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Energie & Management > Wasserstoff - DVGW: H2-Einspeisung „in großem Maßstab“ skalierbar
Quelle: Shutterstock / petrmalinak
Wasserstoff

DVGW: H2-Einspeisung „in großem Maßstab“ skalierbar

In einem Projekt mit dem Energieversorger Avacon testete der DVGW die 20-Prozent-Beimischung von Wasserstoff in ein Erdgasverteilnetz in Sachsen-Anhalt − „erfolgreich“, wie es heißt. 
Über einen Zeitraum von zwei Heizperioden fügten die Partner einem Netzabschnitt im Gasverteilnetz von Avacon im Jerichower Land stufenweise bis zu 20 Prozent Wasserstoff zu. An den angeschlossenen Haushaltsgeräten wurden, wie Avacon und der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) in einer Mitteilung vom 15. Dezember bekannt geben, die Geräteeinstellung nicht verändert. Nun schlossen die Partner das Projekt ab und ziehen Bilanz. 

„Mit unserem Gemeinschaftsprojekt haben wir den Nachweis erbracht, dass ohne Veränderungen an den Kundengeräten 20 Prozent Wasserstoff ins bestehende Gasnetz eingespeist werden können“, lässt sich Frank Schwermer, Geschäftsführer der Avacon Netz GmbH, zitieren. Gerald Linke, DVGW-Vorstandsvorsitzender, bestätigt Schwermers positives Fazit. Das Projekt habe eindrücklich bewiesen, dass der raschen Aufnahme erheblicher Wasserstoffmengen über die bestehende Gasinfrastruktur ebenso wie dem Betrieb daran angeschlossener Geräte „Tür und Tor offen stehen“. Linke: „Die Einspeisung von Wasserstoff lässt sich somit im großen Maßstab skalieren, und Geräte im Bestand können en bloc auf Wasserstoff umgestellt werden.“

​Repräsentative Ergebnisse geschaffen

Der von den Partnern ausgesuchte Netzabschnitt sei besonders zur Wasserstoffbeimischung geeignet gewesen, heißt es seitens Avacon und DVGW. Die im Jerichower Land verbaute Netzinfrastruktur sei repräsentativ für das gesamte Avacon-Gasverteilnetz, die Ergebnisse seien damit übertragbar. Es habe sich um ein Mitteldruck-Verteilnetz aus den neunziger Jahren mit rund 35 Kilometern Leitungslänge gehandelt, das etwa 350 Netzkunden mit Erdgas versorgt.

Mit der entsprechenden Menge an Gasgeräten insbesondere zur Wärmeversorgung habe das ausgewählte Netzgebiet eine breite Gerätetechnik abgebildet: So waren im Projektgebiet 352 Geräte von 30 Herstellern verbaut. Lediglich fünf Geräte davon wurden vor dem Start der Beimischung auf Wunsch der Hersteller getauscht. Bei der Laboruntersuchung der ausgebauten Geräte stellten Avacon und DVGW jedoch keine sicherheitsrelevanten Mängel fest, sodass auch diese im Netz hätten verbleiben können.

Weniger CO2-Ausstoß während Beimischphasen

Zwischen allen Beimischphasen erfolgten Stichproben, die durchweg positiv gewesen seien. Zudem hätten alle Geräte während der Beimischphasen weniger CO2-Emissionen und auch weniger Kohlenstoff und Stickstoffoxide aufgewiesen. Zum HintergrundBei einem Gasgemisch von 20 Prozent Wasserstoff werden laut der Partner 7 Prozent CO2 eingespart. Durch die Modernisierung eines Heizgerätes mit Brennwerttechnik ist eine Reduktion von etwa 17 Prozent CO2 möglich. Berücksichtigt man beide Faktoren, sind fast ein Viertel an CO2-Einsparungen möglich.

„Besonders stolz“ zeigen sich Avacon und DVGW zum Abschluss darüber, dass alle betroffenen Haushalte im Untersuchungsgebiet am Projekt teilgenommen hätten. Bei einer abschließenden Kundenumfrage hätten sie sich positiv zum Einsatz von Wasserstoff im Gasnetz geäußert, wie Schwermer erklärt. Über 90 Prozent der Teilnehmer würden nun den Einsatz von Wasserstoff im Gasnetz befürworten, wie der Chef der Avacon Netz mitteilt. 

Mehr Rechtssicherheit für Gasnetzbetreiber

Während des Projektes sammelte der DVGW grundlegende physikalische Erkenntnisse zur Ähnlichkeit von Erdgas und Wasserstoff. Diese sollen jetzt in das DVGW-Regelwerk einfließen und die Rechtssicherheit für Netzbetreiber erhöhen, wie es seitens des Verbandes heißt. Insbesondere bei den beiden Punkten „Gasqualität“ und „Prüfumfang“ wolle er sein Regelwerk anpassen. Wie der DVGW zusichert, könne bei entsprechender sicherheitstechnischer Begleitung durch ihn auf die Prüfung aller einzelner Gasgeräte bei einer Wasserstoffeinspeisung verzichtet werden. Zukünftig seien stichprobenhafte Prüfungen von Gasgeräten ausreichend, deren Art und Umfang der DVGW spezifizieren werde.

„Wir schätzen sehr, dass uns das Gemeinschaftsprojekt den Weg für derart praxisnahe Regelwerksanpassungen ebnet. Dies ermöglicht uns eine schrittweise Erhöhung des Wasserstoffanteils, ohne auf den gewohnt hohen Sicherheitsstandard zu verzichten“, so Linke. Sein Verband plane, Angaben zur Wasserstoffverträglichkeit von allen namhaften Geräteherstellern abzufragen und in einer Revision der DVGW-Anpassungsdatenbank im Laufe des kommenden Jahres zu implementieren. „Dieser Nachweis hilft bei Entscheidungen in der kommunalen Wärmeplanung“, so Linke weiter.

Zu den Erfahrungen und Ergebnissen aus dem nun abgeschlossenen Gemeinschaftsprojekt mit Avacon hat der DVGW ein Factsheet herausgegeben. Das vierseitige Paper „Gasgeräte bereit für 20 Prozent Wasserstoff“ ist über die Internetseite des Verbandes downloadbar.

Freitag, 15.12.2023, 15:45 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Wasserstoff - DVGW: H2-Einspeisung „in großem Maßstab“ skalierbar
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Wasserstoff
DVGW: H2-Einspeisung „in großem Maßstab“ skalierbar
In einem Projekt mit dem Energieversorger Avacon testete der DVGW die 20-Prozent-Beimischung von Wasserstoff in ein Erdgasverteilnetz in Sachsen-Anhalt − „erfolgreich“, wie es heißt. 
Über einen Zeitraum von zwei Heizperioden fügten die Partner einem Netzabschnitt im Gasverteilnetz von Avacon im Jerichower Land stufenweise bis zu 20 Prozent Wasserstoff zu. An den angeschlossenen Haushaltsgeräten wurden, wie Avacon und der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) in einer Mitteilung vom 15. Dezember bekannt geben, die Geräteeinstellung nicht verändert. Nun schlossen die Partner das Projekt ab und ziehen Bilanz. 

„Mit unserem Gemeinschaftsprojekt haben wir den Nachweis erbracht, dass ohne Veränderungen an den Kundengeräten 20 Prozent Wasserstoff ins bestehende Gasnetz eingespeist werden können“, lässt sich Frank Schwermer, Geschäftsführer der Avacon Netz GmbH, zitieren. Gerald Linke, DVGW-Vorstandsvorsitzender, bestätigt Schwermers positives Fazit. Das Projekt habe eindrücklich bewiesen, dass der raschen Aufnahme erheblicher Wasserstoffmengen über die bestehende Gasinfrastruktur ebenso wie dem Betrieb daran angeschlossener Geräte „Tür und Tor offen stehen“. Linke: „Die Einspeisung von Wasserstoff lässt sich somit im großen Maßstab skalieren, und Geräte im Bestand können en bloc auf Wasserstoff umgestellt werden.“

​Repräsentative Ergebnisse geschaffen

Der von den Partnern ausgesuchte Netzabschnitt sei besonders zur Wasserstoffbeimischung geeignet gewesen, heißt es seitens Avacon und DVGW. Die im Jerichower Land verbaute Netzinfrastruktur sei repräsentativ für das gesamte Avacon-Gasverteilnetz, die Ergebnisse seien damit übertragbar. Es habe sich um ein Mitteldruck-Verteilnetz aus den neunziger Jahren mit rund 35 Kilometern Leitungslänge gehandelt, das etwa 350 Netzkunden mit Erdgas versorgt.

Mit der entsprechenden Menge an Gasgeräten insbesondere zur Wärmeversorgung habe das ausgewählte Netzgebiet eine breite Gerätetechnik abgebildet: So waren im Projektgebiet 352 Geräte von 30 Herstellern verbaut. Lediglich fünf Geräte davon wurden vor dem Start der Beimischung auf Wunsch der Hersteller getauscht. Bei der Laboruntersuchung der ausgebauten Geräte stellten Avacon und DVGW jedoch keine sicherheitsrelevanten Mängel fest, sodass auch diese im Netz hätten verbleiben können.

Weniger CO2-Ausstoß während Beimischphasen

Zwischen allen Beimischphasen erfolgten Stichproben, die durchweg positiv gewesen seien. Zudem hätten alle Geräte während der Beimischphasen weniger CO2-Emissionen und auch weniger Kohlenstoff und Stickstoffoxide aufgewiesen. Zum HintergrundBei einem Gasgemisch von 20 Prozent Wasserstoff werden laut der Partner 7 Prozent CO2 eingespart. Durch die Modernisierung eines Heizgerätes mit Brennwerttechnik ist eine Reduktion von etwa 17 Prozent CO2 möglich. Berücksichtigt man beide Faktoren, sind fast ein Viertel an CO2-Einsparungen möglich.

„Besonders stolz“ zeigen sich Avacon und DVGW zum Abschluss darüber, dass alle betroffenen Haushalte im Untersuchungsgebiet am Projekt teilgenommen hätten. Bei einer abschließenden Kundenumfrage hätten sie sich positiv zum Einsatz von Wasserstoff im Gasnetz geäußert, wie Schwermer erklärt. Über 90 Prozent der Teilnehmer würden nun den Einsatz von Wasserstoff im Gasnetz befürworten, wie der Chef der Avacon Netz mitteilt. 

Mehr Rechtssicherheit für Gasnetzbetreiber

Während des Projektes sammelte der DVGW grundlegende physikalische Erkenntnisse zur Ähnlichkeit von Erdgas und Wasserstoff. Diese sollen jetzt in das DVGW-Regelwerk einfließen und die Rechtssicherheit für Netzbetreiber erhöhen, wie es seitens des Verbandes heißt. Insbesondere bei den beiden Punkten „Gasqualität“ und „Prüfumfang“ wolle er sein Regelwerk anpassen. Wie der DVGW zusichert, könne bei entsprechender sicherheitstechnischer Begleitung durch ihn auf die Prüfung aller einzelner Gasgeräte bei einer Wasserstoffeinspeisung verzichtet werden. Zukünftig seien stichprobenhafte Prüfungen von Gasgeräten ausreichend, deren Art und Umfang der DVGW spezifizieren werde.

„Wir schätzen sehr, dass uns das Gemeinschaftsprojekt den Weg für derart praxisnahe Regelwerksanpassungen ebnet. Dies ermöglicht uns eine schrittweise Erhöhung des Wasserstoffanteils, ohne auf den gewohnt hohen Sicherheitsstandard zu verzichten“, so Linke. Sein Verband plane, Angaben zur Wasserstoffverträglichkeit von allen namhaften Geräteherstellern abzufragen und in einer Revision der DVGW-Anpassungsdatenbank im Laufe des kommenden Jahres zu implementieren. „Dieser Nachweis hilft bei Entscheidungen in der kommunalen Wärmeplanung“, so Linke weiter.

Zu den Erfahrungen und Ergebnissen aus dem nun abgeschlossenen Gemeinschaftsprojekt mit Avacon hat der DVGW ein Factsheet herausgegeben. Das vierseitige Paper „Gasgeräte bereit für 20 Prozent Wasserstoff“ ist über die Internetseite des Verbandes downloadbar.

Freitag, 15.12.2023, 15:45 Uhr
Davina Spohn

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