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Energie & Management > Gasnetz - DIW fordert Hilfe für Kommunen bei Stilllegung der Gasnetze
Quelle: Shutterstock / Zivica Kerkez
Gasnetz

DIW fordert Hilfe für Kommunen bei Stilllegung der Gasnetze

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ist der Frage nachgegangen, wie Kommunen die Stilllegung der Erdgasinfrastruktur planvoll vorantreiben können.
Mit der Umsetzung der Wärmewende werden die Gasverteilnetze künftig weniger genutzt als bisher. Wie das DIW in einer Mitteilung betont, stellt dies die Kommunen vor erhebliche finanzielle und regulatorische Probleme. Daher werde die Teilstilllegung der Infrastruktur nicht mit der notwendigen Konsequenz angegangen.
Die Forscherinnen stützen sich auf eine Analyse, die sie gemeinsam mit der Europa-Universität Flensburg und der Technischen Universität Berlin durchgeführt haben. Dabei haben sie untersucht, wie Kommunen die Stilllegung der Erdgasinfrastruktur mithilfe der kommunalen Wärmeplanung und der Rekommunalisierung des Gasgeschäfts planen und umsetzen können.

Franziska Holz beobachtet, wie die Kommunen das Thema Erdgasverteilnetze „umschiffen“. Die Energieökonomin am DIW rät den Städten und Gemeinden allerdings dringend dazu, sich mit der Thematik, so unangenehm sie auch sein mag, zu beschäftigen. „Sonst steuern sie auf große Probleme zu“, so die Energieökonomin.

Selbst in Baden-Württemberg, das als Vorreiter bei der kommunalen Wärmeplanung gilt, spiele die Stilllegung von Erdgasnetzen keine bedeutende Rolle. Die Verantwortlichen dort verweisen laut DIW auf Unsicherheiten bezüglich der erwarteten Entwicklung der Gasnachfrage und eine mögliche Nutzung der Infrastruktur für die Wasserstoffversorgung.

Allerdings, sagt Claudia Kemfert, sei Wasserstoff als Wärmequelle extrem ineffizient und werde in Deutschland, für die Energieversorgung von Gebäuden voraussichtlich kaum zur Verfügung stehen. „Dafür braucht es das Gasverteilnetz im heutigen Umfang sicher nicht – der Grund dürfte eher sein, dass es für viele Kommunen nach wie vor eine ergiebige Geldquelle ist und weniger Erlöse aus dem Erdgasgeschäft sie in finanzielle Schwierigkeiten bringen könnten“, so die Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am DIW.
 
 
„Wasserstoff als Wärmequelle extrem ineffizient“

Der Rückkauf der Gasnetze könnte nach Ansicht der Wissenschaftler ein erster Schritt sein. So hätten die Kommunen mehr Einfluss auf die Gasversorgung und könnten die Netze in eigener Regie verkleinern. Bisher sei dies jedoch kaum möglich, denn das Energiewirtschaftsgesetz schreibe vor, dass bestehende Netze weiter betrieben werden müssen, solange auch nur vereinzelt Haushalte an das Netz angeschlossen seien. Hieraus ergebe sich aber ein Akzeptanzproblem: Wenn weniger Erdgaskunden über die Netzentgelte das Erdgasnetz finanzieren müssten, steige die Belastung des Einzelnen und sinke möglicherweise die Akzeptanz der Wärmewende – vor allem bei denen, die nicht bestimmen können, mit welcher Technologie geheizt wird.

Darüber hinaus weisen die Autorinnen der Analyse auf die langen Abschreibungszeiträume hin. Zwischen 45 und 55 Jahren können sie betragen. Da mehr als die Hälfte der Leitungen nicht einmal 35 Jahre alt seien, wären sie bis 2045 nur teilweise abgeschrieben. Zu diesem Zeitpunkt müssen jedoch dem Wärmeplanungsgesetz zufolge alle Wärmenetze klimaneutral sein. Die Eigentümer der Netze stecken dann „in der Klemme“, wie es die Autoren formulieren: „Sie müssen abwägen zwischen wirtschaftlichen Interessen und Klimaschutz.“

„Die Frage, inwiefern bereits getätigte oder noch ausstehende Investitionen über den kürzeren Lebenszeitraum, den diese Gasverteilnetze dann haben, abgeschrieben werden können, muss deutlich adressiert werden”, sagt Holz. Denn sowohl kommunale als auch privatwirtschaftliche Unternehmen müssen sich die Stilllegung von Erdgasnetzen finanziell leisten können. Ein Ansatz sei eine deutlich höhere Unterstützung des Bundes für Länder und Kommunen. Außerdem sprechen sich die Wissenschaftlerinnen für eine Aufhebung der allgemeinen Anschlusspflicht, wie sie das Energiewirtschaftsgesetz vorschreibe.

Die Analyse mit dem Titel „Wärmewende: Bundesregierung sollte Kommunen bei der Stilllegung der Erdgasnetze unterstützen“ steht auf der Internetseite des DIW zur Verfügung.

Mittwoch, 27.03.2024, 16:49 Uhr
Fritz Wilhelm
Energie & Management > Gasnetz - DIW fordert Hilfe für Kommunen bei Stilllegung der Gasnetze
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DIW fordert Hilfe für Kommunen bei Stilllegung der Gasnetze
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ist der Frage nachgegangen, wie Kommunen die Stilllegung der Erdgasinfrastruktur planvoll vorantreiben können.
Mit der Umsetzung der Wärmewende werden die Gasverteilnetze künftig weniger genutzt als bisher. Wie das DIW in einer Mitteilung betont, stellt dies die Kommunen vor erhebliche finanzielle und regulatorische Probleme. Daher werde die Teilstilllegung der Infrastruktur nicht mit der notwendigen Konsequenz angegangen.
Die Forscherinnen stützen sich auf eine Analyse, die sie gemeinsam mit der Europa-Universität Flensburg und der Technischen Universität Berlin durchgeführt haben. Dabei haben sie untersucht, wie Kommunen die Stilllegung der Erdgasinfrastruktur mithilfe der kommunalen Wärmeplanung und der Rekommunalisierung des Gasgeschäfts planen und umsetzen können.

Franziska Holz beobachtet, wie die Kommunen das Thema Erdgasverteilnetze „umschiffen“. Die Energieökonomin am DIW rät den Städten und Gemeinden allerdings dringend dazu, sich mit der Thematik, so unangenehm sie auch sein mag, zu beschäftigen. „Sonst steuern sie auf große Probleme zu“, so die Energieökonomin.

Selbst in Baden-Württemberg, das als Vorreiter bei der kommunalen Wärmeplanung gilt, spiele die Stilllegung von Erdgasnetzen keine bedeutende Rolle. Die Verantwortlichen dort verweisen laut DIW auf Unsicherheiten bezüglich der erwarteten Entwicklung der Gasnachfrage und eine mögliche Nutzung der Infrastruktur für die Wasserstoffversorgung.

Allerdings, sagt Claudia Kemfert, sei Wasserstoff als Wärmequelle extrem ineffizient und werde in Deutschland, für die Energieversorgung von Gebäuden voraussichtlich kaum zur Verfügung stehen. „Dafür braucht es das Gasverteilnetz im heutigen Umfang sicher nicht – der Grund dürfte eher sein, dass es für viele Kommunen nach wie vor eine ergiebige Geldquelle ist und weniger Erlöse aus dem Erdgasgeschäft sie in finanzielle Schwierigkeiten bringen könnten“, so die Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am DIW.
 
 
„Wasserstoff als Wärmequelle extrem ineffizient“

Der Rückkauf der Gasnetze könnte nach Ansicht der Wissenschaftler ein erster Schritt sein. So hätten die Kommunen mehr Einfluss auf die Gasversorgung und könnten die Netze in eigener Regie verkleinern. Bisher sei dies jedoch kaum möglich, denn das Energiewirtschaftsgesetz schreibe vor, dass bestehende Netze weiter betrieben werden müssen, solange auch nur vereinzelt Haushalte an das Netz angeschlossen seien. Hieraus ergebe sich aber ein Akzeptanzproblem: Wenn weniger Erdgaskunden über die Netzentgelte das Erdgasnetz finanzieren müssten, steige die Belastung des Einzelnen und sinke möglicherweise die Akzeptanz der Wärmewende – vor allem bei denen, die nicht bestimmen können, mit welcher Technologie geheizt wird.

Darüber hinaus weisen die Autorinnen der Analyse auf die langen Abschreibungszeiträume hin. Zwischen 45 und 55 Jahren können sie betragen. Da mehr als die Hälfte der Leitungen nicht einmal 35 Jahre alt seien, wären sie bis 2045 nur teilweise abgeschrieben. Zu diesem Zeitpunkt müssen jedoch dem Wärmeplanungsgesetz zufolge alle Wärmenetze klimaneutral sein. Die Eigentümer der Netze stecken dann „in der Klemme“, wie es die Autoren formulieren: „Sie müssen abwägen zwischen wirtschaftlichen Interessen und Klimaschutz.“

„Die Frage, inwiefern bereits getätigte oder noch ausstehende Investitionen über den kürzeren Lebenszeitraum, den diese Gasverteilnetze dann haben, abgeschrieben werden können, muss deutlich adressiert werden”, sagt Holz. Denn sowohl kommunale als auch privatwirtschaftliche Unternehmen müssen sich die Stilllegung von Erdgasnetzen finanziell leisten können. Ein Ansatz sei eine deutlich höhere Unterstützung des Bundes für Länder und Kommunen. Außerdem sprechen sich die Wissenschaftlerinnen für eine Aufhebung der allgemeinen Anschlusspflicht, wie sie das Energiewirtschaftsgesetz vorschreibe.

Die Analyse mit dem Titel „Wärmewende: Bundesregierung sollte Kommunen bei der Stilllegung der Erdgasnetze unterstützen“ steht auf der Internetseite des DIW zur Verfügung.

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Fritz Wilhelm

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