E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Windkraft Onshore - Drei Turbinen am Blauen gestoppt, fünf sind in Sichtweite
Windturbinen-Simulation am Blauen, Blick von Marzell. Quelle: Bürgerwindrad Blauen eG
Windkraft Onshore

Drei Turbinen am Blauen gestoppt, fünf sind in Sichtweite

Drei Windkraftanlagen am Blauen hat ein Bürgervotum verhindert. An den Hängen des Schwarzwaldgipfels wird es dennoch Turbinen geben, allerdings auf anderen Flächen in der Nachbarschaft.
Im Südschwarzwald hat die Energiewende einen Rückschlag erlitten. Eine Bürgerbefragung am 18. Februar erbrachte eine Mehrheit gegen die Pläne für drei Windkraftanlagen, die auf den bewaldeten Höhenzügen des im Markgräflerland gelegenen Blauen vorgesehen waren. Das Votum ist drei Jahre lang bindend für die örtliche Politik.

Mit rund 56 Prozent fiel die Befragung in der Gemeinde Schliengen zu Ungunsten des Projekts aus, das drei Gesellschaften gemeinsam entwickelt hatten. Das Konsortium „Bürgerwindpark Blauen“ besteht aus den Freiburger Ökoenergie-Pionieren Elektrizitätswerke Schönau (EWS) sowie den Bürgergenossenschaften Bürgerenergie Südbaden (BEGS) und Bürgerwindrad Blauen Erneuerbare Energie.

Eine Planung ins Blaue war das Projekt indes nicht. Denn der Schliengener Gemeinderat hatte im Juni 2023 mit einem Beschluss zunächst den Weg für das Vorhaben auf den eigenen Flächen freigemacht, wenn auch mit knapper Mehrheit. Daraufhin hatte sich eine Interessengemeinschaft in der Bevölkerung gebildet, die auch die Sorge um das Landschaftsbild und das Ökosystem der betreffenden Waldgebiete umtrieb. Sie stieß den Bürgerentscheid an.
 
Drei der in dieser Simulation dargestellten Windkraftanlagen am Blauen sind nach dem Bürgervotum gestoppt, nur „WEA 5“ im Hintergrund (dritte Anlage von links) ist nicht davon betroffen
Quelle: Bürgerwindrad Blauen eG

Geplante Anlagen auf Flächen von Forst BW nicht gefährdet

Befürworter des Projektes hatten neben dem Beitrag zum Klimaschutz auch auf die sichere Energieversorgung und Pachteinnahmen für die Kommune in Höhe von jährlich mindestens 100.000 Euro pro Anlage verwiesen. Letztlich nahmen 60 Prozent der 4.830 Wahlberechtigten an der Abstimmung teil, das Nein-Lager setzte sich am Ende mit gut 350 Stimmen Vorsprung durch.
 
 
Einen „Bürgerwindpark Blauen“ im direkten Umkreis wird es allerdings dennoch geben. Denn für fünf weitere Standorte sind die Weichen bereits gestellt. Für diese hatte das Gesellschafter-Trio im März 2022 den Zuschlag bei einer Ausschreibung der Landeswaldbehörde Forst Baden-Württemberg (Forst BW) erhalten. Für vier dieser Flächen ist eine gemeindliche Zustimmung nicht erforderlich, weil sie im Landesbesitz sind.

Beim fünften Standort, erklärte ein Sprecher von EWS auf Anfrage der Redaktion, habe sich später herausgestellt, dass er doch nicht auf einer Fläche von Forst BW liege, sondern auf einer der Gemeinde Müllheim. Müllheim ist neben Schliengen und Badenweiler eine der Anrainergemeinden des 1.165 Meter hohen Berges im Kreis Lörrach. Mit Müllheim habe das Konsortium aber Einvernehmen über das Projekt erzielt, ähnlichen Widerstand wie in Schliengen erwarte es dort nicht, so der Sprecher.

Weitere sechs EWS-Anlagen am Zeller Blauen in Vorbereitung

Die fünf von Forst BW ausgeschriebenen Blauen-Anlagen waren so etwas wie die Initialzündung für das nun verhinderte Projekt auf Schliengener Gemeindegebiet. Denn die Bürgergenossenschaften wollten gerne acht etwa 220 Meter hohe Anlagen der Leistungsklasse 7 MW in einem Zuge errichten, weil es dafür in unmittelbarer Nähe geeignete Areale gibt.

Nach dem Nein des Bürgervotums sei die Planung für das verbliebene Quintett nun etwas anzupassen, so der EWS-Sprecher. Das liege zum Beispiel an der Straßenanbindung, die für mehrere Anlagen vorgesehen war und jetzt so nicht mehr funktioniere. Das Projekt tritt in die Genehmigungsphase ein, wofür Gutachten einzuholen und entsprechende Anträge zu stellen sind. Baubeginn soll im Mai 2026 sein, sodass die Turbinen ab Ende 2027 Windstrom produzieren könnten.

Die EWS haben übrigens Gefallen an „blauen“ Windkraftvorhaben gefunden. Die selbsternannten Strom-Rebellen treiben parallel die Planung für bis zu neun Turbinen am Zeller Blauen voran. Der 1.077 Meter hohe Berg liegt auf dem Gebiet der Stadt Zell im Wiesental und etwa 20 Kilometer Luftlinie vom Hausberg des Markgräflerlandes, dem anderen Blauen, entfernt.

Für den Windpark Zeller Blauen liegt die Zustimmung des Stadtrats vor, EWS könnte hier bei zügigem Fortgang der Genehmigungsverfahren noch im Jahr 2025 mit dem Bau der Anlagen beginnen.

Dienstag, 20.02.2024, 17:11 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Windkraft Onshore - Drei Turbinen am Blauen gestoppt, fünf sind in Sichtweite
Windturbinen-Simulation am Blauen, Blick von Marzell. Quelle: Bürgerwindrad Blauen eG
Windkraft Onshore
Drei Turbinen am Blauen gestoppt, fünf sind in Sichtweite
Drei Windkraftanlagen am Blauen hat ein Bürgervotum verhindert. An den Hängen des Schwarzwaldgipfels wird es dennoch Turbinen geben, allerdings auf anderen Flächen in der Nachbarschaft.
Im Südschwarzwald hat die Energiewende einen Rückschlag erlitten. Eine Bürgerbefragung am 18. Februar erbrachte eine Mehrheit gegen die Pläne für drei Windkraftanlagen, die auf den bewaldeten Höhenzügen des im Markgräflerland gelegenen Blauen vorgesehen waren. Das Votum ist drei Jahre lang bindend für die örtliche Politik.

Mit rund 56 Prozent fiel die Befragung in der Gemeinde Schliengen zu Ungunsten des Projekts aus, das drei Gesellschaften gemeinsam entwickelt hatten. Das Konsortium „Bürgerwindpark Blauen“ besteht aus den Freiburger Ökoenergie-Pionieren Elektrizitätswerke Schönau (EWS) sowie den Bürgergenossenschaften Bürgerenergie Südbaden (BEGS) und Bürgerwindrad Blauen Erneuerbare Energie.

Eine Planung ins Blaue war das Projekt indes nicht. Denn der Schliengener Gemeinderat hatte im Juni 2023 mit einem Beschluss zunächst den Weg für das Vorhaben auf den eigenen Flächen freigemacht, wenn auch mit knapper Mehrheit. Daraufhin hatte sich eine Interessengemeinschaft in der Bevölkerung gebildet, die auch die Sorge um das Landschaftsbild und das Ökosystem der betreffenden Waldgebiete umtrieb. Sie stieß den Bürgerentscheid an.
 
Drei der in dieser Simulation dargestellten Windkraftanlagen am Blauen sind nach dem Bürgervotum gestoppt, nur „WEA 5“ im Hintergrund (dritte Anlage von links) ist nicht davon betroffen
Quelle: Bürgerwindrad Blauen eG

Geplante Anlagen auf Flächen von Forst BW nicht gefährdet

Befürworter des Projektes hatten neben dem Beitrag zum Klimaschutz auch auf die sichere Energieversorgung und Pachteinnahmen für die Kommune in Höhe von jährlich mindestens 100.000 Euro pro Anlage verwiesen. Letztlich nahmen 60 Prozent der 4.830 Wahlberechtigten an der Abstimmung teil, das Nein-Lager setzte sich am Ende mit gut 350 Stimmen Vorsprung durch.
 
 
Einen „Bürgerwindpark Blauen“ im direkten Umkreis wird es allerdings dennoch geben. Denn für fünf weitere Standorte sind die Weichen bereits gestellt. Für diese hatte das Gesellschafter-Trio im März 2022 den Zuschlag bei einer Ausschreibung der Landeswaldbehörde Forst Baden-Württemberg (Forst BW) erhalten. Für vier dieser Flächen ist eine gemeindliche Zustimmung nicht erforderlich, weil sie im Landesbesitz sind.

Beim fünften Standort, erklärte ein Sprecher von EWS auf Anfrage der Redaktion, habe sich später herausgestellt, dass er doch nicht auf einer Fläche von Forst BW liege, sondern auf einer der Gemeinde Müllheim. Müllheim ist neben Schliengen und Badenweiler eine der Anrainergemeinden des 1.165 Meter hohen Berges im Kreis Lörrach. Mit Müllheim habe das Konsortium aber Einvernehmen über das Projekt erzielt, ähnlichen Widerstand wie in Schliengen erwarte es dort nicht, so der Sprecher.

Weitere sechs EWS-Anlagen am Zeller Blauen in Vorbereitung

Die fünf von Forst BW ausgeschriebenen Blauen-Anlagen waren so etwas wie die Initialzündung für das nun verhinderte Projekt auf Schliengener Gemeindegebiet. Denn die Bürgergenossenschaften wollten gerne acht etwa 220 Meter hohe Anlagen der Leistungsklasse 7 MW in einem Zuge errichten, weil es dafür in unmittelbarer Nähe geeignete Areale gibt.

Nach dem Nein des Bürgervotums sei die Planung für das verbliebene Quintett nun etwas anzupassen, so der EWS-Sprecher. Das liege zum Beispiel an der Straßenanbindung, die für mehrere Anlagen vorgesehen war und jetzt so nicht mehr funktioniere. Das Projekt tritt in die Genehmigungsphase ein, wofür Gutachten einzuholen und entsprechende Anträge zu stellen sind. Baubeginn soll im Mai 2026 sein, sodass die Turbinen ab Ende 2027 Windstrom produzieren könnten.

Die EWS haben übrigens Gefallen an „blauen“ Windkraftvorhaben gefunden. Die selbsternannten Strom-Rebellen treiben parallel die Planung für bis zu neun Turbinen am Zeller Blauen voran. Der 1.077 Meter hohe Berg liegt auf dem Gebiet der Stadt Zell im Wiesental und etwa 20 Kilometer Luftlinie vom Hausberg des Markgräflerlandes, dem anderen Blauen, entfernt.

Für den Windpark Zeller Blauen liegt die Zustimmung des Stadtrats vor, EWS könnte hier bei zügigem Fortgang der Genehmigungsverfahren noch im Jahr 2025 mit dem Bau der Anlagen beginnen.

Dienstag, 20.02.2024, 17:11 Uhr
Volker Stephan

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.