischen CO2-Flottengrenzwerte ein wichtiger Hebel, der auch Planungssicherheit für die Automobilindustrie schaffe. Auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur sowie die Einführung des sogenannten „Pkw-Labels“, mit dem Energieeffizienz- und Kostenvorteile klimafreundlicher Fahrzeuge aufgezeigt werden sollen.

Denn noch haben E-Autos in Deutschland ein Image-Problem: einer aktuellen Allensbach-Umfrage zufolge ziehen nur 17 Prozent der Befragten für ihren nächsten Autokauf ein E-Auto in Betracht. 2021 waren es noch 24 Prozent, wie der im Auftrag der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (Acatech) „Mobilitätsmonitor 2024“ ergab. 60 Prozent der Befragten halten demnach die Reichweite von Elektroautos für zu gering. Ebenfalls 60 Prozent stellen infrage, ob Elektroautos tatsächlich umweltfreundlicher als Pkw mit anderen Antriebsarten sind. Die Grundlage für diese Einschätzungen sind bei 64 Prozent der Befragten Informationen von Freunden oder Kollegen. 55 Prozent setzen auf die Informationsquelle Fernsehen, 42 Prozent auf das Internet und 35 Prozent informieren sich in Zeitungen und Zeitschriften.

Fortschritte werden nicht wahrgenommen

„Der Mobilitätsmonitor 2024 zeigt deutlich, dass viele Menschen in Deutschland beim Thema E-Mobilität noch weitere Informationen benötigen“, kommentiert Acatech-Präsident Thomas Weber die Ergebnisse. „Fast die Hälfte der Befragten traute sich bei der Frage nach der geschätzten Ladezeit eines E-Autos keine Angabe zu. Auch Fortschritte bei der Ladeinfrastruktur und Reichweite werden von der Bevölkerung scheinbar nicht wahrgenommen. Wir brauchen hier dringend weitere gemeinsame Anstrengungen, um den Menschen das Wissen für eine fundierte Meinungsbildung zur Verfügung zu stellen.“

Eine Einschätzung, die auch Dena-Geschäftsführerin Kristina Haverkamp teilt: „Das Angebot an elektrischen Fahrzeugen nimmt zu, allerdings sind hohe Anschaffungskosten und mangelnde Ladeoptionen nach wie vor Faktoren, die Verbraucherinnen und Verbraucher häufig zu Alternativen, wie den Hybriden, oder gar doch wieder zum Benziner greifen lassen. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur und von Informationsangeboten zum Beispiel zu den Betriebskosten sind deshalb jetzt besonders wichtig für das Vertrauen in die neuen Antriebsarten.“

Montag, 29.04.2024, 13:10 Uhr
Katia Meyer-Tien

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