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Aus Der Zeitung

"Dynamische Tarife sind kein Problem"

Die Nachfrage nach Smart Meter Gateways steigt, weil Funktionen wichtiger werden. Was das für die Hersteller bedeutet, erläutert Ruwen Konzelmann von der Theben Smart Energy GmbH.
E&M: Herr Konzelmann, das Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende soll den Rollout von intelligenten Messsystemen agiler machen und beschleunigen. Spüren Sie als Smart-Meter-Gateway-Hersteller davon etwas?

Konzelmann: Es ist ein Ruck durch den Markt gegangen. Die Messstellenbetreiber sind spürbar erleichtert, dass der regulatorische Rahmen angepasst wurde und nun auch verlässlich ist, sodass sie ihre Strategie − natürlich auch die Rollout-Strategie − entsprechend ausrichten können. Mehr und mehr Unternehmen überlegen jetzt tatsächlich, ob sie nicht gleich in den Voll-Rollout gehen sollen. Denn sie müssen davon ausgehen, dass mit wachsender Zahl an Wärmepumpen und Wallboxen immer mehr Messlokationen unter den Pflichteinbau fallen. Daneben gibt es ja auch die Vorgabe, dass Wärmepumpen, Wallboxen und PV-Anlagen steuerbar sein müssen. Da kann es sinnvoll sein, gleich in die Vollen zu gehen − vielleicht noch nicht gleich Anfang 2024, aber im Laufe des kommenden und des übernächsten Jahres.

E&M: Wie wirken sich diese Überlegungen auf Ihre Produktion aus?

Konzelmann: Wir bereiten uns auf einen kurzfristigen starken Anstieg der Nachfrage vor. Unsere Produktion war bisher auf etwas mehr als 300.000 Smart Meter Gateways ausgerichtet. Mit der Einführung des ersten Fertigungsroboters Anfang des Jahres haben wir einen wichtigen Schritt in Richtung Automatisierung gemacht. Dazu kommt die Erweiterung der Bestückungslinie in diesem Sommer, sodass wir jährlich rund 600.000 Geräte herstellen können. Aber wir haben noch weitere Investitionen geplant und wollen 2024 die Voraussetzungen für eine Produktion von 800.000 bis 1 Million Geräten schaffen.
 
Ruwen Konzelmann
Quelle: Theben

E&M: Über welches Investitionsvolumen sprechen wir hier?

Konzelmann: Über eine siebenstellige Zahl, bei der keine Eins mehr ganz vorne steht. 2 bis 3 Millionen Euro muss man beispielsweise für eine SMD-Bestückungslinie (Surface Mounted Device; d. Red.) schon in die Hand nehmen.

E&M: Sie haben im Frühjahr die Theben Smart Energy gegründet. Ist es leichter, solche Projekte mit einer eigenen Gesellschaft als mit einer Business Unit anzugehen?

Konzelmann: Die Ausgründung war ein wichtiger Schritt, um die Dynamik, die wir in den letzten Jahren in diesem Geschäftsfeld erlebt haben, aufrechtzuerhalten. Theben als Gruppe hat ja viele Geschäftsbereiche, etwa Gebäudeautomation, Sensorik oder Zeitschalttechnik. Mit einer eigenen Gesellschaft, in der die Smart-Energy-Themen gebündelt sind, können wir sehr zielgerichtet agieren. Und unsere Gesellschafter wollen mit ihrem Engagement unterstreichen, wie wichtig das Energieumfeld und die Energiewende sind. Es zeigt außerdem, dass wir hier eine sehr gute Grundlage für weiteres Wachstum gelegt haben. Deshalb werden unsere Gesellschafter in den nächsten Jahren auch 60 Millionen Euro allein in den Standort Haigerloch investieren. Ein großer Teil davon geht in die Erweiterung der Produktion und die Optimierung der Logistik.

E&M: Um produzieren zu können, brauchen Sie aber erst einmal die entsprechenden Bauteile. Im vergangenen Jahr war es ja nicht so einfach, diese zu bekommen.

Konzelmann: Das stimmt. Im letzten Jahr hatte die gesamte Branche − im Grunde alle Unternehmen, die Elektronikbauteile verwenden − mit großen Herausforderungen zu kämpfen. Das ist immer noch ein Thema für uns, aber unsere Kunden spüren es nicht mehr, wobei wir selbst im vergangenen Jahr fast immer lieferfähig waren. Wir haben Anpassungen im Einkauf und bei der Logistik vorgenommen und unser Partnernetzwerk deutlich erweitert. Wir mussten zwar zum Teil sehr langfristige Abnahmeverpflichtungen eingehen. Das hat natürlich zu einer gewissen Kapitalbindung geführt. Aber wir haben unsere Lieferfähigkeit gesichert.

E&M: Haben sich auch die Preise der Bauteile stark verändert?

Konzelmann: Das ist wie bei allen knappen Gütern. Wir haben aber immer transparent mit unseren Kunden kommuniziert, ihnen zum Beispiel auch klar gesagt, dass es erheblich mehr kostet, wenn wir bei Brokern kaufen. Wenn es der Wunsch unserer Kunden war, haben wir das auch gemacht.

E&M: Was bedeutet erheblich mehr?

Konzelmann: Die Preise bei Brokern können durchaus beim Hundertfachen des Preises liegen, den die Hersteller verlangen. Allerdings hat sich mittlerweile die Verfügbarkeit von Bauteilen verbessert. Wir haben derzeit keine Bedenken, dass wir nicht die notwendigen Stückzahlen bekommen. Wir haben aktuell kein einziges Fehlteil. Das liegt daran, dass wir ein besonderes Augenmerk auf die kritischen Bauteile legen und die Beschaffung entsprechend managen. Noch nicht kurzfristig, aber in Zukunft werden wir ja auch in Europa neue Chipfabriken haben, sodass es noch mehr Beschaffungsalternativen geben wird.

E&M: Können Sie bei kritischen Bauteilen auch auf Alternativen zurückgreifen?

Konzelmann: Grundsätzlich können wir auf Alternativen zurückgreifen. Aber wenn die einen Bauteile knapp sind, sind es die anderen oft auch. Dann unterscheiden sich die Lieferfristen nur geringfügig. Aber manchmal kommt man auch zwei, drei Monate schneller zu seiner Lieferung.

E&M: Müssen Sie dann noch einmal durch die Zertifizierung, wenn Sie Bauteile tauschen?

Konzelmann: Wir müssen nicht in jedem Fall re-zertifizieren. Wir legen immer am Anfang der Geräteentwicklung einige Bauteile als Alternativen fest, die wir mitqualifizieren. Wenn es allerdings um ein Bauteil innerhalb des sogenannten Targets of Evaluation geht, muss man rezertifizieren.

E&M: Wie lange dauert dann dieser Prozess?

Konzelmann: Die Re-Zertifizierung geht relativ schnell. Sie dauert aber immer noch Monate. Denn es muss richtig getestet und dokumentiert werden. Das dauert aber nicht mehr Jahre wie bei der ersten Zertifizierung. Mittlerweile sind die entsprechenden Prozesse eingeschwungen und sowohl unsere Ansprechpartner beim BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik; d. Red.) als auch wir wissen, was für ein effizientes Verfahren notwendig ist.

E&M: Das Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende soll ja den Rollout agiler machen und ermöglicht praktisch jederzeit, neue Funktionen per Software-Update auf die Smart Meter Gateways zu bringen. Welche Erweiterungen stehen aktuell an?

Konzelmann: Als Nächstes liegt der Fokus auf der CLS-Funktionalität zur interoperablen Anbindung von Schalt- und Steuergeräten. Diese Funktionalität wird für die kommenden Anwendungen zur Einbindung der Energiewendetechnologien hoch priorisiert.

E&M: Das Schalten und Steuern an sich ist aber schon möglich, auch wenn es im Produktivbetrieb noch nicht praktiziert wird, oder?

Konzelmann: Das liegt daran, dass der regulatorische Rahmen für die steuerbaren Verbrauchseinrichtungen nach Paragraf 14a EnWG noch fehlt. Aber die entsprechende Festlegung der Bundesnetzagentur ist ja auf der Zielgeraden, genauso wie die Technische Richtlinie des BSI für die Steuerbox.
E&M: Die Technische Richtlinie hat ja schon im vergangenen Jahr eine Konsultationsphase durchlaufen.

Konzelmann: Das stimmt. Aber im Moment gehen eigentlich alle Branchenvertreter von einer zeitnahen Veröffentlichung und Verabschiedung im Gateway-Standardisierungsausschuss beim Bundeswirtschaftsministerium aus.

E&M: Und geräteseitig sind auch die Voraussetzungen für dynamische Tarife geschaffen?

Konzelmann: Dynamische Tarife sind kein Problem. Man braucht dafür Netzzustandsdaten sowie feingranulare Messwerte. Und man muss wissen, wie viel Strom man dynamisch anbieten kann. Mit den Tarifanwendungsfällen sieben, neun, zehn und 14 sind diese Informationen verfügbar. Aktuell sind wir bei drei Pilotprojekten dabei, die solche dynamischen Tarife erproben. Hier funktioniert alles sehr gut.

E&M: Gibt es noch weitere Funktionen, die demnächst verfügbar sein werden?

Konzelmann: Mit dem Wegfall der Drei-Hersteller-Regel hat jeder Hersteller die Möglichkeit, neue Funktionen auf das Gateway zu bringen, wann immer er so weit ist. Man kann jetzt also einen Wettbewerbsvorteil realisieren. Daher will ich hier nicht zu viel verraten.
 

Vom Geschäftsbereich zur eigenständigen Einheit

Die Theben Smart Energy GmbH wurde im April 2023 im Zuge der Ausgliederung des Smart-Meter-Gateway-Geschäfts aus der Theben AG gegründet. Dieses war bis dahin als Geschäftsbereich geführt worden. Wie die Mutter hat auch die Tochter ihren Sitz im schwäbischen Haigerloch, rund 70 Kilometer südwestlich von Stuttgart. Hauptmotiv war die Erhöhung der unternehmerischen Flexibilität, wie es Paul Sebastian Schwenk, Vorstandsvorsitzender der Theben AG, gemeinsam mit Ruwen Konzelmann, Geschäftsführer der neuen Gesellschaft, damals formulierte. Außerdem wolle man der „speziellen Wachstumsdynamik“ des Smart-Meter-Gateway-Geschäfts Rechnung tragen. In der Theben Smart Energy sind sowohl die Entwicklung als auch die Zertifizierung und der Vertrieb der Smart Meter Gateways mit den dazugehörigen Systemeinheiten angesiedelt. Auch die Fertigung der Geräte erfolgt am Standort.
 

Montag, 16.10.2023, 09:00 Uhr
Fritz Wilhelm
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Quelle: E&M
Aus Der Zeitung
"Dynamische Tarife sind kein Problem"
Die Nachfrage nach Smart Meter Gateways steigt, weil Funktionen wichtiger werden. Was das für die Hersteller bedeutet, erläutert Ruwen Konzelmann von der Theben Smart Energy GmbH.
E&M: Herr Konzelmann, das Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende soll den Rollout von intelligenten Messsystemen agiler machen und beschleunigen. Spüren Sie als Smart-Meter-Gateway-Hersteller davon etwas?

Konzelmann: Es ist ein Ruck durch den Markt gegangen. Die Messstellenbetreiber sind spürbar erleichtert, dass der regulatorische Rahmen angepasst wurde und nun auch verlässlich ist, sodass sie ihre Strategie − natürlich auch die Rollout-Strategie − entsprechend ausrichten können. Mehr und mehr Unternehmen überlegen jetzt tatsächlich, ob sie nicht gleich in den Voll-Rollout gehen sollen. Denn sie müssen davon ausgehen, dass mit wachsender Zahl an Wärmepumpen und Wallboxen immer mehr Messlokationen unter den Pflichteinbau fallen. Daneben gibt es ja auch die Vorgabe, dass Wärmepumpen, Wallboxen und PV-Anlagen steuerbar sein müssen. Da kann es sinnvoll sein, gleich in die Vollen zu gehen − vielleicht noch nicht gleich Anfang 2024, aber im Laufe des kommenden und des übernächsten Jahres.

E&M: Wie wirken sich diese Überlegungen auf Ihre Produktion aus?

Konzelmann: Wir bereiten uns auf einen kurzfristigen starken Anstieg der Nachfrage vor. Unsere Produktion war bisher auf etwas mehr als 300.000 Smart Meter Gateways ausgerichtet. Mit der Einführung des ersten Fertigungsroboters Anfang des Jahres haben wir einen wichtigen Schritt in Richtung Automatisierung gemacht. Dazu kommt die Erweiterung der Bestückungslinie in diesem Sommer, sodass wir jährlich rund 600.000 Geräte herstellen können. Aber wir haben noch weitere Investitionen geplant und wollen 2024 die Voraussetzungen für eine Produktion von 800.000 bis 1 Million Geräten schaffen.
 
Ruwen Konzelmann
Quelle: Theben

E&M: Über welches Investitionsvolumen sprechen wir hier?

Konzelmann: Über eine siebenstellige Zahl, bei der keine Eins mehr ganz vorne steht. 2 bis 3 Millionen Euro muss man beispielsweise für eine SMD-Bestückungslinie (Surface Mounted Device; d. Red.) schon in die Hand nehmen.

E&M: Sie haben im Frühjahr die Theben Smart Energy gegründet. Ist es leichter, solche Projekte mit einer eigenen Gesellschaft als mit einer Business Unit anzugehen?

Konzelmann: Die Ausgründung war ein wichtiger Schritt, um die Dynamik, die wir in den letzten Jahren in diesem Geschäftsfeld erlebt haben, aufrechtzuerhalten. Theben als Gruppe hat ja viele Geschäftsbereiche, etwa Gebäudeautomation, Sensorik oder Zeitschalttechnik. Mit einer eigenen Gesellschaft, in der die Smart-Energy-Themen gebündelt sind, können wir sehr zielgerichtet agieren. Und unsere Gesellschafter wollen mit ihrem Engagement unterstreichen, wie wichtig das Energieumfeld und die Energiewende sind. Es zeigt außerdem, dass wir hier eine sehr gute Grundlage für weiteres Wachstum gelegt haben. Deshalb werden unsere Gesellschafter in den nächsten Jahren auch 60 Millionen Euro allein in den Standort Haigerloch investieren. Ein großer Teil davon geht in die Erweiterung der Produktion und die Optimierung der Logistik.

E&M: Um produzieren zu können, brauchen Sie aber erst einmal die entsprechenden Bauteile. Im vergangenen Jahr war es ja nicht so einfach, diese zu bekommen.

Konzelmann: Das stimmt. Im letzten Jahr hatte die gesamte Branche − im Grunde alle Unternehmen, die Elektronikbauteile verwenden − mit großen Herausforderungen zu kämpfen. Das ist immer noch ein Thema für uns, aber unsere Kunden spüren es nicht mehr, wobei wir selbst im vergangenen Jahr fast immer lieferfähig waren. Wir haben Anpassungen im Einkauf und bei der Logistik vorgenommen und unser Partnernetzwerk deutlich erweitert. Wir mussten zwar zum Teil sehr langfristige Abnahmeverpflichtungen eingehen. Das hat natürlich zu einer gewissen Kapitalbindung geführt. Aber wir haben unsere Lieferfähigkeit gesichert.

E&M: Haben sich auch die Preise der Bauteile stark verändert?

Konzelmann: Das ist wie bei allen knappen Gütern. Wir haben aber immer transparent mit unseren Kunden kommuniziert, ihnen zum Beispiel auch klar gesagt, dass es erheblich mehr kostet, wenn wir bei Brokern kaufen. Wenn es der Wunsch unserer Kunden war, haben wir das auch gemacht.

E&M: Was bedeutet erheblich mehr?

Konzelmann: Die Preise bei Brokern können durchaus beim Hundertfachen des Preises liegen, den die Hersteller verlangen. Allerdings hat sich mittlerweile die Verfügbarkeit von Bauteilen verbessert. Wir haben derzeit keine Bedenken, dass wir nicht die notwendigen Stückzahlen bekommen. Wir haben aktuell kein einziges Fehlteil. Das liegt daran, dass wir ein besonderes Augenmerk auf die kritischen Bauteile legen und die Beschaffung entsprechend managen. Noch nicht kurzfristig, aber in Zukunft werden wir ja auch in Europa neue Chipfabriken haben, sodass es noch mehr Beschaffungsalternativen geben wird.

E&M: Können Sie bei kritischen Bauteilen auch auf Alternativen zurückgreifen?

Konzelmann: Grundsätzlich können wir auf Alternativen zurückgreifen. Aber wenn die einen Bauteile knapp sind, sind es die anderen oft auch. Dann unterscheiden sich die Lieferfristen nur geringfügig. Aber manchmal kommt man auch zwei, drei Monate schneller zu seiner Lieferung.

E&M: Müssen Sie dann noch einmal durch die Zertifizierung, wenn Sie Bauteile tauschen?

Konzelmann: Wir müssen nicht in jedem Fall re-zertifizieren. Wir legen immer am Anfang der Geräteentwicklung einige Bauteile als Alternativen fest, die wir mitqualifizieren. Wenn es allerdings um ein Bauteil innerhalb des sogenannten Targets of Evaluation geht, muss man rezertifizieren.

E&M: Wie lange dauert dann dieser Prozess?

Konzelmann: Die Re-Zertifizierung geht relativ schnell. Sie dauert aber immer noch Monate. Denn es muss richtig getestet und dokumentiert werden. Das dauert aber nicht mehr Jahre wie bei der ersten Zertifizierung. Mittlerweile sind die entsprechenden Prozesse eingeschwungen und sowohl unsere Ansprechpartner beim BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik; d. Red.) als auch wir wissen, was für ein effizientes Verfahren notwendig ist.

E&M: Das Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende soll ja den Rollout agiler machen und ermöglicht praktisch jederzeit, neue Funktionen per Software-Update auf die Smart Meter Gateways zu bringen. Welche Erweiterungen stehen aktuell an?

Konzelmann: Als Nächstes liegt der Fokus auf der CLS-Funktionalität zur interoperablen Anbindung von Schalt- und Steuergeräten. Diese Funktionalität wird für die kommenden Anwendungen zur Einbindung der Energiewendetechnologien hoch priorisiert.

E&M: Das Schalten und Steuern an sich ist aber schon möglich, auch wenn es im Produktivbetrieb noch nicht praktiziert wird, oder?

Konzelmann: Das liegt daran, dass der regulatorische Rahmen für die steuerbaren Verbrauchseinrichtungen nach Paragraf 14a EnWG noch fehlt. Aber die entsprechende Festlegung der Bundesnetzagentur ist ja auf der Zielgeraden, genauso wie die Technische Richtlinie des BSI für die Steuerbox.
E&M: Die Technische Richtlinie hat ja schon im vergangenen Jahr eine Konsultationsphase durchlaufen.

Konzelmann: Das stimmt. Aber im Moment gehen eigentlich alle Branchenvertreter von einer zeitnahen Veröffentlichung und Verabschiedung im Gateway-Standardisierungsausschuss beim Bundeswirtschaftsministerium aus.

E&M: Und geräteseitig sind auch die Voraussetzungen für dynamische Tarife geschaffen?

Konzelmann: Dynamische Tarife sind kein Problem. Man braucht dafür Netzzustandsdaten sowie feingranulare Messwerte. Und man muss wissen, wie viel Strom man dynamisch anbieten kann. Mit den Tarifanwendungsfällen sieben, neun, zehn und 14 sind diese Informationen verfügbar. Aktuell sind wir bei drei Pilotprojekten dabei, die solche dynamischen Tarife erproben. Hier funktioniert alles sehr gut.

E&M: Gibt es noch weitere Funktionen, die demnächst verfügbar sein werden?

Konzelmann: Mit dem Wegfall der Drei-Hersteller-Regel hat jeder Hersteller die Möglichkeit, neue Funktionen auf das Gateway zu bringen, wann immer er so weit ist. Man kann jetzt also einen Wettbewerbsvorteil realisieren. Daher will ich hier nicht zu viel verraten.
 

Vom Geschäftsbereich zur eigenständigen Einheit

Die Theben Smart Energy GmbH wurde im April 2023 im Zuge der Ausgliederung des Smart-Meter-Gateway-Geschäfts aus der Theben AG gegründet. Dieses war bis dahin als Geschäftsbereich geführt worden. Wie die Mutter hat auch die Tochter ihren Sitz im schwäbischen Haigerloch, rund 70 Kilometer südwestlich von Stuttgart. Hauptmotiv war die Erhöhung der unternehmerischen Flexibilität, wie es Paul Sebastian Schwenk, Vorstandsvorsitzender der Theben AG, gemeinsam mit Ruwen Konzelmann, Geschäftsführer der neuen Gesellschaft, damals formulierte. Außerdem wolle man der „speziellen Wachstumsdynamik“ des Smart-Meter-Gateway-Geschäfts Rechnung tragen. In der Theben Smart Energy sind sowohl die Entwicklung als auch die Zertifizierung und der Vertrieb der Smart Meter Gateways mit den dazugehörigen Systemeinheiten angesiedelt. Auch die Fertigung der Geräte erfolgt am Standort.
 

Montag, 16.10.2023, 09:00 Uhr
Fritz Wilhelm

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